Zurück zu La Calabrisella
GastroGuide-User: DerOlli69
DerOlli69 hat La Calabrisella in 72764 Reutlingen bewertet.
vor 9 Jahren
"Durchschnittlicher Italiener in schönem historischem Ambiente aber mit schlecht funktionierender Küche."
Verifiziert

Geschrieben am 13.12.2015
Besucht am 06.12.2015
Das Restaurant „Alte Mühle“ war früher einmal eine sichere Anlaufstelle für gehobene Gastronomie in Reutlingen. Seit dem damaligen Weggang des Chefkochs Olaf Schopf (der nun übrigens die „Karlshöhe“ betreibt) kamen unstete Jahre mit mehreren Pächterwechseln, so dass die Adresse etwas in Vergessenheit geriet. Jetzt residiert dort das „La Calabrisella“ und wir wollten einfach mal wieder sehen wie der aktuelle Stand ist.

Am Telefon sagte man uns, eine Reservierung für 7 Personen sei am Sonntagabend etwas schwierig aber noch machbar. Umso erstaunter waren wir, dass das Restaurant dann allerdings nicht mal zur Hälfte besetzt war. Ein merkwürdiger Anfang schon einmal.

Ambiente / Sauberkeit
Das Lokal hat nichts von seiner idyllischen Lage direkt an der Echaz eingebüßt. Der Innenraum ist mittlerweile hell gestrichen, gut beleuchtet und dadurch etwas freundlicher geworden. Die dunkle Holzdecke und der große Kachelofen bestehen jedoch noch immer wie eh und je. Wahrscheinlich sind einem hier als Pächter enge Grenzen bei der Renovierung gesetzt. Im ersten Stock gibt es noch eine halboffene Empore für kleinere Gesellschaften.
Hinter dem Gebäude gibt es eine malerische Terrasse auf der man im Sommer wie auf einer Halbinsel inmitten der Echaz sitzen kann. Dieses Ambiente sucht schon seinesgleichen.
Alles war tadellos sauber und machte einen gepflegten Eindruck.

Bedienung
Unser reservierter Tisch war etwas seltsam einseitig bestuhlt aufgrund der Nähe zu einem kleinen Nachbartisch. Zum Glück waren die dort sitzenden Gäste so freundlich, eine Rundumbestuhlung zuzulassen, so dass wir in unserer Kleingruppe doch gemütlich zusammensitzen konnten. Der junge Kellner war freundlich und erklärte uns genau jedes Gericht auf der Tageskarte. Er blieb bis zum Ende aufmerksam, auch wenn er manchmal etwas auf sich warten ließ.
Am Schluss gab es noch einen selbst gemachten Haselnusslikör aufs Haus, von dieser Seite her war der Abend eigentlich in Ordnung.

Essen / Trinken
Die Karte ist typisch italienisch mit guter Auswahl aus allen Bereichen der italienischen Küche. Zusätzlich gab es noch ein Paar Tagesgerichte, die auf einer Tafel angeschrieben waren.

Wir entschieden uns für:
Antipasto per due
Insalata di mare
Vitello tonnato
Cimata con buffala
Bruschetta
Carpaccio di pescespada
Pizza all’Italiana
Pizza margherita
Strozzapreti alla pizzaiola
Risotto mare e monti
Gamberoni al pepe verde


Dazu tranken wir einmal einerseits einen weißen Catarrato und andererseits einen roten Primitivo. Dem Catarrato fehlte leider etwas die geschmackliche Mitte und der Primitivo war mir etwas zu süßlich rund.

Die Vorspeisen ließen etwas auf sich warten, aber als es dann schließlich soweit war, wurden wir nicht enttäuscht. Mein Carpaccio vom Schwertfisch war sehr fein, mit Zitronensaft und rotem Pfeffer angemacht, eine echte Rarität. Die Antipastoplatte für zwei war sehr abwechslungsreich und reichhaltig bemessen. Der Meeresfrüchtesalat meines Sohnes hätte etwas würziger sein können, die Bruschetta meiner Tochter hingegen mundeten wieder ausgezeichnet. Die erste Etappe bot noch wenig Anlass zur Kritik.
Dann jedoch wurde die Zeit lang und länger und das Warten immer zäher. Über eine Stunde und einmal Erinnern waren nötig um schließlich das Hauptgericht zu erhalten. Umso unverständlicher, da das Restaurant mittlerweile fast leer war. Was macht die Küche denn, wenn der Saal mal voll ist? Nichts gegen frische Zubereitung aber das war in meinen unzumutbar. Die laue Entschuldigung der Kellnerin war, dass die Nudeln immer frisch zubereitet würden. Dabei weiß jeder dass das recht fix geht. Zu allem Überfluss waren die Nudeln dann nur lauwarm und die Pizza fast kalt. Geschmacklich waren meine Strozzapreti zwar gelungen aber bei einem Gericht mit viel Parmesan und Butter darin ist es schon wichtig, dass es heiß serviert wird. Lediglich das Risotto und die Gamberoni fanden die volle Zustimmung.
Nach dieser Negativerfahrung wollten wir keinen Nachtisch mehr bestellen und verließen das Lokal möglichst rasch. Zu allem Überfluss mussten wir noch mit ansehen, wie eine spät eintreffende Gruppe von herzlich begrüßten Stammgästen rasch und vollständig mit Essen versorgt wurde.

Fazit
Wenn hier nicht rasch etwas an der Organisation verbessert wird, sehe ich wenig Chancen, dass dieses Restaurant noch lange überlebt. Schade eigentlich, denn die Küche hat durchaus Potential, die Bedienung ist freundlich und das Ambiente durchaus attraktiv. Auch das Preisniveau wäre angemessen, wenn der Ablauf funktionieren würde. 
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


kgsbus und 3 andere finden diese Bewertung hilfreich.

simba47533 und 3 andere finden diese Bewertung gut geschrieben.