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GastroGuide-User: Jenome
Jenome hat Restaurant Luisenhof in 01324 Dresden bewertet.
vor 2 Jahren
"Beste Lage mit Blick über die Stadt, sehr gutes Essen, aber bei der Bedienung haperts gewaltig. Schade."
Verifiziert

Geschrieben am 07.07.2022 | Aktualisiert am 07.07.2022
Besucht am 08.06.2022 Besuchszeit: Abendessen 5 Personen Rechnungsbetrag: 174 EUR
Unser 20.ter Hochzeitstag stand an. Und da unser Hochzeitstag nur 2 Tage später als unser Kennenlerntag ist, und wir diesen nun auch schon seit mittlerweile 30 Jahren feiern dürfen, sollte es an diesem Tag mal wieder was besonderes sein.

Nachdem ich also mehrere Restaurants in Dresden als auch unserer Oberlausitzer Umgebung durchforstet hatte, meinte meine kleine Tochter zu mir, wir könnten doch mal zu Armin Schumann ins gleichnamige Restaurant hier in Pulsnitz gehen. Ja ich gebe es  ja zu, Herr Schumann ist nun schon einige Jahre hier in Pulsnitz tätig, aber dahin haben wir es noch nicht geschafft. Bevor jedoch Armin Schumann sein Lebenswerk hier bei uns fortführte, war er von 2002 bis Juni 2015 der Pächter des legendären „Luisenhof“, dem Balkon von Dresden. Zuvor war er bereits als Küchenchef dort angestellt. Unter seinem Namen entwickelte sich der Luisenhof zu „DER“ Adresse in Dresden. Eine einzigartige Location mit einem traumhaften Blick über Dresden und weithin sichtbar mit seinem markanten Turm.

Der markante Turm Blick Richtung Loschwitz Blick Richtung Altstadt

Und wer es richtig nostalgisch haben will, die Dresdner Standseilbahn hat ihre Haltestelle auf der gegenüberliegenden Straßenseite. 2015 gab Herr Schumann den Luisenhof auf, denn die neuen Besitzer, welche das gesamte Ensemble Ende 2014 für knapp 1,8 Millionen Euronen ersteigert hatten, erhöhten urplötzlich die Miete um über 30% auf über 19.000 Euro im Monat. Das war zu viel für Herrn Schumann, und er zog sich zurück. Von nun an stand das prestigeträchtige Objekt drei Jahre leer, wurde aber unterdessen saniert. Im März 2018 eröffnete dann der jetzige Gastronom, Herr Rühle den Luisenhof wieder, und Dresdner als auch Touristen waren froh endlich wieder auf Dresdens Balkon zu speisen. Die Geschichte des Luisenhof ist wechselvoll, und reicht bis zu seinem Bau im Jahre 1888 zurück. Im September 1895 wurde durch den  Gastronomen Johann Friedrich August Reck das Haus für 190 TRM gekauft, und unter dem Namen „Kronprinzessin Luise von Toskana“ eröffnet. Zeitgleich eröffnete auch die gegenüberliegende Standseilbahn. Bereits im Jahr 1897 erfolgte der erste Um-und Ausbau und der Name wurde in Luisenhof gewandelt. Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Luisenhof weiter als „gute Stube Dresdens“ geführt, bis im Jahr 1956 ein verheerender Brand dem Gasthaus arg zusetzte, und die Tochter des damaligen Besitzers im Feuer ihr Leben verlor. 1957 eröffnete der Luisenhof wieder und wurde nach der politischen Wende 1990 an die ehemalige Besitzerfamilie des Gaswirtes Hansotto Voigt übergeben. Der verpachtete den Luisenhof, der Pächter ging Pleite und so wurde das Haus 1997 verkauft. Familie Haas führte das Haus bis 2002, als es dann Armin Schumann übernahm. So weit der geschichtliche Ausflug.

Die Speisekarte des Luisenhof sagte mir online zu, und so buchte ich ebenfalls online für unseren großen Tag einen Tisch für 5 Personen. Die Buchungsbestätigung kam alsbald, einem schönen, romantischen Abend stand nichts mehr entgegen.

