Le Moissonnier
(5)

Krefelder Str. 25, 50670 Köln
Restaurant Sternerestaurant Weinkeller
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GastroGuide-User: kgsbus
kgsbus hat Le Moissonnier in 50670 Köln bewertet.
vor 9 Jahren
"Diesmal standen die Weine im Mittelpunkt – eine großartige Verkostungsrunde"
Verifiziert

Geschrieben am 06.06.2016 | Aktualisiert am 09.06.2016
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Als wir im Januar 2016 im Vendome speisten, sah ich unter den Gästen den ehemaligen Maitre des Hauses: Miguel Calero. Sein unnachahmlicher charmanter Umgang mit allen Restaurantbesuchern hat für mich Maßstäbe gesetzt, an denen ich heute noch meine Zufriedenheit am Service messe.
Er kam an unseren Tisch und grüßte uns wie alte Freunde. Dabei erzählte er uns, dass er bald ein eigenes Projekt für Genießer starten wird. Er wollte sich dazu bald melden und über Einzelheiten berichten.
Und dann kam auch nach ein paar Wochen eine Mail. Er ist einer der Geschäftsführer und der Gründer von „YouDinner“ ( https://www.youdinner.com ).
Das ist ein Club, der seinen Mitgliedern einmalige Dinner-Erlebnisse bieten will.
Die Events, die auf der Homepage vorgestellt werden, klingen durchgängig überaus interessant.
Aber ich habe ja stets das „Anfahrproblem“, dass ich fast ausschließlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs bin. Da fallen einige Aktionen für mich aus meiner Sicht leider  weg (Entfernung, Übernachtung, Zeiteinsatz etc.).
 
Außenansicht
 
Aber ein Projekt – eine Weinprobe mit Vincent Moissonnier – passte mir ausgezeichnet.
Der ausgewiesene Weinkenner und Besitzer eines Zweisternerestaurants stellt seine „Schätze“ vor, stand im programm.
Und das ganze in Köln und an einem Nachmittag: Da stimmt das Thema für mich und auch noch der ganze Rahmen.
Ich habe mich riesig auf das Erlebnis gefreut und mich gleich angemeldet.
Die Homepage des Restaurants ( https://www.le-moi.de ) hat meine Erwartungen sogar noch gesteigert.
 
Ambiente
 
Leider ist es wahnsinnig schwül an diesem Tag in Köln. Im Inneren der Busse löse ich mich fast bei der hohen Luftfeuchtigkeit auf. Aber auf den Straßen ist es nach dem Ausstieg auch nicht besser. Gut, dass es von der S-Bahn bis zum Restaurant gar nicht weit ist.
Dadurch bin ich aber etwas zu früh da. Doch die Türe des Restaurants öffnet sich, als ich das Restaurant betrachte und mit ausgestreckter Hand begrüßt mich Vincent Moissonnier äußerst herzlich. Drinnen schließt sich Miguel Calero diesem Ritual an und stellt mir die bereits anwesenden Gäste vor; die Runde ist noch klein. Danach erhalte ich schon einen kühlen, erfrischenden Schaumwein. Es ergeben sich schon kleine Gespräche: Die Stimmung ist sofort locker und erwartungsfroh. Bis zum Start trudeln die weiteren Teilnehmer*innen ein.
Dann brechen wir zum „Weinkeller“ auf. Der liegt auf der anderen Straßenseite in einem Hof einige Etagen unter der Erde.
 

 
Hier ist es wunderbar kühl – und der Raum ist auch herrlich eingerichtet: Ziegelsteinwände, perfekte Ausleuchtung, Bilder und Karten als Dekoration. Wir haben Pulte und bequeme Stühle – wie bei einem Seminar.
 

 
Die Gläser stehen bereit und die Liste der Weine liegt daneben. Wasser und Spucknapf gehören ebenso zur Ausstattung.
Der Blick geht zu einem breiten Tisch mit den Hauptdarstellern: den Weinen.
 
Der Chef
 
Dann beginnt Herr Moissonnier mit der Vorstellung der Gewächse; aber das ist kein trockener Vortrag: Er ist völlig in seinem Element. Fachwissen und Anekdoten wechseln sich ab. Es wird viel gelacht – und das liegt nicht nur an den Getränken. Wir können jederzeit Fragen stellen oder Bemerkungen einstreuen.
Seine Weine sollen seine Gäste (auch im Restaurant) erfreuen; dafür brauchen sie keine großen Namen haben, sondern müssen „gut“ gemacht sein. Daher sind die Winzer, die in seinem Portfolio stehen immer engagierte, ehrgeizige Hersteller. Und nachhaltige, biodynamische Weine stehen ganz oben auf der Liste.
Vincent Moissonnier  ist aber kein Missionar, der nur eine Vinifizierung als richtig ansieht.
Daher sind auch Weinmacher, die herkömmlioch arbeiten, nicht ausgeschlossen.
 
Wie er sich Weine wünscht, kann man auch in einer Fernsehreihe verfolgen (
http://www.rundschau-online.de/region/koeln/arte-doku-kr%C3%B3l-und-moissonnier-besuchen-franzoesische-winzer-24069416 – die fünf Filme sind bei Arte in der Mediathek noch zusehen).
 
 
Die verkosteten Weine
 
Es war eine richtige « Tour de France » mit neun Stationen in der Normandie, Provence, Languedoc, Mâconnais, Elsass, Beaujolais, Rhône, Roussillon und Bordeaux.
 
