Zugegeben, wir wollten Fronleichnam zu Da Sergio, dem Inselitaliener. Leider war er ausgebucht, so dass wir kurzfristig umdisponieren mussten. Unsere Recherchen ließen uns auf ein alteingesessenes Restaurant stoßen, über das wir auch schon mal positive Gesprächsfetzen aufgefangen hatten. Mit Glück bekamen wir noch einen frühen Tisch. Andere Gäste ohne Reservierung wurden abgewiesen.
Im Lieke Deeler (steht nach kurzer Recherche für „Gleichteiler“, ein genossenschaftlicher Grundsatz der Vitalienbrüder Störtebecker und Co. zur Teilung der Prise) ist die Zeit stehen geblieben. Man taucht ein in eine altdeutsche Wohnzimmeratmosphäre. Das Publikum ganz überwiegend im dazu passenden Alter, ebenso die Oldiebeschallung eines Radiosenders.
Was wir serviert bekamen, hatte Licht und Schatten und sicherlich gibt es im Lieke Deeler viele Fischklassiker, die handwerklich einwandfrei gelingen. Deswegen wollen wir überhaupt keinen „Warnhinweis“ aussprechen. Wer mehrere Tage auf Norderney verbringt, kann eine Einkehr durchaus wagen, wenn er solide Fisch-Hausmannskost erwartet.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist für Norderney erstaunlich gastfreundlich und deswegen vier Sterne wert.
Zwei Kellner in weißen Hemden mit Weste übernehmen die Hauptarbeit des Aufnehmens der Bestellungen und des Servierens. Ein aus Schwarzafrika stammender Bediener mit portugiesischem Namen gehört sicherlich zur Stammcrew und hat eine offene und freundliche Art. Sein männlicher Kollege aus dem Asiatischen eher höflich-zurückhaltend. Getränke werden auch von einer älteren, sehr sehr mageren Frau gebracht.
Alles geht seinen routinierten Gang und die Wartezeiten sind angemessen. Also weder nach oben oder unten Herausstechendes feststellbar und von daher mit drei Sternen zu bewerten.
Im Lieke Deeler gibt es Köpi und Bit vom Fass zum durchschnittlichen Inselpreis von 3,00 € für 0,3 l. Wasser gibt es nur in 0,25-l-Flaschen für 1,90 € und die offenen Weine beginnen bei 5,20 € für den Weißen und 5,70 € für den Roten. Die gute Auswahl an Schnäpsen auf Festlandpreisniveau (Korn oder Bommerlunder 1,90 €). Ausgegeben wird nix.
Essen:
Die Karte bietet fünf Suppen (3,50 – 6,40 €), Vorspeisen und Zwischengängen (5,50 – 14,50 €), wenige Schnitzel und Steakgerichte (12,00 – 19,50 €) und eine reiche Auswahl an Fischgerichten (grüne Heringe, Matjes, Scholle, Rotzunge, Steinbutt, Kabeljau, Heilbutt, Lachs, Butterfisch) in einer moderaten Preisspanne von 9,80 – 18,00 €.
Wir entschieden uns erst einmal für eine Zwiebel- und eine Gulaschsuppe (4,00 bzw. 5,00 €). Beide Suppen wurden gut heiß in mittelgroßen Suppentassen serviert. Meine Gulaschsuppe hausgemacht und mit ordentlich Fleischeinlage, leicht fruchtig mit roten Paprikastückchen. Mit Chilipulver aus der eigenen Reserve gewann sie noch den notwendigen Schärfepfiff, den ich aber in der Gastronomie nicht erwarte. Gute Salz- und Pfeffermühlen stehen zum Standardnachwürzen auf jedem Tisch.
Die Zwiebelsuppe gegenüber war leicht mit Croutons und geschmolzenem Käse bedeckt und ansonsten klassisch.
Ein guter Start.
Dann wählten wir von der Papierform her interessante Hauptspeisen: Den Butterfisch mit Tomatensalza (!) und Bandnudeln (12,40 €) und das Steinbeißerfilet „an“ karamellisierter Zitronensoße mit Spinat und Salzkartoffeln (17,00 €).