Eingang zum Restaurant

Nachdem es zu Hause einen Strauß mit 20 roten Rosen für die Liebste gab, Pferd, Hund, Katze, Kaninchen und Vögel versorgt waren, ging es am zeitigen Abend auf nach Dresden. Hier nun das nächste Problem. Der Luisenhof liegt am Ende einer Stichstraße, vollgeparkt mit den Autos der Anwohner oder den Gästen des Luisenhofes. Wer genügend Geld im Portemonnaie hat, und den entsprechenden fahrbaren Untersatz mit dem italienischen Pferdchen oder dem Stern mit AMG Tuning, der steht dann auch im Parkverbot und unterstützt großzügig das Dresdner Stadtsäckl. Man kann natürlich auch versuchen unten an der Elbe am Körnerplatz den Wagen zu parken, und fährt dann in aller Ruhe mit der Standseilbahn nach oben. Da tut man den Dresdner Verkehrsbetrieben noch was Gutes.

was juckt mich ein Halteverbot Haltestelle der Standseilbahn gegenüber

Wir waren trotz der angespannten Parksituation pünktlich im Restaurant und wurden am Eingang von einem südländischen Kellner begrüßt. Er prüfte unsere Bestellung, und fragte ob wir im Innenbereich oder bei dem wunderbaren Wetter draußen auf dem Balkon sitzen wollen. Wir zogen natürlich die Freiluftvariante vor, und wurden nach draußen geschickt.

Terrassenbereich Terrasse/Biergarten

Unterwegs empfing uns Herr Rühle, und platzierte uns im Außenbereich. Einer der jungen, südländischen typen kam Augenblicke später an unseren Platz, überreichte die Speisekarten und wollte auch die Getränke abfragen. Wir erbaten uns einige Minuten Bedenkzeit, um erst einmal die Karte zu checken, und uns umzuschauen.

Terrassenkarte Auszug aus der Tageskarte

Der Innenbereich des Restaurants ist sehr modern eingerichtet, auf den breiten, hell gepolsterten Stühlen sitzt man sicher bequem. Die Tische sind ausreichend groß, sodass hier Platz für die Speisen ist. Das ganze noch mit indirekten Licht beleuchtet, und gleichzeitig hat man einen wunderbaren Ausblick auf Dresden.

Restaurantbereich Innenbereich Blick auf das Blaue Wunder gemütlicher Innenbereich

Der Außenbereich ist da schon etwas rustikaler gehalten. Große Korbflechtmöbel laden hier zum verweilen ein. Die Tische sind mit einer großen Glasplatte bestückt, was auch das säubern der Tische erleichtert. Leider fehlt auf den Sitzmöbeln im Außenbereich ein weicher Untersatz für den Hintern.

Terrassenmöbel

Nachdem wir also unser Getränkewunsch klar war, orderten wir:

·         2x 0,4ér Radeberger Pilsner zu je 4,90 €
·         1x 0,2ér Weißwein „Goldener Reiter“ vom Weingut Hanke für 6,90 €
·         2x 0,4ér Luisenhoflimonade für je 4,90 €
·         1x Tasse weiße Schokolade für 5,50 €

Weiße Schokolade


Die Getränke waren nach einer angemessenen Wartezeit von etwas über 5 Minuten am Tisch. Hier überzeugte vor allem die selbstgemachte Luisenhoflimonade, welche mit reichlich frischen Erdbeeren und frischer Minze gespickt war. Sie war frisch, fruchtig, spritzig. Optimal für Sommerabende.

Luisenhoflimonade Radeberger Pilsner und Weißwein "Goldener Reiter" des Weingutes Hanke

Zwischenzeitlich hatten wir die Möglichkeit unsere Speisen auszusuchen. Was mich verwunderte, die hier dargebotene karte hatte einige Speisen weniger, als ich vorab im Internet gefunden hatte. Meine Mädels und unser angehender Möchtegern-Schwiegersohn waren fündig geworden, ich fragte aber noch mal nach. Da wurde erläutert das es eine reduzierte Terrassenkarte ist, man aber natürlich auch gerne aus der Hauptkarte ordern könne. Warum sagt das denn niemand? Die Mädels waren bedient, wollten aber nicht noch mal neu schauen, ich wusste vorab schon was ich essen wollte.

