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Man steht als erstes vor der Theke, Blick nach links, dort ist durch eine Tür ein leerer Gastraum zu sehen, Blick nach rechts, dort ist mehr Leben und vor allem die Bedienung. Sie hatte mich auch sofort gesehen, begrüßte mich und führte mich in ein Stüberl rechts neben dem Eingang, wo sie mir einen Tisch in der Ecke zuwies. Es waren zwei weitere Tische belegt, es sollte sich später noch füllen.
Rasch erhielt ich die Speise- und die Getränkekarte, ein Hinweis auf die Tagesgerichte gab es nicht, jedoch war der Aufsteller vor der Tür ja nicht zu übersehen gewesen. Überraschung: ein bayrisches Wirtshaus ohne Pfannkuchensuppe, was ist da los?!? Nun gut, dann weiche ich eben auf einen Salat aus. Bis die Bedienung wiederkam, sah ich mich um. Halbhohe Wandvertäfelung, helle Holztische und dunkle Bänke bzw. Stühle, bequeme Polster, kein alter Mief – das gefällt mir ganz gut.
Als die Bedienung wiederkam, orderte ich außer dem Ragout einen kleinen gemischten Salat mit Hausdressing und Kürbiskernöl (€ 3,90) und eine Cola light (0,25 l. € 2,20). Von meinem Tisch aus konnte ich auch die Theke einsehen und bemerkte deshalb, daß die Bedienung alles ganz alleine machen mußte, selbst das Zapfen der Biere. Als es immer mehr Gäste wurden, hatte sie ganz schön zu tun, trotzdem tat sie wirklich ihr Bestes, um es allen recht zu machen. Dafür anerkennende 4 Sterne.
Für ausländische Gäste werden englische Speisekarten bereitgehalten. Links neben mir nutzte das eine amerikanische Familie, mir gegenüber nahm ein italienisches Paar mit ihren Bambinis Platz. Dabei stellte ich wieder mal fest, was doch für eine harte Kindheit hinter mir liegt. Wenn meine Eltern mit mir zum Essen gegangen sind, dann mußte ich mich tatsächlich mit ihnen UNTERHALTEN! Das bleibt den heutigen Kindern weitestgehend erspart. Stattdessen beschäftigen sie sich intensiv mit ihren Handys und blenden die Umwelt komplett aus.
Aber zurück zum Essen, mein Beilagensalat kam. Eine sehr kleine Schüssel, in welcher sich vor allem Eisbergsalat wiederfand. Dazu zwei magere Scheibchen Tomate, ein paar verschämte ungeschälte Gurkenscheiben und on top Rucola. Von oben beträufelt mit dem Kürbiskernöl, von unten gebadet im hauseigenen Joghurtdressing. Ziemlich enttäuschend und in meinen Augen keine 3,90 wert.
Abgelenkt wurde ich, als ein Koch gemessenen Schrittes auf mich zutrat und einen Suppenteller mit den Worten „So, das Rehragout“ vor mich stellte und daneben das Schüsselchen mit dem Blaukraut. Ja, was haben wir denn da? Zwei mittelgroße Knödel räkelten sich in der suppenähnlichen Soße, Fleisch in ansehnlicher Menge gruppierte sich in Begleitung einiger Karotten darum. Als Garnitur schwamm ein Klecks Preiselbeeren in der Mitte und versuchte verzweifelt, an der Oberfläche zu bleiben. Was probiere ich zuerst? Das Blaukraut! Das hätte ich wohl besser nicht gemacht, denn es schmeckte total säuerlich. Wäre die Farbe nicht gewesen, hätte es gut als Sauerkraut durchgehen können. Mir fallen auf der Stelle jede Menge Zutaten ein, die der Koch verschmäht hat!! Na, dann teste ich doch mal die Knödel. Und meine Welt war wieder in Ordnung – fast. Kein Salz, aber sonst perfekt locker. Das Fleisch war auch prima, kein bißchen zäh und nur mit minimalen Wildgeschmack behaftet, dafür gibt’s einen Punktabzug bei der Soße. Ich wollte keine Suppe, auch wenn der Koch fürsorglich einen Löffel beigelegt hatte. Insgesamt betrachtet fand ich den Teller auch zu überladen, vor allem die Preiselbeeren mittendrin fand ich sehr störend. Mehr wie 3 Sterne sind nicht drin.
Meine Bedienung erkundigte sich beim Abräumen routiniert, ob alles gepaßt hat? Ich sprach das saure Kraut an, was sie sichtlich nicht erwartet hatte. „Oh, werde ich weitergeben“, murmelte sie. Und dann bat ich um die Rechnung (auf der Karte hatte ich kein Dessert gefunden, für das zu bestellen sich noch eine Kalorienzufuhr rentiert hätte).
Zu den tadellos sauberen Toiletten muß man eine lange Treppe ins Untergeschoß laufen. Bei schönem Wetter lockt eine Terrasse neben dem Haus.
Fazit: Es war ok. Erneuter Besuch möglich, aber nicht gleich morgen.
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