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GastroGuide-User: simba47533
simba47533 hat Ressmann's Residence in 66459 Kirkel bewertet.
vor 9 Jahren
"Dreissig Jahre "Ressmann´s Residence" (Hotel & Restaurant) in Kirkel"
Verifiziert

Geschrieben am 27.12.2015 | Aktualisiert am 29.12.2015
Besucht am 26.12.2015
In Kirkel besuchen wir im Sommer sehr gerne und oft das dortige Naturfreibad; "Ressmann´s Residence" kannten wir bis dato nur aus dem "Guide orange" (Zitat: "Der Tiroler Ressmann mit seinem Küchenchef Paul Zürn ist auch über die Grenzen des Saar-Pfalz-Kreises hinaus eine feste Adresse, wenn es um eine feine Küche geht. Hier werden mediterrane, österreichische und asiatische Akzente gekonnt aufeinander abgestimmt."). Und im September 2015 hatte die "Saarbrücker Zeitung" anlässlich des dreissigjährigen Geschäftsjubiläums einen grösseren Artikel über Günther Ressmann, sein Team und die "Residence" gebracht (Zitat: "Sein Haus gehört zu rund einem Dutzend Häusern, die, neben der Sternegastronomie, das große Renommée der saarländischen  Gastroszene ausmachen.") Das und mehr kann man alles unter www.ressmanns-residence.de nachlesen (u.a. Speisekarte, Menues, weitere Angebote,Zimmerpreise, Fotos, den kompletten Artikel der "SZ" etc.). Da wir gerne gut und auch gerne sehr gut essen, haben wir uns am Abend des 2.Weihnachtsfeiertages mit großen Erwartungen auf den Weg zu den Ressmanns und ihrer Residence gemacht. Reserviert hatten wir eigentlich für fünf Personen;nachdem Tochter und Schwiegersohn krankheitsbedingt  hatten "passen" müssen, reisten wir schließlich zu dritt. Um es vorwegzunehmen: so ganz erfüllt wurden unsere Erwartungen zumindest diesmal leider nicht. Dies hatte überwiegend mit "organisatorischen Defiziten" der Residence-Homepage zu tun; davon später mehr.

Ambiente: Schon rein äußerlich  macht die "Residence" einen durchaus noblen Eindruck, nicht zuletzt und ganz besonders bei Dunkelheit dank der klug gesetzten Lichteffekte. Drinnen erwarten den Gast zwei sehr schöne hohe Räume. Farblich bestens abgestimmt, sehr schöne Lichtobjekte sprich Lampen, so gut wie keine Deko (meiner Frau war der Raum etwas zu unpersönlich) außer an der Wand, deren Durchgang zum Hotel führt,  einige florale Elemente (für mich als mit der Flora nur bedingt Vertrauten, die Fauna  liegt mir eben wirklich mehr, scheinen es Margaritenblüten zu sein, möglicherweise liege ich da aber auch ganz falsch und Kollegen/innen, die schon bei Familie Ressmann zu Gast waren, können mich gerne berichtigen). Vielleicht würde das ein und andere Kunstobjekt den Räumen wirklich noch etwas mehr Persönlichkeit verleihen, aber vielleicht mögen es die Ressmanns ja auch so "nüchtern". Die Tische waren klassisch eingedeckt, einziger Tischschmuck waren echte Weihnachtssterne.Was mich etwas befremdet hat waren die Sitzelemente; solche oder doch sehr ähnliche Plastik-Sitzmulden haben in früheren Jahren, für kleines Geld im Baumarkt besorgt, bei mir im Garten gestanden und wurden von Vögeln vollgeschissen. Hier hätte mir edles Holzgestühl besser gefallen; für das Ambiente trotzdem insgesamt vier Sterne.

Sauberkeit: alles picobello und blitzsauber; fünf Sterne.

Service: Gut geschultes Personal unter Restaurantleiter Sante Belloni (Zitat Günther Ressmann: Sehr gutes und treues Personal ist eines der Erfolgsrezepte.).Sehr freundlich, kompetent, allgegenwärtig (manchmal hatte ich so ein klein bisschen das Gefühl, als ob Bordercollies ihre Herde sprich uns Gäste umkreisen) ohne dabei aufdringlich zu wirken oder zu sein. Der Chef, Herr Ressmann persönlich, ließ es sich nicht nehmen, unsere Essenswünsche eigenhändig aufzunehmen, nachdem er seine guten Wünsche für die Restweihnacht und das neue Jahr überbracht hatte, seine Frau Katharina bereitete mir mein Dessert am Tisch zu. Für den Service viereinhalb Sterne.