So orderten wir als Vorspeise:

·         1x Spargelcremesuppe mit Spargelstückchen und frischer Kresse für 6,20 € aus der Tageskarte
·         1x Spargelflammkuchen mit weißen und grünen Spargel, Kirschtomaten, Serranoschinken, roter Zwiebel und Sauce Hollandaise für 13,50 € aus der Tageskarte

Als Hauptspeisen sollten es sein:

·         2x Spargelburger – saftig gebratenes Angusrind, belegt mit Romanasalat, Tomaten, gebratenen Schwarzwälder Schinken, Spargel, Sauce Hollandaise, dazu Wedges für je 20,50 € aus der Tageskarte
·         2x Schweineschnitzel mit Pommes Frites und Salat für je 15,90 € aus der Terrassenkarte
·         1x Geschmorte Lammhaxe mit Thymianjus, breiten Bohnen und Rosmarin-Drillingen  für 24,90 € aus der Hauptkarte

Während wir nun auf unsere Speisen warteten, machte sich der Tisch hinter uns, alles Herren im mittleren 30-40ér Alter sehr lautstark auf sich aufmerksam. Klar sind wir im Biergarten, aber auch in einer eigentlich gehobenen Gastronomie. Unsere Bitte doch etwas leiser zu sein wurden von den Herren als auch der südländischen Bedienung gekonnt ignoriert. Da wir aber bei diesem Wetter nicht drinnen sitzen wollten, mussten wir wohl oder übel dieses Stammtischbiergelage ertragen.

Zum Glück kamen nach knappen 10 Minuten bereits unsere beiden Vorspeisen. Die „kleinen“ Mädels teilten sich den Spargelflammkuchen. Dieser war auf einem knusprig dünnen Boden in vier teile geteilt, auf jeder befand sich eine Scheibe Serrano Schinken, eine halbe Kirschtomate, ein Ringel Zwiebel und etwas Spargel, dazwischen Spitzen vom grünen und weißen Spargel, und ein kleiner Klecks Sauce Hollandaise. Der Flammkuchen war richtig lecker und er war warm. Einzig etwas mehr Belag hätte es schon sein dürfen.

Spargelflammkuchen mit weißen und grünen Spargel, Kirschtomaten, Serranoschinken, roter Zwiebel und Sauce Hollandaise

Ich teilte mir mit meiner Frau die Spargelcremesuppe mit Spargelstückchen und frischer Kresse. Eine große Terrine mit dampfender Suppe. Das richtige an einem heißem Sommertag. Naja, aber die Suppe war richtig gut. Cremig und leicht grießig in der Konsistenz, geschmacklich merkte man das hier nicht nur mit Spargelwasser gekocht wurde, sondern auch der Spargel püriert wurde.

richtig schön körnig

In der Suppe waren noch einige dicke Stücken weißer Spargel enthalten. Dazu drei unterschiedliche Sorten frisches Baguette. Sehr gut gemacht.

Spargelcremesuppe mit Spargelstückchen und frischer Kresse

Die Hauptspeisen kamen eine halbe Stunde später. Zwischenzeitlich waren unsere Gläser leer, aber niemand von der Bedienung interessierte sich dafür, noch wurde auf unser Handzeichen reagiert. Auch als die Speisen gebracht wurden, hatte man keine zeit sich darum zu kümmern. Uff…..

Also fingen wir halt mit unseren Essen an, vielleicht erbarmt sich ja noch mal einer. Zu den Schnitzeln gibt es nicht viel zu sagen. Ein klassisches Schweineschnitzel, weich geklopft, riesig groß und goldbraun gebraten. So muss ein Schnitzel sein. Die Pommes dazu kross und ebenfalls mit angenehmer Bräune. Der Salat der Saison entsprechend frisch geschnitten und mit einem leichten Dressing gut angerichtet. Ketchup und Mayo gab es auf Wunsch noch dazu.

Schweineschnitzel mit Pommes Frites und Salat

Ne andere Hausnummer war dann schon der Spargelburger. Ein imposantes Teil, mit einem dicken, saftig gebratenen Patty aus Angusrind. Belegt war der Burger mit Romanasalat am Boden, darüber einige Scheiben Tomaten und der gebratene Schwarzwälder Schinken schaute auf beiden Seiten des Burgers heraus.

was für ein Monstrum

Über dem Patty waren dann vier dicke Stangen Spargel, welche mit etwas Sauce Hollandaise verfeinert wurden. Als Beilage gab es dazu Wedges, welche wie die Pommes vom Schnitzel auf den Punkt genau frittiert waren. Was für eine Portion.

