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GastroGuide-User: Hanseat1957
Hanseat1957 hat Gaststätte Adria in 28790 Schwanewede bewertet.
vor 9 Jahren
"Zeitreise: Am 06.03.1987 eröffnen Stana und Petar Brinc das Restaurant Adria in Schwanewede. Noch gibt es Jugoslawien. Heute firmiert das Adria als "kroatisch", ansonsten dürfte die Zeit ziemlich stehen geblieben sein. Das hat nicht geschadet, denn die Kl"
Verifiziert

Geschrieben am 17.05.2016
Besucht am 16.05.2016 Besuchszeit: Abendessen 2 Personen Rechnungsbetrag: 53 EUR
Allgemein:

An den Bremer Norden grenzen viel Wald und Flur, die ich gerne mit dem Fahrrad erkunde. Rückzu bin ich schon des Öfteren am unscheinbaren Adria in Schwanewede vorbeigefahren. Ich habe es auch als Jugo identifiziert gehabt, aber es sah wenig einladend aus. Ein zweiter Restaurantbesuch an Pfingsten bot nun einen Slot, das Adria zu wagen und wir haben es nicht bereut.

Wie schon in anderen Balkanrestaurants beobachtet, taucht man auch im Adria in die Vergangenheit ein. Mit uns unternahmen am Pfingstmontag an vielleicht sieben anderen Tischen vorwiegend ältere Paare eine Reise in die Nostalgiewelt eines Restaurants aus den Achtzigern. Sie waren wohl alle Stammgäste, wie die Begrüßung durch Petar Brinc zeigte, zuweilen per Handschlag (für seine Verhältnisse wohl schon als herzlich zu bezeichnen).

Zwei Dinge sind auch im Adria dem Zeitgeist geschuldet: Es gibt eine Homepage, die alle Gerichte der Standardkarte und das Angebot an Spargelgerichten zeigt (http://adria-schwanewede.de). Einen Blick auf die vielen Rubriken zu werfen ist nützlich, um sich schon einmal zu orientieren, denn die Vielfalt ist erstaunlich. Wohl hat es in den letzten drei Jahrzehnten auch Änderungen gegeben, denn die Aufnahme von Gyros, Tsatsiki und gefüllten Weinblättern aus der griechischen Küche oder von spanischen Kreationen zeugt davon, dass die Wirtsleute sich ändernde Vorlieben wahrnehmen. Aber überwiegend bietet die Karte Balkanküche und Steaks.

Das Preis-Leistungsverhältnis ist sehr gastfreundlich und vier Sterne wert.

Auch für die wenigen Balkanrestaurants, die im Meer der Griechen in Bremen und umzu überlebt haben, führe ich eine Rangliste.

In der Peergroup liegt das Adria im Mittelfeld. Hier die Rangliste der von uns besuchten und besprochenen "Jugos" (mit meinen Bewertungszwischenstufen, Essen zweifach, PLV einfach gewichtet, Rangstufen werden bei gleicher Punktzahl mehrfach vergeben):

1. Europa, Bremen-Burgdamm: 3,83
2. Dubrovnik, Bremen-Walle: 3,75
2. Melissa, Bremen-Walle: 3,75
2. Lukullus, Bremen-Steintor: 3,75
3. Adria, Schwanewede: 3,67
3. Mediterrano, Bremen-Aumund: 3,67
3. Mostar Grill, Bremen-Hastedt: 3,67
4. Pola Pola, OHZ: 3,33
5. Steakhaus Gröpelingen, Bremen-Gröpelingen: 3,08 (geschlossen)

Service:


Man nimmt die Wirtsleute Stana und Petar Brinc wahr. Das Servieren übernimmt meist Petar Brinc. Er tut es mit der Routine und Gelassenheit jahrzehntelanger Arbeit am Tisch des Gastes und auf dem Laufweg vom und zum Tresen und Küchenpass ist er in Ehren erweißt. Seine Ansprache ist gleichförmig und die Kommunikation dient dem notwendigen Austausch von Informationen. Bei der Reservierung hatte meine ständige Begleiterin nicht das Gefühl, dass Petar Brinc etwas notiert hatte und so war es denn auch; er bot freie Tischwahl an.

Meine Frage, ob die Cevapcici mit Knoblauch gewürzt seien, bejahte er mit einem Anflug von "Erregtheit" in Form von Empörung über den Frageinhalt ("Cevapcici ohne Knoblauch ...!!!"). Ob der Julischka selbst gemixt sei, beantwortete er mit "ja".

