Geschrieben am 17.04.2018 2018-04-17| Aktualisiert am
18.04.2018
Besucht am 14.04.20181 Personen
Rechnungsbetrag: 14 EUR
Manchmal schrammt man jahrelang an einem gastronomischen Highlight vorbei – und merkt es nicht mal. So bin ich während meiner Allgäu-Aufenthalte bestimmt x-mal durch Simmerberg gegurkt, ohne jemals in diesem Teilort von Weiler etwas zu essen oder zu trinken. Dieses Mal hat mich die pure Not geleitet – und das war gut so. An einem sonnigen, heissen Samstagnachmittag Mitte April, so gegen 15 Uhr, befallen mich Hunger und Durst, plötzlicher Kopfschmerz und Abgeschlagenheit. Wer nicht zur üblichen Kaffee-und-Kuchen-Fraktion gehört, sondern gerne deftig und habhaft speist (so wie ich), hat jetzt denkbar schlechte Karten.
Die Villa Lessing hatte ich bereits mehrfach aus den Augenwinkeln wahrgenommen, jedoch als Boutique oder Blumenladen oder Privathaus interpretiert. Weit gefehlt. Das inhabergeführte Haus vereint Restaurant, Café und Pension, bietet innerhalb der Öffnungszeiten eine durchgehend aktive Küche (super während der Nachmittagsstunden, wo andernorts tote Hose ist) und während der warmen Jahreszeit einen wundervollen Garten zum Draussensitzen und Geniessen an. Klingt ein bisschen wie: zu Besuch bei Freunden oder bei Verwandten. Und fühlt sich auch so an!
Kurz etwas zur Geschichte der liebevoll renovierten Jugendstil-Villa: im Jahre 1900 von einem Peitschenfabrikanten und Weinhändler erbaut, dann in wechselnden Händen und Bestimmungen. Inzwischen unter der Ägide von Natascha Lessing zu einem wahren Juwel herausgeputzt. Hier einmal zu übernachten steht auf meiner Wunschliste. Aber schon der unerwartete Nachmittagsbesuch ist ein Geschenk.
Während im Innenraum eine Familienfeier ausgerichtet wird, sitzen im Garten sehr malerisch, in Nischen und nahe schützender Hecken, unter Sonnenschirmen oder selbst vor dem Haus, viele Gäste, die zufällig oder ganz absichtlich hier gestrandet sind. Manche essen Eis, andere ein warmes Gericht oder ein Stück Obstkuchen. Kinder rennen über den Rasen oder malen am Tisch. Rasch bringt uns die freundliche, gut gelaunte Servicedame die Speisen- und Getränkekarte an unseren Platz, an einer verwunschenen, schattigen Ecke im Garten. Die Karte offenbart Ideenreichtum mit ansprechend interpretierten Klassikern. Morgens lockt die Frühstückkarte mit diversen Arrangements unterschiedlicher Größenordnung und Preisklasse, sowie zusätzlichen Extras wie Rühreier, Weisswurst, Müsli. Der wechselnde Mittagstisch bietet täglich 2 unterschiedliche Menüs, die beliebig modular bestellt werden können (Vorspeise: € 2,90, Hauptgang € 6,90, Tagesdessert €2,90). Wie wärs mit einer Gemüsereispfanne mit Chorizo oder Gefüllten Flädle mit Pilzrahm? Spontan würde mir einiges zusagen.
Toll, dass die Gerichte der Hauptkarte durchgehend bis 18 Uhr serviert werden. Das kommt mir sehr entgegen. Erst liebäugele ich mit Lauwarmem Ziegenkäse im Kräutermantel mit rotem Linsensalat (12,50 Euro) oder Gebratenem Wolfsbarschfilet auf Bohnen-Kartoffelgemüse (17,80 Euro), um mich dann einer alten Regel zu besinnen: Mache mit dem weiter, womit Du gestern aufgehört hast. Schon wieder Allgäuer Kässpatzen? Vorsichtshalber frage ich nach einer kleinen Portion, die durchaus möglich ist. Uff! Schließlich steht auf der Karte: „Haben Sie besondere Wünsche in Bezug auf unsere Speisen, dann zögern Sie nicht, uns zu fragen. Vielleicht können wir diese erfüllen.“
Die kleine (haha, ein Witz!) Portion samt blumigem Beilagensalat wird mit 9,50 Euro berechnet, auf schlichtem, aber wohlgeformtem Porzellan serviert, ist rasch zubereitet und sättigt ungemein. Drei Personen schwirren um mich herum: die engagierte Inhaberin Natascha in Jeans-Latzhose, ihr ebenso kundiger Mann, der offenbar die Küche wuppt – und die bereits erwähnte supernette Servicedame. Allein der Salat hätte Bestnoten verdient, was die Frische der Zutaten, die aussergewöhnlichen Aromen und die Kreativität angeht. Beim Grünzeug agiert man offenbar nach der Devise „from leaf to root“ – hier wird alles genutzt. Wunderbar!
