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GastroGuide-User: DaueresserGK0712
DaueresserGK0712 hat karlbacher restaurant | christian rubert in 67229 Großkarlbach bewertet.
vor 8 Jahren
"Französisch angehauchte Kreativ-Küche in edlem Gemäuer aus dem 17. Jahrhundert oder: Speisen wie Gott in Frankreich !!"
Verifiziert

Geschrieben am 06.08.2016 | Aktualisiert am 06.08.2016
Besucht am 06.08.2016 Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen Rechnungsbetrag: 88 EUR
Auf der Suche nach einer geeigneten Location für meinen runden Geburtstag (im kommenden Dezember) und dementsprechend kreativer Küche, ging die Reise heute nach Grosskarlbach, wer kennt es nicht. Durch Bissersheim, die eigentliche Weltmetropole neben Kuhardt (Kreis GER), hindurch kommt man nach Großkarlbach. Das wohl schönste Fachwerkhaus im Ort gehört seit Jahren dem Ehepaar Ruppert, die da drin auch wohnen. Steht man vorne an der Ecke wirkt das pompöse  Fachwerkhaus mit hübschem Erker, erbaut im 17. Jahrhundert imposant. Das hat schon was, eigentlich ideal für eine Geburstagsfeier, meine ersten Gedanken. Also musste heute nur das Essen wirklich Tipp topp sein und an meinem Wunschdatum sollte natürlich noch ein passender Raum frei sein. Hatten wir denn heute so viel Glück ?


In Großkarlbach gibt es traditionelle Feste. Dazu zählen das über die Region hinaus ausstrahlende Kändelgassenfest am letzten Juliwochenende, die Kerwe im September und der Weihnachtsmarkt. Daneben führen die örtlichen Vereine kleinere Veranstaltungen durch. Der Ort liegt in der Nähe der Deutschen Weinstraße am Eckbach-Mühlenwanderweg in der touristisch ausgerichteten Ferienregion Leiningerland. Neben Ferienwohnungen gibt es zwei Hotels. Wichtigster Landwirtschaftszweig ist der Weinbau.

Kulinarisch gibt es neben dem Karlbacher noch die Gebrüder Meurer. Entegegen deren Gewohnheiten findet man bei den Rupperts keine Aufbäbber von michelin, Varta und Schlemmeratlas, obwohl in den ganzen Guides das Gourmet Restaurant natürlich gelistet ist. Im Michelin gibt’s den BIP, im Schlemmeratlas gibt es zwei Bestecke. Wir hatten im Vorfeld reserviert und werden auch schon gleich sehr höflich, nachdem wir durch das etwas kleinere Hoftor in den Innenhof gelangt sind. Wir mussten zuerst schlucken (positiv).
Ambiente 
Das ganze Ambiente in sich stimmig, Alle Tische sind eingedeckt mit hochwertigen Gläsern für Wasser und Wein, gestärkte Stoffservietten, edle weiße Tischdecken. Schaut man hoch

ist der ganze Innenhof überdacht. Über eine alte Holztreppe kommt man hoch auf die Galerie, von da hat man einen guten Überblick und kommt auch in die „Private Dinnig“ Räume. Oben der Raum bis max. 14 Personen, zählt das Fest mehr als 14 Personen gibt es die Alternative in das Kreuzkeller-Gewölbe zu gehen. Wir sind aber jetzt nicht im Dezember sondern in Echtzeit heute das erste Mal hier. Wir werden von den beiden männlichen Kellnern, beide wohl Franzosen, immer sehr höflich und mit leichtem französischem Akzent, eingekleidet als wollten sie zur Trauung, schick mit weißem Hemd und schwarzer Krawatte, bedient. Sie sind zu jeder Zeit immer aufmerksam, freundlich, ihnen entgeht nichts. Natürlich werden leere Wasser Gläser immer nach geschenkt, beim Wein wird nachgefragt, vor den Gängen wird das passende Besteck auf den Tisch gelegt


Eine Standard-Karte gibt es nicht, es gibt einige Gerichte auf einer Schiefertafel, ausgerichtet je nach Marktlage, sowie wohl noch einige zusätzliche Wochen/Saisongerichte, diese kann man mit einem Aufschlag von 3-5 Euro auch in die Menüs einbauen bzw kombinieren, allerdings lassen die Menüs eigentlich keine Wünsche offen. Die Menüs für die Mittagszeit wechseln wöchentlich, aus der kann man wählen aus drei Vorspeisen, drei Hauptgängen, zwei Desserts alternativ gibt es eine kleine Käseauswahl.


