Zurück zu Taumi
GastroGuide-User: marcO74
marcO74 hat Taumi in 76135 Karlsruhe bewertet.
vor 5 Jahren
"Angesagter Asia-Schuppen mit mächtig Fusionsdrang, der nicht nur Kinogänger erfreut"

Geschrieben am 13.01.2019
Besucht am 17.12.2018 Besuchszeit: Abendessen 1 Personen Rechnungsbetrag: 33 EUR
Im Sommer 2017 war die Welt für Freunde asiatischer Kreuzüberküche - zumindest in der Südpfalz - noch halbwegs in Ordnung. Hatte man Lust auf optisch aufgemotzte Sushi-Burgen, kunstvoll arrangierte Sashimi-Teppiche oder dampfende vietnamesische Suppenschüsseln, fuhr man ins Zentrum des deutschen Durchschnittsbürgertums nach Haßloch (ja genau das mit dem Ferienpark), um dort nach tagelanger Vorreservierung einen der wenigen Plätze beim immer ausgebuchten Panasiaten „Koza“ zu erhaschen. Doch mittlerweile haben die Betreiber des Haßlocher Hot-Spots eine Dependance im nicht ganz so weit entfernten Landau eröffnet und damit eine Alternative  geschaffen. Nicht ganz so cool und trendy wie das Original, aber unter gleichem Namen firmierend wird auch hier Tempura, Unagi und Co. effektvoll gehuldigt.
 
Der Erfolg dieses Konzepts: es ist einfach für jeden Geschmack etwas dabei. Selbst eingefleischte Fischverweigerer werden – Curry und Tofu sei Dank – hier fündig und alles wird sehr ansprechend auf die stylischen Schieferplatten geschichtet. Was wir damals noch nicht wussten: bereits im Oktober 2015 hatte im Landkreis Rastatt, genauer gesagt im südwestlich von Baden-Baden gelegenen Städtchen Bühl, ein Sushi-Freestyler namens „Taumi“ eröffnet. Der lief anscheinend so gut, dass seine Gründer binnen eines Jahres eine zweite Filiale in der weiter südlich gelegenen Kreisstadt Lahr (Schwarzwald) aufmachten. Wieder ein Jahr später im Dezember 2017 kam dann der dritte Taumi-Ableger in der Fächerstadt Karlsruhe dazu.
 
Hinter der erfolgreichen Asia-Kette steckt die UHADE International GmbH, die mit allem Möglichen handelt, Gastrobetriebe berät bzw. leitet und ihren Hauptsitz in Karlsruhe hat. Ihr Geschäftsführer, Dipl. Inf. Tien Dung Nguyen, entwickelte das Taumi-Konzept, bei dem sowohl thailändische und vietnamesische Gerichte, als auch außergewöhnliche Sushi-Kreationen im Mittelpunkt stehen. Nun ist ja Panasian-Cuisine mittlerweile zwischen aller Ess-Stäbchen und wer heute noch nicht weiß, was „Edamame“ ist, sollte multi-cuisinal gesehen lieber gleich bei einer kleinen Pizza Salami verweilen.
 
Vom kurzweiligen Bericht einer Karlsruher Food-Bloggerin namens „Adina“ angefixt, stapfte ich an einem Montagabend nach dem Besuch des unweit gelegenen Europabads zu Fuß die paar Meter dem ZKM (Zentrum für Kunst und Medien) entgegen. In einer kleinen Seitenstraße, die direkt zum Filmpalast am ZKM führt, befand sich das einladend beleuchtete Restaurant. Es war schon etwas später und der große Andrang schien bereits vorüber zu sein. Unweit der appetitanregenden Frischfischtheke ließ ich mich nieder. Da konnte ich den Sushimeistern beim „Front-Rolling“ zuschauen und hatte einen guten Blick auf die hübsch angerichteten Teller, die aus der benachbarten Küche kamen.
 
Nun, die Freundlichkeit des Personals war zwar nicht gerade überbordend, aber auch nicht spröde. Die dicke, in Kunstleder gebundene Speisenkarte, hielt ich alsbald in Händen. Niemand drängte mich zur Bestellung und so nahm ich mir ausreichend Zeit, das ansprechend bebilderte Angebot zu studieren. Vietnamesische Suppen, pfiffige Salate, Nudelgerichte aus Südvietnam (Bun), Thai-Curry, gedämpfte, frittierte oder gebackene Petitessen panasiatischer Provenienz, gegrillte Garnelen oder Entenbrust, frische Sommerrollen, süffiges Thunfischtatar, Udon-Nudeln mit Tofu sowie eine breite Palette an Sushi-Rolls (Inside-out, Tempura, etc.) und Sashimi-Platten. Bei letzteren konnte man die saftigen Lachs- und Thunfischscheiben auch angeflämmt bzw. flambiert genießen.
 
