Geschrieben am 15.11.2021 2021-11-15| Aktualisiert am
15.11.2021
Besucht am 14.11.2021Besuchszeit: Mittagessen 6 Personen
Rechnungsbetrag: 234 EUR
In der Villa Lina hatten wir über die Jahre recht unterschiedliche Erfahrungen gemacht; von den beiden letzten hatte ich hier bei GG berichtet. Nach allem, was man so erfuhr, war Fluktuation in der Küche an diesem Auf und Ab nicht unschuldig.
Unter den Restaurants Bad Herrenalbs fiel die Villa Lina aber schon immer mit ihrer kurzen, originell zusammengestellten Speisekarte auf; das war auch der Grund, dass wir uns letztlich entschlossen, unseren vierköpfigen Verwandtenbesuch dorthin auszuführen. Dies waren der schon vom vorletzten Bericht bekannte Neffe mit der Freundin, seine Schwester und die Mutter der beiden, die Schwester meiner Frau. Mit von der Partie war natürlich auch Klein-Calvin, dessen Umgangsformen diesmal auf eine härtere Probe gestellt wurde. Davon später mehr.
Freundlich empfangen wurden wir von einem jungen Mann, der sich gleich an der Tür von uns allen die Impfnachweise zeigen ließ UND später einen Zettel für die Kontaktdaten präsentierte. Gut so, denn in einem Lokal, wo die Regeln endlich mal ernst genommen werden, fühlt man sich doch gleich viel besser aufgehoben. (Kölner Karnevalisten mögen über sowas höhnisch lachen, aber das, was dort an 11.11. abging, kann man allenfalls damit erklären, dass der Präsident des Festkomitees ein Bestattungsunternehmer ist. Dies nur ganz am Rande.)
Drinnen ist es herrlich verwinkelt und gemütlich, ohne im mindesten kitschig zu sein. Allerdings nicht barrierefrei: Schon um reinzukommen, muss man eine Stufe überwinden, zu den Toiletten sind es dann deren drei. Zumindest bei den Männern gehen die Türen von selbst wieder auf, wenn man sie nicht fest schließt, sodass man plötzlich exponierter dasteht als einem das lieb ist. Und den großen Urinalspülknopf muss man mit sehr viel Inbrunst drücken, damit überhaupt was fließt. Das hat man noch nie gerne gemacht, und in heutigen Zeiten erst recht nicht.
Damit können wir uns endlich dem Essen zuwenden. Mit Bedacht hatten wir sechs zwar spät, aber zurückhaltend gefrühstückt, und daher ausreichend Raum für zunächst zwei Gänge mitgebracht.
Für den Fotografen war es etwas unbefriedigend, dass drei der vier Damen so fischversessen sind, dass sie die jeweils einzigen Fischgerichte auf der Karte wählten. Das waren die geräucherte Albtalforelle mit Äpfeln, Rettich und Forellenkaviarschmand (10,50 Euro), gefolgt vom Catch of the Day.
Die Albtalforelle gibt mir insofern Rätsel auf, als sich an der Alb, auf ihrem nur 50 km kurzen Weg von der Loffenauer Teufelsmühle durch Bad Herrenalb in den Rhein, meines Wissens keine einzige Forellenzucht befindet. Es steht insofern zu vermuten, dass es sich eher um Eyachtalforellen, vielleicht sogar um Würzbachtalforellen handelte, was ihrer Qualität aber keinen Abbruch tat. Alle drei Abnehmerinnen waren glücklich, höchstens überfordert mit dem reichlichen, auf der Karte gar nicht angekündigten, liebevoll gemischten Salat. Die beiden anwesenden Herren kümmerten sich aber gerne um die Überschüsse.
Die vierte Dame hatte keinen Bedarf, denn sie hatte als Vorspeise den kleinen Feldsalat gewählt (6,50 Euro). Alle in diesem Bericht erwähnten Salate waren mit einer hausgemachten Joghurtsauce angemacht, die ein wenig blass schmeckte und mit etwas mehr Pep perfekt hätte sein können.
Auf einer Tafel mit den Highlights des Tages stand auch eine Kürbissuppe, für die sich unser Neffe entschied. Er fand sie zwar sehr schmackhaft, aber verdammt knapp bemessen, welches nachzuvollziehen einem bei Betrachtung des Bildes nicht schwerfällt. Für 5,50 Euro hat man tatsächlich etwas mehr als einen Finger breit Suppe verdient.
