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Heute ist die Welt eine andere. Sushi findet man jeder Stadt in nahezu dönerhaftem Ausmaß, und die Tendenz ist weiterhin steigend. Dass mit dieser Entwicklung die Qualität nicht schritthalten konnte, versteht sich von selbst: Wenn man für Flatrates um 10 Euro so viele Teller verputzen kann wie reinpassen und das Geschäft trotzdem überleben soll, geht es gar nicht anders.
Inzwischen ist es auch die Ausnahme, dass Sushi-Restaurants von Japanern betrieben und bemannt werden. Zumindest in Karlsruhe ist der Markt fest in vietnamesischer, manchmal auch in chinesischer Hand. Den meisten Kunden reicht es ja, wenn die Leute hinter der Theke irgendwie ostasiatisch aussehen. Das soll aber beileibe nicht heißen, dass allein das für den Qualitätsrückgang ausschlaggebend wäre. Die ganz hohe Kunst, wie etwa bei Kusakabe in Umkirch, wird man in den vietnamesisch geführten Restaurants zwar kaum erleben, aber, wie der Volksmund sagt, “lecker Sushi“ ab und zu schon, mit frisch zubereitetem Reis und gutem Fisch. Zum Beispiel im Sen, und damit wäre ich endlich beim Thema.
Das Sen bei nicht so gutem Wetter
Das Sen gehört zu den Restaurants – auch hier ist ein Trend zu erkennen -, das neben Sushi auch Gerichte aus der Heimat der Betreiber auf der Karte hat. Wir waren bisher zweimal da, das erste Mal wegen der Sushi, weil die uns jemand empfohlen hatte, das zweite Mal, um die vietnamesische Küche zu probieren.
Blick nach draußen auf den Ludwigsplatz
Beide Male war uns aufgefallen, dass die Kundschaft rein europäisch war. Vietnamesen wird man wahrscheinlich deswegen nicht antreffen, weil ihr legendäres Arbeitsethos es ihnen verbietet, mittags draußen abzuhängen, Chinesen gehen sowieso zum Chinesen, Thais zum Thai, und der Stammtisch der Deutsch-Japanischen Gesellschaft trifft sich bei Seng (mit g) in der Hirschstraße. Auf jeden Fall gibt es einem zu denken.
Das Restaurant ist sehr modern eingerichtet und erschlägt einen nicht mit einem Overkill an Lokalkolorit. Das erste Mal hatten wir uns die große Sushi-Platte für zwei Personen bestellt, und in einem Anfall von leichtem Größenwahn noch Tempura Garnelen Rolls dazu.
Alles sah sehr appetitlich aus, auch wenn man nicht sagen kann, dass das Auge sonderlich viel zu essen bekommen hätte. So grundsolide hat es dann auch geschmeckt: Der Fisch war frisch, der Reis hatte eine angenehme Säure, die Tempura waren knusprig und frei von jeglichem Frittierfettaroma, und so blieb schließlich auch nichts übrig, obwohl wir nach drei Vierteln eigentlich schon ziemlich satt waren. Insgesamt keine Erleuchtung, aber mit Sicherheit auch keine Enttäuschung.
Die kam dann beim zweiten Besuch, zumindest was den Vergleich mit den Sushi angeht.
Wir hatten Mon Xao mit Rind
und die Sen-Platte, letztere mit Huhn, Ente (beides sehr zart), Rind und Garnelen (beides nicht so zart, im Gegenteil). Dazu gab es aromatischen Duftreis und eine Menge knackiges Gemüse aus deutschen Landen. Die großzügig bemessene braune Sauce, die es zu beidem gab, war so dünnflüssig, dass ich mir dauernd das Kinn bekleckert habe (ich hätte vielleicht nach einem Löffel fragen sollen), und geschmacklich wäre sie in einem jener deutschchinesischen Restaurants, um die man besser einen weiten Bogen macht, überhaupt nicht aufgefallen. Ohne der vietnamesischen Küche zu nahe treten zu wollen, ist sie der chinesischen vielleicht tatsächlich in vielem sehr ähnlich - im Da Nang z. B. schien es mir so, im Bep Xua eher nicht. Eine Frage, der man sich mit Erfolg wohl nur im Rahmen einer kulinarischen Expedition nach Vietnam nähern wird. Es sei denn, einer der geschätzten GastroGenossen hat einen nähergelegenen Tipp, vielleicht sogar der, der nur zum Fotografieren da war und den ich als ausgewiesenen Fachmann für die asiatische Küche im Großraum Karlsruhe kennenlernen durfte.