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Der Betreiber der "Linde", der weit über die Grenzen Saarbrückens bekannte Gastronom Jürgen Becker, erlag im Januar 2018 einem Krebsleiden; seither führen sein Sohn Sebastian mit Mutter Heike, die auch nach wie vor ihren benachbarten Spezialitätenladen "Wein und Leben" betreibt, die "Linde". Auserdem gibt es mit Jakub Skarupa, der laut "Linde" zuvor "in grossen französischen Häusern und in Griechenland" gekocht hat, einen neuen Chefkoch.
Wir sassen heute draussen vor der "Linde" im Schatten mit direktem Blick auf den namensgebenden Baum. Rund um den Daarler Markt, an dem lediglich eine wenig befahrene Einbahnstrasse vorbeiführt, herrscht zur Mittagszeit normalerweise himmlische Ruhe. Anders heute; kaum hatte wir Platz genommen und unsere Bestellung aufgegeben, nahmen zwei Laubbläser in nur wenigen Metern Entfernung ihre Arbeit auf. Dass die langanhaltende Trockenheit und die seit Tagen über 32°C liegenden Temperaturen ihren Tribut in Form von fallenden Blättern fordern leuchtet ein. Was andererseits der Blödsinn soll, das gefallene Laub von A nach B zu blasen ohne es dort aufzunehmen, erschliesst sich mir absolut nicht; der nächste Windstoß bläst es entweder nach A zurück oder nach C bzw. D. Für die penetrante Lärmbelästigung kann die "Linde" nichts (gegen 13 Uhr haben die Herren Laubbläser unter Hintanlassung des Laubes Gottseidank die Biege gemacht und es kehrte Ruhe ein) ; der Aussenbereich kriegt von mir für "Ambiente" glatte vier Sterne.
Sauberkeit: innen wie aussen gegeben; vier Sterne.
Service: Heute hatten wir es einmal mehr mit der uns von etlichen Besuchen her bekannten Serviceleiterin Anja Schwegler zu tun. Unaufgeregt (vom Wesen wie auch vom Körperbau her der sprichwörtliche Fels in der Brandung), freundlich ohne sich anbiedern zu wollen, flott und umsichtig; das ist mir allemal vier Sterne wert.
Essen und Trinken: Ausser den Gerichten auf der Normalkarte gibt es hier zur Mittagszeit sowohl eine Plat de la semaine (Mo - Sa) mit derzeit "Kotelett vom Iberico-Schwein im Speckmantel mit Erbsengemüse" (EUR 14,50) bzw. für Vegetarier "Elsässer Bibbeleskäs mit Salat" (EUR 8,50) als auch eine Plat du jour (Mo - Fr) zum Preis von EUR 10,50 inclusive einer Flasche Wasser. Gestern wäre das "Halbes Hähnchen mit mediterranem Gemüse" gewesen, morgen wird es "Spießbraten mit Nudelsalat" sein. Heute, und das war der eigentliche Anlass unseres Besuches gewesen, waren es "Kalbsnierchen in Senfsosse mit Pasta". Meine Frau, die nicht nur in Sachen Gastro im Internet stöbert und weiss wie gerne ich Kalbsnierchen esse, hatte das Angebot entdeckt gehabt. Sie selbst mag von Kalbsnierchen höchstens ein Kostehäppchen und nahm deshalb für sich von der Normalkarte das "Pfifferlingsrisotto" für EUR 15,00.. Getrunken hat sie eine Apfelsaftschorle (0,5l EUR 4,00). Ich wollte nicht nur die mir zu meiner Plat du jour zustehende Flasche Wasser sondern bestellte mir noch einen Rotling (0,2l EUR 4,80) von Petgen -Dahm. Rosé trinke ich nur wenn es wie zur Zeit wirklich sehr warm ist. Petgen-Dahm zählt zu den bekanntesten Winzern hierzulande und ich schätze vor allem seine Rieslinge. Aber auch der hier von mir verkostete Rotling hat was; kein ausgesprochener Kracher, aber schön fruchtig und wirklich sehr angenehm zu trinken.
Während meine Frau mit ihrem Pfifferlingsrisotto sehr zufrieden war, was sie auch durchaus sein konnte, hatte ich mit meinen Kalbsnierchen zwar nicht die A....karte gezogen, zufrieden oder gar glücklich war ich damit allerdings auch nicht. Dass für einen Preis von EUR 10,50 das Mengenverhältnis Nierchen zur Pasta nur unausgewogen sprich viel Pasta und wenig Nierchen sein kann war mir natürlich schon vor der Bestellung bewusst. Daran gibt es aus meiner Sicht auch nichts zu bemängeln zumal die Nierchen selber absolut in Ordnung waren; nicht ganz durch und mit etwas Biss, genau wie ich sie mag. Sehr ärgerlich fand ich die sogenannte Senfsoße; zu gerne wäre ich in die Küche gegangen und hätte dem neuen Chefkoch mal kurz gezeigt, wie man mit Djionsenf eine leichte und doch sämige Senfsoße (ein Schuss Pernod darf dabei nicht fehlen) bereitet. Was ich nämlich bekommen habe war keine Senfsosse sondern eine ganz üble Senfpampe, die den Nierengeschmack so gut wie erschlagen hat und ausserdem mit der ganz grossen Schöpfkelles über die Pasta, die mit Sicherheit nicht selbstgemacht war und mich stark an "Zöpfli" (soweit ich mich entsinne aus dem Hause Birkel) erinnerten. Diese Dinger sind nicht im entferntesten geeignet Sosse aufzunehmen geschweigedenn diesen Senfbrei. Tut mir leid, aber für mein Gericht sind nicht mehr als eineinhalb Sterne drin. Mit den vier Sternen für das Risotto meiner Frau komme ich auf ein Mittel von zweidreiviertel Sternen und da es das nicht gibt setze ich aufgrund früherer guter Erfahrungen mit der "Linden"-Küche noch ein Viertelsternchen drauf. Ergibt in summa drei Sterne.
Preis-/Leistungsverhältnis: normalerweise gewohnt solide mit vier Sternen, diesmal muss ich leider eineinhalb davon einbehalten.
Fazit: Auch diesmal nicht alles Golde was glänzt; ich hoffe wieder auf die Zeiten in denen ich für die "Linde" bzw. für deren "Essen und Trinken" ohne groß nachzudenken ehrliche vier Sterne vergeben kann.
P.S. Nach wie vor gibt es die besten Kalbsnierchen der Stadt (wahlweise mit Tagliatelle, Bratkartoffeln, Pommes Grenaille oder Reis) in einem meiner Lieblingslokale, dem "Zum Adler". Und dies zum seit Jahren unveränderten Preis von EUR 18,90 so gut wie täglich; sie sind Bestandteil der Normalkarte und ich habe es über die Jahre nur einmal erlebt, dass sie "aus" waren.