Alte Schlachthof Kantine

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Kurz vor 13 Uhr hatte meine Herzallerliebste beim Stöbern im Internet entdeckt, dass die Saarbrücker "Alte Schlachthof Kantine" heute als eines von drei Stammessen "Gebratene Rehmedaillons mit Gemüse & Schupfnudeln" zum Preis von EUR 13,90 im Angebot hatte. Schon häufiger hatten wir hier Stammessen gewählt. Qualität und Preis waren immer völlig in Ordnung gewesen, also nichts wie hin, bevor etwa Bambi "aus" ist. Um es gleich vorwegzunehmen: wir kamen zu spät, Bambi war weg.......

Ambiente: Nüchtern und zweckmässig, aber sicherlich haben sich bundesweit auch noch nie Designer, Innenarchitekten oder Raumausstatter in Schlachthofkantinen ausgetobt. Da im vorderen Raum alle Tische besetzt waren, mussten wir erstmals in den kleinen Nebenraum (vier Tische) ausweichen.   Noch nüchterner und noch zweckmässiger, überdies nicht geheizt. Als im vorderen Gastraum etwas frei wurde, zogen wir mit Getränken und Beilagensalaten um. Dass bei einer Aussentemperatur von vier Grad plus nicht nur der grössere Gastraum sondern auch der Nebenraum und die Toiletten (auch diese waren eiskalt) geheizt sind sollte der Gast eigentlich schon erwarten dürfen. Hier ziehe ich einen halben Stern ab; verbleiben zweieinhalb.

Sauberkeit: alles in Ordnung, vier Sterne.

Service: Wie immer die freundliche junge Dame mit dem osteuropäischen Zungenschlag, im Bedarfsfall schaltet sich noch der Wirt trotz Hinkebein mit ein. Als wir unsere Bestellung aufgeben, teilt uns die junge Dame mit, dass die Rehmedaillons leider alle schon weg wären. "Wenn wir Wild im Angebot haben, ist alles schnell weg, spätestens um 13 Uhr (was ich insgeheim schon befürchtet hatte). Ich empfehle Ihnen, wenn Sie so etwas möchten  vorher anzurufen, dann legen wir Ihnen gerne etwas zurück." Warum bestellt der Wirt, wenn er weiss, dass der Zuspruch bei Wild-Stammessen immer gross ist, nicht direkt beim Nachbarn, der "Fleischfabrik" Schwamm, einfach die doppelte Menge; für den Lieferanten Schwamm sollte das kein Problem sein. Für den Gast ist im Vorfeld problematisch, dass man nur vor Ort zu Wochenbeginn einen Zettel mit allen Stammessen der gesamten Woche   auf den Tischen vorfindet, im Internet auf der Homepage aber nur die Stammessen für den betreffenden Tag gelistet werden. Also an jedem Montag extra hierher fahren und sich einen Stammessenzettel krallen? Aber hier schweife ich etwas ab und mangelnde Dispositionsfähigkeit des Wirts kann ich hier ja auch nicht bewerten. Der Service an sich war natürlich wie immer: freundlich, aufmerksam und flott. Vier Sterne.

Essen und Trinken: Meine Frau trank, da es Averna  hier nicht gibt,einen Apfelsaft (0,3l EUR 2,20), ich ein grosses gezapftes Pils (entweder war es Karlsberg oder Bruch); EUR 4,20 für 0,5l.

Da das Reh aus war, hätten wir als noch verfügbare Stammessen entweder "Lachs vom Grill mit Ratatouille & Petersilienkartoffeln" (EUR 9,90) oder "Vegetarische Gemüsepuffer mit Salatgarnitur"  für EUR 7,90 haben können. Zu Schlachthofzeiten hätte es hier weder das eine noch das andere sondern ausschliesslich Fleisch, Fleisch und nochmals Fleisch gegeben. Und auch uns stand der Sinn nach Fleisch, also mussten wir auf die Normalkarte ausweichen. Meine Frau bestellte "Schnitzel Wiener Art mit Pommes Frites und Beilagensalat" (EUR 10,90). "Wiener Art" mag ich persönlich nicht, Wiener Schnitzel (natürlich vom Kalb) dagegen sehr. Gibt es hier aber nicht, also wählte ich "Rahmschnitzel mit Pommes Frites und Beilagensalat" (ebenfalls EUR 10,90). Leider mussten wir auf unsere Schnitzel diesmal eigenartigerweise ziemlich lange warten, ersatzweise plünderten wir den Brotkorb nach Strich und Faden sprich komplett. Das Angebot ihn nochmals zu füllen nahmen wir nicht in Anspruch, denn die Schnitzel kamen.

Meinen Beilagensalat liess ich unberührt, zur Freude meiner Frau. Nicht ganz soviel Freude hatte sie mit ihrem Schnitzel; obwohl beide Schnitzel nach Auskunft des Wirts angeblich aus dem gleichen Schweinelachs geschnitten worden waren, war ihr Schnitzel reichlich trocken (sie hat deshalb auch ein gutes Drittel davon liegenlassen) während meines absolut in Ordnung und sehr saftig war. Ich nehme an, dass mit ihrem Schnitzel irgendwie ein kleines Malheur in der Küche passiert war, denn die Fleischqualität vom Lieferanten Schwamm ist wie wir immer wieder feststellen durchgängig sehr hoch (was beim Konkurrenten und Nachbarn Schröder nicht so ganz der Fall ist). Die Pommes Frites waren wie immer sehr gut und knusprig; leider lagen meine zum Teil in der dunklen mit vielen Champignons bestückten Rahmsoße und bei denen war die Knusprigkeit natürlich flöten. Hier hätte ich mir die Pommes in einem Extraschüsselchen gewünscht. Trotz  der kleinen Fleisch- und Pommesproblemchen vergebe ich vier Sterne; trockenes Fleisch hatten wir hier zuvor noch nie und werden es höchstwahrscheinlich auch künftig lange nicht mehr haben.

Preis-/Leistungsverhältnis: stimmig, vier Sterne.

Fazit: Natürlich kommen wir gerne wieder und vielleicht rufen wir zu Wochenbeginn vorab an und lassen uns die Stammessen der Woche am Telefon vorbeten oder meine Frau schaut schon etwa um 10 Uhr im Internet nach und lässt uns dann gegebenenfalls Wildportionen  zurücklegen.