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Den Gastraum betritt man durch einen Korridor in breite der Schaufensterfront. Linke Seite befindet sich in die Treppe, die in das Untergeschoss zu den gepflegten Toiletten führt. In dem durch das Geländer entstehende Karree ist der Garderobenständer aufgebaut. Ein kleiner Durchgang führt dann in den großzügigen und hell eingerichteten Gastraum. In der Ecke geradeaus ist eine Bar-Ecke mit Tresen aufgebaut, direkt links davon ist der momentan geöffnete Durchgang zur Küche.
Es wuseln einige Servicepersonen durch den Raum, merklich italienisch geprägt.
In dem großen Saal, nur durch einige Stützpfeiler unterbrochen, herrscht ein angenehmes Ambiente. Die Tische sind weiß eingedeckt, die weißen gehussten Stühle sind bequem. Meine Gruppe sitzt schon bereit, so dass ich zur Begrüßung durch die „Gastgeber“ nichts weiter sagen kann.
Ich habe Platz genommen und wir alle hatten den Tag über Sport getrieben und entsprechend Durst und Hunger. Da uns nach etwas Wartezeit zur besten Essenzeit keiner anspricht, versuche ich einen vorbeischlendernden Kellner für die Getränkebestellung zu akquirieren. Ein paar italienische Brocken verweisen auf den Padrone.
Kurz darauf werden wir vom Chef des Saals, in Begleitung des angesprochenen Kellners, am Tisch begrüßt und mit in dickem Leder eingebundenen Karten versorgt. Die sofortige Platzierung der Getränkewünsche gelingt: Das Pärchen teilt sich 0,5l Lambrusco zu 7,90 € aus der Karaffe teilt, einmal 0,25l im Glas für 4,20 € die teurere Variante, 0,5l Apfelsaftschorle für 3,20 € und zwei Mal Weißbier a-frei für unschlagbare 2,80 € für den halben Liter.
Schlägt man die Karte auf werden die Erwartungen geschürt – das Lernen bei den besten Köchen Italiens versprechen höchsten Gaumengenuss und exzellenten Service (siehe Bild). Es findet sich eine bunte Auswahl aus Pizzen, Pasta in vielen Variationen, Fisch- und Fleischgerichte. Viele davon sprechen mich an. Aus der Gruppe wird die Pasta als besonders gut empfohlen. Schnell finden alle aus der Gruppe Ihr Pastagericht. Der italienische Kellner liefert die Getränke.
Mein Hungerstatus diktiert mir Fleisch – und doch ist die Entscheidung nicht gefallen. Die seitlich sitzende Begleitung weist auf eine Schiefertafel an der Wand in meinem Rücken hin. Auch meine Adleraugen können die Kreideschrift nicht entziffern – die Tafel ist zu weit weg.
Also stehe ich auf und studiere die Tafel an der Wand. Dem Padrone fällt es auf und er bietet an, die Tageskarte am Tisch zu erklären, ich winke ab, da ich schon mein Gericht nach dem Lesen gefunden hatte – aber Schwupps hat er die bestimmt 2 Meter Schiefertafel abgehangen und zum Tisch getragen. Diese wird für alle sichtbar auf einem herbeigezogenen Stuhl platziert und die Gerichte werden beworben – tagfrischer Fisch und Calamari-Gerichte, sowie viele Steinpilzgerichte, die in der ledergebundenen Karte nicht aufgeführt waren.
Überschwänglich werden die Steinpilze gelobt und nach einem kurzen Verschwinden des Padrone wird aus der Küche ein großer Korb mit diesen am Tisch herumgereicht. OK – das überzeugt zwei von uns sich um zu Entscheiden.
Die Speisen werden geordert und nach angenehmer Wartezeit, an der Grenze zur Kasteiung wegen der leckeren Speisedüften aus dem gesamten Raum, kommen unsere Teller. Gerade für die gemachten Fotos kann ich die hungrige Meute zurückhalten.
Drei Mal Spaghetti mit Riesengarnelen je 13,00 €
Eine gute Portion in Öl mit Knoblauch angeschwenkter, bissfester Nudeln. Einigen ungeschälten Riesengarnelen und einige geschmolzener Tomaten. Einfach aber sehr schmackhaft – die drei sind zufrieden.