Meine konfierten Kräutersaitlinge mit Cashewkernen schließlich waren ein Hochgenuss (9,50 Euro). Ich liebe Pilze im Allgemeinen und Kräutersaitlinge im Speziellen (jedenfalls von den im Laden erhältlichen Sorten). Diese hatten durch das Konfieren ein feines Aroma und einen schönen, zartfesten Biss erhalten; die gehackten Cashews steuerten passendes Knuspergefühl bei. Für den ebenfalls auf der Karte nicht angekündigten, aber knackigen und rückstandsfrei geputzten Feldsalat gilt das oben Gesagte.
Wie sich das in guten Restaurants gehört, wurden die Vorspeisen gleichzeitig serviert, allerdings erst eine gute Dreiviertelstunde nach der Bestellung, und das, obwohl das Restaurant da noch weitgehend leer war. Meine Nachfrage ergab, dass die Küche an diesem Tage nicht in vollständiger Besetzung angetreten war. Ein entsprechender Hinweis zu Beginn hätte sicher nicht geschadet, zumal am Nachbartisch die gleiche Klage geführt wurde. Arg gelitten hatten wir allerdings nicht, da wir genug zu erzählen und zu trinken hatten, und wir hatten ja sowieso spät gefrühstückt.
Apropos Nachbartisch: Als uns die Vorspeisen serviert wurden, ließen sich dort Gäste mit zwei kleinen Hunden nieder, von denen einer auch noch genau so aussah wie Calvins Spielgefährtin zwei Häuser weiter. Das brachte ihn hörbar aus der Fassung, und es bedurfte einiger Überzeugungskunst, dass er wieder Ruhe und sich mit dem Platz unterm Tisch zufrieden gab. Essen gehen mit Hund klappt ja schon ganz gut, essen gehen mit Hund am Nachbartisch bedarf aber dringend weiterer Trainingseinheiten.
Die Hauptgerichte kamen dann aber doch nach einer angemesseneren Pause, obwohl das Lokal dann schon gut gefüllt war. Für Gattin, Schwägerin und Nichte gab es wie gesagt den Catch of the Day (20,50 Euro). Wolfsbarsche waren es, die der Koch an diesem Tag beim Fischhändler gefangen hatte. Wolfsbarsch ist meiner Gattin Lieblingsfisch, insofern hatten wir einen guten Tag getroffen, und er wurde in der Küche auch mit Liebe gedämpft und mit Gemüse und Kartoffelstampf serviert. Keine der drei Abnehmerinnen hatte etwas auszusetzen, nicht einmal die mir angetraute Fischfachfrau.
Die Neffenfreundin hatte Ravioli, gefüllt mit Feigen und Walnüssen und garniert mit Rucola und frischen Trüffeln, das Ganze zufriedenstellend abgerundet mit einer leicht aufgeschäumten Sahnesauce (19,50 Euro, davon 5 für die Trüffel).
Das Ribeye des Neffen fand sich ebenfalls auf der Tagestafel. Wieder serviert mit Gemüse und Kartoffelstampf, dazu eine respektable Menge angemachter, vermutlich mit Roten Beten dezent kolorierter Butter (24,50 Euro). Das kleine Steak war gut, aber nicht ganz so durchgebraten, wie er es gerne gehabt hätte – für diese Verirrung scheint in der Familie meiner Frau eine genetische Disposition vorzuliegen -, und mit dem einen oder anderen Stück Sehne hatte er auch zu kämpfen. Mit dem Kürbissüppchen (hier ist der Diminutiv endlich mal angebracht) und dem nicht zu 100% essbaren Steak hatte er es PLV-mäßig insgesamt am ungünstigsten getroffen, alles übrige lag (noch) im akzeptablen Bereich.
Da brauchst du keine rosa Brille
Glücklicher mit seiner Wahl war hingegen der Verfasser dieser Zeilen. Rosa die Entenbrust, kreativ die Beilagen: Pistazien, Aprikosenstückchen und eine feine Maronencreme, eine phänomenale Kombination, aus der die weichgedünsteten Pistazien mit ihrem schönen Biss herausragten (24,50 Euro). Wenn ich eingangs von der originell zusammengestellten Speisekarte gesprochen habe, ist das ein gutes Beispiel.
