Gasthaus Zwickel
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Beethovenstr. 47, 66125 Saarbrücken
Restaurant Gasthaus Biergarten
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GastroGuide-User: simba47533
simba47533 hat Gasthaus Zwickel in 66125 Saarbrücken bewertet.
vor 6 Jahren
"Bis zum Erstbesuch sechseinhalb Jahre ständig dran vorbeigefahren am "Zwickel""
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Geschrieben am 22.08.2018 | Aktualisiert am 22.08.2018
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Besucht am 21.08.2018 Besuchszeit: Abendessen 2 Personen Rechnungsbetrag: 33 EUR
Was bedeutet eigentlich "Zwickel"?

Zum einen ist der Zwickel ein Stoffstück, das Schneider früher oft für mehr Tragekomfort in die Naht einer Hose oder eines Sakkos eingesetzt haben; vor allem wenn der Träger dieser Kleidungsstücke einige Pfunde zugelegt hat. Weiterhin ist Zwickel ein Teil im Schrittbereich einer Strumpfhose, das die Haltbarkeit verbessert. Zu DM-Zeiten wurde das Zweimarkstück in Süddeutschland als Zwickel bezeichnet. In der Architektur ist der Zwickel eine kleine Figur auf Dächern, die die Funktion eines Regenwasserableiters hat. Und last but not least versteht man unter Zwickel ein erstmals in Oberfranken gebrautes ungefiltertes naturtrübes Bier. Und dieses dürfte wohl den früheren Betreiber des "Zwickel" Jürgen Petri zur Namensgebung des Lokals veranlasst haben. Er war gut befreundet mit Thomas Bruch, der in achter Generation  die gleichnamige Saarbrücker Brauerei leitet, die er im kommenden Jahr an die neunte Generation weitergeben wird, sofern die derzeit über der Brauerei schwebende "eigenverantwortliche Insolvenz" wie vorgesehen bis zum Ende 2018 abgewickelt sein wird. Bruch hatte zu Beginn der Petri-Zeit gerade sein "Bruch Zwickel" als neues Produkt  auf den Markt gebracht und Petri wollte den Brauereibesitzer mit dem neuen Lokalnamen, der zunächst allerdings "Zwikkel" lautete, werblich ein bisschen unterstützen.

Seit 2003 wird der "Zwickel" im Saarbrücker Ortsteil Dudweiler erfolgreich von Kai-Eric Schwarz geführt.

Meine Frau und ich besuchten gestern in unserem Lieblingskino "camera zwo" die Vorabendvorstellung von "Sauerkrautkoma". Auch in diesem Film nach einem Krimi von Rita Falk ermitteln der Eberhofer Franz und der Birkenberger Rudi wieder in aller Richtungen; die Susi wird vom Franz einmal mehr   nicht geheiratet, allerdings geschwängert und zur Mutter gemacht. Wir sind beide Fans der Eberhofer-Romane; "Sauerkrautkoma" ist die fünfte Verfilmung von Rita Falk-Romanen und hat uns genau wie die anderen sehr gut gefallen. Schon auf der Fahrt zum Kino  hatte meine Frau angeregt, nach dem Film noch einen Absacker im "Zwickel" zu nehmen. Aber Kinobesuch macht, sofern man dort nicht Popcorn aus dem Eimer verdrückt oder Nachos pfundweise in sich hineinschaufelt, offenbar hungrig, denn  aus dem geplanten Absacker wurde letztlich ein Abendessen.

Ambiente: Der "Zwickel" liegt fast direkt an der starkbefahrenen Beethovenstrasse, die vor allem in den Nachtstunden gerne zur  "Rennstrecke" umfunktioniert wird. Allerdings wird es von der Strasse zunächst durch einen schmalen mit Bäumen bewachsenen Streifen und dann noch durch ein asphaltiertes Zufahrtssträsschen getrennt, ansonsten würde im Biergarten mit drei Reihen von Vierer-Holztischen sicherlich niemand sitzen wollen. Abends wird der Biergarten durch gegen die Hauswand des "Zwickel" gerichtete Strahler beleuchtet sowie durch eine bunte Lichterkette, die den Biergarten gegen das Zufahrtssträsschen hin "begrenzt". Diese Lichterkette wurde allerdings gestern erst eingeschaltet als ich zahlen wollte und den Inhalt meiner Geldbörse im Dunkeln nicht mehr erkennen konnte; das Einschalten war zuvor schlicht vergessen worden. Zum Ambiente fallen mir  Begriffe wie "nett", "gemütlich" oder "gefällig" ein. Die Innenräume haben wir nicht betreten; sofern die gut gemachte Homepage (zu finden unter www.zwickelinfo.de) die Räumlichkeiten korrekt wiedergibt, würde auch hier der Begriff "gefällig" passen. Und dafür vergebe ich, nachdem wir uns im Biergarten wohlgefühlt haben, gerne drei Sterne.

P.S. Über dem "Zwickel" liegen wohl Studentenwohnungen; eine Aussenbeschallung des Biergartens gibt es nicht, Anwohner werde deshalb auch kaum gestört und die Öffnungszeiten des "Zwickel", abgesehen von Sonn- und Feiertagen, wo nur in der Zeit von 12 bis 15 Uhr geöffnet ist liegen wie wir erfahren konnten "von halb sechs bis der letzte Gast gegangen ist". Das ist doch mal eine klare Ansage. 

