Besucht am 06.08.2016Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 49 EUR
Manchmal ist es sogar von Vorteil, wenn man die Rezensionen von Kollegen im Vorfeld eines Besuches gar nicht gelesen hat. Man ist im Kopf ein wenig freier und in der Urteilsfähigkeit in keinster Weise „vorgeschädigt“. Umso bestätigender dann, wenn man im Nachhinein liest, wie andere in etwa die gleichen Erfahrungen vor Ort machten, wie man selbst. So geschehen letzten Samstag beim Haardter Winzer, einem ambitioniert geführten Neustadter Weinrestaurant, das von meinem daueressenden Gastroguide-Kollegen aus der Quadratmetropole am Rhein im August letzten Jahres besucht, gewogen und für zu leicht befunden wurde.
Da es ein Spontanbesuch nach einer ausgiebigen Rundwanderung (Neustadt – Wolfsburg – Weinbiet – Neustadt) war, wir parkten auf dem „Wanderparkplatz“ quasi direkt vor dem Lokal, hatte ich keine Vorinformationen eingeholt. Lediglich der Name „Haardter Winzer“ klebte mir aufgrund eines Artikels im „Pfälzer Restaurantführer“ am hinteren Bereich des Gaumens fest. Für mich also ein bis dato weißer Fleck in der gastronomischen Landkarte Neustadts und Umgebung.
Als wir kurz vor 18 Uhr, der offiziellen Öffnungszeit, die lauschige Weinterrasse vor dem ehrwürdigen Klinkerbau am Fuße des Haardtrandes betraten, wurden noch fleißig Tische eingedeckt und Reservierungsschilder von Tisch A zu B und zurück geschoben. Die Tochter (?) der Inhaberin Ulrike Paul, Frau Theresa Moser, hatte an diesem Abend alle Hände voll zu tun, um den Überblick zu bewahren. Ihre beiden Gehilfinnen, die noch ein wenig Zeit zur Volljährigkeit hatten, mussten erst mal instruiert werden. Wir fragten höflich nach, ob denn noch Plätze frei wären und rechneten eigentlich mit einem mitleidigen Kopfschütteln, nachdem wir den Offenbarungseid in puncto Reservierung leisteten. Die Juniorchefin schaute in ihrem dicken Kalender für Voranmeldungen nach und siehe da, uns wurde ein ziemlich zentral gelegener Platz inmitten der wunderschön angelegten Terrasse zugewiesen.
Dann war zunächst großes Schirmaufspannen angesagt, denn die Abendsonne knallte noch heftig. Binnen einer halben Stunde füllte sich der Außenbereich zusehends. So manches ältere Pärchen nutzte die Verwirrung der Aushilfskräfte schamlos aus und setzte sich ungeniert auf bereits reservierte Plätze. Dieses „Haardter-Winzer-Chaos“ wurde erst durch die Serviceleiterin souverän gemeistert, indem sie den (völlig zu Unrecht) verärgerten Senioren auf freundlich dezidierte Art und Weise mitteilte, dass für sie hier leider kein Stuhl mehr frei ist. Freundlich, aber bestimmend, so trat sie an diesem Abend des Öfteren auf. Musste sie wahrscheinlich auch, denn ihre beiden Service-Rookies bedurften ihrer führenden Hand. Unterstützt wurde sie von einem jungen Mann, der vornehmlich hinter dem Tresen für gefüllte Gläser sorgte, aber sich dann und wann auch als Bedienung hervortat.
Unser erster Eindruck von diesem jungen Team: die geben sich richtig Mühe. Zudem macht der mediterran angelegte Weingarten einen sehr gepflegten Eindruck und vermittelt regelrecht Urlaubsgefühle. Der Besuch der Sanitäranlagen glich einer Wohltat. Die waren einfach von der Sauberkeit und ihrem Erscheinungsbild her kaum zu toppen. Die vom „Monnemer“ bereits erwähnten Stoffhandtücher findet man bei dieser Art von Gastronomie auch nicht an jeder Ecke. Da macht man schon mal vieles richtig und schafft so die Grundlage für ein Wohlgefühl beim Gast.
