Besucht am 12.05.2018Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 84 EUR
Allgemein:
Anfang Dezember 2014 soll der Ex-Werder-Profi Nelson Valdez mit seinen Schwiegereltern Beata und Fritz Rößler, ein bekannter Hotelier und Gastronom, die Südtiroler Hütte eröffnet haben. So stand es in der Mittagstischkritik des Weser-Kuriers im Januar 2015 zu lesen. Das Impressum der Homepage http://suedtirolerhuette.com bestätigt Herrn Fritz Rößler als Geschäftsführer der Hotel zur Post Rößler KG. Im Hotelbau ist die Hütte beheimatet. Konkreter Anlass für unseren Besuch war eine erneute Kritik der Südtiroler Hütte im neuen Format des Weser-Kuriers „Amuse Gueule“, weg vom Mittagstisch, hin zum gepflegten Abenddinner. Sie machte neugierig, denn man konnte lesen, dass in der Südtiroler Hütte einige Schmankerl der Südtiroler Küche gepflegt werden, die man in Bremen anderenorts nicht findet. Da meine ständige Begleiterin und ich der rustikalen Alpenküche zugetan sind, war das Anreiz genug, ein Samstagabendessen in der Hütte einzunehmen.
Ich gebe zu, erst jetzt, beim Verfassen meiner Kritik, die „Vernichtung“ der Südtiroler Hütte durch Ina12 kontrollweise gelesen zu haben. Ein ganz anderes Erlebnis, was Ina durchlitten hat. Aber wie immer: Eine Kritik, auf lediglich einen Besuch bezogen, ist immer eine Momentaufnahme und wir durften eine gute Erfahrung machen.
Ich habe in den Jahrzehnten meiner Restaurantbesuche erinnerlich nur ein Restaurant besucht, das vergleichbar aufwändig die (in dem Fall portugiesisch, Club Portugues in Düsseldorf) Küchenheimat in ein Restaurantinterieur umgesetzt hat.
Die Südtiroler Hütte ist ein Gesamtkunstwerk in hellem Holz in vollendetem Tischlerhandwerk. Also keine oberflächige Alpenfolklore, sondern eine bis ins Detail sorgfältige Ausführung zur Schaffung der perfekten Illusion. Da wurde keine Mühe und kein Investment gescheut. Ob nun die Hütte, wie der Restaurantleiter Matyas Insam behauptete, im Grödnertal einmal von dortigen Handwerkern aufgebaut, dann wieder abgebaut und in Bremen reinkarniert wurde, mag man bezweifeln. Aber das Material und Handwerk aus Südtirol stammen, glaube ich gerne.
Wer also eine vollständige Holzverkleidung vom Fußboden, über Wände bis zur Decke mit allen Verzierungen besichtigen will, mag allein deswegen in die Südtiroler Hütte auf ein Bier einkehren.
Die Küche hinterließ mit ihrer Leistung einen etwas gemischten Eindruck. Aber einige Schmankerl sind einen Besuch auch kulinarisch wert.
Die Preise für Speis und Trank sind ambitioniert. Herr Rößler ist nicht nur Südtirolfan oder vielleicht gar Botschafter seiner Heimat in Bremen, sondern auch Kaufmann und das Investment will amortisiert werden. Das berücksichtigend gebe ich für das Preis-Leistungsverhältnis 3,5 Punkte.
Als wir um 18:30 Uhr in die Südtiroler Hütte einkehrten, war die überschaubare Terrasse noch nicht besetzt und auch im Restaurant nahmen wir nur das am Nachbartisch sitzende Paar wahr. Im weiteren Verlauf füllte sich das Restaurant und meine ständige Begleiterin hatte Indizien dafür gewonnen, dass das Hotel zur Post für einen Gästestrom in die Südtiroler Hütte sorgt, bestehend aus Reisegruppen im fortgeschrittenen Alter. Die Empfehlung auf der Homepage des Hotels bestätigt dies im Nachhinein. Weiteres Geschäft bringen sicherlich Gesellschaften, für die das zünftige Hüttenambiente einen heimeligen Rahmen bildet oder Gaudi verspricht. Auf Laufkundschaft darf die Südtiroler Hütte kaum hoffen, denn sie liegt versteckt in einer Art offenem Hof neben der Hotelgarage und nur die Blicke der Kinobesucher des Cinemaxx mögen auf den hölzernen Vorbau der Südtiroler Hütte stoßen, der sich als Fremdkörper von den ansonsten schmucklosen Fassaden abhebt.