Zum Butterfisch gab es einen Beilagensalat, der nicht nur vielfältig zusammengesetzt, sondern auch sehr sorgfältig angemacht war. Handwerklich mit Liebe zum Detail. Meiner ständigen Begleiterin fiel sofort auf, dass aus der Salatgurke das Kerngehäuse entfernt worden war, bevor die halbmondartigen Scheiben in den Salat wanderten.
Die Fischfilets gut gebraten (durch, glasig darf man hier nicht erwarten). Enttäuschend die Tomatensalza (!). Sie hatte für mich einen eindeutigen Ketchupgeschmack, war also nicht nur falsch geschrieben, sondern auch falsch zubereitet.
Meinem Steinbuttfilet erging es mit seiner Soße auch nicht besser. Die „karamellisierte Zitronensoße“ war gut angedickt und nicht sehr heiß, so dass sie am Rand schon „stand“. Nicht nur von der Konsistenz, sondern auch vom Geschmack her erinnerte sie an eine Zitronencreme(nachspeise). Durch das vorsichtige Abheben des guten Filets von dieser Soße und aufgrund des mit feingehackten gedünsteten Zwiebeln angemachten schmackhaften Spinats konnte ich dem Gericht noch einen kleinen Genuss abringen.
Auch bei den Hauptspeisen eine feststellbare Liebe zum Detail: Die Zitronenscheiben zum Fisch ohne Schale und die Beilagen in Silberschüsseln serviert.
Die Suppen also sehr ordentlich (3,5 Sterne), die Fischgerichte leider durch die missratenen Soßen entwertet. Das sind dann vielleicht 3,25 Sterne. Weniger vom Standard abweichende Zubereitungen sollten im Lieke Deeler besser gelingen.
Ambiente:
Das Lieke Deeler ist ein sehr überschaubares Restaurant. Es besteht aus einem Gastraum. Der Tresen und die Küche unsichtbar über eine kleine Treppe erreichbar.
Auf dem Boden ein dunkelroter Fliesenboden, belegt mit vielen Teppichen mit klassischem Orientmuster, wie
sie vor Jahrzehnten in guten Stuben üblich waren. Auch die Möblierung entstammte aus dieser Zeit: Holzfarbe Eiche und leicht rustikal. Dazu passend die Tisch- und Deckenbeleuchtung. Die Decke ist aufwendig und sehr eigenwillig gestaltet; durch herunterragende Elemente (wie Säulenkapitell ohne Säulen) entsteht ein wenig Gewölbeatmosphäre. Insgesamt eine Wohnzimmergemütlichkeit fernab aktueller Gastroeinrichtungen.
Die Toiletten im Keller, auch ein wenig altbacken, aber sauber.
Sauberkeit:
Das Lieke Deeler macht einen gepflegten Eindruck.
Zeche: 65,00 € (zwei Personen)
Allgemein:
Zugegeben, wir wollten Fronleichnam zu Da Sergio, dem Inselitaliener. Leider war er ausgebucht, so dass wir kurzfristig umdisponieren mussten. Unsere Recherchen ließen uns auf ein alteingesessenes Restaurant stoßen, über das wir auch schon mal positive Gesprächsfetzen aufgefangen hatten. Mit Glück bekamen wir noch einen frühen Tisch. Andere Gäste ohne Reservierung wurden abgewiesen.
Im Lieke Deeler (steht nach kurzer Recherche für „Gleichteiler“, ein genossenschaftlicher Grundsatz der Vitalienbrüder Störtebecker und Co. zur Teilung der Prise) ist die Zeit stehen... mehr lesen
3.5 stars -
"Traditionelles, gutbürgerliches Restaurant mit kleinen Schwächen jenseits von Standards" Hanseat1957Zeche: 65,00 € (zwei Personen)
Allgemein:
Zugegeben, wir wollten Fronleichnam zu Da Sergio, dem Inselitaliener. Leider war er ausgebucht, so dass wir kurzfristig umdisponieren mussten. Unsere Recherchen ließen uns auf ein alteingesessenes Restaurant stoßen, über das wir auch schon mal positive Gesprächsfetzen aufgefangen hatten. Mit Glück bekamen wir noch einen frühen Tisch. Andere Gäste ohne Reservierung wurden abgewiesen.