Ich schaute mich im Inneren des Lokals ein wenig um und staunte nicht schlecht über die geradlinig schicke Einrichtung der distinguiert wirkenden Räumlichkeiten. Dunkles Holzmobiliar, sparsam eingesetzte Deko auf den Tischen, raumteilende Elemente, dezente Strahlerleuchten an der Decke, ein Spiegel mit Goldrahmen als Blickfang. Bei der Einrichtung wurde scheinbar sehr viel Wert auf Stil gelegt. Dass dies leider etwas zu Lasten der Gemütlichkeit geht, möchte ich an dieser Stelle nicht verschweigen.
Doch wir saßen draußen und machten es uns so gemütlich wie es nur ging, denn der große Andrang hinterließ so manche olfaktorische Beeinträchtigung. Direkt neben uns saß eine Gruppe älterer Herrschaften, unter denen eine Dame am Tisch brutal eingedulft vor sich hin stank, dass einem ihre Überdosis „Eau de Provocateur“, einem wirklich fies in der Nase stechenden „Nuttendiesel“, fast schon das Essen versaute. Und ja, wir saßen nun mal unter freiem Himmel und da darf selbstverständlich geraucht werden. Aber in Verbindung mit solch ekelhaften Nebendüften, war auch dieser nur schwerlich zu ertragen.
Die abwechslungsreiche und dennoch sehr kompakte Speisenkarte offenbarte ein völlig ausreichendes Angebot an Leckereien. Ein halbes Dutzend Vorspeisen, um die 10 Hauptgerichte und ein paar Desserts, das war’s. Das Ganze mit Bedacht zusammengestellt, so dass die verschiedensten Geschmäcker bedient werden. Die Karte las sich auffallend saisonal und strotzte demnach nur so vor leichten Sommergerichten. Die Preise lagen im „Normbereich“ besserer Pfälzer Landhausküche. Das Argentinische Rib Eye Steak mit mediterranem Gemüse und einem Kartoffelspieß (sah gut aus!) markierte mit 21,90 Euro das teuerste Gericht auf der Karte. Schön, dass auch ein Pfalzklassiker früherer Tage, die gebratene Dosenbratwurst mit Spiegelei und Bratkartoffeln (inkl. Salat für faire 11,90 Euro) die Freunde kulinarischer Nostalgie bedient. Doch die eigentliche Besonderheit im „Haardter Winzer“ ist der kulinarische Einfluss Österreichs, der sich in Form von Pongauer Spinatknödeln, Salzburger Zwiebelrostbraten und Wiener Kalbsschnitzel in der Karte widerspiegelt.
Dieser Einfluss setzt sich selbst bei der Weinkarte fort. Mit dem Grünen Veltliner und dem Zweigelt sind gleich zwei Weine aus Niederösterreich darauf vertreten. Bei den offenen Weißweinen setzt man ganz auf die Qualitäten aus der unmittelbaren Haardter Nachbarschaft, während die glasweise ausgeschenkten Rotweine hauptsächlich vom Weingut Castel Peter aus Bad Dürkheim und vom Weingut Jürgen Heußler aus Rhodt u. d. Rietburg stammen. Preislich oszillieren die Preise fürs Viertel zwischen 3,40 Euro und 6,90 Euro, was bei dem Gebotenen auch völlig ok geht. Daneben sorgt eine nette Auswahl an Aperitifen (Winzersekt in diversen Variationen, Campari, Sherry, Martini, Gin Tonic) für einen gelungenen Auftakt.
Den hatten wir in Form von einer Minestrone (5,90 Euro), die es auch als Mini-Portion in der Espressotasse gab sowie einem kleinen Vorspeisensalat mit leckerer Mango-Vinaigrette, gerösteten Kernen und Croutons (3,90 Euro). Geordert hatte ich ja eigentlich die kleinere Suppenvariante, was wahrscheinlich fehlerhaft vom Service notiert bzw. weitergegeben wurde. Nicht schlimm, denn die „Normalversion“ war von der Menge her auch recht überschaubar. Schade nur, dass sie zu viel Salzwürze abbekommen hatte. Dadurch wurden die darin schwimmenden, frischen Gemüseschnipsel (Zucchini, Karotten, etc.) zu geschmacksneutralen Nebendarstellern degradiert. Durch die etwas zu lange gekochten, leicht matschigen Reisnudeln konnte ich diesen „Gruß aus Italien“ nur schwerlich erwidern. Und ehrlich gesagt erschienen mir knappe 6 Euro für das Gebotene schon etwas hochgegriffen. Da habe ich im Hubertushof zu Ilbesheim für das gleiche Geld aber eine wesentlich raffinierter zubereitete Minestrone gegessen.
