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Das zweite Treffen mit PetraIO und ihrem Mann stand an. Ich wählte diesmal die Lokalität. Eigentlich war Mainz angedacht, gewisse Umstände ließen uns dann doch erst mal nach Bad Kreuznach schauen. Nächstes Mal dann aber in Mainz…
Das Bella Italia war für uns beide Parteien neu, ich bin schon öfter dran vorbei gelaufen und es war eigentlich immer gut besucht. Also vorsichtshalber vorab per Email für 20 Uhr reserviert, worauf auch innerhalb von 24 Stunden positiv reagiert wurde. Wir trafen uns mit PetraIO und Gatten gegen 19 Uhr in der VINOthek, (nicht zu verwechseln mit Videothek…) die vom Ristorante noch keine 3 Minuten entfernt liegt. Beide hatten schon kulinarisch vorgesorgt, Fräulein und ich wählten noch je ein Glas Wein bevor wir dann gegen 19:40 im Ristorante Bela Italia aufschlugen. Draußen war schon fast alles besetzt (ca. 20 Gäste). Ich schaute mich nach einem Kellner um und der erste war dann wohl auch gleich der Chef, nachdem ich Namen und Uhrzeit nannte erinnerte er sich auch an die Mail. Wir durften dann einem reservierten Vierertisch Platz nehmen. Platztechnisch ein großer Vierertisch aus Kunststoff, erinnerte optisch durch die aufgeklebte Folie an einen Holzboden mit dicken langen Fugen. Die Stühle hatten dicke Sitzkissen, mir war die Rückenlehne etwas zu steil. Es ging aber. Der Tisch war eingedeckt ohne irgendein Deckchen oder ähnlichem. In der Mitte ein kleiner Kübel mit nicht essbaren Pflanzen, daneben eine Salz- und eine Pfeffermühle. In einem roten Glas schimmerte ein Teelicht. Vier Gläser für Wasser standen Kopfüber auf Papieruntersetzern und warteten auf Ihre Bestimmung. Ein Satz Besteck lag ebenfalls auf Papierservietten bereit. Nun saßen wir also da. Wie gesagt, es war viel los.
Doch bevor sich überhaupt jemand unserer annahm, hatten wir ja genug zu quatschen und konnten auch das Umfeld in Augenschein nehmen. Da viel uns auf, dass Bad Kreuznach auch schöne Ecken hat. Mit Abstand ist der Salzmarkt hier am Ristorante das wohl urigste und romantischste Fleckchen in einer doch eher (für mich) hässlichen Stadt. Na ja.
Nach zehn Minuten hatten wir immer noch keine Speisekarten, eine dunkelhaarige, etwas wortkarge weibliche Bedienung brachte uns aber schon mal ein paar Scheiben Weißbrot und ein Schälchen mit drei grünen und vier geschwärzten Oliven. Immerhin für vier Personen. Recht großzügig, wie ich meine. Zwei Gäste bekommen dann wohl drei Oliven? Dass wir immer noch auf dem Trockenen saßen und auch keine Karten studierten verwunderte die Servicekraft erst nachdem sie das dritte Mal an uns vorbei hüpfte. Die Tische stehen aber auch eng beisammen… Ein fragender Blick in meine Richtung, so nach dem Motto „Karte?“ und ich nickte nur, schon bekamen wir von ihr die ersehnten Karten. Jetzt saßen wir schon fast eine viertel Stunde.
Die Karte ist in dunklem Kunstleder eingebunden, jede Seite so gestaltet, als hätte jede Seite einen Reiter für die jeweilige Speisenkategorie. (Also Vorspeisen, Pasta, Pizza, Kalb, Rind, Fisch und Dolce).
Meine Karte hatte als einzige der vier an unserem Tisch eine erste Seite mit Tagesempfehlungen, die dann auch sehr verlockend klangen. (siehe Bild). Aber auch das normale Angebot hatte was für sich. Von allem etwas aber nicht zu viel. Auch hausgemachte Pasta ist im Angebot, auf Nachfrage sogar selbstgemacht im Bella Italia.
