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GastroGuide-User: Shaneymac
Shaneymac hat Charly's Diner in 42655 Solingen bewertet.
vor 4 Jahren
"Charly’s Diner Lieferservice– Happy, Smokey, Charry, Fatty, Meaty Goodness…"
Verifiziert

Geschrieben am 20.12.2020 | Aktualisiert am 22.12.2020
Es existiert eine neue Bewertung von diesem User zu Charly's Diner
Besucht am 18.12.2020 Besuchszeit: Abendessen 2 Personen Rechnungsbetrag: 75 EUR
Das kleine weihnachtliche GastroGuide Community Vorwort...
(zur eigentlichen Kritik bitte wie immer nur ein wenig nach unten scrollen…)

 
Der Mensch gewöhne sich an fast alles liest und hört man hin und wieder und es ist in der Tat erstaunlich, mit welcher Routine die meisten mittlerweile mit den alltäglichen Corona-Auflagen umgehen - nicht zuletzt auch in den TV-Jahresrückblicken, die nimmer müde wurden zu betonen, wie schnell diese Pandemie rückblickend unser Leben auf den Kopf gestellt habe.
 
Das alles aber hat sich für mich persönlich an einem bestimmten Umstand kristallisiert, der für einen Moment jede Gewöhnung zunichtemachte und mir klar machte, das sich die Dinge tatsächlich in Lichtgeschwindigkeit entwickelt hatten.
 
Denn fast auf den Tag genau vor einem Jahr besuchte uns der Kulinarik-König der Südpfalz, Free-Climbing Legende Marco mit seiner sympathischen jungen Frau auf ihrem Weg zur Bremer Verwandtschaft und wir verbrachten einen unvergessenen Abend im Charly’s Diner, nur wenige Minuten Fußmarsch von ihrer gemütlichen, gepflegten Airbnb Wohnung entfernt.
 
Und wir sollten uns im Nachgang einig sein: das schreit nach Wiederholung, vielleicht könne man dies sogar zur jährlichen Tradition gedeihen lassen; denn der Weg zur Bremer Familie von Frau marc074 ist weihnachtliche Routine und Solingen liegt exakt auf der Hälfte des Weges.
 
Noch im November hatten wir zarte Hoffnung auf ein Wiedersehen im Bergischen, die sich aber fast täglich dezimieren sollte bis zu einem Punkt, an dem man den Eindruck hatte, dass Karl Lauterbach persönlich an der Spitze eines Corona-SEKs das Haus stürmen würde, wenn man auch nur kurz an eine gemeinsame Zusammenkunft bei Burgern und Bier denkt.
 
Ich gebe gerne zu, dass ich in diesem Moment vor einigen Wochen doch schon frustriert und wütend war, aber was ist das schon im Vergleich zu den vielen existenziell direkt Betroffenen, sehr schnell machte ich mir klar, dass es sich hierbei um lächerliche Luxusprobleme handelt und das wir viel lieber die Zuversicht auf normale Zustände niemals aufgeben sollten.
 
Also entschlossen wir, uns mit einer kleinen Charly’s BBQ Orgie an den schönen Vorweihnachts-Freitag 2019 zu erinnern und dabei auf eine Wiederholung im nächsten Jahr zu hoffen, was auch trefflich funktionieren sollte.
 
In diesem Sinne wünsche ich nicht nur aber an dieser Stelle in erster Linie allen in der Community frohe Weihnachten und sage danke für ein - zumindest hier auf GastroGuide - dank Euch auch oft kurzweiliges Jahr voller schöner Berichte.
 
Lasst es Euch gut gehen, genießt, entspannt und uns gemeinsam auf ein besseres 2021 hoffen, liebe Grüße in alle Himmelsrichtungen und nun viel Spaß mit gelungenem Südstaaten BBQ aus Solingen Höhscheid….
 
 
 
Kritik
 
 
| Restaurant-Informationen |
 
Über einen der buntesten Farbtupfer in der Solinger Gastronomie-Landschaft und wie der sympathische Charakterkopf Dirk Vieth es geschafft hat, authentisches Low & Slow Südstaaten BBQ aus dem Smoker und klassische Southern Diner Cuisine in der Bergischen Provinz zu etablieren, kann man gerne in meiner 2019er Bewertung aus dem Sommer nachlesen.
 
