„Neapel sehen und sterben“ erschien mir immer als eine sehr zweifelhafte Empfehlung, „Neapel sehen und genießen“ hat mir dagegen weitaus mehr zugesagt. Und deshalb bin ich seit einer zweiwöchigen Tour Gastronomique durch diese Stadt immer bereit, alles stehen und liegen zu lassen, wenn man mir Köstlichkeiten vom Fuße des Vesuvs verspricht. Die sich leider oft als falsche Versprechungen entpuppten.
Das war – neben rabenschlechten Erlebnissen im Bella Napoli in Feuerbach und mäßiger Küche im Piccola Napoli an der Schwabstrasse - auch der Grund, warum ich bislang nie versucht war, das „Nostalgia di Napoli“ im Heusteigviertel auszuprobieren. Wobei der Name ja für mich eigentlich Programm sein sollte.
Aber im Leben ist es ja für viele Dinge nie zu spät, und so fanden wir uns gegen acht in der Mozartstrasse wieder. Von außen sieht es nett aus, weißes Schild und Blumenkästen, gepflegtes Haus. Drinnen dann angenehm schlicht und folklorefrei, es dudelt auch keiner „Santa Lucia“ oder „O sole mio“, weiße Wände, schöne blanke Holztische, dunkle Lederbänke und Stühle. Die Tische stehen mir mal wieder zu eng, aber das kann man hier unter Lokalkolorit verbuchen – wie schrieb Luciano de Crescenzo so schön, bei einem Herzinfarkt auf der Straße stirbst du in Mailand, weil sich keiner um dich kümmert, und in Neapel, weil vor lauter dichtgedrängten Leuten um dich der Krankenwagen nicht zu dir durchkommt. Aber so voll ist es Gott sei Dank nicht.
Der Empfang braucht ein bißchen, der Kellner ist noch mit Serviettenfalten beschäftigt, immerhin bemerkt er unser dezentes Im-Weg-Stehen irgendwann. Er begleitet uns in den hinteren Teil des Lokals und läßt uns trotz Reservierung zwischen einigen Vierertischen (die auch für vier gedeckt sind), wählen, unsere Frage nach einem explizitem Zweiertisch in der Ecke wird mit „ist reserviert“ beantwortet. Aha, offenbar Stammgäste, die wissen, wo man am besten sitzt.
Gut wir setzen uns, und nein, die anderen Gedecke werden nicht abgeräumt, aber wir haben Glück und an diesem Abend setzt sich keiner zu uns. Das Publikum ist sehr normal und unverkrampft, es sieht weder nach Sparbrötchen noch nach Killesberg aus, auftakeln muß man sich hier nicht.
Schnell kommt die Karte, und die ist sehr überschaubar aus der Kategorie klein und fein, es gibt als Wochenempfehlungen jeweils drei bis fünf Antipasti, Primi, Secondi, daneben außerdem eine vergleichbar kleine Standardkarte und jawohl, es gibt auch Pizza. Der nicht näher spezifizierte Hauswein in rot und weiß 0,25l ist kurioserweise mit € 7,50 teurer als sortenbenannte (Standard)Weine. Das San Pellegrino gibt es für € 5, die Vorspeisen tummeln sich im Bereich um die 10 €, bei den Hauptspeisen ist die Spreizung größer, Pizze unter € 10, bei Fisch (Seeteufel) kann es auch in die 20er gehen, aber nicht weit. Insgesamt schreit die Auswahl nicht gerade Neapel, aber es ist auch ein weiter Weg bis zu Tortellini in Sahnesauce.
Wir bestellen Carpaccio di Spada (€ 10,50) und Vitello Tonnato (€ 10,80), danach (ich kann’s mir nicht verkneifen) Pizza Tonno e Cipolla mit zusätzlich Kapern (€ 9,50) und Scaloppine al Marsala (18,50). Zu trinken zunächst der weiße Hauswein, erklärt als Sauvignon (der Rote ist ein Primitivo), danach der Rosato „ein trockener Wein", € 5,50. An der Weinberatung könnte man noch arbeiten...
Das Wasser kommt zügig, bald auch der Wein, der gut ist. Zum Wein auch ausgezeichnetes Pizzabrot in Form von dicken Stangen, extrem gut.
Nach passender Wartezeit folgen die Antipasti, und die sind beide exzellent. Auch die Pfeffermühle wird auf Anfrage sofort gebracht. Mein Schwertfisch in einer Marinade aus tollem Olivenöl und Zitronensaft mit rosa Beeren muß nicht mehr schwimmen, sondern ist nur dezent beträufelt. Toll. Das Vitello ist fast ebenso fein gescheibelt, und genau wie mein Carpaccio sehr schön angerichtet. Ich nutze das Pizzabrot, um etwas Thunfischmayonnaise zu stibitzen, auch das war lohnend.
