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GastroGuide-User: DerBorgfelder
DerBorgfelder hat Kränholm Café und Restaurant in 28759 Bremen bewertet.
vor 9 Jahren
"Wunderbarer Ort, empfehlenswerte Küche."

Geschrieben am 27.11.2014
Es existiert eine neue Bewertung von diesem User zu Kränholm Café und Restaurant
Besucht am 20.07.2014
Allgemein
Kränholm ganz oben! In Bremen-NORD und an der Straße Auf dem HOHEN Ufer gelegen, kann das von Jan Janning gastronomisch verantwortete Kunst-Kultur-Kulinarik-Zentrum an Knoops Park ja nur SPITZE sein. Daher schon lange auf der Liste. Ergebnis: Absolut empfehlenswert in allen Bereichen. Wir kehrten als Geburtstagsgeschenk zum Mittagessen mit 3 Paaren aus 3 Generationen ein und gingen nach über 2,75 Stunden sehr zufrieden.

Bedienung
Ganz überwiegend wurden wir von einer sehr jung aussehenden (tatsächlich „schon“ 26-jährigen) Fachkraft aufmerksam und freundlich betreut. Der Blick ging immer zur rechten Zeit in unsere Richtung. Empfehlungen wurden gegeben, aufmerksam wurde auf- und abgetragen. Auch die Problematik, dass nur „einer“ in unserer Runde das Menue wählte, wurde gut bewältigt. Ebenso die Bitte, den empfohlenen offenen Weißwein zum zweiten Gang zu servieren. Einige kleinere Verbesserungsvorschläge wurden offen aufgenommen. Als da gewesen wären: Zuerst der Überfall mit der Aperitif-Frage. „Natürlich“ konnten nicht alle Angebote aufgezählt werden. Ich erbat daher die Getränkekarte, während unsere Gäste schon orderten. Die Karte kam dann erst mit den Getränken der anderen, so dass ich etwas „hinterher lief“. Immerhin wurde die Karte dann auch gleich für die weitere Weinbestellung da gelassen. Eine Pfeffermühle musste erbeten werden, das verstehe in dieser Klasse, wer will. Vollständig annonciert wurden nur die Dessert-Variationen und die Käseplatte, bei den anderen Gängen nur der Hauptbestandteil. Auch hier konnte auf Nachfrage aber fast vollständig Auskunft gegeben werden, nur einmal wurde flott in der Küche nachgefragt. Damit auch kein Schatten auf meine Stimmung fiele, habe ich – die Beobachtung durch Hanseat1957 wohl beachtend – das Nachschenken gleich selbst übernommen. Für den Service gerne glatte 4 Sterne. Dabei übersehen wir in unserer guten Laune den jungen Mann, der gelegentlich auftrug und mit forschen Sprüchen glänzte („Der Zander nicht für Sie? Ich kann ihn auch wieder mitnehmen!“ „Na, haben wir Sie satt gekriegt?“) Wenn denn unbedingt, bitte erst, wenn der Gast bekannt ist und die Stimmung am Tisch eingeschätzt werden kann...

Das Essen
Als Amuse selbst gebackenes Misch-Baguette mit Honig und Anis bestrichen. Dadurch knusprige Kruste und süßlicher Geschmack. Hervorragendes Brot, das Beste seit langem! Der dazu gereichte Kräuterquark war recht flüssig und mit Dill und Schnittlauch verfeinert. Zu dem süßen Brot passte er nach meinem Geschmack nicht wirklich. Auf dem Tisch standen (suboptimal offen, weil auf der Terrasse) Salzflocken.

Ich wählte (unter – zunächst - Verzicht auf das Dessert) das 3-Gang-Menue für 45€ (4 Gänge hätten mit 54€ zu Buche geschlagen).

Vorspeise zweierlei vom Thunfisch mit Wasabischmand. Das Filetstück sehr kräftig und knusprig (Josper) mit Fenchelsamen. Etwas länger, als es für mich ideal ist, aber etwa noch die Hälfte roh. Geschmacklich absolut überzeugend, sehr schön die Röstnote. Die zweite Zubereitung ein Tatar mit Frühlingszwiebel garniert mit Alfalfasprossen, etwas zu salzig geraten. Der Wasabi-Schmand in kleinen Tropfen auf dem Teller verteilt, sehr zurückhaltend geschärft und etwas wenig. Auf dem Teller fand sich noch der unvermeidliche Lackstrich, in diesem Fall gelber Curry, der einen schönes Farbtupfer brachte, aber auch gut zum Thun passte. Sowie ein kleines Salat-Bouquet aus Rauke und – klar - Kirschtomate in Honigsenfsauce. Alles intensiv schmeckend, aber zum Fisch doch wenig inspiriert. An ein auf der Karte angekündigtes Olivenkrokant kann ich mich erinnern. Vielleicht hätte die Ansage mich hier aufmerksamer gemacht.