Im Lieke Deeler (steht nach kurzer Recherche für „Gleichteiler“, ein genossenschaftlicher Grundsatz der Vitalienbrüder Störtebecker und Co. zur Teilung der Prise) ist die Zeit stehen
Aus dem Norderneyer Nordsee Magazin:
„Und schon lange nicht mehr geöffnet ist das Lieke Deeler. Dort hängt seit Monaten ein Schild im bereits verstaubten Fenster: „Liebe Gäste. Das Restaurant ist zurzeit geschlossen.“
Auf der Homepage ist nichts von Schließung zu lesen. Allerdings funktioniert die dort vorgesehene Reservierung über OpenTable nicht.
Aus dem Norderneyer Nordsee Magazin:
„Und schon lange nicht mehr geöffnet ist das Lieke Deeler. Dort hängt seit Monaten ein Schild im bereits verstaubten Fenster: „Liebe Gäste. Das Restaurant ist zurzeit geschlossen.“
Auf der Homepage ist nichts von Schließung zu lesen. Allerdings funktioniert die dort vorgesehene Reservierung über OpenTable nicht.
stars -
"Geschlossen?" DerBorgfelderAus dem Norderneyer Nordsee Magazin:
„Und schon lange nicht mehr geöffnet ist das Lieke Deeler. Dort hängt seit Monaten ein Schild im bereits verstaubten Fenster: „Liebe Gäste. Das Restaurant ist zurzeit geschlossen.“
Auf der Homepage ist nichts von Schließung zu lesen. Allerdings funktioniert die dort vorgesehene Reservierung über OpenTable nicht.
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Allgemein:
Zugegeben, wir wollten Fronleichnam zu Da Sergio, dem Inselitaliener. Leider war er ausgebucht, so dass wir kurzfristig umdisponieren mussten. Unsere Recherchen ließen uns auf ein alteingesessenes Restaurant stoßen, über das wir auch schon mal positive Gesprächsfetzen aufgefangen hatten. Mit Glück bekamen wir noch einen frühen Tisch. Andere Gäste ohne Reservierung wurden abgewiesen.
Im Lieke Deeler (steht nach kurzer Recherche für „Gleichteiler“, ein genossenschaftlicher Grundsatz der Vitalienbrüder Störtebecker und Co. zur Teilung der Prise) ist die Zeit stehen geblieben. Man taucht ein in eine altdeutsche Wohnzimmeratmosphäre. Das Publikum ganz überwiegend im dazu passenden Alter, ebenso die Oldiebeschallung eines Radiosenders.
Was wir serviert bekamen, hatte Licht und Schatten und sicherlich gibt es im Lieke Deeler viele Fischklassiker, die handwerklich einwandfrei gelingen. Deswegen wollen wir überhaupt keinen „Warnhinweis“ aussprechen. Wer mehrere Tage auf Norderney verbringt, kann eine Einkehr durchaus wagen, wenn er solide Fisch-Hausmannskost erwartet.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist für Norderney erstaunlich gastfreundlich und deswegen vier Sterne wert.
Das Lieke Deeler gehört zu einem kleinen Hotel- und Gastronomieimperium und erscheint auf der Internetseite http://www.creutzenberg-norderney.de/lieke-deeler/, leider ohne Speisekarte.
Service:
Zwei Kellner in weißen Hemden mit Weste übernehmen die Hauptarbeit des Aufnehmens der Bestellungen und des Servierens. Ein aus Schwarzafrika stammender Bediener mit portugiesischem Namen gehört sicherlich zur Stammcrew und hat eine offene und freundliche Art. Sein männlicher Kollege aus dem Asiatischen eher höflich-zurückhaltend. Getränke werden auch von einer älteren, sehr sehr mageren Frau gebracht.
Alles geht seinen routinierten Gang und die Wartezeiten sind angemessen. Also weder nach oben oder unten Herausstechendes feststellbar und von daher mit drei Sternen zu bewerten.
Im Lieke Deeler gibt es Köpi und Bit vom Fass zum durchschnittlichen Inselpreis von 3,00 € für 0,3 l. Wasser gibt es nur in 0,25-l-Flaschen für 1,90 € und die offenen Weine beginnen bei 5,20 € für den Weißen und 5,70 € für den Roten. Die gute Auswahl an Schnäpsen auf Festlandpreisniveau (Korn oder Bommerlunder 1,90 €). Ausgegeben wird nix.