Wieder angenehme Pause, dann kommen die Hauptspeisen, der Kellner kann sich wie auch bei der Vorspeise wieder nicht merken, wer was bestellt hat, aber das läßt sich klären. Meine Pizza ist weder römisch hauchdünn noch sizilianisch dick, sondern tatsächlich napoletanisch mittel, wenn auch für meinen Geschmack etwas zu üppig belegt. Aber sie ist gut, genauso wie die Scaloppine, die mit einem Gemüsetellerchen serviert werden. Der Primitivo ebenfalls.
Während wir noch wohlige Sattheit und den letzten Wein genießen, kommen von unserem Wunschtisch in der Ecke eindeutige Duftwolken: Trüffelschwaden wabern bis zu uns, und wenn wir nicht so satt wären, wir bekämen gleich wieder Hunger: Die Nudeln mit Trüffeln werden von uns bestimmt beim nächsten Ma(h)l bestellt, so toll, wie die riechen. Wir sind zufrieden und kommen wieder. Vielleicht kann man ja auch den Koch mal animieren, was mit Auberginen auf die Karte zu nehmen? Wenn er mal Sehnsucht nach Neapel bekommt?
Freundlich-funktional, im Vergleich zu dem Getüddel im Perbacco angenehm spröde. Daß sich ein italienischer Kellner nicht merkt, was wer bestellt hat, ist mir selten passiert. Aber man braucht vielleicht ein bißchen, um mit ihm warm zu werden.
Das Essen
Sehr gute italienische Küche, die für meinen Geschmack - beim Namen des Lokals - noch eine Brise mehr Posilippo gebrauchen könnte.
Das Ambiente
Plus für das Ambiente: Stimmig bis zu den Toiletten. Schön fand ich, daß man in bester Trattoria-Manier genauso einfach nur eine Pizza wie auch ein mehrgängiges Menü essen kann. Rundum angenehm.
Sauberkeit
Sehr gepflegt, alles blitzsauber.
Allgemein
„Neapel sehen und sterben“ erschien mir immer als eine sehr zweifelhafte Empfehlung, „Neapel sehen und genießen“ hat mir dagegen weitaus mehr zugesagt. Und deshalb bin ich seit einer zweiwöchigen Tour Gastronomique durch diese Stadt immer bereit, alles stehen und liegen zu lassen, wenn man mir Köstlichkeiten vom Fuße des Vesuvs verspricht. Die sich leider oft als falsche Versprechungen entpuppten.
Das war – neben rabenschlechten Erlebnissen im Bella Napoli in Feuerbach und mäßiger Küche im Piccola Napoli an der Schwabstrasse - auch... mehr lesen
Nostalgia Di Napoli
Nostalgia Di Napoli€-€€€Restaurant07116403329Mozartstraße 32, 70180 Stuttgart
4.0 stars -
"Italien um die Ecke" orcagnaAllgemein
„Neapel sehen und sterben“ erschien mir immer als eine sehr zweifelhafte Empfehlung, „Neapel sehen und genießen“ hat mir dagegen weitaus mehr zugesagt. Und deshalb bin ich seit einer zweiwöchigen Tour Gastronomique durch diese Stadt immer bereit, alles stehen und liegen zu lassen, wenn man mir Köstlichkeiten vom Fuße des Vesuvs verspricht. Die sich leider oft als falsche Versprechungen entpuppten.
Das war – neben rabenschlechten Erlebnissen im Bella Napoli in Feuerbach und mäßiger Küche im Piccola Napoli an der Schwabstrasse - auch
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„Neapel sehen und sterben“ erschien mir immer als eine sehr zweifelhafte Empfehlung, „Neapel sehen und genießen“ hat mir dagegen weitaus mehr zugesagt. Und deshalb bin ich seit einer zweiwöchigen Tour Gastronomique durch diese Stadt immer bereit, alles stehen und liegen zu lassen, wenn man mir Köstlichkeiten vom Fuße des Vesuvs verspricht. Die sich leider oft als falsche Versprechungen entpuppten.
Das war – neben rabenschlechten Erlebnissen im Bella Napoli in Feuerbach und mäßiger Küche im Piccola Napoli an der Schwabstrasse - auch der Grund, warum ich bislang nie versucht war, das „Nostalgia di Napoli“ im Heusteigviertel auszuprobieren. Wobei der Name ja für mich eigentlich Programm sein sollte.
Aber im Leben ist es ja für viele Dinge nie zu spät, und so fanden wir uns gegen acht in der Mozartstrasse wieder. Von außen sieht es nett aus, weißes Schild und Blumenkästen, gepflegtes Haus. Drinnen dann angenehm schlicht und folklorefrei, es dudelt auch keiner „Santa Lucia“ oder „O sole mio“, weiße Wände, schöne blanke Holztische, dunkle Lederbänke und Stühle. Die Tische stehen mir mal wieder zu eng, aber das kann man hier unter Lokalkolorit verbuchen – wie schrieb Luciano de Crescenzo so schön, bei einem Herzinfarkt auf der Straße stirbst du in Mailand, weil sich keiner um dich kümmert, und in Neapel, weil vor lauter dichtgedrängten Leuten um dich der Krankenwagen nicht zu dir durchkommt. Aber so voll ist es Gott sei Dank nicht.
