Besucht am 26.01.20192 Personen
Rechnungsbetrag: 15 EUR
Auf dem Weg zur großen Mykene-Ausstellung in Karlsruhe macht unsere über 40köpfige Studiengruppe erst einmal Rast im Café Brenner. Eine gute Wahl der Organisatoren, denn die Location hat fast schon Kultcharakter und eine über 100jährige Tradition. Doch erst seit 1987 residiert das inhabergeführte Haus in der Karlstraße. Die Homepage verspricht: „Hier schuf die Familie Brenner im ehemaligen Ring-Café ein Interieur von gediegener Eleganz und einer einzigartigen Kaffeehausatmosphäre.“ Diese vollmundige Ankündigung zeigt sich vor Ort in einem plüschigen Ambiente, das einen geradewegs in die Belle Epoque zurückkatapultiert: glitzernde Kristalllüster, rote gepolsterte Sessel, etwas angejahrte Perserteppiche, reichlich Grünpflanzen, schön gestärkte Damasttischdecken mit Häkelüberwurf, sowie Rüschgardinen mit Volants. An der Wand kann man hölzerne Modelformen für die Springerlesproduktion bestaunen, in dichter Petersburger Hängung wie alte Kunstwerke.
Wer in diesem Kaffeehaus lediglich an gedeckten Apfelkuchen, Russische Schokolade und weichgekochte Frühstückseier denkt, liegt ziemlich falsch. Die Speisekarte weist etliche skurrile Gerichte auf, die man andernorts nicht (mehr) findet oder schon für ausgestorben hält: so zum Beispiel Schupfnudeln mit Apfelmus (in meiner bloßen Vorstellung ein absolutes No-Go) für 6,70 Euro, gefüllte Pastetchen mit Hühner-Frikassee für 9,20 Euro oder Toast Hawaii für 7,80 Euro. Die beiden letzten Speisen sicherlich ein Hit in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts, aber hier immer noch gerne gewählt. Immerhin haben schon die Mädchengetränke Hugo und Aperol Sprizz ihren Weg zwischen halbtrockenen Müller Thurgau und pfälzischen Dornfelder gefunden.
Wir treffen an einem Samstag gegen 10 Uhr 30 ein – eine perfekte Zeit für ein zweites Gabelfrühstück oder eine stärkende brunchartige Zwischenmahlzeit. 40 hungrige Personen auf einen Schub sind von den Raumkapazitäten her gar kein Problem, für den Service aber natürlich eine gewaltige Herausforderung. Die Damen zeigen ein robustes Nervenkostüm und reichlich trockenen Humor. Hetzen lässt sich keine. Wir warten geduldig, ertragen auch so manche Fehllieferung und die Tatsache, dass an unserem Sechsertisch die Speisen zu höchst unterschiedlichen Zeiten eintreffen. Zeit scheint hier eh ein vernachlässigbarer Faktor zu sein. In diesem herrlichen Ambiente kann man sich vorstellen, ganze Tage zu vertrödeln.
Da ich glücklicherweise gut gefrühstückt habe, reicht ein einfaches Käsebrötchen (4,00 Euro), das wirklich höchst unspektakulär daherkommt (übrigens auch so schmeckt) und auch keine langen Zubereitungszeiten benötigt. Der Toast Hawaii dagegen wird gut eine halbe Stunde später serviert, wird auf einem siedendheissen Teller gereicht (Grill? Salamander?) und trägt stolz zwei aufragende Salzletten als Deko. Macht auf jeden Fall wunderbar satt. Ebenso der üppige Stramme Max für 7,90 Euro. Weniger begeistert sind wir vom Cappuccino (3,10 Euro), der ganz ohne Schaumhäubchen daherkommt oder dasselbige vielleicht auf dem langen Weg von der Küche schon eingebüßt hat? Sehr solide und hocharomatisch dafür der Filterkaffee für 2,60 Euro die Tasse und 5,00 Euro das Kännchen. Bevor die Speisen aufgetragen werden, legt der Service übrigens noch eine Lage Papiersets aus, offenbar um Tischdecken und Häkelüberwurf zu schonen. Man fühlt sich fast wie bei der Verwandtschaft zu Besuch…
Für Schleckermäuler, die nicht so gerne pikant essen wie wir, ist das Brenner ein wahres Eldorado. Vorne in der Auslage kann man einzigartige Torten und Kuchen bestaunen und bestellen, wahre Kunstwerke aus Bisquit, Sahne, Schokoglasur und Früchten – auch handgefertigte Pralinen, Torteletts, Petits Fours und Kleingebäck. Alles vor Ort hausgemacht und dekoriert. Auch spezielles Faschingsgebäck ist jetzt zu haben, hochkalorisch, vermutlich in Fett ausgebacken und vom Teig her an fränkische Schneeballen erinnernd. Auch skurril: ein süsses Teilchen in der Art einer Linzertorte mit einer ausgestanzten €-Form. Vermutlich ein beliebtes Geschenk für Banker.
Fazit: ein herrlicher Ort für Zeitreisende, Süssigkeitenliebhaber und ältere Damen mit Pelzmützen. Alle anderen können zumindest gehörig staunen!