Es dauerte etwas bis wir wussten was jeder wollte, die Weinauswahl bedurfte der Hilfe des Chefkellners, der uns darauf hinwies, es gäbe auch regionale Weine, aus welchem Grund auch immer hatte ich die übersehen… Irgendwann bestellten wir dann, da war die erste Flasche San Pellegrino (0,75 / 5€) schon leer. Die zweite kam dann prompt nach. Bis die Getränke endlich kamen vergingen auch wieder knapp zehn Minuten. Die Weine waren aber sehr gut und wurden in schönen, großen Gläsern serviert. Fräulein entschied sich für einen Spätburgunder Weißherbst trocken, ich wählte den Weißburgunder. Beide Weine, wie auch die unserer Begleiter stammen vom Weingut Gälweiler aus St. Katharinen / Nahe und waren alle sehr gut. Der Weißherbst kam cremig und vollmundig mit fruchtigen Noten von Erd- und Himbeeren daher, der Weißburgunder etwas dezenter, fragiler, aber trotzdem ein angenehmer Weißwein mit leichten Zitrus- und Apfelaromen. Beide für 4,50 je 0,2 zu haben.
Irgendwann kamen dann die Vorspeisen. Dazu füllte man auch noch mal den Brotkorb auf.
Carpaccio di Polipo (14€)
Wenn Fräulein das auf der Karte sieht gibt’s kein Halten mehr. Pulpo ist ja auch was Feines. Und hier wurde es auch wunderbar zubereitet und serviert. Hauchdünne Scheiben vom Pulpo (ich denke mal hier wurde der gegarte Pulpo in eine Form gepresst, erkalten lassen und dann hauchdünn aufgeschnitten) Darüber ein Dressing aus Olivenöl und wohl auch Zitrone, passte aber hervorragend. Garniert wurde das Ganze mit Flusskrebsschwänzen und Rosa Pfeffer. Der Pfeffer dazu pfiffig, die Krebslein für meinen Geschmack fehl am Platz, und da Fräulein die kleinen nicht mag, durfte ich die Dinger verputzen. Auch wenn hier etwas Grünes wie Rucola oder ein anderes Kraut fehlte, der Kopffüßler war sehr zart und gut im Geschmack. Preislich an der oberen Kante, dennoch gute 4*!
Thunfisch-Carpaccio (12€)
Eigentlich meine zweite Wahl, da die Damen am Tisch aber auch schon den Pulpo wählten, wich ich zum Thunfisch aus. Und es war sehr gut. Absolut frischer Tuna, hauchdünn mit dem Messer aufgeschnitten (ich konnte das Schnittmuster sehen), sehr aromatisch, dazu das Olivenöl-Zitronendressing und auch hier die Flusskrebse. Ein bisschen Salz und Pfeffer hat es doch noch benötigt, dann aber ein rundum gelungener Auftakt. Auch hier gute 4*
Das Abräumen der leeren Teller hat zwar etwas gedauert, die Nachfrage nach der Zufriedenheit kam aber und wir konnten die Küche loben.
Es sollte eine weitere Flasche San Pellegrino sein (welche wie die dritte später nicht auf der Rechnung stehen sollte…) ebenfalls bestellte ich mir für den bevorstehenden Hauptgang einen kräftigeren Grauburgunder vom Weingut Gälweiler, welcher mir mit seiner nussigen, cremigen Art auch zu gefallen wusste. Auch hier faire 4,50€ für 0,2l! Leicht zeitversetzt kamen dann unsere Hauptgänge, wir mussten letztendlich aber warten, bis bei PetraIO der Trüffel noch reichlich gehobelt wurde, dann ging es los…
Tortelloni Porcini (12€)
Tortelloni (hausgemacht) mit Steinpilzen. Wie (leider) zu erwarten wurden TK-Pilze genommen, sind zwar von der Konsistenz her etwas zu weich und (mir) zu wässrig, geschmacklich und aromatechnisch aber akzeptabel. Die cremige Sahnesoße wurde wohl auch mit Steinpilzpulver aufgepeppt, die Duftwolke daraus übertrumpfte auch den Trüffel gegenüber. Die Füllung der Nudeln schmeckte eindeutig nach Steinpilz, von der Konsistenz aber nah am bröckeligen und beinah zu viel Parmesan untergemischt. In Gesamten etwas trocken, aber die Soße war dazu reichlich. Frühlingslauch, eine Kirschtomate und ein Blatt Basilikum rundeten optisch das Gericht ab! Frische Pilze, (gibt es mittlerweile schon) hätten eine höhere Bewertung gebracht, so nur 3,5*
