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Das „Pollers“ gibt es so nun ein gutes Jahr im alten Kern von Mainz-Gonsenheim. Die beiden leidenschaftlichen Gastronomen haben das „Meijers Häusje“ übernommen. Dort waren wir damals auch schon mal. Ich habe die Entwicklung der „Pollers“ in der Presse und auf deren Homepage verfolgt und von Anfang an hat mich das Angebot fasziniert. Und dann lese ich das Septembermenü und mir war klar, jetzt ist es Zeit, in „Pollers Häusje“ zu „genießen“!
Wir sind an diesem Abend mit dem Auto hin, zu Fuß bräuchten wir ne knappe Stunde, mit Bus ist es zwar möglich aber für mich umständlich. Außer am Wochenende bekommt man in der Regel auch einen der hauseigenen Parkplätze im Hof, Platz für ca. 5-6 PKW. Dann wird es aber schon eng. Die Straße ist meist voller als Harald J. in seinen besten Zeiten, da hat man auch schon mal Wege bis zu 500 Metern. Aber die lohnen sich, den dieser Teil von Gonsenheim ist gespickt mit vielen, kleinen Häuschen… So auch „Pollers Häusje“. Außen in einem blassen Violett gestrichen, ist es drinnen eine ganz andere Welt. Offenes Fachwerk dominiert den Innenraum, der bewusst dunkler gehalten wird, das Licht nur da, wo wirklich notwendig. Gut, dass an diesem Abend ein Elektriker eine Störung beheben musste und dafür das Licht öfter mal ausging, ist wohl eine Ausnahme. Wirklich gestört hat es aber nicht. Immerhin hat er für seine Stunde Arbeit ein ordentliches Mahl bekommen…
Um in das Restaurant zu kommen muss man schon ein paar Stufen erklimmen. Man betritt den Raum und fühlt sich sofort wohl. Helle Stühle (könnten aber bequemer sein) und ebenso helle Tische. Eingedeckt mit einem Läufer, Wassergläsern, einem Teelicht und ein paar Blumen. Wir werden sehr freundlich von einer netten, jungen Dame (Sandra)begrüßt und an unseren reservierten Tisch gebracht, wo sie sofort das Teelicht entzündet. Sandra ist an diesem Abend immer aufmerksam und mit einem freundlichen, ehrlichen Lächeln unterwegs. Da scheint der Job Spaß zu machen. Sie bringt auch gleich die Speisekarten, (dem Herr zu erst), eine separate Getränkekarte und lässt uns in Ruhe schauen. Die Speisekarte ist klein und besteht aus nur zwei Seiten DIN A 4 in einem dicken Einband. Vier Vorspeisen, einen Salat mit drei verschiedenen Beilagen, drei vegetarische Gerichte und zwei mit Fisch. Dann noch sieben Fleischgerichte (Lamm, Rind, Schwein und Wild). Eine Dessertkarte gibt es extra. Das monatliche Menü liegt lose zwischen den Seiten und kann als Drei- oder Vier-Gang-Menü geordert werden. Einzelne Gerichte können auch so bestellt werden. Die Getränkekarte hält hauptsächlich rheinhessische Gewächse vor. Darunter viele Newcomer und Geheimtipps. Dazu gibt es Biere ebenfalls aus Rheinhessen. Hier wird Regionalität GROSS geschrieben!
Nach gut fünf Minuten kommt „Sandra“ und fragt nach unseren Getränkewünschen. Da mein Fräulein Lust auf einen Sekt hat bestellen wir zwei Riesling Sekt (3,50€)vom Weingut Braunewell / Rheinhessen. Das ist ein würdiger Vertreter seiner Art, fruchtig, spritzig mit einer leichten Hefenote und frischen Zitrusaromen. Wer solche Winzersekte hat braucht keinen Champagner.Ebenso bestellen wir eine Flasche Wasser (Rhönsprudel, 4,50€), die am Tisch geöffnet und in die Wassergläser eingeschenkt wird. Danach ist Selbstbedienung angesagt. Nach weiteren fünf Minuten dürfen wir unser Essen bestellen.Mit uns im Raum waren zu Beginn ein Pärchen hinter uns und eine Gruppe mit 8 oder 10 Leuten (Geschäftsessen?) die um halb Acht schon ihr Dessert bestellten. Nach uns kamen noch vier.
