Der Zauberlehrling schafft eine einzigartige, verzaubernde Atmosphäre der Behaglichkeit und lädt mit seinem Restaurant, Raucherklub und exquisitem Weinkeller zum Geniessen und Verweilen ein. Eine gehobene deutsch-niedersächsische Küche mit Produkten aus der Region sorgt für das leibliche Wohl der Gäste.
Der Chef, Herr von Berlepsch, begrüßte uns und nahm uns die Garderobe ab. Bei ihm spürt man in jeder Phase des Abends, dass ihm gute Dienstleistung Spaß macht. Das ist wie in meinem Beruf. Ein wenig Stolz schwingt mit, wenn er besonders schöne Dinge präsentiert, was besonders auf seine Weine zutrifft. Auch seine kleinen Zauberkunststücke, die Format und Klasse haben, führt er mit viel Liebe vor, wenn er ein paar Minuten erübrigen kann.
Wie üblich in der Vorweihnachstzeit, war es rappelvoll. Trotzdem nahm sich jeder vom Service viel Zeit für uns. Die Aufmerksamkeit beim Nachsenken und Abräumen war vorbildlich. Diese Aufgaben werden als Team geleistet. Wer gerade in der Nähe ist, wird tätig.
Champagner (meine Frau nahm einen Heidsieck rosé. Ich weiß) wie immer perfekt temperiert. Gerolsteiner medium als Wasser ohne Kühler.
Dann das sensationelle Amuse gueule, ein Barren Stremellachs, wie ich ihn noch nie gegessen habe. Fast kein Heißrauch-Aroma, Konsistenz wie Sushi. Einfach heraus ragend. Der Brotkorb war mit drei Sorten Brot bestückt, die bis zum Schluss stehen gelassen wurden und knusprig blieben.
Als Wein wählten wir einen Rheingauer Chat Sauvage (Wildkatze) Pinot Noir (Straßenpreis 16.-) für 37.- . Den machen junge Winzer, vom Gault Millaut als Aufsteiger des Jahres gefeiert. Das mehr als faire Preis-Leistungs-Gefüge bescherte uns einen ungewöhnlichen Genuss. Herr von Berlepsch dekantierte ihn für uns und beglückwünschte uns zu unserer guten Wahl.
Die Vorspeise war optisch sensationell aufbereitet, falsche Stopfleber in einer Teigkugel, außen samtig tiefrot gefärbt. Der Inhalt war für mich zu fettig. Es war wie ein Klumpen pure Margarine im Mund. Die Gemüsejuswürfel, das Bett aus geräucherter Gänsebrust, die süße Schokoladenerde, die Feldsalatblätter und das Preiselbeermark waren perfekt und bildeten ein absolut ungewöhnliches Kontrasterlebnis. Herr von Berlepsch meinte, er könne es nicht mit ansehen, wie wir mit unserem Rotwein vor der Vorspeise saßen, bot uns erst einen Franken-Süßwein an. Die sicher tolle Beerenauslese lehnten wir aber dankend ab. So brachte er stattdessen einen Schluck trockenen Muskateller aufs Haus an unseren ruhigen Ecktisch.
Das Hauptgericht, knusprige Entenbrust mit einem in Knusperpanade veredeltem Kartoffelkloß auf Rotkohlbett war wiederum bemerkenswert. Ich würde einiges darum geben, zu erfahren, wie der Koch es geschafft hat, eine Entenbrust so butterzart zu bekommen. Es war auch ein recht mächtiges Stück, das sehr satt machte. Die außerordentliche Soße wurde in einer Mini-Sauciere nachgereicht. Der zweite Teil, die Keule an Endiviensalat auf Selleriecreme mit Orangen-Mandel-Gel war wiederum ausgezeichnet, traf aber bei den Beilagen nicht den Geschmack meiner Frau. Unsere Hauptservicekraft, eine sehr stattliche junge Frau (so um die 1,90) betreute uns liebevoll mit großem Fachwissen.
Als Dessert nahmen wir abweichend vom Menü beide den kalten Hund (kalte Schnauze), da dieser selten zu bekommen ist und erfahrungsgemäß wesentlich besser ist als der vom Mövenpick. Im Zauberlehrling wird eine hinreichende Menge Butterkeks abwechselnd mit weißer und dunkler Schokolade und sehr wenig gehärtetem Fett begossen, so dass man nicht das Bedürfnis hat, sofort danach ein Paket Salzstangen vertilgen zu müssen und eine Verdauungshilfe nehmen zu müssen.
Kaffee und Digestif wurden uns angeboten, aber dankend abgelehnt. Nach weniger als zwei Stunden brachte uns ein Taxi wieder nach Hause. So ein Timing ist für mich richtig toll. Mit zu langen Wartezeiten habe ich regelmäßig Probleme und entwickle Fluchttendenzen.