Libanon Restaurant
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Berger Straße 19-21, 40213 Düsseldorf
Restaurant Partyservice Konditorei
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GastroGuide-User: x2x
x2x hat Libanon Restaurant in 40213 Düsseldorf bewertet.
vor 10 Jahren
"Was Allah und Mohammed sein Prophet gerne genießen."
Verifiziert

Geschrieben am 30.03.2015 | Aktualisiert am 23.06.2015
Besucht am 28.03.2015
* Sonntag-Nachmittag in Düsseldorf, Ende März 2015. Wo der Frühling ist, keine Ahnung ? Dauerregen, 7 Grad, immerhin Plus. Nach guten 2 Stunden Intensiv-Shopping, hatte ich die Nase (und die Schnautze) voll. Müssen eigentlich verkaufsoffene Sonntage sein ? Sonntags wo Ehefrauen auf die Idee kommen, in völlig überfüllte Innenstädte zu fahren. Volle Geschäfte und an jeder Ecke gibt es "20% auf alles", die ich überhaupt nicht will. Die Werbung reduziert sich auf "Sale". Ich will in keine Umkleidekabine mehr und die US-Grössen (36/30) lerne ich sowieso nicht. Und wenn dann eine Zaubermaus in Form einer Verkäuferin auftaucht und fragt mit einem Augenauflschlag ob sie helfen könnte, würde ich gerne lautstark rufen: "Helfen, ja gerne. Einen Sessel, etwas zu trinken, etwas zu essen und bitte, bitte kein Umkleidekabinen-Ambiente mehr".

* Durchnässt mit Schnappatmung landen wir in der Düsseldorfer-Altstadt. Offene Geschäfte müssen Sonntagsnachmttags nicht sein, offene Restaurants dagegen gerne. Wir landeten im Libanon, nicht zum erstenmal. Arabische Küche, mitten in Düsseldorf. Der Betrieb besteht aus 3 Bereichen, * Libanon Express (Imbiss zum mitnehmen), * Libanon Patisserie (arabische Backwaren), * Libanon das Restaurant. Unsere Wahl, das Restaurant. Das Flair, das Ambiente arabisch. Nun gut, sagen wir es mal so: Etwas arabisch, etwa touristisch arabisch, etwa Kitch. Die touristische Erwartung der zahlreichen Altstadtgäste wird bestimmt erfüllt. So stellt man sich Allahs Welt in "1001 und eine Nacht" vor.

* Das Restaurant ist hell und offen und erinnert an ein Bistorante. Die Bestuhlung entspricht nicht mehr dem Zeitgeist, aber wer weiß schon auf was Allah am liebsten sitzt. Viele bunte Fliesen am Boden und in Teilen auch an den Wänden. Das Restaurant war relativ gut gefüllt. Normalerweise pflegt der konservative Deutsche Gast am Sonntag um 16:00 Uhr Kaffee und Kuchen zu konsumieren, anstatt ein Restaurant zu betreten. Hier aber ist fast immer geöffnet. Im Umfeld der Düsseldorfer Altstadt mit 300 Restaurants, Kneipen, Spelunken, Hasenställen, Brauhäusern und sonstigen Behausungen zum Essen, Trinken und anderen Möglichkeiten der körperlichen Entspannung. - Der Kellner naht. Oh je, es war wieder der gleiche arabische Servicebegleiter wie bei unseren vorherigen Besuchen hier. Nennen wir ihn einfach wieder "Mr. Achmed". Mister Achmed besitzt die Fähigkeiten eines arabischen Basarhändlers, eben ein perfektes Verkaufstalent. Männer aus Nordafrika und dem Nahen Osten werden als Verkäufer geboren. Sie finden immer die richtige "Ansprache". Und wenn am Gästetisch Damen sitzen, versprühen die dunklen Augen und der Mund kiloweise Charme. Sofort wurde klar, Mr. Achmed wollte uns ein orientalisches Menü verkaufen. Dabei strahlt er Hasimausi an, er war sich sicher das wir seiner Empfehlung folgen würden. Er behielt recht. "Sie trinken mein Herr ?" Ich hatte (viel) Durst und im Hals noch den Staub aus den Umkleidekabinen, daher "Bitte ein Alt". Für meine Dame Wein - natürlich aus dem Libanon. Angaben über den offenen Wein sucht man vergebens. Diese Tischweine - ähnlich wie aus Ägypten und Tunesien - sind preiswert in der Herstellung. Ein Feuerwerk von Aromen erlebt man kaum. Warum der Prophet Mohammed den Gläubigen den Verzehr solcher alkoholischen Getränke verbietet, erfährt man schnell wenn man diese Weine kostet. Eben Tischweine. Hier allerdings eine "Roten" aus Frankreich zu trinken, verbietet sich. Mr. Achmed wäre beleidigt. - Die Karte bietet a la carte Gerichte und 5 verschiedene Menüs an. Die Menüs liegen zwischen etwa 35,- und 50,- Euro. Alle haben eine Gemeinsamkeit. Mindestens 10 bis 15 verschieden Vorspeisen, warm und kalt. Wir wählten Menü Baalbek.

