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Nun, ein gutes Jahr später hat es uns mal wieder in das mit viel Aufwand sanierte Anwesen vor den Toren von Rheinzabern verschlagen. Und auch dieses Mal waren wir im Gegensatz zum Kollegen Daueresser von der Gesamtleistung des Mühlenteams sehr angetan. Rezensionen sind ja bekanntlich Erlebnisberichte. In den meisten Fällen nur Momentaufnahmen. Da hängt oft vieles von der Tagesform ab. Und so sind es die verschiedenen Sichtweisen, die beim Leser eine Art Gesamtbild entstehen lassen.
Dennoch: nicht jeder hat immer einen guten Tag – auch nicht jeder Gast, weshalb ich mittlerweile (fast) davon abgekommen bin, Restaurants nach nur einem einzigen Besuch zu beurteilen. Dass mein geschätzter Kollege aus Monnem so einen schlechten Tag der Mühlenmannschaft erlebt haben muss, steht für mich außer Frage. Denn meine Erfahrungen waren bisher ganz andere.
Über die interessante Entstehungsgeschichte und die äußeren Umstände (Räumlichkeiten, Mobiliar, kulinarische Ausrichtung) hatte ich in meiner ersten Abhandlung zur Alten Mühle schon ausgiebig berichtet. Und es waren damals „wahrlich sehr viele Worte“, die ich schrieb. Für Freunde von Kurzkommentaren war das sicher nichts. Hoffentlich haben denen wenigstens die 25 angehängten Fotos zugesagt…
Egal, diesmal wird es etwas kürzer. Über den Besuch Anfang August letzten Jahres, als ich mir bei brütender Sommerhitze draußen auf der Terrasse einen sagenhaft gut angemachten Wurstsalat mit krossen Pommes einverleibte und vorweg eine kühle Tomaten-Gemüse-Suppe genoss, habe ich bisher kein Wort verloren. Nur die Bilder hierzu fanden den Weg auf dieses Portal. Überambitionierte Leser werden bei ihrer Recherche auch auf ein Foto vom stattlichen Mühlen-Burger gestoßen sein, den sich an jenem heißen Freitagabend im August meine damals noch nicht mal Verlobte schmecken ließ. All das ist lange her und für mein neuerliches „Mühlen-Update“ nicht weiter von Belang.
Ein kurzer Anruf sicherte uns Anfang Mai dieses Jahres zwei Plätze. In dem kleinen Nebenzimmer gleich nach dem Eingang hatte es sich eine Gesellschaft gemütlich gemacht. Sie ließen sich an diesem Mittwochabend anscheinend ein vorher abgesprochenes Menü schmecken. In der Küche ging es etwas turbulent zu. Einer der beiden Stammköche war ausgefallen. Da musste Martin Gehrlein an seinem freien Tag spontan einspringen. Aber ein guter Chef lässt ja bekanntlich sein Team nicht hängen.
Die Geschichte der Flüssigkeitsaufnahme ist schnell erzählt. Der halbe Liter Peterstaler Klassik zu 3,50 Euro landete zweimal auf unserem Tisch. Eine kleine Flasche Flötzinger Hell (0,33l), ein mild-hopfiger Gerstensaft aus dem bayrischen Rosenheim, erregte zudem mein Aufsehen. Die 2,90 Euro waren für die süffige Malzkaltschale gut angelegt. Was seit 1543 funktioniert, löscht auch heuer gut den Durst!
Auch diesmal steckte der Speisenzettel im Klemmbrett und beschränkte sich lediglich auf eine DIN-A4-Seite. Aus den ehemals sechs Vorspeisen wurden acht. Bei den Hauptgerichten blieb man konstant, nämlich bei ebenfalls acht Mahlzeiten. Dazu gesellten sich noch sieben Nachspeisen. Alles sehr übersichtlich und doch fiel uns die Entscheidung nicht leicht, da die gelisteten Gourmandisen allesamt eine Bestellung wert gewesen wären.
Als Tagessuppe wurde auf Nachfrage eine Rinderkraftbrühe mit ordentlich Einlage (4,80 Euro) genannt. Daneben sorgten Caesar Salad mit Hähnchenstreifen (9,80 Euro), Lachsbagel mit Frischkäsecrème (8,80 Euro), sauer marinierter Serviettenknödel mit Obatzter (7,80 Euro) und hausgemachte Schweinskopfsülze mit grünem Spargel und Eiervinaigrette (7,80 Euro) für reichlich Abwechslung beim Vorneweg-Programm.