Mir waren die Winzer weitgehend unbekannt, die Gebiete aber (natürlich) nicht. Dabei wurden auch wichtige Rebsorten thematisiert und über das jeweilige Terroir erklärt. Über Parker-Punkte, Flaschenverschlüsse und die Harmonie zu Speisen haben wir unsere Meinungen ausgetauscht und diskutiert.
 


POIRÉ AUTHENTIQUE
Pétillant Naturel - Eric Bordelet

Aus 15 verschiedenen Birnensorten von bis zu 200 Jahre alten Bäumen entsteht dieser Birnen Cidré mit nur 4 Prozent Alkohol.
Herrlich erfrischend. Ein köstlicher und passender Auftakt. Davon möchte ich mehr haben und werde ihn im Auge behalten
 
ROSÉ DES FILLES 2015
Domaine du Deffends - IGP de la Sainte-Baume
95% Grenache, 5% Syrah

Seine feine Säure und junge Frische passt zu vielen Gerichten. Rosé wurde viele Jahre in der gehobenen Gastronomie vernachlässigt; doch die Qualität überzeugt wieder. Ich habe selber Rosé lange nicht mehr verkostet.
 
CLOS DES CLAPISSES blanc 2015 - Coteaux du Salagou– Bruno Peyre
100% Carignan blanc

Da noch jung ist er richtig fruchtig, frisch und schon rund im Aroma.
 
POUILLY-FUISSÉ 2014 – PIERREFOLLE - Château des Rontets - AOP Pouilly-Fuissé
Chardonnay

Zuerst kam mir das Holzige in die Nase. Aber im Mund war das dann nicht dominant, sondern fein eingebunden; der Wein wird in gebrauchtem Barique gereift. Ich kann mir vorstellen, dass er durch Lagerung sogar noch gewinnt. Doch jetzt war schon die Cremigkeit gut vorhanden.
 


Rodelsberg 2011 – Marc Tempé
Gewürztraminer
 
Dieser Wein hat mich sofort angesprochen. Obwohl diese Rebsorte nicht sehr trocken ausgebaut wird, wirkte er überhaupt nicht süß. Er ist mein Favorit bei den Weißen. Die Empfehlung zum Essen lautete: asiatische Gerichte.
 
MOULIN-À-VENT 2014 - CLOS DU TREMBLAY
Paul Janin & Fils - AOP Moulin-à-Vent Beaujolais
Gamay
 
Die Beaujolais-Weine waren die Begleiter meiner Studienzeit. Frisch, günstig, lecker war die Devise. Wir kauften gerne bei Mühlensiepen einen Village für etwa 5 DM. Die Kette gibt es gar nicht mehr. Wenn es etwas mehr Geld kosten durfte, ging ich auch gerne zu Hoss am Dom. Dort war ein Fachmann, der mir auch die Weißen aus dem Macon schmackhaft machte. - Aber später gefiel mir dann die Gamay-Traube nicht mehr so. Doch zuletzt habe ich einen großartigen Fleurie von Julien Sunier verkosten können und nun sind die Cru-Lagen des Beaujolais wieder ein Thema für mich.
 
Crozes-Hermitage 2012 – Terre d'Eclat
Domaine de la Ville Rouge
Syrah

Von der Rhone kommen einfach großartige Syrah-Weine. Diese pfeffrigen Exemplare haben eine wunderbare Würze und sind einfach eine Klasse für sich. Als Shiraz wird er fast auf der ganzen Erde angebaut – aber die Rhone setzt die Maßstäbe.
 


LES BRUNES 2014
Domaine Les Creisses - Philippe Chesnelong - IGP d‘Oc
80% Cabernet Sauvignon, 20% Mourvèdre
 
Als dieser Wein ins Glas kam und ich die ersten Düfte aufstiegen, war ich gefangen. Das ist ein Wein, wie ich ihn besonders schätze. Kraft und Geschmack sind für mich perfekt. Und durch die Weingesetze darf er nicht als Qualitätswein geführt werden. Es gibt aber viele Weinbauern, die erklären, dass sie keinen AOP-Wein machen, weil nach ihrer Überzeugung das beste Aroma in einer Assemblage steckt, die im AOP nicht zugelassen ist. Das Gebiet der IGP Pays d’Oc erstreckt sich über die gesamte Fläche des Languedoc. Ein IGP ist also oft kein Landwein minderwertiger Qualität, es sind lediglich die Vorschriften anders.
 
CHÂTEAU DE LAUNAY 2009 - LES VIGNES DE JULIA  - Arnaud de Raignac
AOP Bordeaux Supérieur
80% Merlot, 20% Cabernet Sauvignon
 
Dieser Wein ist ein gutes Beispiel für „Klassengesellschaft“ im Bordeaux-Gebiet: Da sind einerseits die heute fast unbezahlbaren „Grand Crus“ und dann die „Stiefgeschwister“ der kleinen Randlagen. Aber gerade hier müssen die Winzer besonderes leisten, um aufzufallen.
Oder auf die Fußballwelt übertragen. Die Preise in der Champions League für Top-Spieler sind so hoch, dass die anderen Clubs sich nur durch geschickte Talentförderung behaupten können und wir „Normal-Verbraucher“ müssen auch jenseits von Bordeaux und Burgund unsere „Spieler“ suchen.
 
Fazit
 
5 – unbedingt wieder
 
Denn:
 
Miguel Calero ist – wieder ein Bild aus der Fußballwelt – ein Event-Scout und
Vincent Moissonnier ein Wein-Scout.
Beide sprühen vor Lebensfreude und Begeisterung für Ihre Berufe.
 
 
 
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder – nach „Kuechenreise“)
 
Datum des Besuchs: 05.06.2016 – Weinprobe am Nachmittag


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