Der kleine Salat meiner Begleitung sah anständig aus und ich freute mich, dass mein Hauptgang, das Wiener Kalbsschnitzel mit Pommes frites und Preiselbeeren (18,90 Euro), auch einen solchen beinhaltete. Die Dame an meinem Tisch bestellte den Haardter Winzer Wrap, der mit Fetakäse, Gurke, Tomaten und knusprigem Bacon gefüllt war (10,90 Euro). Trotz des Großbetriebs am Samstagabend waren die Wartezeiten für das Essen absolut im Rahmen. Der Service zeigte sich sehr bemüht und kümmerte sich rührend um das „junge“ Gastgemüse (tatsächlich alle unter 100!).
Was meine Suppe an Würze zu viel abbekam, hatten meine beiden Schnitzelchen (jedes von ihnen geschätzte 100 Gramm) zu wenig erhalten. Sie kamen zwar traumhaft zart geklopft auf den Teller und waren in einer Pfanne voll guter Butter (oder Butterschmalz) gebraten, konnten aber geschmacklich nicht so recht überzeugen, da gerade bei diesem Gericht der richtig dosierte Einsatz von Salz und Pfeffer vor dem Panieren eine große Rolle spielt. Das sind sicherlich Kleinigkeiten, die aber später ihre Wirkung nicht verfehlen. Und bei einem Gericht knapp unter der 20-Euro-Grenze sollte das, was vor einem liegt, dem ambitionierten Preisanspruch auch Rechnung tragen. Übrigens, auch meinen kleinen Beilagensalat hätte ich mir etwas knackiger und frischer gewünscht.
Der Teller mit den beiden aufrecht stehenden Wraps wirkte auf mich etwas uninspiriert und meine Begleitung ärgerte sich auch ein wenig, dass sie nicht die Basilikum-Gnocchi mit Tomaten und Büffelmozzarella (11,90 Euro) gewählt hatte. Die machten, zumindest vom äußeren Erscheinungsbild zu urteilen, deutlich mehr her.
Als begleitende Weine entschieden wir uns für den Grünen Veltliner sowie die weiße Cuvée Fleur vom Haardter Traditionsweingut Weegmüller (beide um die 3 Euro fürs Achtel). Beides anständige Vertreter der Gattung Sommerwein und sehr gut trinkbar. Für die Flasche Mineralwasser (0,7 l) wurden 3,50 Euro berechnet, was ebenfalls ein „Normalpreis“ in dieser Restaurantkategorie darstellt. Der kleine Fehler, der sich in unsere Rechnung einschlich – der Aperitif „Erdbeer-Royal“ vom Nachbartisch befand sich irrtümlicherweise darauf – wurde ohne viel Aufhebens sofort korrigiert.
Schade, dass unter den wirklich guten Rahmenbedingungen (Ambiente, Service, kulinarische Ausrichtung) das Wichtigste, nämlich die geschmackliche Substanz der Gerichte auf dem Teller nicht ganz mithalten konnte. Das schmeckte teilweise recht ideenlos und langweilig. Natürlich hat der „Haardter Winzer“ einen Namen in der Region und viele Touristen finden gerne den Weg hier her. Aber etwas mehr sollte der Gast für sein Geld schon bekommen. Im gar nicht so weit entfernten Örtchen Gimmeldingen klappt das ja auch.