Spargelburger – saftig gebratenes Angusrind, belegt mit Romanasalat, Tomaten, gebratenen Schwarzwälder Schinken, Spargel, Sauce Hollandaise, dazu Wedges

Ich freute mich auf meine geschmorte Lammhaxe. Diese nahm fast den Teller ein, wurde jedoch seitlich von frischen Rosmarinkartoffeln begrenzt. Unter der Haxe lagen frische, grüne Bohnen, diese waren gut mit Speck und Zwiebel gebraten und fest im Biss.

Geschmorte Lammhaxe mit Thymianjus, breiten Bohnen und Rosmarin-Drillingen

Auch die Rosmarin-Drillinge waren gut gewürzt, und nicht zu weich, aber auch nicht zu fest. Das beste war jedoch die geschmorte Lammhaxe. Butterweich ließ sie sich problemlos vom Knochen lösen. Gut gewürzt mit dem typischen Lammgeschmack war diese zarte Haxe ein Hochgenuss. Dazu eine sämige, würzige Sauce. Ein Gedicht. Ich hatte mich richtig entschieden.

Geschmorte Lammhaxe mit Thymianjus, breiten Bohnen und Rosmarin-Drillingen

Nachdem wir fast fertig mit essen waren, kam Herr Rühle an unseren Tisch, und fragte ob das Essen denn schmecke. Ja das tat es ausnahmslos. Aber wir hätten doch gern vor dem Essen als auch während dem Essen gern noch was getrunken, aber bis jetzt wurden wir gekonnt ignoriert. Das gefiel Herrn Rühle natürlich nicht, und er versprach uns eine Runde Freigetränke. Nachdem er seine Kellner im Eingangsbereich zusammengestaucht hatte, waren neue Getränke innerhalb weniger Minuten an unserem Platz. Allerdings sprach auch die Mimik der Kellner deutliche Worte, und etwas sanfter könnte man die vollen Gläser schon auch auf den Tisch stellen. Ein Anschiss vom Chef ist ebend nicht so schön. Gleichzeitig, bevor wieder niemand mehr kommt, bestellten meine Mädels ihren Nachtisch.

Es sollte sein:

·         1x Lauwarmes Schokoladenküchlein mit heißen Himbeeren und Vanilleeis für 9,50 €
·         2x Hausgebackener Apfelstrudel mit Vanillesoße und Schlagsahne für je 7,50 €

Knapp 10 Minuten später waren die Nachspeisen am Tisch. Diese waren wie schon unsere Hauptspeisen hervorragend.

Der hausgebackene Apfelstrudel bestand aus einer dünnen Schicht Strudel, gefüllt mit vielen Apfelstückchen und einigen Rosinen. Dazu ein Klecks Schlagsahne und drumherum eine gutschmeckende Vanillesoße. Als Dekoration noch etwas frisches Obst der Saison.

Hausgebackener Apfelstrudel mit Vanillesoße und Schlagsahne

Das Schokoladenküchlein war angenehm warm und fluffig weich gebacken. Die heißen Himbeeren in einem zusätzlichen Glas waren nicht zu süß. Dazu eine Kugel cremiges Vanilleeis und auch hier wieder Obst der Saison.

Lauwarmes Schokoladenküchlein mit heißen Himbeeren und Vanilleeis

Unser Fazit: wir ließen zu fünft 174 Euro auf Dresdens Balkon, dem Luisenhof. Mit der Neueröffnung hat Familie Rühle den Dresdnern wieder ein Stück ihrer Gastrokultur zurück gebracht. Nicht nur das moderne Restaurant oder der Ausblick auf Dresden war vorzüglich, auch das Essen ließ nichts zu wünschen übrig. Einzig die lahme/überforderte/ignorante Bedienung passt überhaupt nicht zum Haus. Und hier gibt es massiv Punktabzug, denn wir sind trotz Anschiss bei zwei Getränken für den Abend geblieben. Schade! Bessern sie nach Herr Rühle!
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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