Koza
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Langgasse 18, 67454 Haßloch
Restaurant Sushibar
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GastroGuide-User: marcO74
marcO74 hat Koza in 67454 Haßloch bewertet.
vor 6 Jahren
"Trendiges Asia-Fusion-Restaurant mit dem wohl besten Sushi-Angebot der Pfalz"
Verifiziert

Geschrieben am 18.11.2017 | Aktualisiert am 18.11.2017
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Besucht am 24.09.2017 Besuchszeit: Abendessen 4 Personen Rechnungsbetrag: 166 EUR
Vorabbemerkung:
Dieser Rezension gingen zwei Besuche innerhalb eines Zeitraums von 3 Wochen voraus. Beide Male zog es uns sonntagabends in den unscheinbaren Klinkerbau in Haßlochs Ortsmitte. Beim ersten Mal mussten wir trotz Reservierung noch etwas warten, da unser Tisch noch belegt war. Aber das nahmen wir rückblickend gerne in Kauf. Beim Besuch mit unseren Freunden verlief dann alles reibungslos. Hier also nun mein Eindruck vom derzeit wohl außergewöhnlichsten Asiaten, den die Pfalz zu bieten hat.  
 
Dass sich die südpfälzische Gemeinde Haßloch zu einem angesagten Hot-Spot asiatischer Rohfischkulinarik entwickeln würde, war so nicht abzusehen. Doch mit den beiden Deutsch-Vietnamesen Hai Nguyen Vu und Duc Van Pham kamen zwei experimentierfreudige Gastronomen von Berlin in die Pfalz, um ihre Vision eines zeitgemäßen Sushi-Lokals mit viel Hingabe und Leidenschaft auszuleben. Seit Anfang August hat das Koza im Haßlocher Ortskern seine Pforten geöffnet. Aus dem anfänglichen Duo ist nach 3 Monaten nur noch Duc Van Pham übrig geblieben. Zusammen mit seinem Team lässt er Freunde außergewöhnlicher Sushi-Kreationen in lässig-urbaner Atmosphäre voll auf ihre Kosten kommen.
 
Duc Van Pham hat die Werbewirksamkeit der sozialen Medien verstanden. Knapp zwei Monate nach dem „Grand-Opening“ konnten das Koza schon an die 4000 Follower mit nach oben ausgestrecktem Daumen beim weltweit größten sozialen Netzwerk verbuchen. In dieser kurzen Zeit eine beeindruckende Zahl. Und beeindrucken will man seine Gäste in der Tat. Da werden Sushi-Platten wie kleine Kunstwerke angerichtet und mit waberndem Trockeneis-Nebel in mystisch anmutende Landschaften aus rohem Fisch, getrockneten Algen und klebrigem Reis verwandelt.
 
Die abgefahrene Art die Gerichte zu präsentieren passte ganz hervorragend zum trendig legeren Interieur des Restaurants. Wir trafen auf klare Linien, die zusammen mit der warmen Beleuchtung den idealen Rahmen für ein stimmungsvolles Essvergnügen abgaben. Die rustikalen Holztische, über denen klobige Industrieleuchten baumelten, sowie die dezent in Grau gehaltenen Wände kündeten von nordisch beeinflusstem Design, wie man es eher in hippen Großstadtläden vermuten würde. Die Atmosphäre war lebhaft, was bei dem Hochbetrieb leider zu einer etwas anstrengenden Akustik führte.
 
Man merkte den Räumlichkeiten gleich an, dass sie mit viel Liebe zum Detail renoviert wurden. Holzregale als raumteilende Elemente und eingezogene Wände unterteilten den „großen Platz“ (deutsche Bedeutung des Wortes „Koza“) sinnvoll. Einen Blickfang stellte zweifellos die in dunklem Holz gehaltene Sushi-Theke dar. Hinter ihr waren meist zwei Köche gleichzeitig am Werk, um mit stoischer Gelassenheit die Preziosen aus rohem Fisch zu kreieren.
 
Das außergewöhnliche Speisenangebot kam als lose Blattsammlung, die auf einem Klemmbrett befestigt war. Vietnamesische Nudelsuppen, einfallsreiche Salate,  eine gute Handvoll gedämpfter, gegrillter oder gebackener Vorspeisen panasiatischer Provenienz, bemerkenswerte Nudel- und Reiskompositionen sowie ein respektables Angebot an hausgemachten Sushi-Rolls (inside-out, crunchy, etc.) erschwerten uns die Auswahl. Zusätzlich wurden noch diverse Mixed-Platten mit Tempura, Sashimi & Co. zum Teilen angeboten. Und das alles zu Preisen, die Spaß machten und die vornehmlich junge Gästeklientel nicht abschreckte, sich einmal „quer“ durch zu probieren.
 
Wir nahmen uns an ihnen ein Beispiel und bestellten munter drauflos. Den Anfang machte eine Auswahl an Vorspeisen, die unter dem Namen „Koza’s Tapas Selection“ (13,50 Euro) firmierte und verschiedene kalte und warme Starter beinhaltete. Perfekt, um sich einen kulinarischen Überblick zu verschaffen. Frische, mit gegrilltem Hähnchen, Wildkräutersalat und Reisnudeln gefüllte Sommerrollen tauchten wir in leichte Chili-Limetten-Vinaigrette und genossen sie als aromatisches Fingerfood. Gedämpfte, mit Garnelen gefüllte Reisdumplings und knusprige Teigtaschen klemmten wir zwischen unsere Ess-Stäbchen und schwelgten im siebten Asia-Himmel.  Dezent gesalzene Edamame (gedämpfte japanische Sojabohnen für 5,40 Euro), krosse Süßkartoffelpommes (4,20 Euro) und ein gnadenlos gut gelungener Wildkräutersalat mit gebackenem Lachs im Tempuramantel, Bonito Crunch und Unagi („Orange Breeze“ für 12,50 Euro) komplettierten den Reigen delikater Vorspeisen. Was für ein grandioser Auftakt!
 
