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Nach umfangreichen Renovierungsarbeiten erstrahlt das Traditionshaus in neuem Glanz, vornehmlich rustikal-bürgerlich, aber nicht altbacken, sehr viel helles Holz, gemütliche blau-gepolsterte Bänke. Die Speisekarte bietet zwar die üblichen Klassiker wie Maultaschen, Zwiebelrostbraten, Kutteln, Tellersülze – aber auch wahre Hingucker, wie geflämmte Romanasalatherzen mit Hanföl oder Schweinshäxle mit Brezelknödeln oder einen Maultaschenburger oder ungewohnte Aperitivkreationen wie ein Veilchen Spritz. Auch wir zeigen uns mutig und ordern vorneweg etwas Undurchsichtiges, das sich Kranade (8,90 Euro) nennt und mit roten Oxalisblättern gekrönt ist. Mal komplett alkoholfrei, mal mit etwas Pinot Rose aufgepimpt. Nunja, meinem Geschmack entspricht es nicht unbedingt, hat ein bisschen was von Almdudler für Erwachsene. Sieht aber hübsch aus! Weitaus mehr beglückt mich da die Weinkarte, die unter anderem mit den Erzeugnissen der Weingüter Haidle (Remstal) und Aldinger (Fellbach) glänzen kann. Ich bin beglückt, möchte aber trotzdem mal was Unbekanntes ausprobieren. Mit einem spritzigen Riesling vom Weingut Seyffer aus Weinsberg (das Viertele für unglaubliche 4,20 Euro) ist man an diesem lauen Septemberabend gut bedient.
Der Gruss aus der Küche (ein Lachsfrischkäsewäffelchen) wird sehr originell in einem ausgehöhlten Wurzelstock serviert. Könnte man vielleicht sogar nachbauen? Beim Hauptgang bleiben wir bei Klassikern. Nur schweren Herzens können wir es uns verkneifen, den Simba Teller (Empfehlung für die kleinen Gäste) zu bestellen. Dafür bietet der Wirtshausteller (18,90 Euro) Altbewährtes: jeweils eine hausgemachte Maultasche (mit crunchy Röstzwiebeln gekrönt), ein Fleischküchle (würzig und vollmundig), eine Kalbsbratwurst (leider etwas fad), schön mit senfkörnigem Bratenjus bedeckt. Der Kartoffelsalat ist an sich gut angemacht, lediglich die Kartoffeln sind noch etwas zu hart. Mengenmässig ist es nicht erdrückend, so dass gerade noch ein bisschen Platz für ein kleines Dessert besteht. Dagegen macht die Kässpätzelportion (15,80 Euro) richtig satt, da mit Sahne nicht gespart wurde und die verwendete Bergkäse-Weisslacker-Mischung einen eh schon in die Knie zwingt. Wirklich mächtig! Beim Beilagensalat aus knackigen Blattsalaten beeindruckt das Topping aus leicht angerösteten Dinkelpops von der nahen Burkhardtsmühle. Auch eine Idee, die man übernehmen könnte. Letztendlich bleibt bloss noch Platz für etwas Tonkabohnen-Eis aus der Produktion des Sindelfinger Chocolatiers Kevin Kugel (über den wir schon berichtet haben).
Der Service ist wirklich mustergültig. Wir fühlen uns rundum gut aufgehoben, gut beraten und gut betreut. Auf Nachfragen wird gerne ausführlich über einzelne Bestandteile und deren Herkunft und Zubereitung referiert. Mehrfach fragt man nach, ob es uns gut geht und wir noch Wünsche haben. Den Digestif verkneifen wir uns trotz des verlockenden Angebotes (unter anderem von meinem Favoriten Senft aus Salem am Bodensee). Doch wären wir nicht schon so müde gewesen, hätten wir uns wohl noch die frisch aufgehübschten Gästezimmer angeschaut. Auch die angeschlossene Eventlocation JeTis Hüttenalm lernen wir vermutlich erst bei der nächsten Hochzeit kennen. Für den heutigen Tag sind wir auf jeden Fall restlos zufrieden.