Manchmal ist es sogar von Vorteil, wenn man die Rezensionen von Kollegen im Vorfeld eines Besuches gar nicht gelesen hat. Man ist im Kopf ein wenig freier und in der Urteilsfähigkeit in keinster Weise „vorgeschädigt“. Umso bestätigender dann, wenn man im Nachhinein liest, wie andere in etwa die gleichen Erfahrungen vor Ort machten, wie man selbst. So geschehen letzten Samstag beim Haardter Winzer, einem ambitioniert geführten Neustadter Weinrestaurant, das von meinem daueressenden Gastroguide-Kollegen aus der Quadratmetropole am Rhein im August... mehr lesen
Haardter Winzer - La Cucina Mediterranea
Haardter Winzer - La Cucina Mediterranea€-€€€Restaurant, Ausflugsziel063219545008Mandelring 7, 67433 Neustadt an der Weinstraße
3.0 stars -
"Schickes Weinrestaurant mit einem ungewöhnlichen Küchenmix, dem es etwas an kulinarischer Substanz und Finesse fehlte" Ehemalige UserManchmal ist es sogar von Vorteil, wenn man die Rezensionen von Kollegen im Vorfeld eines Besuches gar nicht gelesen hat. Man ist im Kopf ein wenig freier und in der Urteilsfähigkeit in keinster Weise „vorgeschädigt“. Umso bestätigender dann, wenn man im Nachhinein liest, wie andere in etwa die gleichen Erfahrungen vor Ort machten, wie man selbst. So geschehen letzten Samstag beim Haardter Winzer, einem ambitioniert geführten Neustadter Weinrestaurant, das von meinem daueressenden Gastroguide-Kollegen aus der Quadratmetropole am Rhein im August
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Da es ein Spontanbesuch nach einer ausgiebigen Rundwanderung (Neustadt – Wolfsburg – Weinbiet – Neustadt) war, wir parkten auf dem „Wanderparkplatz“ quasi direkt vor dem Lokal, hatte ich keine Vorinformationen eingeholt. Lediglich der Name „Haardter Winzer“ klebte mir aufgrund eines Artikels im „Pfälzer Restaurantführer“ am hinteren Bereich des Gaumens fest. Für mich also ein bis dato weißer Fleck in der gastronomischen Landkarte Neustadts und Umgebung.
Als wir kurz vor 18 Uhr, der offiziellen Öffnungszeit, die lauschige Weinterrasse vor dem ehrwürdigen Klinkerbau am Fuße des Haardtrandes betraten, wurden noch fleißig Tische eingedeckt und Reservierungsschilder von Tisch A zu B und zurück geschoben. Die Tochter (?) der Inhaberin Ulrike Paul, Frau Theresa Moser, hatte an diesem Abend alle Hände voll zu tun, um den Überblick zu bewahren. Ihre beiden Gehilfinnen, die noch ein wenig Zeit zur Volljährigkeit hatten, mussten erst mal instruiert werden. Wir fragten höflich nach, ob denn noch Plätze frei wären und rechneten eigentlich mit einem mitleidigen Kopfschütteln, nachdem wir den Offenbarungseid in puncto Reservierung leisteten. Die Juniorchefin schaute in ihrem dicken Kalender für Voranmeldungen nach und siehe da, uns wurde ein ziemlich zentral gelegener Platz inmitten der wunderschön angelegten Terrasse zugewiesen.
Dann war zunächst großes Schirmaufspannen angesagt, denn die Abendsonne knallte noch heftig. Binnen einer halben Stunde füllte sich der Außenbereich zusehends. So manches ältere Pärchen nutzte die Verwirrung der Aushilfskräfte schamlos aus und setzte sich ungeniert auf bereits reservierte Plätze. Dieses „Haardter-Winzer-Chaos“ wurde erst durch die Serviceleiterin souverän gemeistert, indem sie den (völlig zu Unrecht) verärgerten Senioren auf freundlich dezidierte Art und Weise mitteilte, dass für sie hier leider kein Stuhl mehr frei ist. Freundlich, aber bestimmend, so trat sie an diesem Abend des Öfteren auf. Musste sie wahrscheinlich auch, denn ihre beiden Service-Rookies bedurften ihrer führenden Hand. Unterstützt wurde sie von einem jungen Mann, der vornehmlich hinter dem Tresen für gefüllte Gläser sorgte, aber sich dann und wann auch als Bedienung hervortat.