Daher in aller Kürze: Sein Diner hat mittlerweile einen Ruf, der weit über die Stadtgrenzen hinaus hallt, die Kennzeichen der im Umfeld parkenden Autos tragen weit mehr als „SG“ vor dem Bindestrich, oft sieht man Kölner aber auch Hagen und Ennepetal war des Öfteren vertreten, wenn ich mal zufällig Abends am Diner vorbei fuhr.
 
Es macht Freude zu sehen, wenn Fleiß und gute Qualität sich durchsetzt und nicht nur das beste Marketing über gastronomischen Erfolg entscheidet.
 
Hinzukommt, dass Neues in Solingen gerne erst einmal misstrauisch beäugt wird und schon so mancher junge Betrieb nach einem Jahr aufgeben musste, weil man ihm keine Chance gab.
 
Und auch, wenn sich die Dinge so langsam im Kleinen zu ändern scheinen wenn ich an Gastro-„Start-Ups“ wie bspw. Dominic Gerberdings Genuss-Truck in Landwehr oder das mir schon so oft empfohlene Bastis Restaurant in Gräfrath denke: nur allzu oft werden die alten Platzhirsche nicht mehr hinterfragt weil es seit 30 Jahren heißt „Do kannste jot eten jonn!“ (was ich zum Teil absolut anders sehe…) und man gleichzeitig den jungen Gastronomen keine Beachtung schenkt.
 
Nun ist Dirk Vieth allerdings auch Solinger Urgestein, die von seinem Vater betriebene Fachmetzgerei Vieth befand sich seinerzeit in den Räumen des heutigen Diners und jenes war auch nie ein am Reißbrett geplantes Unterfangen sondern wuchs nach zarten Gehversuchen ohne feste Öffnungszeiten (man konnte es mieten und die Küche übernahm das Catering, gerne auch Rock’n Roll Konzerte für die Rockabilly Szene) über Jahre zu dem heran, was es heute darstellt.
 
 
 
| Bestellung & Lieferung |
 
Schon lange wollte ich den Lieferservice in Anspruch nehmen und freute mich schon die ganze Woche auf den vergangenen Freitag, als wir dies endlich in die Tat umsetzten.
 
Da Pitmaster Dirk auch auf Instagram regelmäßig ganz rauchfrei eine gute Figur macht und dort bei jeglichen Fragen um eine PN bittet, schrieb ich ihn an, um wie immer zu erfahren, ob man am Freitagabend um 21 Uhr liefert und ob ich für diesen Zeitpunkt vorbestellen könne.
 
Die ausführliche wie freundliche Antwort ließ nicht lange auf sich warten: a) sehr gerne doch aber b) leider ist eine Terminbestellung nicht möglich, klassisches „FIFO“-Prinzip mit serieller Abarbeitung, aber wenn ich gegen 19:30 Uhr bestelle sollte es klappen, dazu noch der kleine Hinweis auf seine momentane „T-Shirt Promotion“, aber dazu später mehr.
 
Schon im ersten Lockdown bot man auf der Diner Homepage einen eigenen Online-Shop an, in dem man mittlerweile auch eine ganze Menge Do-It-Yorself Kits zur eigenen Zubereitung bzw. Erwärmung anbietet.
 
Die Bestellung über den einfach zu bedienenden Shop (was nervte war allerdings, dass man aus der Artikel-Detail-Ansicht flog sobald außerhalb dessen unsichtbarer Begrenzung klickte, bitte aus dem DIV Container ein Modal machen das man aktiv mit Klick auf ein Element schließen muss) ist kein Problem, schön gelöst die Varianten-Konfiguration und Extra-Saucen-Wünsche, die Bezahlung geschieht via PayPal oder direkt über die Kreditkarte, eine Barzahlung beim Fahrer ist meines Wissens nicht möglich.
 
Für mich völlig in Ordnung - wenn ich mir anschaue womit ich meine Brötchen verdiene wäre alles andere auch latent irritierend – aber es gibt sicherlich so manchen, den das Thema etwas abschrecken dürfte, bei Abholung ist Barzahlung natürlich nach wie vor möglich.
 