Und obwohl schon zwei Stunden vorbei waren und obwohl der kleine Freund unterm Tisch erneutes Interesse an seinen Artgenossen anmeldete, bestellten meine Frau und ihre Schwester, vermutlich aus reiner Lust an der Völlerei, noch je ein Dessert, nämlich die Mascarponecreme mit Zartbitterschokolade und Birnensorbet. Völlig überflüssig, was den Energiebedarf der beiden betraf, aber total lecker, obwohl wegen der vielen Knuspersachen die Süße am Ende ziemlich dominierte. Ich kann das beurteilen, schob mir doch schließlich meine Frau den größeren Teil rüber, als kleinen Ausgleich für den supergesunden Salat zwei Gänge früher.
Rund, satt und zufrieden verließen wir das schnuckelige Häuschen. Wir werden gerne wiederkommen und hoffen natürlich, dass dann die Küche wieder im Vollbesitz ihrer Arbeitskräfte ist.
In der Villa Lina hatten wir über die Jahre recht unterschiedliche Erfahrungen gemacht; von den beiden letzten hatte ich hier bei GG berichtet. Nach allem, was man so erfuhr, war Fluktuation in der Küche an diesem Auf und Ab nicht unschuldig.
Unter den Restaurants Bad Herrenalbs fiel die Villa Lina aber schon immer mit ihrer kurzen, originell zusammengestellten Speisekarte auf; das war auch der Grund, dass wir uns letztlich entschlossen, unseren vierköpfigen Verwandtenbesuch dorthin auszuführen. Dies waren der schon vom vorletzten Bericht... mehr lesen
Restaurant Villa Lina
Restaurant Villa Lina€-€€€Restaurant, Biergarten, Eventlocation070839330805Weg zur Schanz 1, 76332 Bad Herrenalb
4.0 stars -
"Ein Vergnügen, wenn auch kein schnelles und kein billiges" OparazzoIn der Villa Lina hatten wir über die Jahre recht unterschiedliche Erfahrungen gemacht; von den beiden letzten hatte ich hier bei GG berichtet. Nach allem, was man so erfuhr, war Fluktuation in der Küche an diesem Auf und Ab nicht unschuldig.
Unter den Restaurants Bad Herrenalbs fiel die Villa Lina aber schon immer mit ihrer kurzen, originell zusammengestellten Speisekarte auf; das war auch der Grund, dass wir uns letztlich entschlossen, unseren vierköpfigen Verwandtenbesuch dorthin auszuführen. Dies waren der schon vom vorletzten Bericht
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Restaurant Villa Lina
Besucht am 04.03.2021Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 53 EUR
Corona-Prolog
Wie jedes Ding hat auch eine Pandemie zwei Seiten. Zu der üblen wurde schon vieles, wenn nicht alles gesagt, auch und gerade im Hinblick auf die gebeutelte Gastronomie und ihre darbende Kundschaft. Wer allerdings will, kann dem Elend auch das eine oder andere Gute zuschreiben. So haben viele, wir Ruheständler zum Beispiel, auf einmal mehr Geld in der Tasche, Geld, das wir sonst verspeist und verreist hätten und mit dem wir nun Anschaffungen tätigen, über die wir normalerweise länger nachgedacht hätten. Oder einige entdecken bei sich Fähigkeiten, von denen sie nichts ahnten, allen voran der Partnerin oder dem Partner die Haare zu schneiden (was in der Regel eine der eben erwähnten Anschaffungen voraussetzt). Und das Gegenüber stellt fest, dass es wider Erwarten den Mut aufbringt, sich hierfür als Versuchsperson zur Verfügung zu stellen.
Stimme aus dem Off: Zur Sache, Oparäzzchen!
Oder die beste Ehefrau von allen, die schon vorher eine ebenso begabte wie begeisterte Köchin war, feilt noch einmal mächtig an ihren Künsten, mit der Konsequenz, dass wir im vergangenen Jahr unterm Strich besser gegessen haben als je zuvor, obwohl nur ein einziges Mal auswärts. Das war auch der Grund, dass es so lange gedauert hat, bis wir eines der zahlreichen, aber insgesamt doch ein wenig hausbackenen Take-out-Angebote unserer beschaulichen Schwarzwaldgemeinde wahrgenommen hatten, zugegebenermaßen nicht ohne sanften Pressure seitens schreibender Peers.
