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Mit der Bärenklause begann vor vielen Jahren mein erster Blick über den kulinarischen Tellerrand, als Sandra Bernhard und Jochen Sitter das zuvor in Gastrobrache liegende Lokal wieder flott machten und meine damalige Wohnung lediglich 50m Luftlinie von dem Restaurant entfernt lag. Nicht entfernt, sondern sehr nahe lag es da, recht häufig dort einzukehren und so manchen unvergesslichen Abend in der „Klause“ zu verbringen. Wenn ich jemals ein Stammlokal hatte, war es dieses Restaurant eben zu jener Zeit (2003 bis 2008).
Im Herxheimer Ortskern befindet sich das geschichtsträchtige Fachwerkhaus, das seit 1985 im Besitz der Familie Steverding ist. Es sind die Steverdings, deren Sohn das Lokal in den 80er Jahren führte und dem die Bärenklause damals ihren legendären Ruf verdankte. Peter Steverding, der im Isenhof zu Knittelsheim Jahr für Jahr seinen Michelin-Stern mit Kreativität und produktorientierter Kochkunst verteidigt, hat sich hier seine gastronomischen Sporen verdient.
Doch das ist alles schon eine Weile her. Nach längerem „Leerlauf“ zog im März 2015 der talentierte Koch Sven Siebisch mit seiner Frau Angela (Service) hier ein. Siebisch, der zwölf Jahre lang Kocherfahrung in der Schweiz sammelte und unter anderem als Küchenchef im Restaurant des 3-Sterne-Superior-Hotels Paxmontana in Flüeli-Ranft tätig war, hat es wieder in heimische Gefilde verschlagen. Und hier kocht er richtig ambitioniert auf. Mit seiner mutigen Frischeküche hat er wieder Leben in die gastronomische Einöde Herxheims gebracht. Dass er da auch am diesjährigen Wettbewerb „So schmeckt die Südpfalz 2016“ teilnimmt, versteht sich von selbst.
Man betritt die von außen sehr gepflegt wirkende Speisegaststätte durch die dunkle Holzpforte und befindet sich sogleich inmitten des schmalen Vorraums, von dem aus nach links über Stufen der eigentliche Gastraum erreicht wird. Geht man geradeaus weiter, stößt man unwillkürlich auf den Außenbereich, einer ruhig im hinteren Hofbereich gelegenen Terrasse, die von Häuserwänden und Mauerwerk begrenzt wird. Hier würde mehr Begrünung von dem omnipräsenten Beton etwas ablenken. Im Vorraum dominiert dunkles Holz an der Decke und bei den Tischen. Die weiß gestrichene Wand wird durch moderne Kunst im Leinwandformat etwas aufgelockert, während freigelegte Fachwerkbalken ihren rustikalen Charme versprühen. Im eigentlichen Hauptgastraum befindet sich der komplett aus Holz geschaffene Thekenbereich. Die Tische sind im Herzstück der Bärenklause etwas feiner eingedeckt. Weißes Leinen, von Metallringen zusammengehaltene Stoffservietten, Einfachgedeck und auf Glanz polierte Weißweingläser zieren die sechs Tische des Gastraumes. Die Hängelampen, die von der Holzdecke baumeln wirken leicht Retro, während der geflieste Fußboden etwas steril wirkt. Hier würden die passenden Holzdielen den Raum sichtbar aufwerten.
Gleich vorweg, es war erst mein zweiter Besuch in der Bärenklause seit die Familie Siebisch das Lokal führt. Doch das, was ich dort Ende September genießen durfte, hatte echt klasse. Dabei fiel mir das reichhaltige Angebot an Wildgerichten, dessen Fleisch ausschließlich aus heimischer Jagd stammt, besonders auf. Wildbratwurst, gebratener Rehrücken, geschmortes Rehragout, Rehgeschnetzeltes und Wildschweinrücken findet man nicht auf jeder Speisenkarte. Und das zu Preisen um die 20 Euro. Da kann man wirklich nicht meckern. Daneben bietet Siebisch eine Auswahl klassischer Gerichte, wie beispielsweise die geschmorten Ochsenbacken (16 Euro) oder die geschnetzelte Kalbsleber (17,50 Euro). Unter der Handvoll Vorspeisen tummeln sich immer auch zwei Suppen (diesmal Rote-Beete und Kürbiscrème), während kleine Köstlichkeiten wie Garnelen und Froschschenkel von der Nähe zum benachbarten Elsass künden.
