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GastroGuide-User: Carsten1972
Carsten1972 hat Restaurant Cox in 20099 Hamburg bewertet.
vor 1 Jahr
"Hamburg, Tag eins, Restaurant eins......"

Geschrieben am 06.02.2023 | Aktualisiert am 07.02.2023
Besucht am 03.02.2023 Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Carsten war wieder in Hamburg, es war mal wieder Zeit für einen Besuch. Frau und ich waren schon lange nicht mehr in der Stadt an der Elbe. Und weil nun ein befreundetes Pärchen seinen Lebensmittelpunkt von Rheine nach Hamburg verlegt hatte, beschlossen wir, wieder einmal ein Wochenende in Hamburg zu verbringen. So wurden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, Freunde wieder sehen und die Metropole an der Elbe zu besuchen. Gesagt, getan, Zimmer gebucht im The George Hotel im Stadtteil Sankt Georg auf Empfehlung der Freunde. Unser langjähriges Hotel in Hamburg, das Park Hyatt im Levantehaus gibt es leider nicht mehr, sehr schade. Im The George kann man aber seine Hamburg Zeit als Gast der Stadt auch gut verbringen, wir haben uns dort wohl gefühlt. Und wer pralles Barleben mag, solle unbedingt die Bar vom The George besuchen, das lohnt sich! 
Wir reisten mit der Bahn an, erstaunlicherweise an einem Freitag ohne jegliches Problem, mit oder besser trotz zweimaligen Umsteigens in OS und HB kamen wir pünktlich am späten Freitagnachmittag am Hauptbahnhof an. Das Hotel liegt in Sankt Georg am Ende der langen Reihe in Alsternähe. So waren es zu Fuß circa 15 Minuten vom Bahnhof ins Hotel. Einchecken war schnell erledigt und wir entledigten uns von unserem Gepäck im Zimmer. 
Hamburg besuchen, bedeutet für mich auch immer zu schauen, was gibt es neues und spannendes in der vielfältigen kulinarischen Szene von Hamburg. Im Vorfeld, beim Organisieren der Reise und den Absprachen mit den Freunden war klar, es werden zwei Abende zu viert in Restaurants. Und für den Samstagabend nahm ich mir als Gruppenältester ein bisschen mein „Silberrücken“ Recht heraus und legte das Restaurant fest, Bericht folgt. Für den Freitag hielt ich mich demzufolge zurück und ließ die Freunde eine Wahl treffen. Der Tisch in jenem Restaurant war für 19 Uhr gebucht. Und so wandten wir uns nach einem kurzen Schietwedder Spaziergang durch Sankt Georgs trubliges MultiKulti Leben eben dem Restaurant Cox in der Langen Reihe zu, welches unsere Freunde für den Freitagabend auserkoren hatten.

Etwas zu früh, weil es eben wirklich ungemütlich war draußen, standen wir vor der Tür in der Lange Reihe 68. Man betritt den Gastraum durch eine schwere Tür, zusätzlich dahinter noch en schwerer Vorhang, der die Gäste vor dem Luftzug schützt, wenn die Tür geöffnet wird. Hinter diesem sehr praktischen Vorhang eröffnet sich ein klassisches Bistroamiente, lange Bänke die Wände entlang, davor Tische und Stühle. Bienvenue a France, war mein erster Gedanke. 

Ein paar junge Damen nahmen uns freundlich in Empfang und die Reservierung der Freunde war schnell gefunden. Noch zu zweit ging es an den uns zugedachten Tisch. Der war direkt am Fenster zu Straße und nun bewährte sich der Vorhang, wir hatten keine Probleme mit kalter Luft, wenn die Tür mal geöffnet war. Unsere Garderobe wurde uns abgenommen und wir nahmen Platz. Die Karten wurden gereicht (siehe HP) und der Eindruck von klassischer französischer Restaurant-Kultur verstärkte sich. Das las sich schon sehr verlockend. Die Wartezeit bis zum Eintreffen überbrückten wir mit blättern in den Karten und der Bestellung von zwei Aperitifs. 