Alles an und um der Villa Lessing hat seinen eigenen Stil, ist überaus gepflegt, sehr adrett und top sauber. Regionale Zutaten haben Vorrang. Auf meine explizite Nachfrage erzählt Herr Lessing, dass der Käse-Mix meines Gerichtes von den nahen „Käserebellen“ stammt. Auf dem Weg zur Toilette (sehr angenehm: auf der Eingangsebene und nicht irgendwo im düsteren UG) entdecke ich eine Stiege mit frischen Tomaten im Treppenhaus. Mein Salat ist knackig-frisch. Die Kuchen werden täglich in hauseigener Produktion gebacken.
So viel Idealismus erlebt man selten. Leider habe ich vergessen, zu fragen, wie lange das Haus schon in Lessing`scher Hand ist. Ich hoffe, noch recht lange. Die persönliche Handschrift der Inhaber, hochwertige Zutaten und ein wundervolles Ambiente machen den Aufenthalt einfach zum Genuss. Fernab dem hier allseits praktizierten, traditionellen Allgäuer Landhausstil.
Manchmal schrammt man jahrelang an einem gastronomischen Highlight vorbei – und merkt es nicht mal. So bin ich während meiner Allgäu-Aufenthalte bestimmt x-mal durch Simmerberg gegurkt, ohne jemals in diesem Teilort von Weiler etwas zu essen oder zu trinken. Dieses Mal hat mich die pure Not geleitet – und das war gut so. An einem sonnigen, heissen Samstagnachmittag Mitte April, so gegen 15 Uhr, befallen mich Hunger und Durst, plötzlicher Kopfschmerz und Abgeschlagenheit. Wer nicht zur üblichen Kaffee-und-Kuchen-Fraktion gehört, sondern... mehr lesen
Villa Lessing
Villa Lessing€-€€€Restaurant08387463Bahnhofstr. 14, 88171 Weiler-Simmerberg
5.0 stars -
"Fühlt sich an wie: zu Gast bei Freunden oder Verwandten" MinitarManchmal schrammt man jahrelang an einem gastronomischen Highlight vorbei – und merkt es nicht mal. So bin ich während meiner Allgäu-Aufenthalte bestimmt x-mal durch Simmerberg gegurkt, ohne jemals in diesem Teilort von Weiler etwas zu essen oder zu trinken. Dieses Mal hat mich die pure Not geleitet – und das war gut so. An einem sonnigen, heissen Samstagnachmittag Mitte April, so gegen 15 Uhr, befallen mich Hunger und Durst, plötzlicher Kopfschmerz und Abgeschlagenheit. Wer nicht zur üblichen Kaffee-und-Kuchen-Fraktion gehört, sondern
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Die Villa Lessing hatte ich bereits mehrfach aus den Augenwinkeln wahrgenommen, jedoch als Boutique oder Blumenladen oder Privathaus interpretiert. Weit gefehlt. Das inhabergeführte Haus vereint Restaurant, Café und Pension, bietet innerhalb der Öffnungszeiten eine durchgehend aktive Küche (super während der Nachmittagsstunden, wo andernorts tote Hose ist) und während der warmen Jahreszeit einen wundervollen Garten zum Draussensitzen und Geniessen an. Klingt ein bisschen wie: zu Besuch bei Freunden oder bei Verwandten. Und fühlt sich auch so an!