Service:
Passend zum Gesamtkunstwerk tragen die Servicekräfte alpenländische Tracht. Der Blick nach unten zeigte aber, dass das Schuhwerk freigegeben ist.
Am Zapfhahn ein Mann, ansonsten zwei Mädels und der Restaurantleiter Matyas Insam. Wir wurden platziert und durften das Hüttenambiente studieren … Etwas früher hätten wir die Aufmerksamkeit des Services verdient, denn die kleine Brigade konnte sich noch mit sich selbst in guter Laune beschäftigen. Also etwas verzögert die Getränkeorder, die dann aber zügig ausgeführt wurde.
Im weiteren Verlauf erlebten wir Matyas Insam extrovertiert und mitteilsam, wenn man ihn befragte (wie oben zum Handwerk schon angeführt). Er ist gut selbstbewusst und der erlebbare Impresario der Südtiroler Hütte. Gerne karrt er seinen Digestifwägen an die Tische, um die nicht gerade wohlfeilen Schnäpse Südtirols am Tisch zu offerieren. Aber er war nicht unangenehm oder aufdringlich, sondern das Restaurantkonzept authentisch verkörpernd und deswegen gebe ich für diese klare Note 3,5 Sterne.
Die Getränkepreise beginnen moderat: 0,75 l Mineralwasser unauffällig mit 4,80 € angesetzt. Ein Veltins 0,3 l schlägt aber mit sagenhaften 3,50 € zu Buche und ist damit „Spitzenreiter“ im Gastportemonnaie. Die Schnäpse müssen auch sehr wertvoll sein, kommt doch der nicht weiter klassifizierte Obstler schon für 2 cl auf 3,20 €. Moderater bepreist sind die Hausweine weiß und rot, die für 0,25 l auf geradezu bescheidene 4,20 € kommen.
Mein zum Hauptgang georderter Roter Lagrein Reif 0,25 l für 9,60 € passte gut um Hauptgang Zwiebelrostbraten und ist sicherlich ein bemerkenswerter Wein. Eine kleine Recherche ergab zwar kein eindeutiges Ergebnis im Sinne einer Identifikation (dafür auch zu dürftig die Angaben auf der Getränkekarte), aber die Bepreisung für eine Internetorder des „Graf Lagreins“ indiziert zumindest, dass der Aufschlagsfaktor nicht inakzeptabel ist. Positiv zu bemerken ist, dass auch der offene Hauswein in Halbliterkaraffen mit Kühler serviert wurde.
Ausgegeben wird in der Südtiroler Hütte nichts!
Essen:
Auf der Homepage sind die Speise- und Getränkekarte einsehbar.
Die Karte beginnt mit Südtiroler Spezialitäten wie Schlutzkrapfen, verwandt mit Maultaschen oder Ravioli und Knödeln. Also mit deftigen Teigwaren. Witzig benamt auch ein Kraftteller „Luis Trenker“ mit Speck und Maccheroni. Bemerkenswert die kalten Brotzeiten und dann geht es über die Spezialitäten nach Omas Rezept (zwischen 11,70 und 18,90 €) hin zu den Schmankerln des Küchenchefs (drei Kalbsgerichte von 23,70 bis 27,70 €).
Vorab gibt es eine Kugel Griebenschmalz mit zwei keinen Scheiben eines rustikalen, grobporigen Roggenbrotes. Salz- und Pfeffermühlen mussten wir uns erbitten. Kein üppiger oder extravaganter Küchengruß, aber ein gelungener Appetitanreger.
Meine ständige Begleiterin bekam dann Bruschetta nach Südtiroler Art (7,80 €) und ich musste die Rinderbrühe mit Speckknödeln ordern (7,90 €). Die Bruschetta entpuppte sich als eine große Scheibe hellen Brotes, belegt mit Salami, Kirschtomaten und Käse und alles gut überbacken. Quasi eine Brotpizza. Das Brot durchweichte schnell, aber insgesamt eine geschmackvolle Komposition und wie das Foto belegt, auch ansehnlich groß.
Auch gut portioniert meine Speckknödelbrühe, die in einem breitrandigen Suppenteller ansprechend serviert wurde. Die Brühe leicht heiß und erstklassig. Dasselbe gilt für die Speckknödel mit reichlich mageren Speck- oder wohl eher kleinen Schinkenwürfeln. Für jeden Suppen- und Knödelkasper ein Muss! Notabene: Am Nebentisch erfreute sich das Paar an der Knödeltris als Vorspeise, drei verschiedene Knödel mit Spinat, Käse und Speck.