Essen: Für meinen Teil hatte ich mich bezüglich meiner Wünsche vorab an der im Rahmen der "Residence"-Homepage veröffentlichten Angaben orientiert  und schwankte eigentlich nur noch zwischen zwei Alternativen: entweder als Vorspeise die "Asiatische Reisnudelsuppe mit Huhn, Shiitake, Schweinebauch und Garnele" für EUR 12,50 und als Hauptgericht "Surf and Turf" (Irischer Hummer trifft sous vide gegartes Ochsenfilet, Risotto mit heimischen Steinpilzen und Apfeljus") für EUR 33,50 oder das viergängige "Gänse-Menu" zu EUR 56,50. Leider hatte Herr Ressmann, als er unsere telefonische Reservierung aufnahm, zwar mitgeteilt, dass wir uns nicht zwangsläufig für ein Menu entscheiden müssten sondern natürlich auch à la carte essen könnten. Dass es das Gänse-Menu über Weihnachten nicht gäbe und dass die Speisekarte an diesen Tagen nur bedingt der im Internet abgebildeten Speisekarte entspräche, davon war nicht einmal ansatzweise die Rede gewesen. Sehr schade; von einem Restaurant der Güteklasse "Residence" erwarte ich eigentlich beim Internetauftritt tagesaktuell eingepflegte Speisekarten. So gab es für mich weder die Reisnudelsuppe noch Surf & Turf und das Gänse-Menu zwangsläufig auch nicht! Weiterhin erwarte ich in der "Ressmann-Liga", dass die Weinkarte angesichts der dort aufgerufenen Preise außer dem Namen des Weines und Herkunftslandes vor allem auch den jeweiligen Jahrgang und den Erzeuger sprich das Weingut aufführt; hier gibt es durchaus noch Verbesserungsbedarf. Aber das ist jetzt schon Jammern auf hohem Niveau. Meine Frau und unser Sohn hatten sich nicht vorab festgelegt gehabt und gingen insofern "unbelasteter" als ich an die Bestellungen heran. Als Vorspeise nahmen wir "Karotten-Kürbiscremesüppchen mit seinem steirischen Öl & gerösteten Kernen" (EUR 8,50) sowie "Lisdorfer Feld- & Löwenzahnsalat an Kartoffeldressing mit pochiertem heimischen Landei und Parmaschinken-Chips" (EUR 15,00). Als Hauptgerichte folgten "Filet vom Mastkalb mit Gänsestopfleberterrine, getrüffeltem Portweinjus, buntem Gemüse und Pommes Macaire" (EUR 32,00), "Dialog vom Weideochsenfilet im Tramezzini-Mantel mit heimischen Steinpilzen und 12 Stunden sanft gegarte Backe mit Schmorkarotten und Moos-Biskuit" (EUR 32,00) sowie "Tranche vom Wildfang-Steinbutt auf Sesam-Blattspinatt und Ponzu-Schaum" (ebenfalls EUR 32,00). Ich bestellte mir als Dessert noch "Sorbet von der Limette, am Tisch aufgegossen mit wahlweise Champagner oder Edelwodka" für EUR 8,50; als Aufguß wählte ich den Edelwodka. Getrunken haben wir Averna, Pils, Weizenbier und einen sehr feinen 2014er Grauburgunder aus dem Hause Petgen-Dahm (das erfuhr ich aber erst auf Nachfrage, die Flasche hatte nämlich ein Etikett von "Ressmann´s Residence" und der Wein war mit dieser "Provenienz" auch in der Karte aufgeführt). Wie bereits erwähnt; hier gibt es nicht unerheblichen Verbesserungsbedarf.

Als Gruß aus der Küche bekamen wir ein Gläschen mit "Blumenkohl in verschiedenen Farben und Texturen". Ein auf einem Holzspieß befindliches schwärzliches Objekt hätte ich wohl nicht als Blumenkohl identifiziert, den Blumenkohl-Espuma und die dritte Textur indes sehr wohl. Geschmacklich insgesamt sehr fein! Sehr fein war auch die Salatvorspeise mit dem "pochierten heimischen Landei" (das "heimisch" bei einem Ei herauszustellen fand ich sehr putzig; hier hätte mich eher interessiert, ob es von einem freilaufenden Hinkel gelegt worden war), mit EUR 15,00 (im Internet hatte sie mit EUR 14,00 gestanden aber vielleicht sind ja gerade die heimischen Landeier zu Weihnachten einfach grösser) war dieses Gericht allerdings schon etwas zu teuer angesetzt. Bei den Hauptgerichten hatte ich wohl den richtigen Riecher gehabt: Mein Kalbsfilet war perfekt gegart (obwohl ich bei der Bestellung nicht nach dem gewünschten Garpunkt gefragt worden war) und von ausgesucht guter Fleischqualität. Ebenso 1a-Qualität hatte die Gänsestopfleberterrine, die als dicke Scheibe auf dem Filet ruhte. Der Portweinjus war ganz ausgezeichnet, die Pommes Macaire waren o.k., die Deko (hier ein Schäumchen, da ein Schäumchen) wäre für mich entbehrlich gewesen; insgesamt war ich mit meinem Gericht aber außerordentlich zufrieden. Meine Frau lobte ihren Dialog vom Weideochsenfilet und der Backe nicht ganz so sehr; die Tranche vom Ochsenfilet war superb, allerdings hatte sie wohl schon oftmals zartere Backen als diese "12 Stunden sanft gegarte" auf dem Teller gehabt, egal, ob sie nun vom Ochsen, vom Rind, vom Kalb oder vom Schwein war. In diesem Fall war sie vom Ochsen! Und auch die Tranche vom Wildfang-Steinbutt (übrigens eine recht kleine Tranche, fast schon die "Bonsai-Ausführung") konnte nicht so ganz überzeugen, war auch  im Gegensatz zum Kalbsfilet und dem Dialog, deren Preise in Ordnung  gingen, mit EUR 32,00 doch um einige Euro zu teuer. Mein Dessert, der Sorbet, war für EUR 8,50 ganz o.k.; ein bisschen wenig Sorbet, dafür aber ein sehr kräftiger Aufguss mit wirklich sehr feinem Wodka. Mein Kalbsfilet wäre fü+r sich alleine fraglos fünf Sterne wert gewesen, angesichts der kleinen Mängel bei den anderen beiden Hauptgerichten ziehe ich aber einen halben Stern ab.

Fazit: Ich war der zufriedenste Gast am Tisch; hätte ich das bekommen, wonach mir eigentlich der Sinn gestanden hätte, wäre ich noch zufriedener gewesen! Um noch einmal Herrn Ressmann zu zitieren:"Es zählt nur, was auf den Teller kommt." Das ist in der Tat so!

 
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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