Dazu ein paar perlende Durstlöscher. Ein Ginger Ale (3 Euro) sowie ein Apfelsaftschorle (0,5 l für 4,20 Euro) waren schnell geleert. Ein hausgemachter, alkoholfreier Cocktail namens „Revive“ (6 Euro), der mit Russian Wildberry aufgegossen wurde, sorgte mit Limette, Pfefferminze und roten Johannisbeeren für fruchtige Frische. Die Flasche Acqua Morelli Mineralwasser „Sparkling“ (0,75 l) schlug mit 6,50 Euro zu Buche.
 
Wir waren gespannt, wie die zum Hauptgang bestellte gemischte Sushi-Platte namens „The Invader“ (56 Euro) wohl ausfallen würde. Den passenden Weißwein hatten wir mit dem trockenen Kilo-Riesling vom Meckenheimer Nachwuchswinzer Ralf Haertel schon gefunden. Für 21 Euro war das feinste Literware, die ganz ausgezeichnet zur nahenden Rohfischplatte passte. Mit dampfendem Trockeneis landete der „Eindringling“ auf unserem Tisch. Ein beeindruckendes Fischbollwerk, bestehend aus ca. 50 filigran zubereiteten Häppchen, türmte sich vor uns auf. Als der Rauch verflogen war, machten wir uns ans Werk.
 
Das zart schmelzende Sashimi von Lachs und Thunfisch zerging förmlich auf der Zunge. Beides lag auf delikatem Wakame-Salat mit herzhaftem Soja-Dressing. Für etwas mehr Crunch sorgten die mit Guacamole servierten Scheiben von der knusprig gebackenen Tuna Tempura Roll. Die abwechslungsreiche Sushi-Reise führte uns von schlichten, mit Gurke gefüllten Maki-Rollen über wagemutige Inside-out-Varianten, in deren Reismantel schottischer Lachs, geräucherter Aal (Unagi), Frischkäse und Avocado versteckt lag. Auffallend farbenfroh war das Gesamtkunstwerk dekoriert. Mit Flugfischrogen (Tobiko), Chili-Stroh und einer liebevoll aufgeschichteten Sushi-Mauer, aus deren obersten „Bausteinen“ frittierte Garnelenschwänze sowie Gurken- und Surimi-Streifen ragten, war das sowohl optisch, als auch geschmacklich ein richtiges „Brett“.
 
Beim Erstbesuch Anfang September fiel unser Sushi-Mahl noch nicht ganz so üppig aus. Da waren wir beim Bestellen noch etwas vorsichtiger. Die „Zenfeast“-Auswahl (21,80 Euro), die aus kross ummantelter Tuna Tempura Roll (8 Stück), Salmonskin Inside-out-Rolls (8 Stück) und je zweimal Thunfisch- bzw. Butterfisch-Sashimi bestand, teilten wir redlich. Zur Sättigung diente eine zweite Hauptspeise. In der mit Sushireis und Wildkräutersalat angerichteten „Raidan Bowl“ (15,90 Euro) lagen ebenfalls feinste Sashimi-Happen vom Lachs, vom Thunfisch und vom Butterfisch. Zu diesen ultrazarten Fischpreziosen gesellten sich noch ein paar Garnelen im Tempurateig dazu. Allein die mit Sesam, Ponzu und Unagi verfeinerte Soße war schon ein kleines Geschmackswunder. An diese, mit ein wenig Sakura-Kresse und pikanten Chili-Fäden dekorierte Schüssel asiatischer Gaumenfreuden denke ich heute noch wehmütig zurück.
 
Nicht verschweigen möchte ich den Verzehr diverser hausgemachter Desserts, die zwar in der Machart eher einfacher gehalten waren, aber dennoch den süßen Schlusspunkt geschmacksintensiv zu setzen vermochten. Bei der Mousse au Chocolat (5,60 Euro) löffelten wir uns durch mehrere Schichten bis zum Boden des Gläschens und waren überrascht, wie gut ein Nachtisch beim Asiaten schmecken kann, der nicht aus der obligatorischen Bananen-Fritteuse-Kombi hervorging. Auch der Cheesecake (5,60 Euro) bot texturelle Abwechslung und war so schnell gegessen, dass es noch nicht einmal für ein Foto reichte.    
 
Fazit:
 
Nach diesem beeindruckenden Frischfischfeuerwerk ließen wir den Abend bei einem netten Plausch mit den beiden Betreibern Hai und Duc ausklingen. Wir erfuhren von deren Vorliebe für Pfälzer Rieslinge, die sie für die perfekten Fischbegleiter hielten und die sicherlich mit einer der Gründe waren, warum es sie von Berlin in unsere Weinregion zog. Mit ihrem innovativen Konzept haben uns die beiden eindrucksvoll gezeigt, dass asiatische Küche weit mehr sein kann als gebratene Nudeln oder Ente süß-sauer. Und ganz nebenbei wertet das Koza die Haßlocher Gastrolandschaft erheblich auf. Hot-Spot. Hassloch. Hingehen!
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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