Ich mache ausnahmsweise ein Bewertungszwischenfazit und gebe für die Vorspeisen den Mittelwert 4,5.
Mein Hauptgericht, der Zwiebelrostbraten mit Röstkartoffeln (18,90 €) vom Entrecôte konnte da leider nicht ganz mithalten. Das überschwängliche Lob des Weser-Kurier-Kritikers für dieses Gericht kann ich nicht nachvollziehen. Vermisst habe ich erst einmal einen erfrischenden Beilagensalat, der das Gericht gut abgerundet hätte. Die Bratkartoffeln waren einmal kräftig angebraten worden, hingen aber schon reichlich in den Seilen. Das Steak, einwandfrei medium wie geordert, war belegt mit einer dünnen Schicht weichen, geschmorten Zwiebeln und vollständig bedeckt mit trockenen Röstzwiebeln, denen ich geschmacklich nichts abgewinnen kann. Da habe ich in Schwaben schon deutlich gelungeneren Zwiebelrostbraten gegessen.
Meine ständige Begleiterin hatte mit dem Südtiroler Pfandl (Schweinefilet mit Pfeffersoße und Saisongemüse, 18,50 €) eine gute Wahl getroffen, zumal sie Pommes statt der Röstkartoffeln wählte. Die pikante dunkle Soße mit ordentlich grünem Pfeffer dominierte das Gericht passend. Die Gemüsestücke noch mit Biss und gute Pommes als Krönung auf der Eisenpfanne. Solche Pfandl sind allerdings Allerweltsküche.
Die Hauptgerichte blieben also hinter den Vorspeisen zurück. Bei einem nochmaligen Besuch würde ich mich erst einmal auf Schlutzkrapfen und Knödel stürzen und vielleicht die kulinarische Hommage an den Quaselkauz Luis Trenker zur Endsättigung wählen.
In toto sollen es aber vier Sterne für die Küche sein.
Ambiente:
Auf der Homepage kann man mit einer Panoramafotofunktion durch die Hütte streifen. Viel Licht fällt durch die „Fenster“ in die Räumlichkeiten, die aber Attrappen sind. Die Bergnatur des Blicks nach draußen erzeugen Bildschirme! Die Hütte selbst hat bis auf den Eingangsbereich kein Tageslicht zu bieten. Aber die Illumination ist gut gelungen. Auch sehr positiv die Geräumigkeit auf den Tischen und zwischen den Tischen; diese stehen auf massiven Mittelfüßen. Die Hüttendeko hält sich in Grenzen. Im Eingangsbereich steht ein Kachelofen und die Stühle sind mit Schafsfellen belegt, vielleicht weil es dort mal ziehen kann.
Ansonsten helles Holz in handwerklich sauberer Verarbeitung soweit das Auge blickt, verziert mit Schnitz- und Drechselarbeiten. Ob man das mag, ist Geschmackssache. Auch bei mir am Tisch fiel „Sauna“, aber ich war positiv überrascht.
Wer etwas intimer sitzen will, sollte einen der Tische gegenüber der Theke reservieren, die in einer abgetrennten Stube stehen (wir hatten Tisch 23).
Sauberkeit:
Alles sehr gepflegt, als wenn es gestern vollendet worden wäre. Nur die weißen Fliesen auf der Herrentoilette wiesen einige Montagespuren im Blickbereich der Stehkeramik auf.
Allgemein:
Anfang Dezember 2014 soll der Ex-Werder-Profi Nelson Valdez mit seinen Schwiegereltern Beata und Fritz Rößler, ein bekannter Hotelier und Gastronom, die Südtiroler Hütte eröffnet haben. So stand es in der Mittagstischkritik des Weser-Kuriers im Januar 2015 zu lesen. Das Impressum der Homepage http://suedtirolerhuette.com bestätigt Herrn Fritz Rößler als Geschäftsführer der Hotel zur Post Rößler KG. Im Hotelbau ist die Hütte beheimatet. Konkreter Anlass für unseren Besuch war eine erneute Kritik der Südtiroler Hütte im neuen Format des Weser-Kuriers „Amuse Gueule“,... mehr lesen
4.0 stars -
"Hüttenkulisse in Vollendung und Schmankerl, die sich schmecken lassen" Hanseat1957Allgemein:
Anfang Dezember 2014 soll der Ex-Werder-Profi Nelson Valdez mit seinen Schwiegereltern Beata und Fritz Rößler, ein bekannter Hotelier und Gastronom, die Südtiroler Hütte eröffnet haben. So stand es in der Mittagstischkritik des Weser-Kuriers im Januar 2015 zu lesen. Das Impressum der Homepage http://suedtirolerhuette.com bestätigt Herrn Fritz Rößler als Geschäftsführer der Hotel zur Post Rößler KG. Im Hotelbau ist die Hütte beheimatet. Konkreter Anlass für unseren Besuch war eine erneute Kritik der Südtiroler Hütte im neuen Format des Weser-Kuriers „Amuse Gueule“,
Ich habe einen Freund, einen guten Freund.
