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Doch nicht nur wegen der herrlichen Fernsicht ist sie bei vielen Wanderern hoch angesehen. Sie beherbergt auch eine empfehlenswerte Burgschänke, die nicht mit Pfälzer Deftigkeiten geizt und den durstigen Wandersmann mit ehrlicher Rieslingschorle aus dem Stadium der Dehydratation zu führen vermag.
Hauptverantwortlich für so viel Dienst gegen den Durst ist Burgherr Sven Buchwald, der auch ohne Rüstung und Samtkostüm eine gute Figur macht und seit diesem Jahr den gastronomischen Staffelstab von seinem Vater Paul vollends übernommen hat. Dieser führte die Burgschänke zusammen mit seiner Frau Roswitha seit 1988. Nach 30 Jahren war für den heute 69jährigen Gastwirt dann Schluss. Mit Sohnemann Sven, der lange Zeit im elterlichen Betrieb mithalf, ist nun schon die dritte „Buchwald-Generation“ auf dem „Eschbacher Schloss“ tätig. Eine Pfälzer Gastro-Dynastie auf knapp 460 Meter ü. NN. Schön, dass es solche Familienbetriebe noch gibt!
An jenem Mittwochabend wurde auf der Burg „gefunzelt“, sprich: nach eingebrochener Dunkelheit kommen die Romantiker bei Kerzenschein und Windlichtgeflacker voll auf ihre Kosten. Dieser sogenannte Funzelabend wird nur mittwochs in den Sommermonaten abgehalten. Dabei verlängert sich die Öffnungszeit der Burg bis 22 Uhr.
Noch eine Besonderheit: nur am Funzelabend werden Spareribs angeboten. Diese müssen jedoch schon im Voraus geordert werden, denn Sven Buchwalds zarte Schweinerippen brauchen etwas Vorbereitung. Er gart sie vorher im Kombi-Dämpfer schön mürbe und grillt sie dann am Abend nur noch kurz darin. Da kann das knusprige Fleisch ja gar nicht anders als vom Knochen abfallen. Plätze bzw. Tische kann man im Gegensatz zu den Spareribs nicht reservieren, aber auf der Burg sind ausreichend Sitzgelegenheiten vorhanden.
Die besten Plätze befinden sich natürlich unter freiem Himmel, direkt hinter der Brüstung aus Sandstein. Sie erlauben eine uneingeschränkte Sicht auf die abendliche Rheinebene, die sich bei Dunkelheit in ein stimmungsvolles Lichtermeer verwandelt.
Um solch aussichtsreiche Plätze zu bekommen, muss man rechtzeitig da sein. Waren wir an jenem Abend aber nicht. Also parkten wir erst einmal in zweiter Reihe und machten uns auf den Weg in die Schlange, denn in der Madenburgschänke herrscht Selbstbedienung, was bei großem Andrang auch eine gewisse Wartezeit mit sich bringt. Leute, die sich darüber aufregen, sollten sich erst gar nicht auf den Weg machen.
Man bestellt und bezahlt drinnen am Ausschanktresen und wird mit Getränken und einem Pager (fürs Essen) erstversorgt. An einer gesonderten Essensausgabe tauscht man dann den brummenden Funkmeldeempfänger gegen feste Nahrung ein. Von der Organisation her kennt man das ja von vielen Ausflugslokalen in der Umgebung bzw. bewirtschafteten Hütten des Pfälzerwaldvereins.
Die Preise für Bier, Mineralwasser und Rieslingschorle bewegten sich in einem fairen Kalkulationsrahmen. Beim Schoppen Rieslingschorle war man mit 4 Euro dabei, die Flasche Bellaris-Mineralwasser belief sich auf 3 Euro. Bei den Getränken wird in der Burgschänke durchweg durstfreundlich boniert. „Verdorschte“ muss hier wirklich niemand.
Auf der Buchwald’schen Speisetafel geht es in erster Linie klassisch pfälzisch zu. Aber auch drei Sorten Flammkuchen (jeweils 7,90 Euro) warten auf den hungrigen Burgbesucher. Letztere sind übrigens vom besten Fertigflammkuchenbäcker unserer Region, der Firma Tarte Gourmet aus Hauenstein. Der Unterschied zur selbstbelegten „Schmand-Zwiebel-Speck-Backware“ ist bei dieser TK-Variante noch am geringsten. Sicherlich mit die beste, da saftigste Aufback-Tarte, die ich in den letzten Jahren vertilgt habe.