(Gruß aus der Küche) Lammsülze
Serviert in einem kleinen Weck-Glas bekam ich (Fräulein mag a. keine Sülze und b. schon gar kein Lamm) beide Gläser. Von der Portion her etwas zwei Esslöffel je Glas. Die Sülze mit aromatischem Lammfleisch, wohl aus der Schulter, und gekochtem Gemüse. Darüber eine Meerrettichsauce und Gartenkresse. Es erinnerte somit an klassischen Tafelspitz, nur etwas besser :-) 4*
Während ich also noch das zweite Glas auslöffele, steht Anja Poller (Chefin) an unserem Tisch mit den heißen Vorspeisen. Ich schaue sie nur etwas unglaubwürdig an, worauf sie meint „Sind wir zu schnell?“ Oh ja… Die Suppe war eh zu heiß, die konnte warten.
Süppchen von Pfifferlingen und Steinpilzen (5€ bzw. Menü)
Sie war sehr heiß. Und wunderbar lecker. Volles Aroma von Pilzen, wobei der Pfifferling dominierte. Eine pürierte Creme-Suppe mit frischer Petersilie bestreut und (leider zum Teil) getrockneten Pilzen. Die Suppe an sich war schon der Knaller und hätte 5* verdient. Aber mir gefielen die eingeweichten Trockenpilze nicht. Die schmecken meist nach Papier und manche waren recht groß, einfach schlecht zu essen. Ich hab sie dann weggelassen. So kriegt die Suppe sehr gute 4*
Sandra erkundigte sich beim Abräumen der leeren Tassen, ob es denn geschmeckt hätte. Dabei merkte sie wohl, dass ich beim Studieren der Weinkarte keinen Entschluss fassen konnte. Ich haderte zwischen einem Cuvee, einem Spätburgunder und einem Frühburgunder. Darauf hin empfahl sie mir einen Cabernet Dorio, Wein des Monats im Lokal. Ich dürfte probieren. Alla hopp. Her damit. Der erste Schluck war noch verhalten, die Flasche wurde extra für mich aufgemacht. Ich ließ den Wein ein wenig im Glas rotieren, da kam mein Zwischengang…
Filet und Leber vom Kaninchen auf mediterranem Gemüse und Gnocchis (Menü)
Allein der Anblick war sein Geld wert. Ein Bouquet garni auf dem Teller verströmte schon ein wunderbares Aroma (Salbei und Rosmarin….). Wunderbar angerichtet, lag das klein geschnittene Gemüse aus Zucchini, Paprika und Tomaten, perfekt gewürzt, als unterstes. Darauf die saftige und sehr aromatische Leber. Und ich liebe Leber. Besser geht es nicht. Wiederum darauf, Scheiben vom angeschmorten Apfel und darauf thronte das Rückenfilet. Gut gewürzt und angebraten war es mir leider zu trocken. Aber es gab ja noch die Sauce… DIE SAUCE!!! Nur genial. Kräftig, perfekt in der Konsistenz, mal wieder zum Reinsetzen. Davon einen Suppenteller voll und ein gutes Stück Brot… Ich brauch sonst nix. Ach ja, geschmorte Zwiebeln waren auch noch oben drauf. Ein weiterer Clou, die mit Ricotta gefüllten und in Pesto geschwenkten Gnocchis. Für solche Momente gehe ich Essen. Absolutes 5* Essen, wenn der Rücken nicht so trocken gewesen wäre. Daher 4,5* Der Rotwein passte wunderbar dazu, und so bestellte ich auch ein Glas Cabernet Dorio (0,2 / 4,90€) Weingut Finger / Rheinhessen.