Endlich zur Sache
Die Wahl fiel auf die Villa Lina, wo wir eines der letzten vorpandemischen Essen genossen hatten, und zwar außerordentlich. Einmal die Woche barbecuet (?) man dort Spareribs (16,50 Euro), und Rippen zählen nun mal neben Bauch und Nacken zu unseren Lieblingsstücken dieses – ich bediene mich ausnahmsweise beim überbordenden Wortschatz unseres Pfälzer Gastroshakespeares – schmackigen Tieres. So fiel uns die Entscheidung nicht schwer. Geliefert wird innerhalb des Ortes und unabhängig vom Bestellwert zu moderaten 3 Euro, und zwar von 12 bis 20 Uhr.
Während die Take-out-Karte allerlei Hauptgerichte auflistete, war es um Vor- und Nachspeisen eher mager bestellt. Einzig einen gemischten Beilagensalat fand man dort. Der reizte uns jetzt nicht so, stattdessen orderten wir noch einen orientalischen Salat aus allerlei feinen Zutaten wie Kichererbsen, Couscous, roten Linsen, Datteln, Rosinen und Pecannüssen (10,50 Euro). Zum Nachtisch gab es auf Nachfrage dann doch einen Apfelstrudel mit Vanillesauce (6,50 Euro), den wir gerne mit auf die Bestellliste setzten. Meine Frage, ob das reichen würde, wurde bejaht; ich bilde mir nachträglich ein, einen amüsierten Unterton herausgehört zu haben.
Pünktlich um 12 Uhr – wir essen nur morgens und mittags, abends fast nie – klingelte ein freundlicher, vorbildlich maskierter junger Mann, lud die uns zustehenden, in sehr reichlich Styropor und Alufolie verpackten Portionen aus seiner Thermobox, kassierte, und zog weiter zum Abnehmer der übrigen Päckchen.
Wir bestaunten, was wir uns da alles bestellt hatten – dass wir satt werden würden, stand außer jedem Zweifel. Für jeden gab es die ganze Rippenseite eines nicht gerade schmächtig gebauten Schweins, schön eingekleistert mit dunkler BBQ-Sauce, die sich allerdings nur schlecht aus der etwas unterteilten Styroporschachtel kratzen ließ. Dazu Cole Slaw, Wedges und Sour Cream. Auch die Salatportion war nicht von schlechten Eltern, kein Wunder, schließlich war sie ja eigentlich ein vegetarisches Hauptgericht.
Getreu der Devise „camera eats first” wurde schnell noch ein wenig Tischkultur zelebriert. Das Foto zeigt eine halbe Portion, mehr war ohnehin nicht zu schaffen. Die andere Hälfte wurde vertagt.
Während quantitativ also alles zum Besten stand, sind qualitativ ein paar Anmerkungen zu machen. Die Hauptdarsteller waren schön zart, auch wenn sie natürlich keine 72 Stunden im Smoker vor sich hin geslowcooked hatten. Die BBQ-Sauce schien hausgemacht, sehr kräftig eingedickt, vielleicht etwas ketchuplastig. Wir haben allerdings kaum Erfahrung mit käuflichen BBQ-Saucen, es gilt in dubio pro gastro.
Der Cole Slaw war frisch und knackig, etwas Sahne und Mayo wären ihm allerdings gut bekommen. Die Wedges hatten trotz der kurzen Reise das getan, was Wedges immer tun, wenn sie in Styropor eingesperrt werden, nämlich schlapp gemacht. Sie konnten von der reichlichen beigegebenen Sour Cream auch nicht mehr gerettet werden, wobei man schon den Finger dahinterhalten musste, um sie überhaupt durchzuziehen. Mit Ofenkartoffeln wäre man wahrscheinlich besser gefahren.
Der orientalische Salat war entsetzlich mutlos angemacht. Außer einem Hauch Kreuzkümmel war Morgenländisches nicht zu erschmecken. Das erlebt man hier in Bad Herrenalb leider immer wieder, wo Gerichte auf der Karte aufregender klingen als sie nachher sind. Nach Auskunft Verantwortlicher liegt das sowohl an der Demographie als auch an der Sorte Touristen, die der Ort anzieht. Ich glaube eher, hier handelt es sich um vorauseilende Unterwerfung unter einen vermeintlichen Einheitsgeschmack – so blutleer muss es für die meisten wohl doch nicht sein.