Unser erster Eindruck von diesem jungen Team: die geben sich richtig Mühe. Zudem macht der mediterran angelegte Weingarten einen sehr gepflegten Eindruck und vermittelt regelrecht Urlaubsgefühle. Der Besuch der Sanitäranlagen glich einer Wohltat. Die waren einfach von der Sauberkeit und ihrem Erscheinungsbild her kaum zu toppen. Die vom „Monnemer“ bereits erwähnten Stoffhandtücher findet man bei dieser Art von Gastronomie auch nicht an jeder Ecke. Da macht man schon mal vieles richtig und schafft so die Grundlage für ein Wohlgefühl beim Gast.
Ich schaute mich im Inneren des Lokals ein wenig um und staunte nicht schlecht über die geradlinig schicke Einrichtung der distinguiert wirkenden Räumlichkeiten. Dunkles Holzmobiliar, sparsam eingesetzte Deko auf den Tischen, raumteilende Elemente, dezente Strahlerleuchten an der Decke, ein Spiegel mit Goldrahmen als Blickfang. Bei der Einrichtung wurde scheinbar sehr viel Wert auf Stil gelegt. Dass dies leider etwas zu Lasten der Gemütlichkeit geht, möchte ich an dieser Stelle nicht verschweigen.
Doch wir saßen draußen und machten es uns so gemütlich wie es nur ging, denn der große Andrang hinterließ so manche olfaktorische Beeinträchtigung. Direkt neben uns saß eine Gruppe älterer Herrschaften, unter denen eine Dame am Tisch brutal eingedulft vor sich hin stank, dass einem ihre Überdosis „Eau de Provocateur“, einem wirklich fies in der Nase stechenden „Nuttendiesel“, fast schon das Essen versaute. Und ja, wir saßen nun mal unter freiem Himmel und da darf selbstverständlich geraucht werden. Aber in Verbindung mit solch ekelhaften Nebendüften, war auch dieser nur schwerlich zu ertragen.
Die abwechslungsreiche und dennoch sehr kompakte Speisenkarte offenbarte ein völlig ausreichendes Angebot an Leckereien. Ein halbes Dutzend Vorspeisen, um die 10 Hauptgerichte und ein paar Desserts, das war’s. Das Ganze mit Bedacht zusammengestellt, so dass die verschiedensten Geschmäcker bedient werden. Die Karte las sich auffallend saisonal und strotzte demnach nur so vor leichten Sommergerichten. Die Preise lagen im „Normbereich“ besserer Pfälzer Landhausküche. Das Argentinische Rib Eye Steak mit mediterranem Gemüse und einem Kartoffelspieß (sah gut aus!) markierte mit 21,90 Euro das teuerste Gericht auf der Karte. Schön, dass auch ein Pfalzklassiker früherer Tage, die gebratene Dosenbratwurst mit Spiegelei und Bratkartoffeln (inkl. Salat für faire 11,90 Euro) die Freunde kulinarischer Nostalgie bedient. Doch die eigentliche Besonderheit im „Haardter Winzer“ ist der kulinarische Einfluss Österreichs, der sich in Form von Pongauer Spinatknödeln, Salzburger Zwiebelrostbraten und Wiener Kalbsschnitzel in der Karte widerspiegelt.
Dieser Einfluss setzt sich selbst bei der Weinkarte fort. Mit dem Grünen Veltliner und dem Zweigelt sind gleich zwei Weine aus Niederösterreich darauf vertreten. Bei den offenen Weißweinen setzt man ganz auf die Qualitäten aus der unmittelbaren Haardter Nachbarschaft, während die glasweise ausgeschenkten Rotweine hauptsächlich vom Weingut Castel Peter aus Bad Dürkheim und vom Weingut Jürgen Heußler aus Rhodt u. d. Rietburg stammen. Preislich oszillieren die Preise fürs Viertel zwischen 3,40 Euro und 6,90 Euro, was bei dem Gebotenen auch völlig ok geht. Daneben sorgt eine nette Auswahl an Aperitifen (Winzersekt in diversen Variationen, Campari, Sherry, Martini, Gin Tonic) für einen gelungenen Auftakt.