Was allerdings für mich nicht in Ordnung war, waren die erst im letzten Moment vor dem Check-Out ersichtlichen fünf (5!) Euro Liefergebühr für eine fünfminütige Anfahrt von etwas mehr als zwei Kilometern bei einer Bestellsumme von knapp 70 Euro.
 
Das ist völlig unabhängig von der Bestellsumme höher als alles, was ich bislang als „Mindermengenzuschlag“ bei Lieferdiensten gesehen habe, die völlig zu Recht bei zu kleinen Bestellungen unter 15 Euro bspw. einen kleinen Liefer-Obulus von meist zwei Euro fordern.
 
Ich vermerkte noch trotz seiner Antwort in den Bestellhinweisen (Freitextfeld wie auch bei jedem Artikel möglich für Sonderwünsche, gut!!) meinen 21 Uhr Wunsch  - zumal das System mir um 19:30 sagte, dass ich mit nur 30 Minuten Wartezeit rechnen könne - und wie erbeten meine Wunschgröße für das Promo-T-Shirt und die Bestellung wurde abgefeuert.
 
Ich erhielt umgehend eine Bestätigung per E-Mail und gegen 20:30 wie angekündigt eine weitere, mit der Auskunft, dass die Bestellung in Zubereitung sei und in 20 Minuten an den Fahrer übergeben wird.
 
Schön gelöst, so etwas bieten sonst nur große Franchise Ketten mit entsprechenden IT Budgets, tatsächlich sollte es nur wenige Minuten vor neun klingeln und eine nette Fahrerin übergab uns die hübsch gestalteten, effektiv warmgehaltenen Papiertüten und Schachteln im Charly’s Diner Design.

 
Zeit zu sortieren, ein paar Fotos zu machen und die BBQ Platte im Ofen zu parken, gut gefiel mir der hohe Anteil umweltfreundlicher Verpackungen, bis auf die Deckel der Soßen und die Cole-Slaw Schale kein Plastik oder Alu in herkömmlicher Form vorhanden.


Lieferzustand
 
 
| Starter |
 
Alabama Cajun Chicken – 6,50€ (+1€ Extra Dip)
Onion Rings – 3,50€
Mozzarella Sticks (sechs Stück) – 5,00€ (+1€ Extra Dip)
 
Da ich aus Erfahrung wusste, was uns mit der BBQ Platte erwarten würde, hätten sich Vorspeisen eigentlich erübrigt, aber als Vorspeisen-Fan ist das natürlich keine Option.
 
Insgesamt bestellte ich zum Essen folgende hausgemachte Soßen, die sich einen beinahe legendären Ruf erarbeitet haben: Ranch Dressing, Louisiana Style BBQ, Salsa, Smoked BBQ Sauce, Hot Chili Sauce sowie ein 330ml Glas meiner geliebten Raspberry-Chipotle Sauce, das mit 6,50€ zu Buche schlug und sicher nicht lange vorhalten wird.
 
Jenes war bei Anlieferung übrigens noch sehr warm, weil man an diesem Abend neu gekocht und eingeweckt hatte, frischer geht es wohl kaum.
 
Die Onion Rings haben wieder zu ihrer alten Qualität zurückgefunden, der Teigmantel der recht breiten Spaßmacher ist eine knusprig-luftige Angelegenheit und im inneren wartet süßlich zarte Köstlichkeit auf hungrige Fingerfood-Fans.
 
Zusammen mit den eher süßlichen Saucen Varianten meiner Auswahl etwas das ich jederzeit essen könnte, was sie mit der zweiten Kindergeburtstagsvorspeise gemein haben, DEN Kalorienbomben schlechthin: Mozzarella Sticks, yay!

Onion Rings & Mozzarella Sticks
In den vorgewärmten Schüsseln kühlten sie dankenswert langsam ab, der Käse war noch schön heiß und zog Fäden, natürlich sprechen wir hier über Convenience aber Dirk Vieth kauft hier nicht irgendeine Ware und somit ist auch der Preis gerechtfertigt.
 