Kurz etwas zur Geschichte der liebevoll renovierten Jugendstil-Villa: im Jahre 1900 von einem Peitschenfabrikanten und Weinhändler erbaut, dann in wechselnden Händen und Bestimmungen. Inzwischen unter der Ägide von Natascha Lessing zu einem wahren Juwel herausgeputzt. Hier einmal zu übernachten steht auf meiner Wunschliste. Aber schon der unerwartete Nachmittagsbesuch ist ein Geschenk.
Während im Innenraum eine Familienfeier ausgerichtet wird, sitzen im Garten sehr malerisch, in Nischen und nahe schützender Hecken, unter Sonnenschirmen oder selbst vor dem Haus, viele Gäste, die zufällig oder ganz absichtlich hier gestrandet sind. Manche essen Eis, andere ein warmes Gericht oder ein Stück Obstkuchen. Kinder rennen über den Rasen oder malen am Tisch. Rasch bringt uns die freundliche, gut gelaunte Servicedame die Speisen- und Getränkekarte an unseren Platz, an einer verwunschenen, schattigen Ecke im Garten. Die Karte offenbart Ideenreichtum mit ansprechend interpretierten Klassikern. Morgens lockt die Frühstückkarte mit diversen Arrangements unterschiedlicher Größenordnung und Preisklasse, sowie zusätzlichen Extras wie Rühreier, Weisswurst, Müsli. Der wechselnde Mittagstisch bietet täglich 2 unterschiedliche Menüs, die beliebig modular bestellt werden können (Vorspeise: € 2,90, Hauptgang € 6,90, Tagesdessert €2,90). Wie wärs mit einer Gemüsereispfanne mit Chorizo oder Gefüllten Flädle mit Pilzrahm? Spontan würde mir einiges zusagen.
Toll, dass die Gerichte der Hauptkarte durchgehend bis 18 Uhr serviert werden. Das kommt mir sehr entgegen. Erst liebäugele ich mit Lauwarmem Ziegenkäse im Kräutermantel mit rotem Linsensalat (12,50 Euro) oder Gebratenem Wolfsbarschfilet auf Bohnen-Kartoffelgemüse (17,80 Euro), um mich dann einer alten Regel zu besinnen: Mache mit dem weiter, womit Du gestern aufgehört hast. Schon wieder Allgäuer Kässpatzen? Vorsichtshalber frage ich nach einer kleinen Portion, die durchaus möglich ist. Uff! Schließlich steht auf der Karte: „Haben Sie besondere Wünsche in Bezug auf unsere Speisen, dann zögern Sie nicht, uns zu fragen. Vielleicht können wir diese erfüllen.“
Die kleine (haha, ein Witz!) Portion samt blumigem Beilagensalat wird mit 9,50 Euro berechnet, auf schlichtem, aber wohlgeformtem Porzellan serviert, ist rasch zubereitet und sättigt ungemein. Drei Personen schwirren um mich herum: die engagierte Inhaberin Natascha in Jeans-Latzhose, ihr ebenso kundiger Mann, der offenbar die Küche wuppt – und die bereits erwähnte supernette Servicedame. Allein der Salat hätte Bestnoten verdient, was die Frische der Zutaten, die aussergewöhnlichen Aromen und die Kreativität angeht. Beim Grünzeug agiert man offenbar nach der Devise „from leaf to root“ – hier wird alles genutzt. Wunderbar!
Alles an und um der Villa Lessing hat seinen eigenen Stil, ist überaus gepflegt, sehr adrett und top sauber. Regionale Zutaten haben Vorrang. Auf meine explizite Nachfrage erzählt Herr Lessing, dass der Käse-Mix meines Gerichtes von den nahen „Käserebellen“ stammt. Auf dem Weg zur Toilette (sehr angenehm: auf der Eingangsebene und nicht irgendwo im düsteren UG) entdecke ich eine Stiege mit frischen Tomaten im Treppenhaus. Mein Salat ist knackig-frisch. Die Kuchen werden täglich in hauseigener Produktion gebacken.
So viel Idealismus erlebt man selten. Leider habe ich vergessen, zu fragen, wie lange das Haus schon in Lessing`scher Hand ist. Ich hoffe, noch recht lange. Die persönliche Handschrift der Inhaber, hochwertige Zutaten und ein wundervolles Ambiente machen den Aufenthalt einfach zum Genuss. Fernab dem hier allseits praktizierten, traditionellen Allgäuer Landhausstil.