Sauberkeit: Als wir ankamen begann es bereits zu dämmern, aber soweit wir sehe konnten war alles sehr zufriedenstellend sauber. Sauberkeit hat bei mir wenn ich ein Lokal besuche einen sehr hohen Stellenwert; vier Sterne kann ich deshalb hier getrost vergeben.

Service: Zwei junge Damen, mit Sicherheit Studentinnen, machen hier einen guten Job. Dass sie nicht erst seit gestern im Service sind merkt man ihnen an; sie wuppen den vollbesetzten Biergarten (drinnen sass wohl niemand) ohne Probleme. Sehr aufmerksam, flott, dabei unaufgesetzt freundlich und zu Scherzen aufgelegt; so mögen wir gerne  umsorgt werden und so hat eine Biergartenbedienung auch zu agieren. Für unseren Biergartenbereich war grundsätzlich die stark pigmentierte junge Dame zuständig, aber auch ihre Kollegin "Whitie" brachte uns wenn es gerade passte etwas vorbei. Drei Sterne für den Bereich "Service" sind aus meiner Sicht durchaus angemessen.

Essen und Trinken: Erfreulicherweise gibt die auf der Homepage veröffentlichte Speisekarte die "vor Ort"-Speisekarte wirklich 1:1 wieder; das hat man leider nicht häufig so. Schwer ist die Speisekarte, denn Front- und Rückenteil bestehen aus gebürstetem Stahlblech; dazwischen die jeweils in Klarsichttüten geschobenen Seiten. Ziemlich viele Gerichte; so ganz ohne TK-Ware oder Convenience Products kommt die Küche hier mit Sicherheit nicht aus.

Richtig "typisch Saarländisches" finden wir ( mal abgesehen von Lyonerpfanne, Froschschenkeln oder Flammkuchen) auf der Karte nicht; ist wohl auch eher nicht beabsichtigt. Warum die drei Gerichte, die sich sowohl in der Speisekarte unter "Sondergerichte" wie auch auf den beiden Schiefertafeln an der Hausfassade wiederfinden, als Sondergerichte tituliert werden weiss kein Schwein; laut unserer Bedienung haben sie seit Jahr und Tag nicht mehr gewechselt.

Meine Frau bestellte sich als Getränk einen Aperol-Spritz (EUR 5,20). Ich orderte, allein schon um Herrn Bruch und seiner Brauerei  beim Herauskommen aus der Insolvenz behilflich zu sein, insgesamt zwei große Bruch No.1 (0,4l EUR 3,10). Meine Frau bestellte den "Wurstsalat mit frischen Bratkartoffeln" für EUR 9,50; ich hatte mich schon fast auf "Drei Spiegeleier mit frischen Bratkartoffeln und Salat (Faschd wie dehemm)", ebenfalls für EUR 9,50 eingeschossen, schwenkte dann allerdings in letzer Sekunde um zu "Hot Chili-Garnelen mit Tagliatelle und mediterranem Basilikumgemüse" (EUR 11,90) um.

Der Wurstsalat, angemacht mit Essig, Öl und ein bisschen Senf, bestand aus in kleine Stifte geschnittenem Lyoner  (die Gelehrten streiten sich nach wie vor darum ob es "der" oder "die" Lyoner heisst) und Gurkenstückchen. Eine auskömmliche Portion und geschmacklich einwandfrei. Leider war ein Teil der "frischen Bratkartoffeln" ein bisschen  angekokelt und musste deshalb liegenbleiben; schade. Bei meinen "Hot Chili-Garnelen" war der Name Programm, dieses Gericht hat wirklich sehr kräftig Biss. Allerdings war, wohl dem Preis geschuldet, die Zahl der Meeresbewohner durchaus überschaubar . Die Tagliatelle ware keine Tagliatelle sonder mittelbreite Bandnudeln und das "mediterrane Basilikumgemüse" war wohl durchs Sieb gedrückt worden und allenfalls in Spuren zu erahnen. Diese "kleinen Ausrutscher" lassen für "Essen und Trinken" aus meiner Sicht allenfalls eine Bewertung von zweieinhalb Sternen zu. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass die Küche sich noch etwas steigern kann und bei unserem nächsten Besuch hier drei Sterne durchaus drin sein können.

P.S. Alle Gerichte können auch "to go" sprich zum Mitnehmen bestellt werden. Und alle Gerichte können nach entsprechender Bestellumng auch als  Seniorenteller rausgehen; die Preise dafür werden wohl wie auf dem Basar frei  ausgehandelt, in der Karte stehen sie nämlich nicht.

Preis-/Leistung: Drei Sterne.

Fazit: Der "Zwickel" liegt für und sehr günstig, wie haben uns insgesamt wohlgefühlt und werde deshalb auch wiederkommen.

P.S. Meine Frau hat zwar mit ihrem Smartphone bei hereinbrechender Dämmerung und dann auch im Dunklen Fotos gemacht; sie sind lkeider nicht zu gebrauchen, die Blitzfunktion ist einfach zu schwach. Hätten wir die Unterstützung der Lichterkette gehabt, hätte es möglicherweise gereicht; so bleibt der Bericht eben unbebildert.
 
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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