Dazu muss man sagen, dass ansonsten ein Großteil der Komponenten selbst gemacht ist bis hin zu den vielfältigen Bun Varianten im Rahmen des epischen Burger-Baukastens in der Karte.
 
Und man hat durchaus das Können und den Anspruch auch Dinge wie diese selbst zu machen und tat dies bei den Onion Rings auch geraume Zeit; es ist einfach ein Problem mit der Personaldecke und damit ein zeitliches.
 
Für mich zählt beim BBQ in erster Linie das Fleisch und hier im Diner das Alleinstellungsmerkmal des hierzulande kaum zu findenden traditionellen Smokens, da kann ich in Einzelfällen auch mit hochklassiger Convenience gut leben.
 
Das Alabama Cajun Chicken ist da ein gutes Stichwort, die Teile der Hühnchenkeule wurde mit einem recht pfeffrigen Cajun-Rub eingerieben und lediglich durch Heißräuchern gegart, leider habe ich das Tellerbild vergessen vor lauter Gier.

Alabama Cajun Chicken
Damit es in der Box nicht zu fettig wird, hatte man trotz einer Unterlage aus Fettpapier auch noch an ein essbares Fundament aus Nachos gedacht, sah nett aus und sie schmeckten auch noch zu meiner Überraschung, ich bin kein Nacho-Fan, 90er Jahre Trauma, mehr sag ich nicht.
 
Das Huhn selbst ein Traum, saftig zart mit schöner Rauchnote, der Rub nicht hysterisch überwürzt, das qualitativ hochwertige – Meister Vieth macht beim Fleisch keine Kompromisse – Fleisch vereinte seinen köstlichen Eigengeschmack mit dem Rauch und der pfeffrig pikanten Hülle: für Freunde dieser Küche ein Moment die Augen zu schließen, auch wenn ich mir einen Hauch mehr „cajun“ gewünscht hätte.
 
Und an dieser Stelle mal einen kleinen Tipp in Sachen BBQ allgemein (und damit meine ich nicht „Grillen“ im Allgemeinen): Richtig gutes BBQ braucht keine Saucen, es steht für sich!
 
Das sollte sich bei der Platte später zeigen, bewahrheitete sich allerdings schon jetzt; großes Smoker Kino.
 
Dazu schmeckte mir nach langer Zeit mal wieder ein Guinness, ein Stout mit einen malzigen, erdigen Noten passt hervorragend zu dieser Küche, nicht zuletzt deshalb gibt ja Dinge wie Stout-BBQ-Sauce oder Guinness-Burgerbrötchen.
Sláinte
 
Guinness übrigens nie in der Flasche kaufen, die einzige akzeptable Variante ist die „Draught“ Version aus der Dose, die kleine Stickstoffkapsel, die beim Öffnen der Dose ausströmt, sorgt für ähnliche Verhältnisse wie in der Zapfanlage im Pub, eine cremige Konsistenz entsteht wohingegen aus der Flasche nur bittere Plörre strömt, schauderhaft, müsste verboten werden.

Du nur das kaufen, nix Flasche kaufen!
 
 
| Mains |
 
BBQ Mixed Plate für zwei Personen – 39,50€ (+2€ Extra Dips)


Der „kleine Imbiss“ wurde in einer hübschen Schachtel geliefert und dank fettdichtem Papier und einer guten Warmhaltetasche dampfte mir der Inhalt beim Aufklappen verheißungsvoll entgegen.
The BBQ Plate has landed!
 
Auch aus der Box befreit, auf vorgewärmten Porzellan machte das Ganze eine gute Figur, auch wenn Madame mit leicht apathischem Blick „Wer soll das alles essen?“ vor sich hin murmelte.
 
Was sich bei den Saucen zeigt, gilt auch hier, Dirk Vieth versteht die Klaviatur der regionalen BBQ Stile der USA sehr gut, beschränkt sich aber nicht auf eine bestimmte, sondern bedient sich wie es ihm gefällt.
 
Hier grüßt ein wenig das essiglastige Carolina, dort winkt das süßlich rauchige Oklahoma, dann wieder ist man in Texas und Chipotle kündet vom nahen Mexiko, eine wahre BBQ Symphonie für alle Sinne.
 