Er ist WerderBremen Fan.
Und es gibt ein Restaurant, das von einem Ex-Werderprofi betrieben wird.
Er heißt Nelson Valdez. Er stammt aus Paraguay.
Das Lokal, so nenne ich es seit unserem Besuch, heißt "Südtiroler Hütte" und befindet sich in der Nähe des Bremer Hauptbahnhofs.
Also ganz zentral.
Erwähnter Freund lud ein paar Freunde (auch mich) an einem Abend vor einigen Wochen dort zum Essen ein.
Er meinte, die Speisekarte klinge gut. Auch war er schon oft im Motorradurlaub in Südtirol und hat dort nach eigenen Angaben immer sehr gut gegessen.
Das genügte uns, wir freuten uns auf einen leckeren und gemütlichen Abend.
Von außen passt die "Südtiroler Hütte" so gar nicht in die Betonwüste am Bremer Hauptbahnhof.
Ein Traum in hellem Holz, Marke Blockhütte, mit Butzenfenstern und einer Rampe in demselben Holz für die Rollifahrer steht geduckt neben den hässlichen Bürogebäuden der 60er Jahre. Eine fiese Ecke. Als Frau gehe ich bei Dunkelheit nie allein in diese Gegend.
Es war kalt an diesem Abend, richtig eiskalt. Doch kaum hatten wir den Gastraum betreten, erschlug uns die Hitze. Mindestens 25° C stürmten auf uns ein.
Der Gastraum der "Südtiroler Hütte" ist vollgestellt mit langen Holztischen, sehr eng stehenden, glatten Holzstühlen Marke Berghütte.
Auf einigen Stühlen liegt der Dekoration wegen ein Schaffell. Das nützt aber nichts, der Raum wirkt trotzdem kahl, ungemütlich, wie eine Jugendherberge.
An einigen Wänden des großen Raumes hängen Monitore, die die wunderschöne Landschaft Südtirols zeigen.
Auch das nutzt nichts, es ist kahl, kahl, kahl .... heiß..... und sehr laut!
Mangels schallschluckender Materialien im Gastraum verdreifacht sich jedes Geräusch, jedes gesprochene Wort und jeder Fußtritt.
Kaum sitzen wir zu viert am Tisch, stürmt auch schon eine männliche Servicekraft in Lederhosen und uns völlig unverständlichem Akzent (sollte das südtirolerisch sein?) auf uns zu. Nicht, um uns mit den auf den Tischen fehlenden Speisekarten zu versorgen, mitnichten.
Er verteilt pro Person eine Nummer! Tatsächlich, wir bekommen jede/r eine Nummer! Ich bekomme die Nummer 2. Mit dieser Nummer soll ich alle Bestellungen aufgeben.
Der Mann redet laut mit uns. Er brüllt fast. Das muss am Umgebungsgeräusch liegen.
Meine Ohren dröhnen.
Speisekarten werden gebracht. Nicht jeder bekommt eine, es gibt insgesamt nur zwei.
Für 4 Personen.
Das heißt, man muss sich beeilen. Da wartet noch jemand auf die Karte, um auszusuchen.
Blöd, sowas.
Ich wähle aus: Südtiroler Schlutzkrapfen mit Parmesan und Butter. Eine Art Ravioli, klärt mich mein südtirolerfahrener Freund auf. Soll sehr lecker sein. Dazu ein Schoppen Weißwein.
Ich bitte den Servicemann um eine Empfehlung und erkläre ihm, dass ich ganz trockene, fruchtige Weißweine bevorzuge. Er erschrickt, schaut in die Speisekarte, schaut mich an und verschwindet, um einen Kollegen zu befragen.
Zurück am Tisch, empfiehlt er mir den Chardonnay von der Karte. Ganz trocken und gaanz fruchtig, brüllt er mir ins Ohr. Ich bestelle also den Chardonnay.