Wie dem auch sei, in unserem Fall kein richtig großes Problem, denn satt waren wir sowieso schon, und um das Mittagessen des Folgetags brauchten wir uns nun wirklich keine Gedanken mehr zu machen, das Fundament war gelegt.
Ein schöner Abschluss war dann aber doch der Apfelstrudel, den wir, Tischkultur hin oder her, einfach aus der Styroporschachtel löffelten, in der er adrett untergebracht war. Ein bisschen durchgeweicht war er zwar auch schon, aber mit Liebe gestrudelt, mit säuerlichen Äpfeln und einer feinen, nicht zu süßen Vanillesauce. Die Orangenscheiben und das Himbeermus setzten weitere fruchtige Akzente, das war richtig gut.
Die Bewertung
Für den Service vier Sterne. Alles hat wunderbar geklappt, aber über die Verpackung sollte man sich Gedanken machen. Die Lieferung erfolgt ja in einer Thermobox, da müssen die warmen Gerichte nicht noch mal in Styroporschachteln, jedenfalls dann nicht, wenn man die kalten Gerichte draußen lässt. Die Menge an Müll, die insgesamt anfiel, war schon bemerkenswert.
Auch das Essen war ambivalent: Den würzigen Ribs und dem leckeren Apfelstrudel standen die traurigen Wedges und Salat gegenüber, da bin ich bei drei. Beim PLV ist zu berücksichtigen, dass wir zwei Mahlzeiten zum Preis von einer bekommen hatten, wobei ich allerdings Leute kenne, die das mühelos in einem Durchgang geschafft hätten. Dreieinhalb Punkte scheinen mir hier angemessen. Und damit spiegelt das PLV auch den Gesamteindruck wider, was eigentlich in der Natur der Sache liegt.
Epilog
Am nächsten Tag gab es Spareribs Part 2 mit einem diesmal orientalischen Salat, dem mit kurz gedünsteten Zwiebeln und Knoblauch, Ras el-Hanout, schwarzem Knoblauch, Saft und Zeste von Limette und Zitrone, Akazienhonig, Olivenöl und Salz ordentlich Leben eingehaucht worden war. Ging doch.
Corona-Prolog
Wie jedes Ding hat auch eine Pandemie zwei Seiten. Zu der üblen wurde schon vieles, wenn nicht alles gesagt, auch und gerade im Hinblick auf die gebeutelte Gastronomie und ihre darbende Kundschaft. Wer allerdings will, kann dem Elend auch das eine oder andere Gute zuschreiben. So haben viele, wir Ruheständler zum Beispiel, auf einmal mehr Geld in der Tasche, Geld, das wir sonst verspeist und verreist hätten und mit dem wir nun Anschaffungen tätigen, über die wir normalerweise länger nachgedacht... mehr lesen
Restaurant Villa Lina
Restaurant Villa Lina€-€€€Restaurant, Biergarten, Eventlocation070839330805Weg zur Schanz 1, 76332 Bad Herrenalb
3.5 stars -
"Spareribs? Ribs to spare!" OparazzoCorona-Prolog
Wie jedes Ding hat auch eine Pandemie zwei Seiten. Zu der üblen wurde schon vieles, wenn nicht alles gesagt, auch und gerade im Hinblick auf die gebeutelte Gastronomie und ihre darbende Kundschaft. Wer allerdings will, kann dem Elend auch das eine oder andere Gute zuschreiben. So haben viele, wir Ruheständler zum Beispiel, auf einmal mehr Geld in der Tasche, Geld, das wir sonst verspeist und verreist hätten und mit dem wir nun Anschaffungen tätigen, über die wir normalerweise länger nachgedacht
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Unter den Restaurants Bad Herrenalbs fiel die Villa Lina aber schon immer mit ihrer kurzen, originell zusammengestellten Speisekarte auf; das war auch der Grund, dass wir uns letztlich entschlossen, unseren vierköpfigen Verwandtenbesuch dorthin auszuführen. Dies waren der schon vom vorletzten Bericht bekannte Neffe mit der Freundin, seine Schwester und die Mutter der beiden, die Schwester meiner Frau. Mit von der Partie war natürlich auch Klein-Calvin, dessen Umgangsformen diesmal auf eine härtere Probe gestellt wurde. Davon später mehr.
