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GastroGuide-User: Minitar
Minitar hat Elena's Coffee & Kitchen in 70174 Stuttgart bewertet.
vor 2 Jahren
"Suppenküche an der Hospitalkirche"
Verifiziert

Geschrieben am 22.11.2021
Besucht am 16.11.2021 1 Personen Rechnungsbetrag: 7 EUR
Seit ich denken kann, befindet sich an dieser Stelle ein Lokal oder ein Café. Vielleicht seit Jahren dasselbe, vielleicht mit wechselnden Betreibern, vielleicht jedoch inzwischen eine Neugründung (was ich stark vermute). Da ich derzeit öfter im Hospitalviertel zu tun habe, folge ich gerne der Empfehlung einer Kollegin, die mir Elena´s Coffee und Kitchen nahelegt. Beim Vorübergehen sieht es drinnen eigentlich immer ganz heimelig aus: chillende Menschen mit dicken Schals um den Hals und im angeregten Gespräch vertieft, dabei ein Heißgetränk oder eine Suppe schlürfend. Vor der Türe, auf der inzwischen zur Fussgängerzone mutierten Hospitalstrasse, stehen noch zwei Reihen Holztische und -stühle. Ein Relikt aus wärmeren Tagen. Aber vielleicht auch ein Eingeständnis an alle Gäste, die aus irgendwelchen Gründen draussen sitzen wollen/müssen. Da sich das gesamte Elena´s ebenerdig befindet, kann man die Location rundherum barrierefrei nutzen, inklusive der Toilette.

Mein Besuch kurz vor 11 Uhr fällt jedoch in eine eher ungünstige Zeit. Die offenbar legendäre, täglich wechselnde Suppe (beim Vor-Ort-Konsum für 5,40 Euro pro Portion, to go für 5,00 Euro) ist noch nicht fertig. An der Eingangstür hängt jedoch der Wochenplan, der die teilweise recht exotischen Kreationen vorstellt. Unter „Rote Linsen – Curry – Kokosmilch“ kann ich mir sehr gut etwas vorstellen, auch „Weisskohl – Gemüse“ liegt gerade noch in meinem Spektrum, „Tomate – Ingwer – Kurkuma“ würde ich vermutlich eher nicht bevorzugen, wobei „Schwarzbohnen  - Butternutkürbis – Chili“ vollkommen meinen Erfahrungsschatz sprengt. In Ergänzung zum Suppenangebot wird auch ein täglich wechselndes Mittagsgericht gereicht, auch hier wahlweise vor Ort oder zum Mitnehmen (zwischen 7,20 und 9,60 Euro changierend). „Moussaka mit Kartoffeln, Auberginen und Hackfleisch“ kenne ich aus Griechenland, „Linsen mit Spätzle und Saitenwürstle“ gehören zum schwäbischen Kulturgut. Doch auch beim Mittagstisch muss man angesichts abenteuerlicher Kombinationen schon mal vorsichtig schlucken. Am Freitag ist vorgesehen: „Lachs mit Acocado und Chorizo, dazu Babykartoffel, Blaukartoffel und karamellisierte Quitten“. Sicherlich eine farbenprächtige Angelegenheit.

Leider ist dies jetzt alles nur Theorie, denn ich bin zu früh unterwegs. An der üppig ausgestatteten Selbstbedienungstheke findet man ein überquellendes Angebot an Backwaren, Snacks, belegten Brötchen, Frühstücksangeboten, Salaten etc. pp. Die (wie das gesamte Angebot) exotisch angehauchten Salate sind allerdings schon fertig portioniert in Pappumverpackungen verstaut, aus denen man sie vermutlich auch verzehren muss. Nicht so mein Ding. Vorsichtig bestelle ich mal einen doppelten Kaffee und danach sehr mutig ein Birchermüsli (gibt´s zuhause nie). Obwohl ich klar und deutlich formuliere, vor Ort speisen zu wollen, wird weder die Luca App noch eine schriftliche Registrierung angesprochen. Mein Impfzertifikat muss ich dem Servicemädel hinter der Theke geradezu aufdrängen. Meine Bestellungen werden wortlos über die Theke geschoben, Tabletts  scheint es nicht zu geben. Wirkt alles sehr wie Schnellimbiss oder Kantine, selbst in der hiesigen Uni-Mensa geht es noch gesitteter zu.  Von innen wirkt das Lokal auch gar nicht mehr so heimelig. Ich sitze an einem schon etwas abgestossenen, verschrammten Tisch vor dem Toiletteneingang, immerhin mit grosszügigem Blick durch die weite Fensterfront auf das innerstädtische Treiben. Das Birchermüsli mit Ahornsirup wurde auf der Tafel über der Theke mit 3,80 Euro ausgewiesen, mir aber – wie ich erst später entdecke – mit 4,40 Euro berechnet. Das Bircher Müsli kenne ich aus der Schweiz mit über Nacht eingeweichtem Korn und Kondensmilch und geriebenem Apfel. Die hiesige Version schmeckt eher wie eine Torte: über festem Quark der Vollfettstufe ist eine Schicht Haselnusstreusel ausgelegt, ziemlich kompakt und pappsüss. Nun gut, ich bin nicht der Müslispezialist und lerne gern hinzu… Ebenfalls neu für mich ist das Angebot an Milchersatzprodukten. Ohne mit entsprechenden Unverträglichkeiten ausgestattet zu sein oder mit solchen zu liebäugeln, nutze ich heute meinen mutigen Tag und probiere zum ersten Mal Mandelmilch zum Kaffee. Kostet in anderen Cafés immer extra, steht hier aber offen rum. Macht den großen Hochlandkaffee (3,10 Euro) tatsächlich noch kräftiger und nussiger im Aroma. Gar nicht schlecht! Zum Abschluss dann noch ein Besuch auf der blitzeblank geputzten, mit Chlor-Odeur grundierten Toilette.

Alles in allem war mein erster Besuch bei Elena (noch) nicht die grosse Offenbarung. Vor allem der allseits hochgelobte Service ist mir entgangen. Die Location hat aber einen grandiosen Zulauf und dient offenbar vielen, die hier in der Gegend arbeiten, als Kantinenersatz.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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DerBorgfelder und 6 andere finden diese Bewertung gut geschrieben.