Wir verwenden Cookies
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Tantalus reichte das Wasser bis zur Unterlippe. Sobald er jedoch von dem Wasser trinken wollte, zog es sich zurück. Zu dieser Qual hatten ihn die Götter verdammt, nachdem er sich erdreistet hatte ihre Allwissenheit auf die Probe zu stellen.
In Meersburg wimmelt es von Lokalen mit schönster Aussicht auf den Bodensee, doch sobald ich etwas Speiseduft wahrgenommen oder die Karte gelesen habe, verschlägt es mir den Appetit. Könnte jedoch der Gaumen jubeln, tränt das Auge. Gebieterisch stellt es die Frage: „Bist du hier hingefahren um gut essen zu gehen oder sehntest du dich nicht nach dem wunderbaren Blick auf den See?“
Selbstverständlich will ich beides, aber das gibt die Wirklichkeit nach meiner bisherigen Kenntnis nicht her. Kann man einen Kompromiss finden? Nach einigen Tagen des Suchens scheint Zerberuz den Zauberort gefunden zu haben: Ein Restaurant, auf dessen Terrasse einem der See majestätisch entgegenlächelt und eine akzeptable Speisekarte, keine Gourmetküche, aber erfreuliche Kost.
Ein mit Wein berankter Laubengang führt über 168 Stufen von der Uferpromenade hinauf zur Terrasse des Hotels „Weißhaar“ in der Stefan-Lochner-Straße, gleichsam eine Jakobsleiter. Tatsächlich hat man von hier oben einen phänomenalen Blick auf den See. Während man unten immer nur einen Ausschnitt des Bodensees betrachtet und mehr oder weniger auf Augenhöhe mit dem Wasserspiegel bleibt, öffnet sich oben auf der Terrasse ein fulminantes Panorama bis hin zu den Schweizer Alpen. Hier kann man bleiben.
Damit sich der Gaumen auf Anhieb nicht gegenüber dem Auge vernachlässigt fühlt, beginnen wir den Abend mit einem Glas Secco. Letzte Sonnenstrahlen streifen unseren Tisch und verfangen sich in den perlenden filigranen Fontänen des Secco zu glitzernden flüchtigen Goldpunkten. Mhhmmmm - ich vermute den Müller-Thurgau als Traube. Nach diesem ersten Schluck schwirren lauter bacchantische Putten über dem See.
Wir schauen in die Speisekarte. Aufgrund des bisher geschilderten Vorspanns ist die Seele großzügig und versöhnlich getönt. Offenbar ist es dem Auge gelungen dem Gaumen etwas vom optischen Überfluss der Welt abzugeben oder besser, einen Teil dieses Überflusses in olfaktorische und kulinarische Erlebnispartikel umzuwidmen. Wenn behauptet wird, das Auge esse mit, warum sollen dann Gaumen und Magen nicht mitsehen?
Zum Auftakt des Speisens bringt uns die freundliche Bedienung Baguettescheiben und Kräuterbutter. Gleichzeitig nimmt sie unsere Bestellung entgegen. Zerberuz wählt die Schweinefiletspitzen mit Marktgemüse und Rösti, ich habe inzwischen genug Schwein gehabt und nehme Argentinisches Rumpsteak, „Café de Paris“ mit Marktgemüse aus dem Wok und Röstkartoffeln. Hierbei begleitet uns eine Flasche vom Barbera del Monferrato, 2011 vom Weingut Tacchino. Der Barbera erweist sich als der erhoffte Glücksfall. Er schmeichelt dem Gaumen, hat Volumen und Charakter, beschäftigt die Zunge von der Spitze bis zum Abgang und stellt alles, was er berührt, in einen gehobenen Rahmen. Zerberuz ist mit seiner Wahl zufrieden. Das Fleisch ist zart, die Sahnesauce schmackhaft. Das Gemüse, dampfgegart und handverlesen hat Biss und bildet von der Optik her einen schönen Kontrast zu den auf dem Teller überwiegenden Braun- Beigetönen. Besonders sticht der helle Blumenkohl hervor, umgeben von Zucchini, Brokkoli, Tomate und Paprika.
Das Gemüse aus dem Wok auf meinem Teller besteht aus Pilzen, Zucchini, Auberginen und Möhre. Es ist gut gegart, hat ebenfalls Biss und gefällt auch vom Geschmack her. Die Röstkartoffeln sind etwas zu weich geraten. Sie hätten knuspriger sein können. Das Rumpsteak macht mir zunächst Sorgen und fordert meine Kauwerkzeuge heraus. Zum Glück dauert dieser Kampf nicht lange, dann zeigt es sich rosa-rot, geschmeidig und gut gewürzt.
Vor einer prächtigen Kulisse verzehren wir ein sauber und solide zubereitetes Essen aus frischen Zutaten. Der Barbera funkelt im Glas. Zum Wohl!
Die Punkte:
Berücksichtige ich Faktoren wie Kreativität und Aufwand der Zubereitung des Essens, lande ich bei ca. 3 ½ Punkten. Denke ich daran, dass in der ‘Lecker-Liga‘ fünf Sterne oft schon für einigermaßen genießbare Pommes vom Himmel fallen, sträuben sich bei mir die Nackenhaare. Also, runde ich auf und vergebe für das Essen 4 Punkte. Für diese Wertung entscheide ich mich auch beim Service.
Das Ambiente verdient die 5 Punkte, für Sauberkeit und PVL vergebe ich ebenfalls 4 Punkte. Bei Sauberkeit entscheide ich mich deshalb so, weil ich die Innenräume und Toiletten nicht genutzt habe und deshalb auch nicht beurteilen kann.
Die Preise:
Schweinefiletspitzen - 21,80 €
Rumpsteak - 24,50 €
0,7 Mineralwasser - 5,20 €
Glas Secco - 4,90 €
Fl. Barbera - 28,50 €