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Besucht am: 05.06.2024
Allgemein
Seit vielen Jahren verbringen wir im Juni eine Woche auf Norderney und das bedeutet Einkehr in sieben verschiedene Restaurants. Da baut sich im Laufe der Jahre ein ordentlicher Erfahrungsschatz auf und da einige Restaurants immer gesetzt sind, ergeben sich für diese auch „Zeitreihen“, die die Entwicklung aufzeigen. Auch heuer waren es sechs wohlbekannte Restaurants, die wir aufgesucht haben und worüber ich berichten werde. Dazu ein Neuversuch (Al Monumento).
Hier aber ein kurzer Vorspann für Alt- und Neuinselbesucher zur Entwicklung seit unserem Besuch 2023.
Im Vorfeld hatte ich leider schon in Erfahrung bringen müssen, dass frühere Konstanten geschlossen wurden. Von Scheerers wussten wir, dass das Wirtspaar altersbedingt aufhören wollte. Ein zwischenzeitlicher Nachfolger musste erfolglos schon wieder schließen und die Räumlichkeiten werden jetzt von einem Makler angeboten. Auch die Wirtin des Kleinen Fischrestaurants hat ihr Restaurant aufgegeben und es ist ein Café eingezogen. Weitere Gastros mit klassischer Küstenverpflegung bestehen nicht mehr: Störtebeker (hat Nachfolger, der es mit Dauerbuffet versucht), Zweite Heimat (jetzt Pizzeria), Neptun (kein Nachfolger), Scarpetta (geschlossen), City Restaurant (kein Nachfolger), Tide (Nachfolger La Mere, hochpreisig). Neue Gastros bieten ansonsten Pizza und Pasta, was wohl immer geht und beim Gast nicht so zu Buche schlägt. Apropos Preise: Die Inflation ist auch in den Norderneyer Restaurants spürbar, allerdings ist der Abstand zur Bremer Gastronomie als unsere Referenz nicht gewachsen. Für gezapftes Pils (Schankmaß 0,25 l) liegt die Spanne zwischen 3,20 und 3,80 Euro. Wasser 0,75 l kommt auf 6,00 bis 8,20 Euro und 0,2 l Wein steht zwischen 6,50 und 8,20 Euro auf dem Bon, es sei denn, man spricht ihm im Oktopussy zu, da startet man mit 12 Euro (oder 6,50 für 0,1 l)! Die Bepreisung der Speisen liegt auf Bremer Niveau, teils sogar darunter. Mit 100 bis 120 Euro einschl. 10 % Trinkgeld kommt man mit zwei Personen hin. Was wir dafür bekommen haben, steht in den Einzelberichten.
Oktopussy
Hatte ich auch nicht auf dem Zettel, aber die Onlinereservierung für den vakanten Mittwoch klappte schnell und so kehrten wir dann zu unserer Standardzeit um 18 Uhr ein. Im Laufe des Abends wurden noch einige weitere Tische besetzt, aber einige blieben unbesetzt. Damit war das Oktopussy das einzige nicht ausgebuchte Restaurant unserer diesjährigen Restaurantbesuche auf NY. Das liegt sicherlich am Preisniveau, denn mit der gemachten Zeche von 152,50 Euro zeigt das Oktopussy den deutlichen Ausschlag nach oben und ist keine Adresse für den Standardabend.
Die Getränkepreise sind gegenüber 2023 moderat erhöht: Pils beginnt jetzt bei 3,40 Euro/0,25 l statt 3,20 Euro und die offenen Weine starten mit 6,50 Euro/0,1 l(!) statt 6,00 Euro. Wasser bleibt mit 6,00 Euro/0,75 l konstant günstig. Unsere Flasche Rosé von Dreissigacker war mit 34,00 Euro vom Aufschlagsfaktor her gedacht geradezu günstig, wenn im Onlineshop des Gutes für diesen Wein 15,00 Euro aufgerufen werden.
Auf der Homepage berühmt man sich, in den Guide Michelin aufgenommen worden zu sein. Dort liest man:
„Hier im Restaurant des Hotels "New Wave" wird unkompliziert und richtig gut gekocht, mit regionalem Bezug und internationalem Twist - so liest man auf der Karte z. B. "Geschmorte Ochsenbacke" oder "Heilbutt Japan Style".(Quelle: https://guide.michelin.com/de/de/niedersachsen/norderney/restaurant/oktopussy).
Nach wie vor gibt es zwei AG: lauwarmes Tomatenbrot mit schaumigem Griebenschmalz, Meersalz, Olivenöl und etwas Gemüsiges mit einer Scheibe Rinderschinken (o. ä.). Letzteres war nett angerichtet, aber kein Ahaerlebnis. Letztes Jahr gab es Roggenbrot zum Schmalz, nach meiner Erinnerung klar vorzugswürdig gegenüber dem Tomatenbrust mit sehr feiner Krume und lascher Kruste.
Nun zu unserer Wahl.
Gegenüber Gebackener Büffelmozzarella mit Tomatensorbet, Spinat und Rote Bete für 16,50 Euro. Als Fremdkörper empfanden wir das kalte Sorbet, das auch nicht durch kräftiges Tomatenaroma hervorstach. Mein Carpaccio vom Oktopus für 18,50 Euro überraschte erst einmal optisch: Statt erwarteter sehr dünner Scheiben vom Tentakel, waren es leicht ausgewölbte Abschnitte; aber ganz platte dünne Scheiben würden wohl einen Schnitt durch TK-Tentakeln erfordern. Hier also lauwarm mit vielen Mitspielern auf der länglichen Platte, wie das Foto auch zeigt, darunter Fenchel-Orangensalat, Quinoa, Rettich, Auberginenkaviar. Die dunkle Soße auf Sojabasis. Alles in allem ein gelungenes, handwerklich aufwändiges Potpourri.
Die Maispoularde für 30 Euro, die sich meine Begleiterin ausgewählt hatte, wurde von Süßkartoffelragout, Marktgemüse und grünem Spargel begleitet, dazu Hollandaise und Barolo-Jus als Soßen. Alles schmackhaft und als reichliche Portion serviert. Auch bei meinem Seeteufel für 33,50 Euro auf Graupenrisotto mit Möhren und Schoten und Buttermilchschaum wurde ich mit einer dicken, in Nussbutter gebratenen Tranche vom Seeteufel belohnt. Vom Garzustand her perfekt zart und (gelobt!) nicht glasig. Gut gefallen hat mir auch das Graupenrisotto, was ich mal am heimischen Herd probieren werde.
Man liest raus, dass wir bis auf das Tomatenrisotto sehr gut gegessen haben und ich bewerte das gerne mit 4,5 Sterne.
Wenn man die Qualität der Zutaten und die anspruchsvolle Zubereitung bedenkt, liegt auch das PLV oberhalb von vier Sternen.
Eine Einkehr ins Oktopussy empfehle ich gerne.