Links unten haben wir Brisket (Rinderbrust), rechts daneben Pastrami neben herrlich fleischigen klassischen Spare Ribs, in der Mitte schließlich Pulled Pork, womit die sogenannte „Holy Trinity“ des Südstaaten BBQ schon komplett wäre.
BBQ Mixed Plate für zwei Personen
 
In der oberen Reihe Baby Back Ribs neben einer sehr großzügigen Portion von in Häppchengröße zerteilten Beef Short Ribs. Short Ribs stammen aus der “Short Plate” vom Rind. Dabei handelt es sich um den Bereich zwischen dem vorderen Brustbereich aus dem das Brisket geschnitten wird und der hinteren Flanke aus dem das Flanksteak entnommen wird.
 
Diese Short Ribs aus dem Smoker sind ein gutes Beispiel dafür, wie ernst es Dirk Vieth mit authentischem BBQ meint und warum Gäste weite Anfahrten in Kauf nehmen.

 
Zum Fleisch selbst: Das Rindfleisch bezieht er – noch – aus den USA in Premiumqualität, das Schweinefleisch von ausgewählten Erzeugern in der Region, das erklärt sicher auch zum Teil die Preise.
 
Den anderen Teil dürfte der enorme Aufwand erklären, der hinter der Zubereitung steckt.
 
Denn was viele Wochenend-Pitmaster mit Weberkugel oder Pellet-Grill nicht wissen, die sich nach einem Dutzend YouTube Tutorials und einem mehr oder weniger gelungenen acht Stunden Pulled Pork für die Speerspitze der BBQ Welt halten, ist, dass „low & slow“ in den Staaten sehr ernst genommen wird.
 
So gart auch Dirk Vieth sein Pulled Pork ganze 24 Stunden, was diese Garzeit mit Textur und Geschmack anstellt, ist mit Worten kaum zu beschreiben, so zart, intensiv und mit einer unglaublichen Tiefe gesegnet.
 
Aromenintensität dieser Art muss man mögen und schätzen, ich hatte mein erstes Pulled Pork im Frühjahr 1991 in South Carolina auf einer familiären Motorsportveranstaltung (privater Schüleraustausch, mein lieber Gastgeber Erik fuhr in einer Art Mini Nascar Jugendserie) im Fahrerlager, es schmeckte fast genauso wie im Charly’s und damals mochte ich es gar nicht.
 
Ich kannte es einfach nicht und es war mir nicht geheuer, keine 30 Jahre später bekommt man es auch hier bei so manchem ländlichen Metzger, wie die Zeiten sich doch ändern.
 
Herausragend auch das nur leicht gepökelte, hauchdünn geschnittene Pastrami, das hätte man auch in Katz’s Deli nicht besser hinbekommen und auf einem Ney Yorker Rye Sandwich mit Senf würde es sicher viel Spaß machen.
 
Wie schon beim Huhn brauchte ich die Saucen eigentlich nicht, geradezu andächtig naschte ich vor mich hin und wie so oft bei mir, förderte der Grad an Authentizität beiläufig einige Erinnerungen meiner damaligen Reisen in den Süden der USA zu Tage.
 
Eine herrliche Platte, der einzige Mini-Kritikpunkt ein etwas trocken geratenes Brisket, das aber mitnichten zäh war sondern sich problemlos auseinander ziehen ließ beim berühmten „Zug-Test“, nur das Prädikat „juicy“ wie bei allen anderen Komponenten fiel hier etwas ab.
 
Zum Fleisch gab es hausgemachte BBQ Beans, die man sich wie Baked Beans mit leicht rauchig süßlichen Noten einer guten Hickory Sauce vorstellen kann, die perfekte Bud Spencer Beilage; sehr, sehr lecker.
BBQ Beans
 
Dazu noch einen erfrischenden, relativ fein gearbeiteten Cole-Slaw, der diesmal etwas mehr Karotte und ein etwas dickeres, sahnigeres „Dressing“ hätte vertragen können, aber das ist eine persönliche Geschmacksache und keine Kritik.
Cole Slaw
 
Kleiner Hinweis bevor ich als Sir Eat-A-Lot des Jahres gewählt werde: Wir haben die Hälfte noch am Samstag-Abend verspeist, vorsichtig mit genügend Feuchtigkeit im Ofen erwärmt war es noch auch dann eine große Freude ohne großen Qualitätsverlust.
 