Ansonsten bestimmen deftige Schweine-Schmankerl (Bratwurst, Leberknödel, Saumagen), gerne von Sauerkraut und Specksoße begleitet, den kulinarischen Alltag der Burgküche. Hoch „lebe(r)n“ die Knödel!!! Besonders beim Pfälzer Folkloreteller par excellence, dem „Schiefen Sack“ (8,90 Euro), der schon so manchen fleischmüden Wanderer wieder auf den Weg der schweinernen Tugend gebracht hat. Vegetarier dürfen sich zwischen Bärlauch-Kräuter-Quark mit Kartoffelrösti (8,90 Euro) und vegetarischem Flammkuchen (mit Schafskäse und Peperoni) entscheiden.
Leberknödel und Saumagen bezieht Sven Buchwald übrigens von der Metzgerei Kieffer aus Bad Bergzabern, einer regional bekannten Adresse für hochwertige Pfalzware. Nur bei der Bratwurst zieht er die Pfälzer Spezialitäten GmbH aus Landau als Bezugsquelle vor. Schön, dass der junge Burgwirt die Produkte aus der näheren Umgebung zu schätzen weiß. Auch beim Rebsaft setzt er voll auf die Qualitäten der Region und hat mit dem Eschbacher Weingut Michael Bender einen Topwinzer im Portfolio.
Etwas eingeschüchtert von dem mächtigen Wurstsalathügel, den man gerade zum Nebentisch trug, war ich gespannt was mir der „Herr der Rippe“ wohl alles auf den Teller legen würde. Auch meine Mutter hatte sich im Vorfeld für die Spareribs entschieden, was unterm Strich zwei vorab bestellte Portionen ergab. Der Rest der illustren Runde bestellte Flammkuchen und Deftigkeiten rund um den Sauerkrautbuckel.
Was ich nach dem Brummen des Pagers an der Essensausgabe aufs Tablett gelegt bekam war schon mehr als nur ein „Rippenbekenntnis“. Ein mit hausgemachter BBQ-Soße bestrichenes, ganzes Rack lag quer über einem Beilagenfundament aus gut gewürzten Kringelfritten, die anderswo auch Curly Fries geschimpft werden. Hahahahahalt! Das war noch nicht alles. Ein ordentlicher Klacks Aioli, das Deckweiß unter den Dipsaucen, zierte die letzte freie Stelle meiner gut beladenen Sättigungsaufgabe.
Den Tisch hatten wir mittlerweile gegen einen Vorderrang mit freier Sicht eingetauscht. Ein herrliches Fleckchen, das bei zunehmender Dunkelheit immer lauschiger wurde. Während sich der Rest unserer Funzelfreunde am Pfälzer Schweinstum erfreute, kämpften meine Mutter und ich mit der Portionsgröße. So manch einen hätte ich gerne in „Rippenhaft“ genommen, aber die wehrten Herrschaften hatten nach bewältigtem „Dreierlei“ (die übliche Dreifaltigkeit der Pfalzküche) keine Ambitionen auf Nachschlag.
Doch mit dem Hunger eines frisch Verheirateten lassen sich ja bekanntlich Fleischberge vernichten. Und so fand auch das letzte Stückchen der süßlich-pikant „gerubten“ Rippen den Weg zum Endverbraucher.
Wir saßen noch eine ganze Weile, hatten dabei die ein oder andere spirituelle Eingebung in Form eines nach Minze und Brombeere schmeckenden Likörs namens „Pfälzer Wind“ und genossen diesen Sommerabend in vollen Zügen. Denn selbst Bremer Tanzmäuse wissen mittlerweile: „es ist der Wind, Wind, Wind – der Pfääälzer Wind. Er wird noch wehen, wenn wir längst nicht mehr sind!“
Ach, die Madenburg…für uns wird sie immer ein ganz besonderer Ort bleiben. Allein der fantastische Ausblick auf die Pfälzer Heimat ist den kurzen Fußmarsch nach oben wert. Dazu kommt die einfache, aber äußerst schmackhafte Verpflegung durch die von freundlichen Menschen bewirtschaftete Burgschänke. Da ließe sich bestimmt gut Hochzeit feiern…