Kalbskrone vom Grill mit Kräuterbutter, dazu Kartoffeln und Gemüse (28€)
Mir war ja zunächst nach Fisch (auf der Karte gegrillter Schwertfisch), doch als ich das las, war es um das Kalb geschehen. Und es war wohl die richtige Entscheidung. Wenn das Kotelett auch nicht vom Grill, sondern aus der Pfanne war, selten so ein gutes Kalbskotelett gegessen. Dabei gehöre ich zu den Vertretern der Meinung, Italiener können kein Fleisch…
Rundherum schöne Röstaromen (auf dem Bild wirkt es nur recht dunkel), perfekt gewürzt, sehr saftig (wenn auch nicht rosa) und wunderbar zart. Am liebsten hätte ich den Knochen abgenagt… Aber irgendwann gab es mal eine Stunde Anstand bei mir zu Hause und die war sehr einprägsam…
Die Kartoffeln kamen in Spaltenform und wurden in etwas Öl und Rosmarin angebraten, das Gemüse bestand aus frischen Bohnen, etwas Kohlrabi und einer Scheibe Möhren. Eine gute, eine große Portion, ich war rundum zufrieden. Dazu noch ein halbes Glas Grauburgunder (stand auch nicht auf der Rechnung) und ich war glücklich mit dem Moment! Gutes Essen, gerne 4,5*!
Zwischendurch kam der Chefkellner mal vorbei, fragte nach der Zufriedenheit, und wunderte sich, dass PetraIO den Teller ihres Mannes leeraß. Die Geschichte habe ich aber nicht zu erzählen… ;-)
Auf Dessert hatten wir wohl keine Lust, die Portionen waren aber auch ausreichend. Fräulein genehmigte sich noch einen Espresso, der ihr ausgezeichnet schmeckte (2,30€)
Nachdem jeder noch mal auf dem Klo war und sich positiv über das Innere des Restaurants und die pompööse Gestaltung der Damentoilette äußerte, verlangten wir die Rechnung. Man bat uns darauf hin einen Grappa aufs Haus an, was wir gerne annahmen und bekamen dann auch einen feinen, runden italienischen Tresterbrand, serviert in schönen Gläsern. Witziger Weise kam dann die komplette Rechnung als Eine an den Tisch, und PetraIOs Mann (zuvor noch als „Dottore“ angesprochen…) bekam diese präsentiert… Nach einem längeren Hin und Her hatten wir das Geld inkl. Trinkgeld zusammen und konnten dem Kellner das kleine Buch samt Bargeld überlassen.
Ich für meinen Teil wäre gerne noch geblieben, es war ein wirklich schöner Abend mit herzlicher Begleitung was auf jeden Fall nach Wiederholung schreit! Dank nach Idar-Oberstein!
Fazit:
Auch wenn es formell von einem Türken geleitet wird, hier agieren nur Italiener, und die machen ihren Job gut. Gut, das junge Mädel wohl noch in der Ausbildung und etwas schüchtern ihre Kollegin etwas forscher aber etwas lustlos wirkend. Lächeln wäre mal eine Maßnahme. Die drei Herren im Service waren kompetent. Im Allgemeinen fehlt es hier etwas an Koordination, da werden schon mal Tische verwechselt oder nicht gewusst wohin mit dem Getränk. Trotzdem gut gemeinte 3,5* für den Service.
Das Essen verdient hier auf Anhieb gute 4*. Alles wirkte frisch, roch gut, (die Pizza am Nachbartisch, oder den ganzen Abend über der Duft von Garnelen mit Knoblauch und Rosmarin) und sah auch gut aus.
Das Ambiente hatte was für sich, wir fühlten uns wohl, auch innen sehr gepflegt, durchaus für das romantische Candlelight-Dinnner zu empfehlen! 4,5*
Was die Sauberkeit angeht hab ich nix zu bemängeln. Auf den Toiletten riecht es nicht, zum Abtrocknen gibt es richtige Handtücher. Aussen auch alles in Ordnung 4,5*
Das PLV sehe ich knapp bei fünf, wenn die Abläufe jetzt noch besser stimmen und die Zeiten zwischen den Gängen nicht zu lange sind… so nur 4,5*
In Kreuznach haben wir nun eine neue interessante Anlaufstelle.
4,5 – gerne bis unbedingt wieder
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder - nach "Küchenreise")