Nach wenigen Minuten stehen zwei schöne, leere Weingläser und eine Karaffe mit 0,5 l weißen Weins (13,80€) auf unserem Tisch. Ich teile mir den halben Liter mit einer Freundin.
Noch ist der Wein schön kalt. Leicht beschlagen ist die Karaffe, das ist ein gutes Zeichen. Wir schenken ein.
Wir probieren.
Hmm, nein: ach, wie schade!! Ein völlig belangloses Tröpfchen ist das, nix Frucht, nix Säure, nix trocken.
Aber immerhin kalt. Noch ein Schluck.
Besser wird der Wein dadurch nicht.
Die Kühle des Weines hält bei den Saunatemperaturen im Lokal allerdings nicht lange an. Wenige Minuten später hat der Wein geschätzte 15 °C.
Das Essen läßt 40 weitere Minuten auf sich warten. Dann kommen sie endlich, die Südtiroler Schlutzkrapfen.
Ein kleiner Teller, wie ein Kuchenteller, mit einigen dünnen, halbmondförmigen Ravioli. Ganz pur werden die serviert. Kein Salatblatt, keine Sauce, es gibt nichts dazu.
Leider schmecken sie genauso fade wie der Wein. Man kann sie essen, man kann es auch lassen. Satt werde ich so oder so nicht davon, die Portion ist wirklich sehr übersichtlich.
Auch meine Freundin, sie hat das Gleiche bestellt, fühlt nach dieser Vorspeise für saftige 11,80 € noch viel Luft im Magen.
Ich habe inzwischen die Nase voll vom warmen Chardonnay und bestelle mir ein kühles Bier. Der Hitze wegen.
Und der Leere im Verdauungstrakt wegen.
Das Bier ist super, kühl und lecker!
Immerhin.
Ich habe Hunger. Also bitte ich noch einmal um die Speisekarte, meine Freundin auch. Wir müssen wieder teilen. Nur eine Karte wird uns ausgegeben. Ob der Inhaber der "Südtiroler Hütte " so arm dran ist?
Das Lokal ist nicht mal halb voll an diesem Abend, und schon gehen die Speisekarten aus?
Ich bestelle mir aus Vernunftgründen den "Bergsteigerteller" zu 11,50 € mit Spiegeleiern, Schinken und Röstkartoffeln.
Der macht ja sicher pappsatt!
Was ich bekomme, sogar schon nach wenigen Warteminuten, macht mich fassungslos:
ein Napf, ein runder Napf Marke Hund, Durchmesser ca. 20 cm, gefüllt mit Bratkartoffeln (blass, dicke Scheiben, nicht kross), Spiegeleiern (Eiweiß teilweise noch roh) und ein paar dünnen Scheiben gebratenem Schinken, der nach der großen Familienpackung beim Supermarkt ausschaut.
Egal, ich habe Hunger. Also hinein mit der Gabel......und wieder hinaus! Bratkartoffeln ohne Röstaroma sind per se ja schon eine Zumutung, rohes Eiweiß beim Spiegelei ist es auch, aber der penetrante Geschmack alten Bratfetts ist einfach nur scheußlich! Ich lege Messer und Gabel nach wenigen Probierbissen weg und rühre den Napf nicht mehr an.
Obwohl immer wieder Servicemenschen an unseren Tisch treten (Frauen und Männer, eine eindeutige Zuordnung zum Tisch ist nicht zu erkennen) spricht mich keiner auf den Bergsteigerteller an, der vor mir langsam abkühlt. Es interessiert niemanden, ob den Gästen das Essen schmeckt oder nicht.
So stelle ich mir Systemgastronomie im schlechtesten Sinne vor.
Ich habe keine Lust mehr, hier zu bleiben. Wir bitten um die Rechnung.
Die Rechnung von Ü 40 € nur für mich kommt mir angesichts des gebotenen Desasters frech vor.
Ich gebe kein Trinkgeld. Aus Überzeugung.
Das kommt sehr selten vor. Hier finde ich es angemessen.
Ich habe einen Freund, einen guten Freund.
Er ist WerderBremen Fan.
Und es gibt ein Restaurant, das von einem Ex-Werderprofi betrieben wird.
Er heißt Nelson Valdez. Er stammt aus Paraguay.
Das Lokal, so nenne ich es seit unserem Besuch, heißt "Südtiroler Hütte" und befindet sich in der Nähe des Bremer Hauptbahnhofs.