* Mr. Achmed hatte die Bestellung gerade aufgenommen und stand erneut am Tisch. Er servierte frisches, warmes Fladenbrot und dazu zwei frisches Creme's. In der anderen Hand ein Alt. Hatte ich bereits wieder ein Alt bestellt ? Nö eigentlich nicht. Aber Mister Achmed lächelte, wartet nicht meine Aussage ab, sondern stellte ganz schnell fest: "Sie wollten doch noch ein Alt". Ich wollte ! Wieder vielen mir die Jungs aus den Basaren ein. Immer den Blick auf den Gast/Kunden ausgerichtet, immer etwas verkaufen. Ich liebe diese Mentalität. Kurz danach, Mr. Achmed serviert die ersten Vorspeisen. Galant plazierte er die Schälchen auf den Tisch, immer dazu die Ansage was sich darin befindet. Noch ein kurzer Blick auf Hasimausi und auf mein leeres Glas. Er lächelte - wir verstehen uns, bezogen auf das Alt und auf Frauen. Die servierten Vorspeisen machten optisch einen guten Eindruck. Käsecreme mit ganz viel Knoblauch und Minze, gefüllte Weinlaubblätter, Schafskäse, Auberginenpüree, verschiedene Creme's, Pasten, Salate - wunderbar. Optisch attraktiv, Spaß im Mund, Freude beim Essen.  -  Und schon wieder ist Mr. Achmed am Tisch. Er servierte weitere Vorspeisen, jetzt warme. Falafel, Rindfleischbällchen mit Pinienkerne und Teigtaschen mit gehacktem vom Rind. Das Flatenbrot ist alle, Mr. Achmed übersieht es nicht. Unaufgefordert serviert er neues Brot, galant auf dem Tisch abgestellt, lächelnd mit dem Spruch: "Brote für die Dame". War ja klar ! Alle Vorspeisen orientalisch perfekt. Das war mal wieder arabische Esskultur. Viele kleine Tellerchen, von allem etwas. In Summe trotzdem wenig Kalorien, zumindest dann wenn man das Fladenbrot dünn mit den diversen Creme's bestreicht. Meine Dame macht das so, ich nicht. Wie immer war (fast) alles lecker. Nur die vegetarischen Frikadellen (Falafel) fanden wie immer nicht meine Zustimmung. Ich wähle nicht Anton Hofreiter von den Grünen und brauche auch keine Veggietage - oder Veggiestunden. Meine Dame bestellte Wasser. Sie hatte offensichtlich auf Allah gehört, der ja bekanntlich den Weinkonsum verbietet.

* Wie bereits ausgeführt, dass Restaurant war gut belegt. Nein leise war es nicht, aber akzeptabel. -  Mr. Achmed servierte die geleerten Vorspeisen-Schälchen ab und erkannte dabei natürlich, dass die schlechte Alternative zum Kölsch mal wieder leer war - Service perfekt. Die Hauptspeisen wurden serviert. Lammfilet am Spieß und weiteres Filet vom Hähnchen. Das Lammfleisch war von sehr guter Qualität, rosa wie es sein sollte. Gourmets hätten bestimmt irgendwelche Röstaromen bejubelt. Ich bin kein Gourmet, somit erlebte ich auch keine Röstaromen. Aber lecker war es. Genau so wie die Filets vom Hähnchen, gänzlich ohne Tadel. Dazu wurde noch ein orientalischer Salat gereicht, völlig ausreichend nach den diversen Vorspeisen. -  Mein Lieber das war es mal wieder. Oder doch nicht ? Nein, natürlich fehlte zum Dessert noch Baklava, eine aufwendig zu erstellende Dessert-Köstlichkeit aus dem Nahen Osten. Sehr süß, aber nicht ganz so süß wie das Baklava aus der Türkei. Bestehend aus Blätterteig (geschichtet) Nüssen, Pistazien, Gewürzen und Rosenwasser. Mir reicht immer ein Stückchen davon. Süße Patisserie-Fans können sich davon offensichtlich ernähren. -  Zum Ausklang darf ein Tee nicht fehlen. Leider wird ein Boukha nicht angeboten. Diese Destillation aus Feigen, fehlt hier. Warum eigentlich ? Vielleicht weil er aus Tunesien kommt ? Den Anis-Arak aus dem Libanon mag nicht jeder.

* Arabisch essen, immer wieder ein Genuß. Man konsumiert diverse Kleinigkeiten der arabischen Küche, abgestimmt auf den mitteleuropäischen Geschmack. Hier im Libanon etwas touristisch angehaucht, aber verzeichlich mitten an der längsten Theke der Welt. Im Sommer kann man vor dem Haus sitzen, das wo das pralle Leben der tausenden Altbierkonsumenten stündlich vorbei zieht. 


* Fazit. Das Essen verdient ohne Einschränkungen 4 Sterne, der Service 5 Sterne und das Ambiente ? Nun das ist eine Frage der ganz persönlichen Einstellung. Wem dieser Mix aus vielen Kacheln und ganz viel Orient gefällt, der vergibt bestimmt 5 Sterne. Wir mögen dieses Ambiente eigentlich, aber das ein oder andere arabische Restaurant im Umfeld (z.B. das Al Howara in Wuppertal) geht mit dem orientalischen Design etwas dezenter, schicker und sensibler um. Daher für das Ambiente im Libanon 3 Sterne.

Was bleibt uns ? Ganz einfach: "Shukran".
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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