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GastroGuide-User: simba47533
simba47533 hat Wern's Mühle in 66564 Ottweiler bewertet.
vor 3 Jahren
"Gehobene Landhausküche ja; erfüllt wurden unsere hohen Erwartungen aber nur teilweise ........"
Verifiziert

Geschrieben am 16.10.2021 | Aktualisiert am 17.10.2021
Besucht am 16.10.2021 2 Personen Rechnungsbetrag: 108 EUR
Was lange währt wird endlich gut, sollte man zumindest meinen. Unsere erste Reservierung in der von meinem Musikerkollegen und Proberaumgeber N. wärmstens empfohlenen "Wern´s Mühle" (Ottweiler-Fürth) im März 2020 war der ersten landesweiten Gastroschliessung, neudeutsch Lockdown genannt, zum Opfer gefallen; der zweite Streich folgte in der ersten Novemberwoche 2020 mit dem zweiten Lockdown-Rundumschlag, der auch noch ausgerechnet am Tag unserer Reservierung startete.Im dritten Anlauf gelang es nun heute, die Küche im "Landhaus im Ostertal" sprich "Wern´s Mühle" von Markus und Theresia Keller in Zusammenhang mit den Bliesgau-Lammwochen zu testen. Die Strecke (30km) bis Ottweiler war uns bekannt, die restlichen 8km führte uns der Navi namens Tomtom sicher ans Ziel.

Küchenmeister Markus Keller und seine Frau äussern sich auf ihrer Homepage www.werns-muehle.de wie folgt: "Unsere Küche steht für die Liebe zu gutem Essen getreu der saarländischen Art "savoir vivre". Die kulinarischen Kreationen entstehen und verändern sich mit dem regionalen Angebot der Natur im Lauf der Jahreszeiten. Für unsere Nachhaltigkeit wurden wir als erstes saarländisches Restaurant in die "Slow Food Chef Alliance" aufgenommen. Weiterhin wurden unsere Bemühungen durch die Auszeichnung "Genussgastwirt Saarland 2017/2018" und die Aufnahme zu "Green Chefs" anerkannt." Neben mehreren unterschiedlich großen Gasträumen und einem Aussenbereich sprich Biergarten bietet Familie Keller auch etliche Gästezimmer und ein Appartment.

Im Internet hatten wir vorab die Speisekarte angesehen, vor allem natürlich die Seite mit den Lammwoche-Angeboten; diese hatten sich im Laufe der Woche aber schon geändert. Die von mir ins Auge gefasste "Geschmorte Lammstelze an Kräuter-Jus, Wirsing und Grumbeer-Gelleriewe-Stambes" (EUR 23,50) war beispielsweise heute nicht mehr vertreten; die Lücke sollte durch "Ragout und Bäckchen; Lammragout,Ravioli mit Lammbäckchen gefüllt, mit Rosmarinkartoffeln" für EUR 25,00 geschlossen werden. Die Bestandteile des dreigängigen Lamm-Menüs (EUR 58.00) konnten auch einzeln geordert  werden; dies veranlasste meine Frau, den ersten Menügang "Fisch und Bohnen; Risotto von Aquarello Carnaroli-Reis mit rotem Bio-Spitzpaprika und gebratener Lamm-Leber " (EUR 13,50) als Vorspeise zu wählen. Ich nahm, zuhause bereits ausgesucht, die "Essenz vom Bliesgaulamm mit Lamm-Maultaschen und gesottener Lammzunge" für EUR 9,50. Hauptgericht für meine Frau wurde der Lückenbüßer "Ragout und Bäckchen", während ich mich, da die geschmorte Lammstelze ja "weg" war", für "Unser Dreierlei vom Lamm:  Ragout, gefüllte Lammbrust und rosa gebratene Lamm-Nuss, dazu Rosmarin-Kartoffeln" für EUR 32,00 entschied. Getrunken haben wir einen Averna auf Eis (EUR 4,50) und ein kleines Mineralwasser (0,26l EUR 2,60), beide Getränke gelangten zu meiner Frau. Ich probierte zunächst ein natürtrübes Mühlenbier (0,3l EUR 2,90), das mir aber nicht sonderlich schmeckte. Der Mühlen-Rotwein vom Weingut Spindler aus meiner ursprünglichen Heimat erfüllte die in ihn  gesetzten Erwartungen voll und ganz; EUR 6,90 für 0,2l waren dafür wirklich moderat bepreist, zumal der Rotweinspiegel den 0,2er Eichstrich um gut eine Daumenbreite überschritt. Anfangs! Nach dem Essen orderte meine Frau als Dessert "Vanilleeis mit Schlagsahne und Nougatsauce" (EUR 6,50) während ich als heutiger Beifahrer mich mit einer nicht sehr charaktervollen bzw. wenig körperreichen Mirabelle für EUR 4,30 beschied. Hätte im nachhinein betrachtet wirklich nicht sein müssen.

