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Zu allererst eine uneingeschränkte Lobpreisung des besagten Kellners. Während allerorten die Gastroszene einen Mangel an geeignetem Servicepersonal beklagt, scheint die hiesige Region mit Talenten nur so gesegnet zu sein. Obwohl der Laden förmlich brummt und bestimmt bis in die späten Abendstunden ausgebucht ist, schmeisst dieser Kellner scheinbar mit links das ganze Stockwerk. Im Laufschritt verteilt er Speisekarten, Gerichte, Getränke, Rechnungen mal nach links, mal nach rechts – und das hochkonzentriert, ohne je eine Minute zu schwächeln. Das ist athletische und mentale Höchstleistung. Zum Plaudern ist er allerdings nicht gelaunt. Und Fragen sollte man besser nicht stellen. Der Rest flutscht aber wie geschmiert.
Gleich noch ein Tipp für alle, die nach uns kommen: das Regensburger Weissbräuhaus verfügt über zwei Ebenen. Während unten der Bär steppt, herrscht oben angenehme Ruhe, ja fast schon Betulichkeit. Wer sich also nicht dem hektischen Trubel aussetzen will, sollte zusehen, in die ruhigen, oberen Regionen vorzudringen. Einziges Manko: hier befinden sich auch die Toiletten. Nicht jeder Gast findet in seiner Bierseligkeit unfallfrei und anstandslos dorthin…
Nun zum Speisenangebot: Rumpsteak, Gulasch und Schweinebraten „für den grossen Hunger“, herzhafte, mächtige „Pfandl-Klassiker“ mit Semmelknödel, Blaukraut und Deftigem vom Schwein, Ente in Variationen, herzhafte Brotzeiten wie Wurstsalat oder Obazda, erstaunlich viele vegetarische Speisen, sowie natürlich Würstel und Schmankerl aus der eigenen Metzgerei. Auf mich wirkt alles etwas arg inszeniert und aufgesetzt, mit geradezu erzwungener Regionalität. „Very typical“ würden unsere ausländischen Freunde wahrscheinlich konstatieren.
Egal, der agile Kellner wartet auf schnellen Zuruf der Bestellung, ausserdem drängt die Zeit. So entscheiden wir uns halt für einen Leberkäse mit Ei (10,90 Euro) und Salat mit Ziegenkäse und Oliven (13,90 Euro), dazu ein hausgebrautes, leichtes Weissbier (4,10 Euro für die Halbe) und ein Rotweinschorle unbekannter Provenienz (3,40 Euro für das Glas). Nach keiner Viertelstunde steht das Essen auf dem Tisch. Der Leberkäse schön kross angebraten, das Spiegelei ganz comme il faut, nur die Bratkartoffeln sind in unterschiedlichen Garzuständen aufgehäufelt, teilweise kaum angebräunt. Auch der Salat, der geschmacklich zwar voll okay ist und von einem feinen Balsamico-Dressing begleitet wird, wirkt optisch etwas uninspiriert. Neben einem Haufen frischen Blattsalaten liegen drei Scheiben Ziegenkäse – fertig!
Da wir das Essen erstaunlich schnell abwickeln, ist tatsächlich noch Zeit für einen Digestiv. Der Bayern Kümmel (3,20 Euro) sollte wohl eher lukullischen Notsituationen vorbehalten bleiben. Dagegen kann man sich beim Haselnussrausch (4,20 Euro) in wohligen Nutella-Aromen wähnen. So überstehen wir den Abend ganz wohlbehalten. Doch irgendwie bleibt das vage Gefühl, in einem Brauhaus-Disneyland gestrandet zu sein.