Nicht anders war es bei den Hauptgerichten. Das Zweierlei vom „Label-Rouge“ Hühnchen mit Zitronen-Ingwersauce (17,80 Euro) klang ebenso verheißungsvoll wie die Lammhüfte mit Ratatouille und Knoblauchstampf (21,80 Euro). Klar stand auch wieder der Mühlen-Burger mit Pommes (13,80 Euro) auf dem Schnabulierpapier. Tagliatelle mit Bärlauchpesto, Zucchini und des Borgfelders liebste Kirschtomaten (10,80 Euro) hielt man für Fleischverweigerer parat. Gebackenes Seelachsfilet mit Kartoffelsalat und Remoulade (16,80 Euro) beschwor die Nähe zu Mutter „Hardtwald“, dem hochgelobten Zandertempel zu Neupotz. Alle Hauptgänge waren auch als kleinere Portion mit einem Preisabschlag von 2 Euro erhältlich.
Vorweg sollte es ganz asketisch die Tagessuppe und ein Beilagensalat (3,80 Euro) sein. Die Dame am Tisch entschied sich für den Spargeltoast mit gekochtem Schinken und Hollandaise (11,80 Euro), der zusätzlich noch mit Bergkäse gratiniert wurde. Kein leichter Hauptgang, aber für einen kühlen Mai-Abend genau das Richtige. Mir war nach einem Klassiker der gutbürgerlichen Fleischküche, weshalb ich die Schweinemedaillons mit Champignonrahmsauce und Spätzle (18,80 Euro) zu meiner Hauptspeise erkor.
Die Kraftbrühe war mit Abstand die Beste seit langem. In den Tiefen des Porzellans hatten sich Pfannkuchenstreifen und kleingewürfeltes Suppenfleisch zu einem wohlschmeckenden Allerlei zusammengefunden. Die etwas leichteren, dünn geschnittenen Frühlingszwiebelringe schwammen dagegen obenauf. Diese Consommé hatte richtig viel Rinder-Schmackes abbekommen, was die „Königin der Fleischbrühen“ zu einer wahren Gaumenfreude machte. Sie wurde definitiv nicht mit Mamma Maggi „getuned“, sondern mit guten Grundzutaten und auch genügend Zeit zubereitet. Das schmeckte man einfach. Auch beim Beilagensalat war Frische Trumpf. Sein delikates Sauerrahmdressing lobte schon mein Kollege bei der letztjährigen Einkehr.
Man ließ uns ein wenig Zeit zum Verschnaufen, ehe die Hauptgerichte serviert wurden. Wir saßen im Durchgang zum Separee und beobachteten die Arbeit der flinken Servicedamen, die trotz all der Hektik immer zu einem kleinen Smalltalk aufgelegt waren.
Dann standen die mit reichlich Champignons und noch mehr Rahmsauce ausgestatteten Schweinefleischbrocken dampfend vor mir. Die Spätzle wurden vorher noch kurz in der Butterpfanne geschwenkt. Sie wurden à part in einer kleinen Schüssel serviert. Schon nach dem ersten Bissen war klar, dass es die hervorragend abgeschmeckte Pilzsauce war, die diesem einfachen Gericht eine besondere Note verlieh. Kleine Karotten- und Sellerieschnipsel kündeten von einer ehrlichen Gemüsebrühe-Basis. Etwas Frühlingszwiebel steuerte zusätzlich Würze und Frische bei. Die gebratene „Borgi-Tomate“ durfte da natürlich nicht fehlen. Für Saucenfans und Schweinesaftapostel war das gleichsam ein großes Fest, denn auch die perfekt gebratenen Medaillons ließen an Saftigkeit nichts zu wünschen übrig. So fantastisch kann Hausmannskost schmecken, wenn die ausgesuchten Ausgangsstoffe gekonnt zubereitet die heiße Pfanne verlassen. Eine einwandfreie Leistung vom Mühlenteam, Chapeau!
Beim Hauptgang meiner Begleitung lugten vier noch leicht bissfeste Stangen vom weißen Königsgemüse keck unter der geschmolzenen Käsedecke hervor. Das Ganze wurde zusätzlich mit gekochtem Schinken und einer gehörigen Portion Hollandaise auf ein anständiges Kalorienlevel gehievt. Gehaltreich, aber nicht belastend, wie mir die sichtlich zufriedene „Spargel-Jane“ am Tisch versicherte.
Dass sich im Zuge unserer beiden nicht gerade kargen Hauptgerichte, die Frage nach einer Crème brulée oder ein paar mit Topfencrème gefüllten Grießgnocchi mit Rhabarberkompott und Mandeleis nicht mehr stellte, sollte an dieser Stelle niemanden verwundern.
Für uns hat das PLV an diesem Abend gepasst. Die knapp 50 Euro halte ich gemessen an der Qualität der Produkte und ihrer gelungenen Zubereitung für reell. Da habe ich für deutlich mehr Piepen schon wesentlich schlechter gespeist. Vielleicht kein Lokal für den ganz weiten Anreiseweg, aber als Ziel einer Radtour immer wieder gern!