Wir dürfen uns einen Tisch aussuchen, wir nehmen einen an der kühlen Wand, man geht eine Stufe hoch, von hier haben wir einen unverkrampften Blick über den Innenhof, außerdem haben wir es nicht weit zu der silbernen Schüssel, welche mit Eis und Wasser wohl die Weißweine kühlen soll. 
Lieblings-Platz
Uns gefällt das sehr gut. Der DauerWeintrinkerPlatz. Unterstützt werden die beiden jungen Männer im Service von der Chefin, Frau Ruppert. Sie erklärt uns am Tisch, dass beim Mittags Menü  ein Wein sowie Kaffee und Petit Four inklusive sei. Beim Wein hat der Gast diverse Auswahlmöglichkeiten. Wir haben mehrere Weine probiert (zwei gingen aufs Haus) alles sehr gute Weine. Wir werden nach einem Aperitif gefragt, wir entscheiden uns für einen alkoholfreien Traubensecco, ich mich für einen ausgezeichneten Riesling-Sekt. Beide von der Sektkellerei Raumland, als Aperitif Begleiter bekommen wir Öl, Salz und ein Brotkorb mit 4 verschiedenen Brotsorten:
Aperitif mit Aperitif Begleiter, kleine Gaumenkitzler ...
Auf einer Schiefertafel gibt es noch extra gesalzene französische Butter (sah aus wie ein frisch gebrühtetes Mini-Ei) sowie eine Gemüse Tapenade (ich hoffe ich schreibe sie richtig). Beides schmeckte uns mit der Kombination von den diversen Brotsorten ausgezeichnet. Wir bekommen einen weiteren Gruß aus der Küche, während wir unseren Sekt runter schlürfen. Geräucherte Entenbrust mit Sellerie-Granatapfel-Mouse und einer Rotwein Reduktion.
Ente mit Sellerie-Apfel-Mouse und Rotwein-Reduktion
Das schmeckte einfach Bombe, mehr gibt es da nicht zu sagen. Meine Frau wählt als ersten Gang Geflügel Weißwurst, bei mir soll es das Lachstartar sein. Zeitgleich werden uns die Vorspeisen serviert. Die Geflügel Weißwurst,
Geflügel und Pfirsich ? geht das ?
eine regionale Karlbacher. Angerichtet auf einem Artischocken-Weinberg Pfirsich Ragout und Zwiebel Chips. Wir konnten uns nichts drunter vorstellen, aber Küchenchef Christian Ruppert haute da schon einen raus. Geschmacklich alles wunderbar abgestimmt, meine Frau meinte gleich „hier hat einer Mut zum Würzen“, ich probierte die Wurst zusammen mit dem Pfirsich Allerlei, das war ganz großes Kino. Süße und Säure, dazu die erdige und bodenständige Geflügelwurst, leicht angeschmorter Pfirsich, schöne Röstaromen, einfach herrlich. Ich bekam

mein Lachstartar in Safran-Zwiebel Marinade. Die Marinade nur ganz leicht unterstützend am Gaumen, der ausgezeichnete Lachs schön geschnitten, obendrauf der Rukola-Salat, leicht nussig und mit nur ganz wenig Öl/Vinaigrette angemacht.,welches leicht nach Holunder schmeckte. Alles hervorragend abgeschmeckt und durchdacht. Passend dazu die weißen Würfel, das eigentliche Highlight bei der Vorspeise. Die Kartoffel-Quark-Terrine, als kleine Würfel geschnitten und mit fruchtiger gelber Safran Sauce veredelt. Das war schon Champions-League. Als Weinbegleitung nahm ich einen Weißwein Cuvee Weißburgunder/Chardonnay aus Laumersheim, das Weingut weiß ich nicht mehr. Im ersten Moment dachte ich, "ist der Wein kaputt?", im zweiten Schluck merkte ich dann die Raffinesse und den Charakter des Weines. Ein ganz famoser Vertreter seiner Zunft getreu dem Motto: „Guten Tag ich vertrete Zahnpasta“ – „Aber bitte nicht auf meinem Teppich“ :-)


Bei der Hauptspeise sollte es bei meiner Frau der Wolfsbarsch sein, auf der Haut gebraten, dazu gab es Liebstöckel-Knöpfe und Wurzelgemüse im Weißwein-Specksaft.