Der Empfang braucht ein bißchen, der Kellner ist noch mit Serviettenfalten beschäftigt, immerhin bemerkt er unser dezentes Im-Weg-Stehen irgendwann. Er begleitet uns in den hinteren Teil des Lokals und läßt uns trotz Reservierung zwischen einigen Vierertischen (die auch für vier gedeckt sind), wählen, unsere Frage nach einem explizitem Zweiertisch in der Ecke wird mit „ist reserviert“ beantwortet. Aha, offenbar Stammgäste, die wissen, wo man am besten sitzt.
Gut wir setzen uns, und nein, die anderen Gedecke werden nicht abgeräumt, aber wir haben Glück und an diesem Abend setzt sich keiner zu uns. Das Publikum ist sehr normal und unverkrampft, es sieht weder nach Sparbrötchen noch nach Killesberg aus, auftakeln muß man sich hier nicht.
Schnell kommt die Karte, und die ist sehr überschaubar aus der Kategorie klein und fein, es gibt als Wochenempfehlungen jeweils drei bis fünf Antipasti, Primi, Secondi, daneben außerdem eine vergleichbar kleine Standardkarte und jawohl, es gibt auch Pizza. Der nicht näher spezifizierte Hauswein in rot und weiß 0,25l ist kurioserweise mit € 7,50 teurer als sortenbenannte (Standard)Weine. Das San Pellegrino gibt es für € 5, die Vorspeisen tummeln sich im Bereich um die 10 €, bei den Hauptspeisen ist die Spreizung größer, Pizze unter € 10, bei Fisch (Seeteufel) kann es auch in die 20er gehen, aber nicht weit. Insgesamt schreit die Auswahl nicht gerade Neapel, aber es ist auch ein weiter Weg bis zu Tortellini in Sahnesauce.
Wir bestellen Carpaccio di Spada (€ 10,50) und Vitello Tonnato (€ 10,80), danach (ich kann’s mir nicht verkneifen) Pizza Tonno e Cipolla mit zusätzlich Kapern (€ 9,50) und Scaloppine al Marsala (18,50). Zu trinken zunächst der weiße Hauswein, erklärt als Sauvignon (der Rote ist ein Primitivo), danach der Rosato „ein trockener Wein", € 5,50. An der Weinberatung könnte man noch arbeiten...
Das Wasser kommt zügig, bald auch der Wein, der gut ist. Zum Wein auch ausgezeichnetes Pizzabrot in Form von dicken Stangen, extrem gut.
Nach passender Wartezeit folgen die Antipasti, und die sind beide exzellent. Auch die Pfeffermühle wird auf Anfrage sofort gebracht. Mein Schwertfisch in einer Marinade aus tollem Olivenöl und Zitronensaft mit rosa Beeren muß nicht mehr schwimmen, sondern ist nur dezent beträufelt. Toll. Das Vitello ist fast ebenso fein gescheibelt, und genau wie mein Carpaccio sehr schön angerichtet. Ich nutze das Pizzabrot, um etwas Thunfischmayonnaise zu stibitzen, auch das war lohnend.
Wieder angenehme Pause, dann kommen die Hauptspeisen, der Kellner kann sich wie auch bei der Vorspeise wieder nicht merken, wer was bestellt hat, aber das läßt sich klären. Meine Pizza ist weder römisch hauchdünn noch sizilianisch dick, sondern tatsächlich napoletanisch mittel, wenn auch für meinen Geschmack etwas zu üppig belegt. Aber sie ist gut, genauso wie die Scaloppine, die mit einem Gemüsetellerchen serviert werden. Der Primitivo ebenfalls.
Während wir noch wohlige Sattheit und den letzten Wein genießen, kommen von unserem Wunschtisch in der Ecke eindeutige Duftwolken: Trüffelschwaden wabern bis zu uns, und wenn wir nicht so satt wären, wir bekämen gleich wieder Hunger: Die Nudeln mit Trüffeln werden von uns bestimmt beim nächsten Ma(h)l bestellt, so toll, wie die riechen. Wir sind zufrieden und kommen wieder. Vielleicht kann man ja auch den Koch mal animieren, was mit Auberginen auf die Karte zu nehmen? Wenn er mal Sehnsucht nach Neapel bekommt?
https://www.youtube.com/watch?v=UtXWBiI5o-M ;-)
Freundlich-funktional, im Vergleich zu dem Getüddel im Perbacco angenehm spröde. Daß sich ein italienischer Kellner nicht merkt, was wer bestellt hat, ist mir selten passiert. Aber man braucht vielleicht ein bißchen, um mit ihm warm zu werden.
Sehr gute italienische Küche, die für meinen Geschmack - beim Namen des Lokals - noch eine Brise mehr Posilippo gebrauchen könnte.
Plus für das Ambiente: Stimmig bis zu den Toiletten. Schön fand ich, daß man in bester Trattoria-Manier genauso einfach nur eine Pizza wie auch ein mehrgängiges Menü essen kann. Rundum angenehm.
Sauberkeit
Sehr gepflegt, alles blitzsauber.