 
 
| Dessert |
 
Churros – 3,50 (+1€ für Schokosauce)


Churros mit Schokosoße
Bei den Desserts glänzt man gerne mit hausgemachten Shakes und Kuchen, Brownies, ein NY Cheesecake oder dessen Varianten mit Fruchtauflage stehen eigentlich immer auf der Karte.
 
Aber Churros sind ein guilty pleasure und ich träumte von hausgemachten Glücksspendern, erwartete aber auch hier wie bei den Mozzarella Sticks eher gute Convenience, was dann auch zutreffen sollte.
 
Obwohl mindestens 30 Minuten im Ofen warm gehalten, waren die mit Zimtzucker bestreuten, frittierten iberischen Teig-Leckereien immer noch sehr gut genießbar, leicht kross mit einem lockeren Inneren, zusammen mit der intensiven Schokoladen-Soße ein passender Schlusspunkt hinter ein unkompliziertes Wohlfühl-Menü erster Güte.
 
Ich kapitulierte bereits nach zwei Exemplaren was meine Tischnachbarin allerdings vor keine großen Herausforderungen stellen sollte, freudig wurde mit gespielter Empörung nur zu gerne der Rest vernichtet.
 
War noch was? Ach ja, ein T-Shirt, das gab es nur an diesem Wochenende ab 50€ Bestellwert! Jenes hatte ich zwar in 3XL bestellt, machte mir aber nach dem Essen Sorgen, ob es noch passen würde – und ja das sollte es:
Hach, ich bin so stolz, was ich schon alles erreicht habe, Wahnsinn... :-))
 
Eine witzige Idee, wenn dieser ganze Spuk vorbei ist taugt es sicher für lange Zeit als kleines Souvenir aus einer dunklen Episode, die hoffentlich ganz bald Geschichte ist.
 
 
 
Fazit
 
Das hier in Teilen auch hochklassige Convenience verwendet wird wusste ich und daher rechtfertigt es für mich keinen nennenswerten Abzug, der Anteil der im Haus hergestellten Erzeugnisse ist nach wie vor sehr hoch. Der Fokus liegt bei mir auf dem BBQ und das ist eine kleine Reise wert: 4,5 Sterne für die heutige Leistung.
 
Den Service sehe ich bei vier Sternen. Das First In First Out Prinzip bei der Bestellung kann ich nachvollziehen, dennoch unschön wenn ich keine Terminbestellung machen kann und nicht weiß, ob in 30 Minuten oder 2 Stunden geliefert wird (das zeigt das System zwar an bei Bestellung, aber eben auch nur dann). Zudem haben mich die 5 Euro doch etwas geärgert, unterm Strich dennoch vier Sterne und damit „gut“, alles war perfekt verpackt, warm und man war pünktlich, zudem sehr netter Austausch per PN.
 
Auch beim PLV bin ich bei vier Sternen, auch hier leichter Abzug wegen der Liefergebühr (bitte mal überlegen ob diese ab 50€ entfällt o.ä.) und ich finde die Aufpreise für die Saucen teilweise unglücklich. Beispiel die Mozzarella Sticks, die ohne Dip keinen Sinn machen, mit der Salsa die ich dazu bestellte landete ich für fünf Mozzarella Sticks mit einem Dip bei sechs (6) Euro, das sollte man vorher bedenken.
 
75 Euro für dieses Essen, das muss man wollen und wissen, wofür man hier zahlt. Mir war es das wert und wird es auch in Zukunft sein, dafür hängen an dieser Küche zu viele schöne Erinnerungen und es ist ein einziger Glücksfall, in einer kulinarisch relativ verschlafenen Stadt wie Solingen so eine Option zu haben.
 
Mir bleibt zu hoffen, beim nächsten Mal wieder auf den bequem gepolsterten Diner-Bänken vor Ort essen zu können, bei guter Musik und einem kühlen Keiler Weizen, so long Pitmaster Dirk & Team!
 
 
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
keine Wertung
Essen
Ambiente
keine Wertung
Preis/Leistung


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