Also ganz zentral.
Erwähnter Freund lud ein paar Freunde (auch mich) an einem Abend vor einigen Wochen dort zum Essen ein.
Er meinte, die Speisekarte klinge gut. Auch war er schon oft im Motorradurlaub in Südtirol... mehr lesen
1.0 stars -
"Ihr wollt Südtiroler sein?" Ina12Ich habe einen Freund, einen guten Freund.
Er ist WerderBremen Fan.
Und es gibt ein Restaurant, das von einem Ex-Werderprofi betrieben wird.
Er heißt Nelson Valdez. Er stammt aus Paraguay.
Das Lokal, so nenne ich es seit unserem Besuch, heißt "Südtiroler Hütte" und befindet sich in der Nähe des Bremer Hauptbahnhofs.
Also ganz zentral.
Erwähnter Freund lud ein paar Freunde (auch mich) an einem Abend vor einigen Wochen dort zum Essen ein.
Er meinte, die Speisekarte klinge gut. Auch war er schon oft im Motorradurlaub in Südtirol
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Anfang Dezember 2014 soll der Ex-Werder-Profi Nelson Valdez mit seinen Schwiegereltern Beata und Fritz Rößler, ein bekannter Hotelier und Gastronom, die Südtiroler Hütte eröffnet haben. So stand es in der Mittagstischkritik des Weser-Kuriers im Januar 2015 zu lesen. Das Impressum der Homepage http://suedtirolerhuette.com bestätigt Herrn Fritz Rößler als Geschäftsführer der Hotel zur Post Rößler KG. Im Hotelbau ist die Hütte beheimatet. Konkreter Anlass für unseren Besuch war eine erneute Kritik der Südtiroler Hütte im neuen Format des Weser-Kuriers „Amuse Gueule“, weg vom Mittagstisch, hin zum gepflegten Abenddinner. Sie machte neugierig, denn man konnte lesen, dass in der Südtiroler Hütte einige Schmankerl der Südtiroler Küche gepflegt werden, die man in Bremen anderenorts nicht findet. Da meine ständige Begleiterin und ich der rustikalen Alpenküche zugetan sind, war das Anreiz genug, ein Samstagabendessen in der Hütte einzunehmen.
Ich gebe zu, erst jetzt, beim Verfassen meiner Kritik, die „Vernichtung“ der Südtiroler Hütte durch Ina12 kontrollweise gelesen zu haben. Ein ganz anderes Erlebnis, was Ina durchlitten hat. Aber wie immer: Eine Kritik, auf lediglich einen Besuch bezogen, ist immer eine Momentaufnahme und wir durften eine gute Erfahrung machen.
Ich habe in den Jahrzehnten meiner Restaurantbesuche erinnerlich nur ein Restaurant besucht, das vergleichbar aufwändig die (in dem Fall portugiesisch, Club Portugues in Düsseldorf) Küchenheimat in ein Restaurantinterieur umgesetzt hat.
Die Südtiroler Hütte ist ein Gesamtkunstwerk in hellem Holz in vollendetem Tischlerhandwerk. Also keine oberflächige Alpenfolklore, sondern eine bis ins Detail sorgfältige Ausführung zur Schaffung der perfekten Illusion. Da wurde keine Mühe und kein Investment gescheut. Ob nun die Hütte, wie der Restaurantleiter Matyas Insam behauptete, im Grödnertal einmal von dortigen Handwerkern aufgebaut, dann wieder abgebaut und in Bremen reinkarniert wurde, mag man bezweifeln. Aber das Material und Handwerk aus Südtirol stammen, glaube ich gerne.
Wer also eine vollständige Holzverkleidung vom Fußboden, über Wände bis zur Decke mit allen Verzierungen besichtigen will, mag allein deswegen in die Südtiroler Hütte auf ein Bier einkehren.
Die Küche hinterließ mit ihrer Leistung einen etwas gemischten Eindruck. Aber einige Schmankerl sind einen Besuch auch kulinarisch wert.
Die Preise für Speis und Trank sind ambitioniert. Herr Rößler ist nicht nur Südtirolfan oder vielleicht gar Botschafter seiner Heimat in Bremen, sondern auch Kaufmann und das Investment will amortisiert werden. Das berücksichtigend gebe ich für das Preis-Leistungsverhältnis 3,5 Punkte.