Freundlich empfangen wurden wir von einem jungen Mann, der sich gleich an der Tür von uns allen die Impfnachweise zeigen ließ UND später einen Zettel für die Kontaktdaten präsentierte. Gut so, denn in einem Lokal, wo die Regeln endlich mal ernst genommen werden, fühlt man sich doch gleich viel besser aufgehoben. (Kölner Karnevalisten mögen über sowas höhnisch lachen, aber das, was dort an 11.11. abging, kann man allenfalls damit erklären, dass der Präsident des Festkomitees ein Bestattungsunternehmer ist. Dies nur ganz am Rande.)
Drinnen ist es herrlich verwinkelt und gemütlich, ohne im mindesten kitschig zu sein. Allerdings nicht barrierefrei: Schon um reinzukommen, muss man eine Stufe überwinden, zu den Toiletten sind es dann deren drei. Zumindest bei den Männern gehen die Türen von selbst wieder auf, wenn man sie nicht fest schließt, sodass man plötzlich exponierter dasteht als einem das lieb ist. Und den großen Urinalspülknopf muss man mit sehr viel Inbrunst drücken, damit überhaupt was fließt. Das hat man noch nie gerne gemacht, und in heutigen Zeiten erst recht nicht.
Damit können wir uns endlich dem Essen zuwenden. Mit Bedacht hatten wir sechs zwar spät, aber zurückhaltend gefrühstückt, und daher ausreichend Raum für zunächst zwei Gänge mitgebracht.
Für den Fotografen war es etwas unbefriedigend, dass drei der vier Damen so fischversessen sind, dass sie die jeweils einzigen Fischgerichte auf der Karte wählten. Das waren die geräucherte Albtalforelle mit Äpfeln, Rettich und Forellenkaviarschmand (10,50 Euro), gefolgt vom Catch of the Day.
Die Albtalforelle gibt mir insofern Rätsel auf, als sich an der Alb, auf ihrem nur 50 km kurzen Weg von der Loffenauer Teufelsmühle durch Bad Herrenalb in den Rhein, meines Wissens keine einzige Forellenzucht befindet. Es steht insofern zu vermuten, dass es sich eher um Eyachtalforellen, vielleicht sogar um Würzbachtalforellen handelte, was ihrer Qualität aber keinen Abbruch tat. Alle drei Abnehmerinnen waren glücklich, höchstens überfordert mit dem reichlichen, auf der Karte gar nicht angekündigten, liebevoll gemischten Salat. Die beiden anwesenden Herren kümmerten sich aber gerne um die Überschüsse.
Die vierte Dame hatte keinen Bedarf, denn sie hatte als Vorspeise den kleinen Feldsalat gewählt (6,50 Euro). Alle in diesem Bericht erwähnten Salate waren mit einer hausgemachten Joghurtsauce angemacht, die ein wenig blass schmeckte und mit etwas mehr Pep perfekt hätte sein können.
Auf einer Tafel mit den Highlights des Tages stand auch eine Kürbissuppe, für die sich unser Neffe entschied. Er fand sie zwar sehr schmackhaft, aber verdammt knapp bemessen, welches nachzuvollziehen einem bei Betrachtung des Bildes nicht schwerfällt. Für 5,50 Euro hat man tatsächlich etwas mehr als einen Finger breit Suppe verdient.
Meine konfierten Kräutersaitlinge mit Cashewkernen schließlich waren ein Hochgenuss (9,50 Euro). Ich liebe Pilze im Allgemeinen und Kräutersaitlinge im Speziellen (jedenfalls von den im Laden erhältlichen Sorten). Diese hatten durch das Konfieren ein feines Aroma und einen schönen, zartfesten Biss erhalten; die gehackten Cashews steuerten passendes Knuspergefühl bei. Für den ebenfalls auf der Karte nicht angekündigten, aber knackigen und rückstandsfrei geputzten Feldsalat gilt das oben Gesagte.