Das ist also so ein Gericht, wie ich so noch nicht hatte, aber mir wohl immer in Erinnerung bleibt. Was soll da noch kommen, fragte ich mich dann… Die Hauptgänge…
Pesto-Pasta mit Carbonara von Steinpilzen und Pfifferlingen, gehobelter Parmesan (12,90€)
Tja, ich hab da die Steinpilze vermisst und an Carbonara hat mich da auch nix erinnert. Es hat aber geschmeckt. Und das sehr gut. Die Nudeln nicht selbst gemacht aber perfekt al dente, das Pesto aus Petersilie und getrockneten Tomaten schmeckte sehr fein. Die Pfifferlinge sehr gut, ohne Knirschen! Rechts und links zwei Filets einer Tomate (geschält!!) und ein Zweig Thymian. Das war ein rundes Gericht. 4*
Filet vom Rehrücken in Walnussmantel auf Kürbis-Kartoffel-Püree und Pfifferlingen (Menü)
Auch hier optisch ein Genuss. Das Fleisch umhüllt von einer knusprigen, sehr leckeren Walnusshülle, leicht angebraten und nicht verbrannt oder gar bitter. Darunter ein unglaublich leckeres Püree, wie ich es so nicht erwartet hätte. Kürbis ist nicht gerade ein Gemüse, welches mich begeistert, aber hier war Würze drin. Einfach rund und passend zu der genialen Soße und den kleinen Pfifferlingen. Nur das Fleisch bereitete mir Kopfzerbrechen. Filet vom Rücken laut Karte. Entweder war das ein alter Bock, oder ich hatte das vorderste Stück (ähnlich dem Entrecote) erwischt. Keine Frage, es hat geschmeckt, es war noch rosa und saftig. Aber es hatte auch eine fiese Sehne mittendurch und war für meinen Geschmack zu grobfaserig. Da ich aber schon beim Kaninchen gemotzt hatte blieb ich diesmal ruhig. Das Gericht hat aber trotzdem gute 4* verdient!
Und auch hier wusste der Wein zu bestehen. Sandra räumte ab und brachte kurz darauf die Dessertkarte. Mein Menü beinhaltete ja eines, Fräulein war sich nicht sicher. Aber bei der Auswahl:Seccosorbet , Mousse und warmer Kuchen aus Schokolade, Zabaione, Creme Brûlée oder Zwetschgencrumble… Herz was begehrst du?? Sie entschied sich dann, wie nicht anders zu erwarten für…
Sorbet der Saison mit Secco aufgefüllt (4,90€)
Das Sorbet war von der Mango, und schmeckte auch intensiv danach. Der Secco, ja. Passt. Aber 4,90€ dafür??? 3,5* mehr nicht.
Birnen Panna Cotta mit Espresso Topping an Gebäck (Menü)
Das war leider kein krönender Abschluss. Die Panna Cotta etwas langweilig, die Birne war nur zu erahnen. Die mit Espresso ersäuften Birnenstückchen nahmen dann auch noch die letzte Frische. Gut, ich mag sowieso keinen Kaffee, daher hätte ich das Dessert nie bestellt. Das Stückchen Kuchen war allerdings sehr lecker, auch wenn ich hier einen Hauch von Kaffee herausgeschmeckt habe. Die halbe Erdbeere war nur für die Optik. Die Zeit ist halt schon lange rum…3*
Sandra fragte uns dann noch ob wir einen Kaffee oder ähnliches wollten, doch wir lehnten dankend ab. Stattdessen wünschten wir die Rechnung. Die kam auch ordentlich und flott. Wir wurden beim Hinausgehen dann noch freundlich verabschiedet.
Fazit:
Es war ein sehr schöner Abend, wir ahben uns sehr wohl gefühlt, das würde ich gerne wiederholen. Am liebten noch diesen Monat, um noch mal das geniale Kaninchengericht zu essen ;-) Nein im Ernst. Wunderbare regionale Küche mit mediterranem Touch, gerichtet nach der Saison. Diese Küche liebe ich! Das Essen hat überzeugt und kriegt von mir (wegen den leichten Abzügen) 4*. Dem Service möchte ich auch sehr gute 4* geben (lieber 4,5). Von 5* hält mich die Tatsache ab, das die Suppe zu Beginn zu schnell serviert wurde, obwohl ich noch mit dem Amuse beschäftigt war. Das werte ich als unaufmerksam. Auch gab es zwischendurch keine Nachfrage. Sonst hab ich an dem flotten, durchaus freundlichen Service nichts auszusetzen. Es ist blöd. 4* sind eigentlich zu wenig, 5* aber auch zu viel.
Ambiente und Sauberkeit volle Punktzahl. Auch die Toiletten voll in Ordnung. Beim PLV kann ich man nur 5* geben. Das Menü für 42€ war jeden Cent wert, auch wenn mich das Dessert nicht umgehauen hat, das ist aber Subjektiv. Auf jeden Fall kommen wir wieder.
Absolut Empfehlenswert!!!