Essen:
Die Karte bietet fünf Suppen (3,50 – 6,40 €), Vorspeisen und Zwischengängen (5,50 – 14,50 €), wenige Schnitzel und Steakgerichte (12,00 – 19,50 €) und eine reiche Auswahl an Fischgerichten (grüne Heringe, Matjes, Scholle, Rotzunge, Steinbutt, Kabeljau, Heilbutt, Lachs, Butterfisch) in einer moderaten Preisspanne von 9,80 – 18,00 €.
Wir entschieden uns erst einmal für eine Zwiebel- und eine Gulaschsuppe (4,00 bzw. 5,00 €). Beide Suppen wurden gut heiß in mittelgroßen Suppentassen serviert. Meine Gulaschsuppe hausgemacht und mit ordentlich Fleischeinlage, leicht fruchtig mit roten Paprikastückchen. Mit Chilipulver aus der eigenen Reserve gewann sie noch den notwendigen Schärfepfiff, den ich aber in der Gastronomie nicht erwarte. Gute Salz- und Pfeffermühlen stehen zum Standardnachwürzen auf jedem Tisch.
Die Zwiebelsuppe gegenüber war leicht mit Croutons und geschmolzenem Käse bedeckt und ansonsten klassisch.
Ein guter Start.
Dann wählten wir von der Papierform her interessante Hauptspeisen: Den Butterfisch mit Tomatensalza (!) und Bandnudeln (12,40 €) und das Steinbeißerfilet „an“ karamellisierter Zitronensoße mit Spinat und Salzkartoffeln (17,00 €).
Zum Butterfisch gab es einen Beilagensalat, der nicht nur vielfältig zusammengesetzt, sondern auch sehr sorgfältig angemacht war. Handwerklich mit Liebe zum Detail. Meiner ständigen Begleiterin fiel sofort auf, dass aus der Salatgurke das Kerngehäuse entfernt worden war, bevor die halbmondartigen Scheiben in den Salat wanderten.
Die Fischfilets gut gebraten (durch, glasig darf man hier nicht erwarten). Enttäuschend die Tomatensalza (!). Sie hatte für mich einen eindeutigen Ketchupgeschmack, war also nicht nur falsch geschrieben, sondern auch falsch zubereitet.
Meinem Steinbuttfilet erging es mit seiner Soße auch nicht besser. Die „karamellisierte Zitronensoße“ war gut angedickt und nicht sehr heiß, so dass sie am Rand schon „stand“. Nicht nur von der Konsistenz, sondern auch vom Geschmack her erinnerte sie an eine Zitronencreme(nachspeise). Durch das vorsichtige Abheben des guten Filets von dieser Soße und aufgrund des mit feingehackten gedünsteten Zwiebeln angemachten schmackhaften Spinats konnte ich dem Gericht noch einen kleinen Genuss abringen.
Auch bei den Hauptspeisen eine feststellbare Liebe zum Detail: Die Zitronenscheiben zum Fisch ohne Schale und die Beilagen in Silberschüsseln serviert.
Die Suppen also sehr ordentlich (3,5 Sterne), die Fischgerichte leider durch die missratenen Soßen entwertet. Das sind dann vielleicht 3,25 Sterne. Weniger vom Standard abweichende Zubereitungen sollten im Lieke Deeler besser gelingen.
Ambiente:
Das Lieke Deeler ist ein sehr überschaubares Restaurant. Es besteht aus einem Gastraum. Der Tresen und die Küche unsichtbar über eine kleine Treppe erreichbar.
Auf dem Boden ein dunkelroter Fliesenboden, belegt mit vielen Teppichen mit klassischem Orientmuster, wie
sie vor Jahrzehnten in guten Stuben üblich waren. Auch die Möblierung entstammte aus dieser Zeit: Holzfarbe Eiche und leicht rustikal. Dazu passend die Tisch- und Deckenbeleuchtung. Die Decke ist aufwendig und sehr eigenwillig gestaltet; durch herunterragende Elemente (wie Säulenkapitell ohne Säulen) entsteht ein wenig Gewölbeatmosphäre. Insgesamt eine Wohnzimmergemütlichkeit fernab aktueller Gastroeinrichtungen.
Die Toiletten im Keller, auch ein wenig altbacken, aber sauber.
Sauberkeit:
Das Lieke Deeler macht einen gepflegten Eindruck.