Was eine Kombo! Der Fisch auf der Hautseite richtig kross, innen schön glasig (wie schaffen es diese Gourmetköche einfach immer wieder nur) Norbert Dobler in Mannheim lässt grüßen, gleiches Level, ohne Frage. Die Sauce zum Niederknien, meine Frau saugte mit dem Brot (während unserer 2,5 Stunden wurde mehrmals das Brot aufgefüllt) die restlichen Saucen-Klekse auf, so gut hat sie geschmeckt – Sensationell !! Meine Frau wählte einen Grauburgunder, der schmeckte ihr ganz ausgezeichnet und war zudem von einem regionalen Winzer. Aber meine Hauptspeise musste sich auch nicht verstecken: „Bavette vom Kalb“
Bavette, hol noch schnell das Tablett ;-)

Die Chefin meinte schmunzelnd dass ich der erste Gast in dieser Woche war, der gewusst hat was „Bavette“ bedeutet. Natürlich ist die Flanke gemeint, aus dem unteren Rippenbereich. Ein etwas günstigere Alternative zum Rücken/Hüfte/Filet. Das Fleisch etwas fester, dafür mit mehr Charakter im Geschmack. Und wenn es noch so zart rosa und saftig auf dem heißen Teller serviert wird, dann ist der Daueresser im Daueresser-Himmel. Das Kalb wurde in einer sommerlichen Kräuterkruste gebraten, mit Basilikum-Kartoffel-Püree und einer famos schmeckenden Tomaten-Echalotten Sauce serviert. Das ganze war erneut Champions League würdig. Als Begleiter wählte ich einen Cabernet vom Weingut Zelt aus Laumersheim, der wird mir länger in Erinnerung bleiben, die 0,2 L sparte ich mir bis zum Ende auf und nahm immer wieder nur kleine Mini Schlückchen, so gut war er.


Zum süßen Abschluss wählte meine Frau die Großkarlbacher Brombeeren,
Karlbacher Brombeeren vom Brombeerminister
als Kompott angerichtet mit Zitronen-Minze Sorbet und karamellisierten Brioche Pudding. Das ganze war wieder ein süß-saurer Hingucker und auch geschmacklich ein Volltreffer. Das Zusammenspiel von süß und sauer, von heiß und kalt, von fruchtig und erdig, von prickelnd und cremig. Mehr geht nicht.

Oder doch ?

Ich entschied mich für die Pfirsich Trilogie. 
Pfirsich und die Himbeere
Pfirsich Creme Brülee mit Pfirsich Vanillecreme und Pfirsich-Vanille-Eis, dazu gab es ein aufgeschlagener Himbeerschaum und crunchig zerkleinerte Brösel von irgendwas. Die Creme Brülee wie "Gott in Frankreich". Oben der Crunch, hart und heiß, die Creme dazu eiskalt, so muss Creme Brülee !! Und nicht die ganzen Imitate in Mannheim und Umland wo die obere Schicht warm und die Creme unten drunter lauwarm ist. Das Sorbet bei meiner Frau und das Eis bei mir wurden im Paccojet hergestellt (hatte es vermutet und wurde schmunzelnd von der Chefin bestätigt).


Nach dem Menü wurden wir gefragt ob wir Espresso oder Kaffee haben wollen. Wir nahmen den Espresso, der wurde begleitet von einem saftigen Mini-Gugelhupf und einer aufgeschäumten warmen Vanillesoße. Erneut ein Volltreffer, Desserts können sie halt machen die Franzosen. Nachdem wir die Rechnung in der antiken Schatulle beglichen hatten, reservierten wir gleich für meinen Runden Geburtstag im Dezember einen Tisch im Kellergewölbe, wir hatten Glück, mein Wunsch-Termin war noch frei. Eigentlich hatten wir doppelt Glück, oder insgesamt dreifach Glück ? Auf der Rechnung fanden wir lediglich einen Weißwein mit 4 Euro taxiert, dazu das Wasser mit 6,50, zwei Sektchen zum Aperitif  2x Menü (inkl. Espresso, Weiß- und Rotwein) für  jeweils 32 Euro –  macht zusammen keine 90 Euro, ja ist denn heute schon Weihnachten ? 

Fazit:
Top-Empfehlung !!
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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