Auf dem Weg zur großen Mykene-Ausstellung in Karlsruhe macht unsere über 40köpfige Studiengruppe erst einmal Rast im Café Brenner. Eine gute Wahl der Organisatoren, denn die Location hat fast schon Kultcharakter und eine über 100jährige Tradition. Doch erst seit 1987 residiert das inhabergeführte Haus in der Karlstraße. Die Homepage verspricht: „Hier schuf die Familie Brenner im ehemaligen Ring-Café ein Interieur von gediegener Eleganz und einer einzigartigen Kaffeehausatmosphäre.“ Diese vollmundige Ankündigung zeigt sich vor Ort in einem plüschigen Ambiente, das einen... mehr lesen
4.0 stars -
"Zeitreise mit Kultcharakter" MinitarAuf dem Weg zur großen Mykene-Ausstellung in Karlsruhe macht unsere über 40köpfige Studiengruppe erst einmal Rast im Café Brenner. Eine gute Wahl der Organisatoren, denn die Location hat fast schon Kultcharakter und eine über 100jährige Tradition. Doch erst seit 1987 residiert das inhabergeführte Haus in der Karlstraße. Die Homepage verspricht: „Hier schuf die Familie Brenner im ehemaligen Ring-Café ein Interieur von gediegener Eleganz und einer einzigartigen Kaffeehausatmosphäre.“ Diese vollmundige Ankündigung zeigt sich vor Ort in einem plüschigen Ambiente, das einen
4.0 stars -
"Das Cafe in Karlsruhe, nirgends gib..." chunkymonkeyDas Cafe in Karlsruhe, nirgends gibts besseren Kaffee und Kuchen. Dieses Erlebnis hat aber auch seinen Preis und der fällt nicht unbedingt gering aus.
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Wer in diesem Kaffeehaus lediglich an gedeckten Apfelkuchen, Russische Schokolade und weichgekochte Frühstückseier denkt, liegt ziemlich falsch. Die Speisekarte weist etliche skurrile Gerichte auf, die man andernorts nicht (mehr) findet oder schon für ausgestorben hält: so zum Beispiel Schupfnudeln mit Apfelmus (in meiner bloßen Vorstellung ein absolutes No-Go) für 6,70 Euro, gefüllte Pastetchen mit Hühner-Frikassee für 9,20 Euro oder Toast Hawaii für 7,80 Euro. Die beiden letzten Speisen sicherlich ein Hit in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts, aber hier immer noch gerne gewählt. Immerhin haben schon die Mädchengetränke Hugo und Aperol Sprizz ihren Weg zwischen halbtrockenen Müller Thurgau und pfälzischen Dornfelder gefunden.
Wir treffen an einem Samstag gegen 10 Uhr 30 ein – eine perfekte Zeit für ein zweites Gabelfrühstück oder eine stärkende brunchartige Zwischenmahlzeit. 40 hungrige Personen auf einen Schub sind von den Raumkapazitäten her gar kein Problem, für den Service aber natürlich eine gewaltige Herausforderung. Die Damen zeigen ein robustes Nervenkostüm und reichlich trockenen Humor. Hetzen lässt sich keine. Wir warten geduldig, ertragen auch so manche Fehllieferung und die Tatsache, dass an unserem Sechsertisch die Speisen zu höchst unterschiedlichen Zeiten eintreffen. Zeit scheint hier eh ein vernachlässigbarer Faktor zu sein. In diesem herrlichen Ambiente kann man sich vorstellen, ganze Tage zu vertrödeln.
Da ich glücklicherweise gut gefrühstückt habe, reicht ein einfaches Käsebrötchen (4,00 Euro), das wirklich höchst unspektakulär daherkommt (übrigens auch so schmeckt) und auch keine langen Zubereitungszeiten benötigt. Der Toast Hawaii dagegen wird gut eine halbe Stunde später serviert, wird auf einem siedendheissen Teller gereicht (Grill? Salamander?) und trägt stolz zwei aufragende Salzletten als Deko. Macht auf jeden Fall wunderbar satt. Ebenso der üppige Stramme Max für 7,90 Euro. Weniger begeistert sind wir vom Cappuccino (3,10 Euro), der ganz ohne Schaumhäubchen daherkommt oder dasselbige vielleicht auf dem langen Weg von der Küche schon eingebüßt hat? Sehr solide und hocharomatisch dafür der Filterkaffee für 2,60 Euro die Tasse und 5,00 Euro das Kännchen. Bevor die Speisen aufgetragen werden, legt der Service übrigens noch eine Lage Papiersets aus, offenbar um Tischdecken und Häkelüberwurf zu schonen. Man fühlt sich fast wie bei der Verwandtschaft zu Besuch…
Für Schleckermäuler, die nicht so gerne pikant essen wie wir, ist das Brenner ein wahres Eldorado. Vorne in der Auslage kann man einzigartige Torten und Kuchen bestaunen und bestellen, wahre Kunstwerke aus Bisquit, Sahne, Schokoglasur und Früchten – auch handgefertigte Pralinen, Torteletts, Petits Fours und Kleingebäck. Alles vor Ort hausgemacht und dekoriert. Auch spezielles Faschingsgebäck ist jetzt zu haben, hochkalorisch, vermutlich in Fett ausgebacken und vom Teig her an fränkische Schneeballen erinnernd. Auch skurril: ein süsses Teilchen in der Art einer Linzertorte mit einer ausgestanzten €-Form. Vermutlich ein beliebtes Geschenk für Banker.
Fazit: ein herrlicher Ort für Zeitreisende, Süssigkeitenliebhaber und ältere Damen mit Pelzmützen. Alle anderen können zumindest gehörig staunen!