Nicht sein müssen hätte auch der sogenannte Küchengruß; zweierlei Brot mit einem Schüsselchen voll rötlicher Pampe, die sich als mit Paprika, wahrscheinlich Paprikapulver,  angerecherter Quark entpuppte. Solch absolut phantasielose Küchengrüße gab es im letzten Jahrhundert. Da hätte ich der Kellerschen Küche doch ein bisschen mehr zugetraut: dann doch besser keinen Küchengruß als so einen, liebe Familie Keller!

Geschmacklich absolut begeisternd setzten sich die beiden Vorspeisen in Szene: meine Frau lobte ihre Lammleber auf dem Risottobettchen und auch die übrigen Komponenten sehr. Meine Essenz vom Lamm hätte ein Sternekoch auch nicht besser hinbekommen; sie schmeckte ganz ausgezeichnet und an Maultaschen mit Lammfüllung und Tranchen von der gesottenen Lammzunge war nicht gespart worden. Zweimal ein wunderbarer Einstieg, der sich mit dem Hauptgericht meiner Frau leider nicht fortsetzte. Die mit Stückchen vom Lammbäckchen gefüllten Ravioli waren in Ordnung, die dunkle Sauce war für meine Frau, die ohnehin salzarm isst, zu salzig, aber die größte Enttäuschung war das Lammragout. Während das Ragout, auch eine der Komponenten meines Hauptgerichts, die für ein Ragout erforderliche Größe der Einzelstücke hatte, war das Ragout auf dem Teller meiner Frau wohl allenfalls ein breiiges Haschee. Nichts als Ministückchen und aus meiner Sicht eine reine "Resteverwertung", quasi in Anlehnung an "from nose to tail" zu Lasten des Gastes und mit EUR 25,00 um mindestens sechs Euro überpreist . Die Küchenmeisterwürde vom Markus in allen Ehren, aber entweder hätte dieses Ragout auf der Karte als Lammhaschee deklariert sein müssen oder der Teller meiner Frau hätte in der Form nicht über den Pass gegen dürfen. Wie ein Ragout auszusehen hat lernt ein Koch-Azubi schliesslich spätestens im zweiten Lehrjahr! Das Dessert versöhnte meine Frau wenigstens halbwegs, obwohl es auch kein Kracher war. Mein Hauptgericht gefiel mir insgesamt gut: sehr gut und ausserordentlich zart waren die rosa gebratenen Tranchen von der Lamm-Nuss, dem an sich durchaus schmackhaften Lammragout hätte eine etwas längere Schmorphase gut zu Gesicht gestanden und bei der Füllung der Lammbrust hätte die Küchencrew aus meiner Sicht gewürzmässig schon mutiger zu Werke gehen können.  Sehr fein war meine dunkle Sauce; so muss eine dunkle Sauce zum Lamm sein und nicht anders. Für den Bereich "Essen" vergebe ich drei Sterne (Frau Simba) und 4,5 Sterne (meine Wenigkeit); da es keine Viertel-Sterne gibt, komme ich auf 3,5 mit leichter Tendenz zu vier Sternen. Und weil heute Samstag ist werden es eben vier!

Fazit: Für das uns am heutigen Tag hier Gebotene müssen wir nicht extra knapp 80 km fahren; Gleichwertiges und Besseres haben wir im Stadtgebiet Saarbrücken allemal und ausserdem viele Gastros knapp hinter der deutsch-französischen Grenze, die mit "Wern´s Mühle" gut mithalten können.

P-S. Sorry, aber ich habe gerade gesehen, dass gleich zwei Bilder die Unterschrift "Dreierlei vom Lamm" haben"; bei dem mit den dicken Ravioli im Vordergruind muss es natürlich heißen "Ragout und Bäckchen". Ich habe versucht, dies zu korrigieren, gelungen ist es mir nicht ;-))
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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