Wie sich das in guten Restaurants gehört, wurden die Vorspeisen gleichzeitig serviert, allerdings erst eine gute Dreiviertelstunde nach der Bestellung, und das, obwohl das Restaurant da noch weitgehend leer war. Meine Nachfrage ergab, dass die Küche an diesem Tage nicht in vollständiger Besetzung angetreten war. Ein entsprechender Hinweis zu Beginn hätte sicher nicht geschadet, zumal am Nachbartisch die gleiche Klage geführt wurde. Arg gelitten hatten wir allerdings nicht, da wir genug zu erzählen und zu trinken hatten, und wir hatten ja sowieso spät gefrühstückt.
Apropos Nachbartisch: Als uns die Vorspeisen serviert wurden, ließen sich dort Gäste mit zwei kleinen Hunden nieder, von denen einer auch noch genau so aussah wie Calvins Spielgefährtin zwei Häuser weiter. Das brachte ihn hörbar aus der Fassung, und es bedurfte einiger Überzeugungskunst, dass er wieder Ruhe und sich mit dem Platz unterm Tisch zufrieden gab. Essen gehen mit Hund klappt ja schon ganz gut, essen gehen mit Hund am Nachbartisch bedarf aber dringend weiterer Trainingseinheiten.
Die Hauptgerichte kamen dann aber doch nach einer angemesseneren Pause, obwohl das Lokal dann schon gut gefüllt war. Für Gattin, Schwägerin und Nichte gab es wie gesagt den Catch of the Day (20,50 Euro). Wolfsbarsche waren es, die der Koch an diesem Tag beim Fischhändler gefangen hatte. Wolfsbarsch ist meiner Gattin Lieblingsfisch, insofern hatten wir einen guten Tag getroffen, und er wurde in der Küche auch mit Liebe gedämpft und mit Gemüse und Kartoffelstampf serviert. Keine der drei Abnehmerinnen hatte etwas auszusetzen, nicht einmal die mir angetraute Fischfachfrau.
Die Neffenfreundin hatte Ravioli, gefüllt mit Feigen und Walnüssen und garniert mit Rucola und frischen Trüffeln, das Ganze zufriedenstellend abgerundet mit einer leicht aufgeschäumten Sahnesauce (19,50 Euro, davon 5 für die Trüffel).
Das Ribeye des Neffen fand sich ebenfalls auf der Tagestafel. Wieder serviert mit Gemüse und Kartoffelstampf, dazu eine respektable Menge angemachter, vermutlich mit Roten Beten dezent kolorierter Butter (24,50 Euro). Das kleine Steak war gut, aber nicht ganz so durchgebraten, wie er es gerne gehabt hätte – für diese Verirrung scheint in der Familie meiner Frau eine genetische Disposition vorzuliegen -, und mit dem einen oder anderen Stück Sehne hatte er auch zu kämpfen. Mit dem Kürbissüppchen (hier ist der Diminutiv endlich mal angebracht) und dem nicht zu 100% essbaren Steak hatte er es PLV-mäßig insgesamt am ungünstigsten getroffen, alles übrige lag (noch) im akzeptablen Bereich.
Glücklicher mit seiner Wahl war hingegen der Verfasser dieser Zeilen. Rosa die Entenbrust, kreativ die Beilagen: Pistazien, Aprikosenstückchen und eine feine Maronencreme, eine phänomenale Kombination, aus der die weichgedünsteten Pistazien mit ihrem schönen Biss herausragten (24,50 Euro). Wenn ich eingangs von der originell zusammengestellten Speisekarte gesprochen habe, ist das ein gutes Beispiel.
Und obwohl schon zwei Stunden vorbei waren und obwohl der kleine Freund unterm Tisch erneutes Interesse an seinen Artgenossen anmeldete, bestellten meine Frau und ihre Schwester, vermutlich aus reiner Lust an der Völlerei, noch je ein Dessert, nämlich die Mascarponecreme mit Zartbitterschokolade und Birnensorbet. Völlig überflüssig, was den Energiebedarf der beiden betraf, aber total lecker, obwohl wegen der vielen Knuspersachen die Süße am Ende ziemlich dominierte. Ich kann das beurteilen, schob mir doch schließlich meine Frau den größeren Teil rüber, als kleinen Ausgleich für den supergesunden Salat zwei Gänge früher.
Rund, satt und zufrieden verließen wir das schnuckelige Häuschen. Wir werden gerne wiederkommen und hoffen natürlich, dass dann die Küche wieder im Vollbesitz ihrer Arbeitskräfte ist.