Einmal Tagliatelle auf Doradenfilet mit geschmolzenen Tomaten 13,00 €
- hier verzehrt eine Köchin und lobt das Gericht: „besser als die Dorade vom gestrigen Abend“. Die beiden Filets eines Fisches glasig gebraten und von Tagliatelle mit Tomatensoße bedeckt. Sehr fruchtig im Geschmack und auch nur ein Hauch Knoblauch. Dazu inflationär viele angeschmolzene Cocktailtomaten.
Bandnudeln mit Rindfleischstreifen und Steinpilzen 14,50 €
- auch hier eine gute Portion. Kurz angebratene, weiche Rindfleischstreifen mit ordentlich vielen angerösteten Steinpilzstücken. Die Nudeln natürlich wie auch oben „al dente“ und mit etwas Parmesan verfeinert. Da die Tomaten gerade in der Pfanne waren, haben sie auch hier den Teller gefunden. Mann isst zufrieden und lobt das Essen.
Und für mich den Sonderwunsch beim
„Rinderfilet mit Spargelspitzen“ die Wandlung zu Steinpilzen zu 28 € vorzunehmen.
Die Rückfrage beim Koch in der Küche erlaubt dieses gegen einen Aufpreis (von ungefähr erinnerten 4 €). Ich ordere medium-rare und wegen meiner Erfahrungen in letzter Zeit eher in Richtung rare.
Ich schiebe für die Innenaufnahme mein Fleisch auseinander und mache noch ein Foto. Das fotografieren bleibt nicht unbemerkt und der Padrone steht sofort bei mir und erfragt, ob alles in Ordnung ist. Ich beruhige ihn und lobe für den getroffenen Gargrad.
Die Tranchen des Filets sind perfekt medium rare – wie aus dem Bilderbuch. Reichlich Fleisch mit jeder Menge angebratenen Steinpilzvierteln gebettet auf Rucola und begleitet von den obligaten angeschwenkten Tomaten. Geschmacklich einfach nur super – für mich ergänzt durch zwei Drehungen aus der Pfeffermühle die an den Tisch gebracht wird.
Ein Genuss, mein Genuss – wir alle lassen uns es schmecken.
Zu dem Licht aus der Küche gesellt sich leider der Schatten im Service: leere Getränke werden nicht bemerkt. Nachbestellungen von Getränken müssen eingefordert werden.
Der italienisch sprechende Maestro aus der Küche dreht seine Runde durch das Lokal, wobei er offenkundig nur die Landsleute in einen Plausch verwickelt. Unser Tisch wird ausgelassen.
Als wir fertig sind sitzen wir eine ganze Zeit vor den leeren Tellern – dabei sind ausreichend Servicekräfte unterwegs.
Für die Bestellung eines Nachtischs spreche ich den vorbeieilenden Padrone an, der mir dann ohne die Karte Empfehlungen ausspricht und diese auch detailliert erklärt.
Ich gönne ich mir noch eine große Portion Panna Cotta für 4,50 € als krönenden Abschluss. Lecker gemacht, mit Traubenhälften garniert und Himbeermus ergänzt.
Das teilen der Rechnung findet am Tisch mit einem ausgedruckten Bon, Stift und Papier statt. Ich zahle als letzter und erbitte den Bon als Andenken (Ihr wisst schon – für den Bericht). Der Padrone ziert sich ein wenig, doch ich greife mir den Beleg.
Etwas Protest vom Padrone und die Diskussion, dass dies kein richtiger Bewirtungsbeleg sei. Ich wiegele ab und sage es ist ja nur ein Andenken. In den folgenden Minuten entsteht etwas Diskussion unter Padrone und zwei Servicekräften und der Padrone hantiert an der Kasse.
Beim Aufstehen wird mir dann ein vollständiger Bewirtungsbeleg gereicht – als Ersatz/ Ergänzung zu der schon eingesteckten Zwischenrechnung, mit der unsere Speisen abgerechnet wurden.
Obligate und von der Begleitung erwartete Kurze/ Hochprozentige werden nicht angeboten.
Gerne würde ich 4-5 Sterne geben. Die Speisen waren alle handwerklich perfekt zubereitet und geschmacklich Topp – so wie mediterrane Küche aus frischen, guten Zutaten sein soll. In der Gesamtwertung werde ich wegen des kompetenten Service, der immer nur nach Aufforderung aktiv geworden ist, Abzüge vornehmen. In allen Gesten haben wir uns nicht wirklich als Gäste gefühlt – vor allem im Vergleich zu den „Landsleuten“ der Betreiber.
An diesem Abend sind diese uns gegenüber den eigenen Ansprüchen aus der Speisekarte nicht gerecht geworden.