Eine mehr als reichliche Auswahl, die mir die Entscheidung nicht unbedingt erleichterte. Ein Schoppen Radler (4,50 Euro), dessen Bieranteil aus dem Hause Krombacher kam, half gegen den Durst. Mein Blick schweifte durch den sich langsam leerenden Gastraum. Die langen Holztische mit ihren einfachen, aber bequem gepolsterten Bänken ohne Rückenlehne wirkten wie bessere Bierbankgarnituren. Komfortabler muteten da die etwas bunt zusammengewürfelten Schalensitze sowie die von rotem Stoff überzogenen Wandbänke an. Sie brachten wenigstens etwas Farbe in das ansonsten eher steril erscheinende Industrie-Ambiente. Die grauen Wände, die dunkelgrau gestrichene Decke und die freiliegenden Lüftungsrohre boten den nüchternen Rahmen für ein zeitgemäß-schickes „Urban casual Design“, bei dem die Lampenformen nicht hätten unterschiedlicher ausfallen können.
 
Als Blickfang fungierte ein die komplette Stirnseite bedeckendes, hauptsächlich in Schwarz-weiß gehaltenes Wandbild, das mir ziemlich japanisch vorkam. Zu meiner Rechten werkelten im einheitlichen schwarzen Taumi-Dress die freundlichen Rohfischakrobaten ganz abgeklärt an den letzten Tellern des Abends. Dass es hier bei voller Hütte recht laut werden kann, leuchtete mir sofort ein. Die hohen Decken und das dichte Beisammensitzen tragen bei Hochbetrieb wohl kaum zu einem geringen Geräuschpegel bei. Ich hatte indes Glück und konnte das Taumi in angenehmer Akustik auf mich wirken lassen, da lediglich im rechten Flügel des langgestreckten Gastraums noch ein paar Gäste saßen.
 
Einer der letzten Teller war dann auch für mich bestimmt. Das Teil nannte sich „Crispy Rocket“ (17,90 Euro) und stellte eine gemischte Sushi- und Sashimi-Platte dar. Darauf befanden sich acht knusprig umhüllte Stücke von der mit Lachs und Avocado gefüllten Tempura Roll sowie jeweils zwei Thunfisch- bzw. Lachsnigiri. Natürlich gehörte zur Serienausstattung der „Knusperrakete“ eine Knetkugel aus Wasabi, eingelegter Ingwer (Gari) und das übliche, frisch geraspelte Rettich-Möhren-Stroh. Doch bevor ich mir diese mit reichlich Guacamole, Salsa Roja sowie einer nach Sesam und Ponzu schmeckenden Japan-Mayo ausgestattete Sushi-Kreation munden ließ, hatte ich mich schon im Vorfeld mit knusprigen vietnamesischen Frühlingsrollen (6 Euro) und gedämpften Dumplings mit Garnelen-Gemüse-Füllung (5 Euro) ausreichend akklimatisiert.
 
Zu den drei halbiert vor mir liegenden Frühlingsrollen wurde ein süßer Chili-Dip gereicht. Die Dim Sum tunkte ich in etwas Soja-Sauce. Das Kikkoman-Fläschchen stand ja schon auf dem Tisch. Geschmacklich war das alles nichts Aufregendes, aber für den ersten Happen auch kein Reinfall. Asialokale lassen sich ja generell als kulinarische Chamäleons bezeichnen. In der Anpassung an die Gaumen der Bewohner des jeweiligen Gastlandes sind sie unübertroffen. Behutsam und schonend stillen sie das Bedürfnis nach gemäßigter Exotik auf dem Teller. Und das geschieht ohne dass der Gast seinen eigenen kulinarischen Kosmos ernsthaft verlassen müsste.
 
Auch im Taumi bewegt man sich in vertrauter Geschmacksbandbreite. Mal prickelt es entschlossen salzig auf der Zunge, mal kitzelt es dann wieder süß-sauer am Gaumen. Immer ist etwas knackige Frische (leider nur als spärliche Teller-Deko) und „umamisierte“ Cremigkeit (meist Avocado) am Start. Serviert wird in europäisiertem Schärfegrad, denn pikant nachwürzen kann ja jeder nach Belieben. Ausreichend Knetmasse (Wasabi) und Sriracha-Sauce aus der Quetschflasche sind meist vorhanden oder können im Bedarfsfall nachgeordert werden.
 
Auch am Sushi-Teller gab es nichts zu meckern. Die Lachsscheibchen lagen „fat as usual“ auf ihren Reiskissen. Der Thunfisch schmolz zwar nicht auf der Zunge, hatte aber dennoch anständige Sashimi-Qualität vorzuweisen. Die frittierte Tempura-Rolle schmeckte eher nach den inflationär darüber gespritzten Soßen, als nach den von Reis ummantelten Füllstoffen (Lachs, Avocado, Frischkäse), aber das erwartet man auch nicht unbedingt anders.
 
Aufgrund seiner Nähe zum großen Filmpalast wird wohl so mancher aufrechte badische Kinogänger zum „langnasigen Chineasten“, der sich am panasiatischen Mischmasch erfreut und von den hübsch präsentierten Fischpreziosen keine Stäbchenbreite abweicht. Ein Besuch im Taumi lässt sich gut mit einem guten Film im ZKM-Palast oder mit ein paar schönen Stunden im Europabad kombinieren. Dafür lohnt dann auch die Fahrt über den Rhein. Nur wegen dem Essen muss das Tagesvisum nach Karlsruhe allerdings nicht beantragt werden. Da gibt es in Landau bzw. Haßloch Vergleichbares.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


kgsbus und 21 andere finden diese Bewertung hilfreich.

DerBorgfelder und 21 andere finden diese Bewertung gut geschrieben.