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Die Gratulation und ein paar Zeilen an unser ältestes Community-Mitglied in Arrach waren die ersten Handlungen des Tages. Dem Menschen, dem wir diese pfiffigen Neologismen wie Tischasche (Pfeffer im Streuer) oder Güllekügelchen (Mais aus der Dose) verdanken, geht es einigermaßen gut. Er hat aber allerlei durchgemacht.
Schon während der Schließungsphase hatte ich Mailkontakt mit dem Chef, Herrn Alan. Ich war eigentlich davon ausgegangen, dass der Ansturm am ersten Tag gewaltig sei. Offensichtlich haben aber nicht viele ähnliche Entzugserscheinungen wie wir. So teilte er mit, er werde sich freuen, wenn wir gleich am Montag ab 17:30 Uhr kämen.
Ich hatte mir die 26 Seiten (!) der Niedersächsischen Verordnung zur Bekämpfung der Corona-Infektion sorgfältig durchgelesen und wusste somit, dass Mund-nasen-Schutz im Taxi Pflicht waren, unsere Namen, Adressen, Ankunfts- und Abschiedszeit im Restaurant dokumentiert werden mussten, wir aber im Restaurant auf das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung verzichten konnten. Ich wusste, dass keinerlei gemeinschaftlich genutzte Gegenstände auf dem Tisch stehen dürften wie Gewürze, Essig oder Öl. Ich hatte also zwei Fläschchen mit Rapunzel-Öl und Balsamico eingepackt. Das war sinnig und schlau. Das von guten Italienern hausgebackene Weißbrot mit gutem Olivenöl und einem Glas Rotwein ist für mich regelhaft ein Highlight.
Herr Alan setzte sich eine Weile zu uns (mit Abstand und Maske), um ein wenig zu plaudern. Er hatte die Schließungszeit genutzt, um ein wenig Farben an die Wände zu bringen. Goldene Ornamente auf dunklem Grund wird sicher sehr viele ansprechen.
Als er sich erhoben hatte, rückte auch schon Serdar mit einer noch verschlossenen Flasche Roederer und zwei Gläsern an. Es ist schön, wenn man ohne Gästeorder weiß, was man tun sollte. Der Tisch in seiner Schlichtheit und mit Vliesservietten statt Damast war ein wenig ungewohnt. Naja, irgendwann ist auch das vorbei.
Während er unsere Gläser füllte, brachte ich erst einmal in Erfahrung, ob sich die Sitten beim Brot geändert hätten. Da er dies verneinte, bestellte ich noch zwei Gläser Rotwein (Nero d’Avola) dazu. Das so perfekt mit Rotwein harmonierende hausgebackene Weißbrot kam schnell, und ich goss das mitgebrachte Öl in die kleinen Teller. Die Sachen außerhalb der Karte wurden vorgestellt. Da wir beide den ganzen Tag gehungert hatten, orderten wir je eine halbe Portion Tagliolini, meine Frau mit Schinkenspeck-Sahne, ich mit Lachs.
Das Amuse gueule bestand aus einer fettigen (knapp unterhalb von Butter) Creme mit frischen Kräutern und einigen schräg geschnittenen bissfest gegarten Spargelscheiben. Natürlich hatte ich es zweimal. Spargel isst meine Frau nur, wenn ich ihn karamellisiere und bräune.
Leider habe ich bei der Bestellung für meine Frau bei „Carbonara“ vorschnell genickt und so kam eine sahnefreie richtige Carbonara. Nun mag meine Frau es nicht, wenn mit Ei legiert wird und stocherte somit etwas lustlos auf ihrem Teller herum. Natürlich wurde dies bemerkt, und eine neue Portion mit der deutschen Carbonara-Variante wurde gebracht. Den aufgestreuten Parmesan löffelte ich so gut ab, wie ich konnte. Mir stellte man ein Schälchen mit frisch geraspeltem Parmigiano hin.
Danach servierte unsere trotz Halbmaske höchst ansehnliche und nette Servicemitarbeiterin als erfrischenden Zwischendurchsnack eine Kugel Orangensorbet auf einem Sand, den ich nicht sicher zuordnen kann, ich vermute gerösteter Pumpernickel mit je einem Hauch Zucker und Kakao ( oder Nesquik) zerkleinert. Das Sorbet sehr geschmackvoll und – wie gewohnt – nur cremig ohne merkliche Kristalle.
Als Hauptgericht wählte meine Frau ein Rumpsteak/Grünpfeffer mit einer doppelten Portion Kartoffeln, ich ein Stück australisches Rinderfilet mit serienmäßigen Beilagen. Bei meiner Frau war für die Kartoffeln ein Beilagenteller erforderlich, weil sie doch wieder Paprika, Zucchini und Minimaiskolben auf ihrem Teller hatte. Obwohl die Teller bestimmt 30 cm Durchmesser haben, war mein Teller recht voll, nachdem meine Frau alles Unerwünschte bei mir abgeladen hatte.
Das Steak meiner Frau kam perfekt medium, mein Filet eher medium-well statt medium-rare. Es war aber wegen der ausgezeichneten Fleischqualität gut zu tolerieren. Es war etwas mühsam, die gesamten Beilagen zu vertilgen, die auf meinem Teller versammelt waren. Die Spargelstangen waren biss- und schnittfest wohl dampfgegart und gar nicht wässrig, also einfach ideal. Paprika, Zucchini und Mini-Maiskölbchen standen dem nicht nach. Insgesamt war es aber so grenzwertig viel, dass der Gedanke an ein Dessert nur zu verwerfen war.
Die Aufmerksamkeit des gesamten Serviceteams war gewohnt sternewürdig. Ein wenig mehr Zeit für ein paar nette Worte war natürlich wegen der hälftigen Coronabelegung auch noch gegeben.
Wir waren um 17:45 Uhr gekommen und gingen um 19:35 Uhr. Die vorgeschriebene Dokumentation hatte Herr Alan ohne unser Zutun erledigt, wie er mir später schrieb.