Als wir um 18:30 Uhr in die Südtiroler Hütte einkehrten, war die überschaubare Terrasse noch nicht besetzt und auch im Restaurant nahmen wir nur das am Nachbartisch sitzende Paar wahr. Im weiteren Verlauf füllte sich das Restaurant und meine ständige Begleiterin hatte Indizien dafür gewonnen, dass das Hotel zur Post für einen Gästestrom in die Südtiroler Hütte sorgt, bestehend aus Reisegruppen im fortgeschrittenen Alter. Die Empfehlung auf der Homepage des Hotels bestätigt dies im Nachhinein. Weiteres Geschäft bringen sicherlich Gesellschaften, für die das zünftige Hüttenambiente einen heimeligen Rahmen bildet oder Gaudi verspricht. Auf Laufkundschaft darf die Südtiroler Hütte kaum hoffen, denn sie liegt versteckt in einer Art offenem Hof neben der Hotelgarage und nur die Blicke der Kinobesucher des Cinemaxx mögen auf den hölzernen Vorbau der Südtiroler Hütte stoßen, der sich als Fremdkörper von den ansonsten schmucklosen Fassaden abhebt.
Service:
Passend zum Gesamtkunstwerk tragen die Servicekräfte alpenländische Tracht. Der Blick nach unten zeigte aber, dass das Schuhwerk freigegeben ist.
Am Zapfhahn ein Mann, ansonsten zwei Mädels und der Restaurantleiter Matyas Insam. Wir wurden platziert und durften das Hüttenambiente studieren … Etwas früher hätten wir die Aufmerksamkeit des Services verdient, denn die kleine Brigade konnte sich noch mit sich selbst in guter Laune beschäftigen. Also etwas verzögert die Getränkeorder, die dann aber zügig ausgeführt wurde.
Im weiteren Verlauf erlebten wir Matyas Insam extrovertiert und mitteilsam, wenn man ihn befragte (wie oben zum Handwerk schon angeführt). Er ist gut selbstbewusst und der erlebbare Impresario der Südtiroler Hütte. Gerne karrt er seinen Digestifwägen an die Tische, um die nicht gerade wohlfeilen Schnäpse Südtirols am Tisch zu offerieren. Aber er war nicht unangenehm oder aufdringlich, sondern das Restaurantkonzept authentisch verkörpernd und deswegen gebe ich für diese klare Note 3,5 Sterne.
Die Getränkepreise beginnen moderat: 0,75 l Mineralwasser unauffällig mit 4,80 € angesetzt. Ein Veltins 0,3 l schlägt aber mit sagenhaften 3,50 € zu Buche und ist damit „Spitzenreiter“ im Gastportemonnaie. Die Schnäpse müssen auch sehr wertvoll sein, kommt doch der nicht weiter klassifizierte Obstler schon für 2 cl auf 3,20 €. Moderater bepreist sind die Hausweine weiß und rot, die für 0,25 l auf geradezu bescheidene 4,20 € kommen.
Mein zum Hauptgang georderter Roter Lagrein Reif 0,25 l für 9,60 € passte gut um Hauptgang Zwiebelrostbraten und ist sicherlich ein bemerkenswerter Wein. Eine kleine Recherche ergab zwar kein eindeutiges Ergebnis im Sinne einer Identifikation (dafür auch zu dürftig die Angaben auf der Getränkekarte), aber die Bepreisung für eine Internetorder des „Graf Lagreins“ indiziert zumindest, dass der Aufschlagsfaktor nicht inakzeptabel ist. Positiv zu bemerken ist, dass auch der offene Hauswein in Halbliterkaraffen mit Kühler serviert wurde.
Ausgegeben wird in der Südtiroler Hütte nichts!
Essen:
Auf der Homepage sind die Speise- und Getränkekarte einsehbar.
Die Karte beginnt mit Südtiroler Spezialitäten wie Schlutzkrapfen, verwandt mit Maultaschen oder Ravioli und Knödeln. Also mit deftigen Teigwaren. Witzig benamt auch ein Kraftteller „Luis Trenker“ mit Speck und Maccheroni. Bemerkenswert die kalten Brotzeiten und dann geht es über die Spezialitäten nach Omas Rezept (zwischen 11,70 und 18,90 €) hin zu den Schmankerln des Küchenchefs (drei Kalbsgerichte von 23,70 bis 27,70 €).
Vorab gibt es eine Kugel Griebenschmalz mit zwei keinen Scheiben eines rustikalen, grobporigen Roggenbrotes. Salz- und Pfeffermühlen mussten wir uns erbitten. Kein üppiger oder extravaganter Küchengruß, aber ein gelungener Appetitanreger.