Seine eigentliche Arbeit verrichtete er zuverlässig und so kamen die Getränke schnell und die Speisen in angenehmer Taktung auf unseren Tisch. Zum Schluss gab er einen kleinen Julischka aus. Der Abrechnungsbon mit sechs Beträgen ohne Hinweis auf Speis oder Trank war handgeschrieben auf einem klassischen Abreißblock eines örtlichen Taxinternehmens, aber korrekt

Die gezeigte (linguistische) Performanz (passender Abstinenz) und die Servier-Performance münden in drei Sternen.

Der doppelte Julischka steht mit 2,60 € auf der Karte und war ein ausgewogener Mix aus Sliwowitz und Birnenlikör; er hätte etwas kälter sein dürfen. Das Bremer Regionalpils Haake Beck wird für sehr günstige 2,20 € für 0,3 l angeboten. Auch die Standardweine wie Plavac sind mit kleinen 3,00 € für das Glas 0,2 l bepreist. Flaschenweine im Literformat kommen auf 24,00 €.

Essen:


Beim Jugo gibt es Bohnensuppe und Gegrilltes!

Beim Kroaten verbietet sich eine "serbische" Bohnensuppe. Die uns schön heiß servierte Bohnensuppe (3,50 €) ohne kulinarische Herkunftsbezeichnung war sehr gelungen. Es war die Suppenbasis an sich, die überzeugend den typischen Bohnensuppengeschmack aufwies. Meine ständige Begleiterin behauptete gar, es sei die beste Bohnensuppe (ich hoffe, sie klammerte die von mir mit Chorizo selbst gekochte, weltbeste Bohnensuppe aus), die sie je gegessen habe. Die Konsistenz eher flüssig und die Einlage aus weißen Bohnen und Speckstücken zurückhaltend. Dazu gab es eine halbe Scheibe eines dunkleren, frischen Brotes. Ich gebe für die Suppe vier Sterne.

Dann bekamen wir vom Grill ein Räubersteak (Hacksteak, gefüllt mit Schafskäse, auf Wunsch Pommes statt Djuwetschreis und Beilagensalat, 12,00 €) und eine Balkanplatte (Schnitzel, Kotelett, Speck, Leber und Cevapcici als Sonderwunsch statt Hacksteak, Djuwetschreis und Beilagensalat, 12,50 €). In einer kleinen Sauciere wurde ein sehr fruchtiges, leicht pikantes Ajvar gebracht.

Das Räubersteak meiner ständigen Begleiterin war sehr kräftig gegrillt worden, einige Stellen schon grenzwertig (siehe Foto). Geschmacklich war es für mich in Ordnung, meiner Begleiterin gefiel es gut, ohne aber wieder einen Superlativ zu bemühen.

Auf meinem Grillteller gefiel mir das leider sehr klein ausgefallene Stück Leber am besten. Es war dünn geschnitten und noch zart, trotz ordentlicher Bekanntschaft mit dem Grill. Das Cevapcici war gut, reicht aber nicht an meine Referenz aus dem Europa heran. Schnitzel und Kotelett nicht zu trocken und damit befriedigend. Mein Djuwetschreis mit Gemüsestücken durchsetzt und schmackhaft. Gut gefiel uns auch der selbst gemachte Kartoffelsalat als Mitspieler auf dem ansonsten nicht weiter bemerkenswerten Beilagensalatteller.

Für das Essen in toto gebe ich 3,5 Sterne.

Ambiente:


Das Restaurant befindet sich in einem Flachdachanbau, der sich unter eine Kastanie duckt. Er wirkt dadurch unscheinbar. Die wenigen Fenster, eines davon vergittert, lassen keinen einladenden Eindruck entstehen. Betritt man das Adria, weitet sich ein Gastraum aus, den man in seiner Großzügigkeit nicht erwartet. Die Nase sagt mir, dass hier unzählige Stuyvesant, Lux, HB und Ernte die Luft geschwängert haben müssen.

Die anständig dimensionierten Tische mit Tischdecken und Tischläufern werden durch halbhohe, eichenholzfarbene Trennwände einzeln oder in Gruppen gegliedert. Die Laufwege sind breit.

Die Wände weiß und durch ein Band Sichtmauerwerk und halbrunde Spiegel aufgelockert. Auf dem Boden solide große Fliesen. Eine Tischreihe steht auf einem Podest mit Teppichboden.

Folkloristisches habe ich nicht entdeckt. Wohl aber konnte man Schlagermusi, die ich dem Balkan zuordnen möchte, vernehmen.

Sauberkeit:


Hier konnten wir nichts Nachteiliges sehen.

Die Toiletten mit kleinen, wunderbaren, gut erhaltenen gelb-braun gemusterten Fliesen türhoch geschmückt. Ansonsten mit schlichter Ausstattung, aber alles funktionierte und war sauber.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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Huck und 16 andere finden diese Bewertung gut geschrieben.