Zwischengang Garnele mit Melone auf Zitronen-Pinienkernrisotto und Krustentiersud. Die beiden Scampi perfekt gebraten von festem Fleisch und vollem Geschmack. Aufrecht drapiert auf dem ebenfalls überzeugenden Risotto, das noch etwas Biss hatte und nicht als Brei daherkam, sondern leicht verlaufend (um einmal ohne „schlotzig“ auszukommen...). Geschmack deutlich zitronig, perfekt zu den Garnelen. Die drei einzelnen Pinienkerne waren angeröstet, konnten aber nur einzeln zernagt geschmacklich durchdringen. In diesen homöopathischen Dosen überflüssig. Wieder sehr gelungen das leider sehr kleine Stück Wassermelone, vermutlich gegrillt und leicht karamellisiert. Süße und Röstaroma als Kontra gegen den Zitronenrisotto. Der Krustentiersud ebenfalls sehr sparsam und geschmacklich nicht durchdringend.

Hauptgang Kalbsrücken aus dem Josper mit Kartoffel-Dijonsenfpüree und Gemüsetarte.

Das Fleisch wir stets aus dem Josper (bei Könnern) sehr saftig bei knuspriger Kruste. Für mich etwas zu lange, rosa war im Kern nur zu erahnen. Trotzdem sehr lecker und s. o. nicht trocken. Das Püree hatte zu viel Senf und war mir zu scharf geraten. Grundsätzlich o.k. zu einem kräftigen Fleisch. Das Kalb hatte geschmacklich nicht mehr viel zu melden. Allerdings ging die dunkle Bratensauce gut dazu. Die Tarte stellte sich als mehrere Lagen Blätterteig heraus, etwas gefüllt mit einer Eimasse mit Erbsen, in der grüner Spargel, Karotten und Lauchstängel standen. Dann in einer Form im Ofen gebacken. Ergebnis: Blätterteig gebräunt und knusprig, Masse gestockt (leider nur fast und daher den Teigboden durchweichend) und Spargel/Lauch geröstet. Schöne Idee, fast perfekte Ausführung.

Das Dessert aus dem Menue (Cheesecake mit Beeren und knusprigen Joghurt) hatte ich ja abgewählt. Stattdessen kurzentschlossen die Rohmilchkäse-Auswahl bestehend aus sechs Stücken, u. a. Camembert, Reblochon, einem weiteren Kuhmilchkäse, Ziege mit Knoblauch, etwas mit Trüffel und Parmesan von der Girolle gehobelt. Serviert mit gutem Feigensenf, halben Walnüssen, blauen und grünen Trauben und nochmals Alfalfa-Sprossen(?). Alles fein, aber auch nicht umhauend. Das leckere Honigbrot wurde uns angeboten, aber schweren Herzens verschmäht.

Vorweg ein Fino „Jarana“ von Emilio Lustau für 5€. Kleines Geld für die Erinnerung an den reizenden Besuch in Sanlucar de Barrameda... Gut gekühlt.

Als Autofahrer musste ich auf einen offenen Wein setzen. Der 2013er Silvaner QbA vom Winzerkeller Sommerach in Franken war ein guter Begleiter, aber mit 8,2€ für 0,2l weit über der Schmerzgrenze kalkuliert. Hätte zu Beginn etwas kühler sein können, bei Temperaturen, die sich den 30 Grad näherten, wurde er rasant wärmer.

Zum Käse war uns der Royal Oporto Tawny etwas zu spritig. 5€ für 0,05l dieses recht einfachen Ports sind ebenfalls zu teuer.

Als Wasser wurde L´Eau Sans Souci für 5,9€ für die 0,75l Flasche ausgeschenkt. Leider ohne Kühler, aber bei den Temperaturen blieben die Flaschen nicht lange voll.

PLV für Essen 4 Sterne, für die Getränke gerade 3.

Das Ambiente
Wie sag ich´s nur, ohne auch die geduldigsten Lesenden zu erschöpfen?

Ein wunderbarer Ort! (www.kraenholm.de)

Ein aufwändig renoviertes Gebäudeensemble am Eingang von Knoops Park. Schönes Fachwerk, grüne Rasenflächen, bildende Kunst in vielerlei Formen und Stilen. Zurückhaltende Innenarchitektur, in den Gebäuden verschieden umgesetzt. Im Restaurant gerade Linien, schlichte Formen. Warme Schlammfarben, mal braun, mal grau. Hochwertige Gläser mit eigenem Logo. Besteck Hepp. Auch draußen waren zum Mittag die Tische weiß eingedeckt. Etwas Lavendel auf dem Tisch. Die Toiletten im selben Stil in Naturstein. Der Service schwarz mit grauen Schürzen. Bürgerliches Publikum. Die Terrasse zu ca. ¾ gefüllt. Auch das Kunstcafe schien gut besucht. Kleine Kinder spielten Fußball auf dem Rasen. Vor der Scheune feierte eine Gesellschaft in angenehmer Lautstärke, kulinarisch versorgt vom Grill und akustisch durch eine Mariachi-Gruppe. Würdevoll gekleidet und mit einem sehr guten Sänger fühlten wir uns nicht gestört, sondern ebenfalls gut unterhalten.

Das Leben ist schön.

Sauberkeit
Auch draußen untadelig. Dass draußen und in einem Park von den Bäumen mal das eine fällt und das andere fliegt, ist eben so.

Auch die Toiletten grundsätzlich sauber. Allerdings ein Becken scheinbar unbemerkt undicht, so dass sich eine unschöne Pfütze gebildet hat. Hier fehlt eine Kontrolle. Der Halter für den Seifenspender ist verwaist. Daneben steht eine Plastikflasche aus dem Supermarkt.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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