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GastroGuide-User: Jenome
Jenome einen Beitrag zum Zum singenden Wirt in 01968 Senftenberg geschrieben.
vor 8 Jahren
"Singender Wirt schließt seinen Gasthof zu"

Geschrieben am 09.01.2017
Er ist Kult im Lausitzer Seenland. Reiner Cornelsen (59) hat als singender Wirt 24 Jahre lang Großkoschen und den Senftenberger See zum Beben gebracht. In der Silvesternacht hat er letztmals zu Roulade und Klößen Partykracher und Schlager kredenzt. Der Gasthof "Zum singenden Wirt" ist jetzt aber Geschichte. 

Er hatte sie alle: Stefanie Hertel, Muck, Achim Mentzel, Chris Roberts, Anton aus Tirol, Petra Kusch-Lück und Roland Neudert, Oliver Frank, Peter Albert, Thomas Lück, Andreas Holm, Lutz Jahoda und Ivica Serveci waren allesamt im legendären Gasthof am Ortsausgang Großkoschen zu Gast. In all den Jahren haben sich mehr als 100 Künstler aus Funk und Fernsehen bei Cornelsens die Klinke in die Hand gegeben. Ein Duett mit Stefanie Hertel, die "Italienische Sehnsucht" gemeinsam gesungen mit Oliver Frank – für den singenden Wirt genauso kein Problem wie seine Auftritte in der "Musikantenscheune", im ZDF "Sonntagskonzert", bei der Super-Wirt-Parade und während seiner Zehn-Städte-Tournee durch Amerika.

Höhepunkt jeden geselligen Abends im Gasthof "Zum singenden Wirt" ist, wenn Reiner Cornelsen zum Mikrofon greift und Partyhits, Volksmusik und eigene Schlager zum Besten gibt. Als Zugabe dann noch die "Lausitzer Seenland Hymne". Dann war Stimmung im Saal, es wurde geschunkelt, geklatscht und mitgesungen. Die weiblichen Gäste schmolzen reihenweise dahin. Sein eigener Fanclub sowieso. Der singende Wirt vom Senftenberger See war Geheimtipp bei zahlreichen Reiseveranstaltern, die in manchen Jahren mehr als 30 Busse zum Gasthof schickten. Jetzt aber will Reiner Cornelsen kürzertreten. Sein Lokal hat er zum 1. Januar dichtgemacht, das Gewerbe ist abgemeldet, der Bierhahn zugedreht, die Stühle sind hochgestellt. Am Neujahrsmorgen um 4 Uhr in der Früh hat Cornelsen mit Ehefrau Christine sein Lokal für immer abgeschlossen.

Der Abschied schmerzt. Wehmut kommt bei den Gästen auf, die von weither immer wieder bei den Cornelsens zu Gast waren. "Ich bin nicht mehr fit genug, um den Kochlöffel und die Pfannen zu schwingen, Bier zu zapfen, Tee zu brühen und den immer größer werdenden Bürokram zu erledigen", erklärt Ehefrau Christine Cornelsen (62). Als gute Seele des Gasthofes hat sie in all den Jahren den Laden geschmissen, hinter den Kulissen die Fäden gezogen und ihrem singenden Wirt den Rücken freigehalten. Ein nicht ganz unwesentlicher Grund für den überraschenden Schlussstrich ist aus Sicht der Wirtsleute auch die fehlende Zusammenarbeit mit der Stadt Senftenberg und dem Zweckverband Lausitzer Seenland. "Wir geben den Gasthof auf. Der singende Wirt verschwindet aber nicht von der Bildfläche", sagt Christine Cornelsen.

Am Rande lüftet Christine Cornelsen dann noch das Geheimnis, wie die beiden es in all den Jahren geschafft haben, so bekannte und beliebte Künstler in den kleinen Gasthof zu locken und damit zu einem Geheimtipp im Lausitzer Seenland wurden. "Ganz einfach", erklärt die Wirtin völlig unaufgeregt. "Die kamen alle immer wieder gern wegen unserer deftigen Hausmannskost. Anton aus Tirol war immer ganz wild auf ihren Kartoffelsalat nach Koschener Rezept. Oliver Frank hat sich bei der Wirtin Bratkartoffeln mit Schnitzel und Letscho bestellt. Und von ihrem handgeschnittenen und nach Geheimrezept gewürzten Rotkraut bestellten manche Stars gleich eine doppelte Portion für den Heimweg.
Was bleibt, ist das Ende eines Kult-Gasthofes, den es so im weiten Seenland kein zweites Mal gibt. Vor 24 Jahren, am 26. Dezember 1992, auf dem einstigen Erdbeerfeld im Garten der Familie eröffnet, ist der Gasthof "Zum singenden Wirt" jetzt Geschichte. Nach dem Verkauf des Inventars wollen die Wirtsleute das Lokal umbauen lassen zur Wohnung.

Gefunden bei LR-Online.de


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