Meine ständige Begleiterin bekam dann Bruschetta nach Südtiroler Art (7,80 €) und ich musste die Rinderbrühe mit Speckknödeln ordern (7,90 €). Die Bruschetta entpuppte sich als eine große Scheibe hellen Brotes, belegt mit Salami, Kirschtomaten und Käse und alles gut überbacken. Quasi eine Brotpizza. Das Brot durchweichte schnell, aber insgesamt eine geschmackvolle Komposition und wie das Foto belegt, auch ansehnlich groß.
Auch gut portioniert meine Speckknödelbrühe, die in einem breitrandigen Suppenteller ansprechend serviert wurde. Die Brühe leicht heiß und erstklassig. Dasselbe gilt für die Speckknödel mit reichlich mageren Speck- oder wohl eher kleinen Schinkenwürfeln. Für jeden Suppen- und Knödelkasper ein Muss! Notabene: Am Nebentisch erfreute sich das Paar an der Knödeltris als Vorspeise, drei verschiedene Knödel mit Spinat, Käse und Speck.
Ich mache ausnahmsweise ein Bewertungszwischenfazit und gebe für die Vorspeisen den Mittelwert 4,5.
Mein Hauptgericht, der Zwiebelrostbraten mit Röstkartoffeln (18,90 €) vom Entrecôte konnte da leider nicht ganz mithalten. Das überschwängliche Lob des Weser-Kurier-Kritikers für dieses Gericht kann ich nicht nachvollziehen. Vermisst habe ich erst einmal einen erfrischenden Beilagensalat, der das Gericht gut abgerundet hätte. Die Bratkartoffeln waren einmal kräftig angebraten worden, hingen aber schon reichlich in den Seilen. Das Steak, einwandfrei medium wie geordert, war belegt mit einer dünnen Schicht weichen, geschmorten Zwiebeln und vollständig bedeckt mit trockenen Röstzwiebeln, denen ich geschmacklich nichts abgewinnen kann. Da habe ich in Schwaben schon deutlich gelungeneren Zwiebelrostbraten gegessen.
Meine ständige Begleiterin hatte mit dem Südtiroler Pfandl (Schweinefilet mit Pfeffersoße und Saisongemüse, 18,50 €) eine gute Wahl getroffen, zumal sie Pommes statt der Röstkartoffeln wählte. Die pikante dunkle Soße mit ordentlich grünem Pfeffer dominierte das Gericht passend. Die Gemüsestücke noch mit Biss und gute Pommes als Krönung auf der Eisenpfanne. Solche Pfandl sind allerdings Allerweltsküche.
Die Hauptgerichte blieben also hinter den Vorspeisen zurück. Bei einem nochmaligen Besuch würde ich mich erst einmal auf Schlutzkrapfen und Knödel stürzen und vielleicht die kulinarische Hommage an den Quaselkauz Luis Trenker zur Endsättigung wählen.
In toto sollen es aber vier Sterne für die Küche sein.
Ambiente:
Auf der Homepage kann man mit einer Panoramafotofunktion durch die Hütte streifen. Viel Licht fällt durch die „Fenster“ in die Räumlichkeiten, die aber Attrappen sind. Die Bergnatur des Blicks nach draußen erzeugen Bildschirme! Die Hütte selbst hat bis auf den Eingangsbereich kein Tageslicht zu bieten. Aber die Illumination ist gut gelungen. Auch sehr positiv die Geräumigkeit auf den Tischen und zwischen den Tischen; diese stehen auf massiven Mittelfüßen. Die Hüttendeko hält sich in Grenzen. Im Eingangsbereich steht ein Kachelofen und die Stühle sind mit Schafsfellen belegt, vielleicht weil es dort mal ziehen kann.
Ansonsten helles Holz in handwerklich sauberer Verarbeitung soweit das Auge blickt, verziert mit Schnitz- und Drechselarbeiten. Ob man das mag, ist Geschmackssache. Auch bei mir am Tisch fiel „Sauna“, aber ich war positiv überrascht.
Wer etwas intimer sitzen will, sollte einen der Tische gegenüber der Theke reservieren, die in einer abgetrennten Stube stehen (wir hatten Tisch 23).
Sauberkeit:
Alles sehr gepflegt, als wenn es gestern vollendet worden wäre. Nur die weißen Fliesen auf der Herrentoilette wiesen einige Montagespuren im Blickbereich der Stehkeramik auf.