Zusätzlich zur „normalen“ Karte gab es an diesem Abend zwei jeweils 3-gängige Apfelmenüs im Rahmen des bereits erwähnten Pfälzer Genusswettbewerbs. Das eine wurde in der vegetarischen Variante angeboten (30 Euro), während sich das „eigentliche“ Wettbewerbsmenü mit gebeiztem Lachs und einem Dreierlei vom Apfel als Vorspeise, einem Lammrücken unter Apfel-Korianderkruste als Hauptgang und dem Caramelapfel mit Apfelmacaron und Apfel-Calvados-Praline zum Dessert richtig gut anhörte. Doch an diesem für Ende September ungewöhnlich warmen Sonntagabend war uns nicht nach 3 Gängen zumute.
Als Apéro wählte ich ein Gläschen Lillet-Berry, das für 5,50 Euro ruhig hätte etwas fülliger ausfallen dürfen. Meine Begleitung erfreute sich an einem frischen Radler (0,5l für 4 Euro), dessen Bieranteil aus einer bekannten Eifler Brauerei stammte. Als kleine Einstimmung wurde ein kleines Schälchen mit frischem Kräuterquark gereicht. Dazu knackig frisches Baguette, das dem Geschmack nach von der ortsansässigen Kultbäckerei Kerner stammte. Bei der Vorspeise hatte ich für den Marktsalat mit gebratenen Pilzen (Pfifferlinge und Champignons) und Croutons (7 Euro) entschieden. Sein leckeres Kräuterdressing verlieh ihm zusammen mit den herzhaft gewürzten Pilzen ein ausgezeichnetes Aroma. Kurzum, eine Vorspeise, die sich für einen Sommerabend auf der Gartenterrasse sehr gut eignete.
Für den Hauptgang hatte sich meine Begleitung viel vorgenommen. Der große Burger, den sie hier „Big B“ nennen, bringt gute 200g gehacktes Rindfleisch in Bulettenform zwischen sein Bun. Mit Tomaten, Zwiebeln, Gurken, Eisbergsalat und Burgersauce kostet er in der Grundausstattung 13,50 Euro. Cole Slaw und selbstgemachte, würzige Wedges inklusive. Extras wie Bergkäse oder Bacon kosten jeweils 1,50 Euro Aufschlag. Klar, musste ich meiner Begleitung bei der Bewältigung ihres „Bacon-Big-B“ helfen. Aber man tut ja, was man kann.
Ich wählte als Hauptgericht von der Wildkarte Rehgeschnetzeltes mit Preiselbeerrahmsauce, Pfifferlingen und Spätzle (18 Euro). Das Rehfleisch war nicht totgebraten, sondern ausgesprochen zart in seiner Textur. Die Sauce hatte eine leichte Süße von den Preiselbeeren, ohne jedoch die notwendige Würze vermissen zu lassen. Die Spätzle waren wahrscheinlich Convenience, schmeckten aber fast wie selbstgemacht. Alles in allem war das ein äußerst stimmig arrangiertes Wildgericht, dessen hervorragendes Fleisch den besonderen Akzent setzte. Dazu passte der St. Laurent vom Birkweiler Weingut Kleinmann. Das Achtel wurde mit 2,50 Euro berechnet.
Was die Weine angeht, war das Angebot früher zu „Bernhard-Sitter-Zeiten“ wesentlich breiter gefächert. Mit Pfaffmann, Becker, Meßmer und Kleinmann hat man zwar einige der Pfälzer Größen am Start, trotzdem wäre hier noch Luft nach oben was die Auswahl angeht. Dies trifft sicherlich auch auf den Außenbereich zu, der mir etwas zu stiefmütterlich behandelt erschien. An den geschmackvoll eingerichteten Gast- bzw. Vorraum kommt die Gartenterrasse jedenfalls lange nicht heran.
Dennoch war der Besuch in der Bärenklause aus kulinarischer Sicht ein Genussmoment, auch wenn die alten Zeiten längst vorbei sind. Sven Siebisch’s Version einer frischen und authentischen Küche ist für Herxheim und seine Umgebung sicherlich ein gastronomischer Gewinn, der hoffentlich auch nachhaltig wirkt.