Für meine Frau was Bratapfliges, aufgegossen mit Cremant, für mich ein trockener weißer Wermut klassisch auf Eis und mit Zitrone serviert. So verging dann auch die Zeit bis die Freunde eintrafen und sich zu uns an den Tisch setzten. Es gab viel zu bereden und trotzdem schafften wir es für die beiden auch einen Aperitif zu ordern und nach etwas längerer Zeit Wein und Speisen zu bestellen. Hier seien die Speisen meiner Frau und mir selbst vorgestellt. Vorweg für meine Frau glasierte Schweinebauchscheiben mit Tamarinde & scharfem Chinakohl-Clementinen-Salat.

Tja, fetter Schweinebauch fühlt sich immer wohl, wenn er von süß-säuerlichen Aromen begleitet wird, und so war die Tamarinde mit ihrem Aroma eine gute Wahl zu den Bauchspeckscheiben auf dem Teller. Wenn sich dann noch eine leicht scharfe Komponente gesellt, hier der Salat mit weiterer Fruchtigkeit und Säure aus den Clementinen, dann ergibt sich ein verlockender Vorspeisenteller! Ich hoffte sehr meine Wahl könnte da mithalten.

Warmer Kalbskopf mit Sauce Ravigote, frittierten Kapern & Kartoffelstroh hatte ich mir zur Vorspeise gewählt. Kalbskopf, ich weiß nicht, ob ich diesen Klassiker überhaupt schon mal selber auf einer Karte gesehen, geschweige denn auf einem Teller serviert bekommen habe. Collagen Sause auf dem Teller, was sonst! Großartig das Fleisch, ergänzt durch die süß saure Ravigote, Crunch durch frittierte Kapern und Kartoffelstroh, toller Teller, eher Österreich als Frankreich, aber egal, ich hatte gerade Burgund-Gefühl! Frau und ich schoben einen Zwischengang ein, Dessert wurde deswegen gestrichen. 

Perlhuhn-Essenz mit Morchel-Ravioli, Eierstich & Gemüsen verlockte uns mehr als was Süßes! Und wir bereuten auch diese Wahl nicht. Sehr gut gelungene Bouillon, mit klassischer Einlage von Gemüse, Pilzen und Eierstich ergänzt um fein abgeschmeckte Ravioli, so muss das schmecken. Wir freuten uns nach den überzeugenden ersten beiden Gängen auf unsere Hauptgerichte. Frau orderte sich Gebratene Lammfilets in Rosmarinjus mit gerührter Orangen-Polenta und wildem Brokkoli.

Ich habe nur ein kleines Stück Lamm probiert, das sich zart und saftig und auf den Punkt gebraten präsentierte. Der Teller an sich duftete verlockend über den Tisch. Frau hob den Daumen und war sehr zufrieden. Da ich mich schon im ersten Gang einer Collagen Überdosis hingegeben hatte, nun eine vegetarische Speise im Hauptgang für mich.

Ofenkürbis
mit Ras el-Hanout, warmer Kichererbsencreme, Koriander & Granatapfelkernen hatte ich mir bestellt. Ausschlag gab einfach eine feine Kombi von Zutaten, die ich sehr gerne mag. Koriander, frisch, ist meins, Kichererbsencreme (Hummus) liebe ich. Und wenn dann noch Ras el-Hanout dazu kommt, kann aus einem Kürbis nur was Leckeres werden. Und so war es! Umami trotz Vegi! Supi! Das war wirklich gut gelungen und der Granatapfel steuerte die nötige Fruchtigkeit und Säure bei! Sehr feines Gericht. Ebenso wie bei uns Beiden äußerten sich auch die beiden Tischgenossen sehr zufrieden mit ihren Speisen. Die Weinauswahl passt zum Speisenangebot, drei Flaschen aus D/AUT und IT(Südtirol) wurden geöffnet.

Die jungen Damen im Service ließen nichts anbrennen. Routiniert und immer mit einem freundlichen Lächeln wurde die Gästeschar im ausgebuchten Gastraum betreut. Ich habe keine Patzer bemerkt und mich wohl gefühlt. 

Kann ich also zum Fazit kommen von Abend eins in Hamburg Winter 22/23. Hab mich überraschen lassen, wohin es mich verschlagen würde und habe es nicht bereut. Unsere Freunde hatten ein äußerst glückliches Händchen mit ihrer Restaurant-Wahl. Chapeau, das Restaurant Cox bietet bei Ambiente und Küche schöne Assoziationen an klassische Bistros in Frankreich. Service und Küche setzen das gekonnt um. Klare Empfehlung für das Restaurant Cox, ich komme gerne wieder!
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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