Den hatten wir in Form von einer Minestrone (5,90 Euro), die es auch als Mini-Portion in der Espressotasse gab sowie einem kleinen Vorspeisensalat mit leckerer Mango-Vinaigrette, gerösteten Kernen und Croutons (3,90 Euro). Geordert hatte ich ja eigentlich die kleinere Suppenvariante, was wahrscheinlich fehlerhaft vom Service notiert bzw. weitergegeben wurde. Nicht schlimm, denn die „Normalversion“ war von der Menge her auch recht überschaubar. Schade nur, dass sie zu viel Salzwürze abbekommen hatte. Dadurch wurden die darin schwimmenden, frischen Gemüseschnipsel (Zucchini, Karotten, etc.) zu geschmacksneutralen Nebendarstellern degradiert. Durch die etwas zu lange gekochten, leicht matschigen Reisnudeln konnte ich diesen „Gruß aus Italien“ nur schwerlich erwidern. Und ehrlich gesagt erschienen mir knappe 6 Euro für das Gebotene schon etwas hochgegriffen. Da habe ich im Hubertushof zu Ilbesheim für das gleiche Geld aber eine wesentlich raffinierter zubereitete Minestrone gegessen.
Der kleine Salat meiner Begleitung sah anständig aus und ich freute mich, dass mein Hauptgang, das Wiener Kalbsschnitzel mit Pommes frites und Preiselbeeren (18,90 Euro), auch einen solchen beinhaltete. Die Dame an meinem Tisch bestellte den Haardter Winzer Wrap, der mit Fetakäse, Gurke, Tomaten und knusprigem Bacon gefüllt war (10,90 Euro). Trotz des Großbetriebs am Samstagabend waren die Wartezeiten für das Essen absolut im Rahmen. Der Service zeigte sich sehr bemüht und kümmerte sich rührend um das „junge“ Gastgemüse (tatsächlich alle unter 100!).
Was meine Suppe an Würze zu viel abbekam, hatten meine beiden Schnitzelchen (jedes von ihnen geschätzte 100 Gramm) zu wenig erhalten. Sie kamen zwar traumhaft zart geklopft auf den Teller und waren in einer Pfanne voll guter Butter (oder Butterschmalz) gebraten, konnten aber geschmacklich nicht so recht überzeugen, da gerade bei diesem Gericht der richtig dosierte Einsatz von Salz und Pfeffer vor dem Panieren eine große Rolle spielt. Das sind sicherlich Kleinigkeiten, die aber später ihre Wirkung nicht verfehlen. Und bei einem Gericht knapp unter der 20-Euro-Grenze sollte das, was vor einem liegt, dem ambitionierten Preisanspruch auch Rechnung tragen. Übrigens, auch meinen kleinen Beilagensalat hätte ich mir etwas knackiger und frischer gewünscht.
Der Teller mit den beiden aufrecht stehenden Wraps wirkte auf mich etwas uninspiriert und meine Begleitung ärgerte sich auch ein wenig, dass sie nicht die Basilikum-Gnocchi mit Tomaten und Büffelmozzarella (11,90 Euro) gewählt hatte. Die machten, zumindest vom äußeren Erscheinungsbild zu urteilen, deutlich mehr her.
Als begleitende Weine entschieden wir uns für den Grünen Veltliner sowie die weiße Cuvée Fleur vom Haardter Traditionsweingut Weegmüller (beide um die 3 Euro fürs Achtel). Beides anständige Vertreter der Gattung Sommerwein und sehr gut trinkbar. Für die Flasche Mineralwasser (0,7 l) wurden 3,50 Euro berechnet, was ebenfalls ein „Normalpreis“ in dieser Restaurantkategorie darstellt. Der kleine Fehler, der sich in unsere Rechnung einschlich – der Aperitif „Erdbeer-Royal“ vom Nachbartisch befand sich irrtümlicherweise darauf – wurde ohne viel Aufhebens sofort korrigiert.
Schade, dass unter den wirklich guten Rahmenbedingungen (Ambiente, Service, kulinarische Ausrichtung) das Wichtigste, nämlich die geschmackliche Substanz der Gerichte auf dem Teller nicht ganz mithalten konnte. Das schmeckte teilweise recht ideenlos und langweilig. Natürlich hat der „Haardter Winzer“ einen Namen in der Region und viele Touristen finden gerne den Weg hier her. Aber etwas mehr sollte der Gast für sein Geld schon bekommen. Im gar nicht so weit entfernten Örtchen Gimmeldingen klappt das ja auch.