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Alte Menschen wirken oft zart und verletzlich, können aber auch sehr bestimmt und konsequent sein. Vor ein paar Jahren hat Mutter unwiederbringlich beschlossen, sich dem Rummel um ihren 90. Geburtstag zu entziehen und die Flucht nach Hannover anzutreten, um nur im engsten Familienkreis zu feiern. Und obwohl sie es hasst, ihrer Wohnung fern zu sein, will sie sogar mehrere Tage in die Diaspora, um bestimmten Leuten gar keine Chance zu geben, Schlange an ihrer Wohnungstür zu stehen und Glückwünsche zu übermitteln. Sie will einfach nicht da sein. Punkt.
Damit obliegt es uns Töchtern, ein Restaurant auszusuchen, das einigen Anforderungen gerecht werden muss:
- Mutter liebt eating out und vor allem Dinge, die sie eigentlich nicht essen darf wie Ente oder Gans
- gern jede Form von Fernost (dann muss das Restaurant eine Drehtisch haben)
- gut gewürzt im Gegensatz zu den sanften Geschmackstönen im Stift
- es muss einigermaßen ruhig sein, weil sonst ihr Hörgerät anfängt zu spinnen
- kompetenter und flotter Service
- gemütliche und wohl-dekorierte Einrichtung
- nicht zu teuer
- schon gediegen, aber nicht zu fein
Wir begannen unsere Probeessen heute im 'Wang’ (hat einen Drehtisch). In einem hübschen, denkmalgeschützten (?) Haus gelegen in der Nähe des Leinewehrs (Mutter liebt auch Wasser!). Kurz nach High Noon trafen wir ein. Und es wurde tatsächlich ein Show Down.
Brechend voll (für mich zunächst ein gutes Zeichen) und mit Hilfe eines immer freundlichen und unglaublich fixen Service okkupierten wir den letzten freien Tisch, studierten wir zunächst das à la carte Angebot. Ein Mitesser entschied sich dafür, zwei für das 8-Euro-Buffet, um sich einen Überblick zu verschaffen. Das Buffet sah tatsächlich ansprechend angerichtet aus, versprach aber schon auf den ersten Blick keine Überraschungen. Da gab Schilder mit den Aufschriften 'Huhn’, 'Schweinefleisch’, 'Rindfleisch’, 'Ente’, Saucen 'süßsauer’, 'pikant’, 'scharf’, 'Omelett’, 'Fastenspeise’, 'Suppe’, 'Salat’, 'Obst’.
Der A la carte Esser bekam sein Essen, als die Buffet-Esser den letzten Bissen gebackene Banane muffelten. Und das riss es auch nicht mehr raus.
Fazit 1: Nix für nen 90sten von Muttern; viel zu laut und zu wuselig; zu eng bestuhlt.
Fazit 2: Konnte einfach nur lachen. Ich sehe das kulinarische Leben als eine Art Leiter, deren untere Stufen beim Hochsteigen einfach zerbröseln. There is no way back. Und das hat nichts mit Geld zu tun. Diese glutamat und agar-agar schwangere, geschmacks- und herkunftsfreie Esskultur habe ich längst hinter mir gelassen. Wenn man erstmal Restaurants wie das Ni Hao oder das Golden, das Man Wah, das Xiao Xiang, das Mei Moon in Hamburg oder das Tsun-Gai in Düsseldorf genießen oder gar in China Towns oder an Straßenständen der Welt essen durfte, verschieben sich einfach die Perspektiven
Fazit 3: Ich habe auch schon andere chinesische Buffets in Deutschland ausprobiert. Die Idee als solche finde ich gar nicht mal so schlecht. Denn sie kann einem Restaurant die Möglichkeit eröffnen, viele verschiedene Gerichte nach und nach zu präsentieren und einem neuerlichen Gang zum Buffet einen Überraschungscharakter zu verleihen. Das habe ich auch schon erlebt und so kam ich zu Genüssen, die ich nicht erwartet hatte. Das war hier leider nicht der Fall.
Oh Leute, ich weiss nicht, warum dem Laden so die Bude eingerannt wird. Das ist fusion-Küche at its worst. Das hat nichts mit China oder fernöstlichen Spezialitäten zu tun.
Und da hier jeden Tag Mittagsbuffet und ich glaube 4 mal die Woche Abendbuffet ist, wüsste ich nicht, wann ich die à la carte Küche mal in Ruhe herausfordern könnte.