Besucht am 05.03.2022Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 15 EUR
Wer durch die Innenstadt von Nagold spaziert, kommt garantiert an diesem viel bestaunten und fotografierten Schmuckstück vorbei. Das imposante, beeindruckend sanierte ‚Fachwerkgebäude der „Alten Post“ liegt direkt am Marktplatz und kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. 1697 als Gasthof errichtet, residierte hier ab 1807 eine Poststation auf der Route Stuttgart-Freudenstadt. Heutzutage kann man sein Auto in einem der innerstädtischen Parkhäuser abstellen, mit der sogenannten Kulturbahn (die zwischen Pforzheim und Horb verkehrt) eine der hiesigen Haltestellen anpeilen oder mit dem Bus anreisen. Der zentrale Busbahnhof liegt nur wenige Schritte entfernt.
In seiner wechselvollen Geschichte hat der Gasthof / das Restaurant auch in diesem Jahrhundert mehrere Umbrüche erfahren: Besitzer- und Pächterwechsel, Sanierungen, Renovierungen und Modernisierungen. Trotz mehrerer Anläufe habe ich es in der vergangenen Dekade nie geschafft, hier einzukehren, obwohl der Ort weit oben auf meiner gastronomischen Prioritätenliste stand. Unter der jetzigen Ägide dürfte das Lokal wohl seit 2019 stehen. Und dann setzen ja auch schon bald unheilvolle Zeiten ein.
Wie schön, dass mich jetzt ein Treffen ehemaliger Kollegen in dieses wundervolle Restaurant führt. Wochenends kann man sich auch über eine durchgehende Öffnung freuen, ohne Pause am Nachmittag. Die Kutscherstuben befinden sich ebenerdig im Erdgeschoss, auch wenn ein altes Wirtshausschild noch verkündet: „Restaurant 1. Stock“. Beim Eintreten wird man sofort sehr freundlich begrüßt (vom Patron?), beinahe schon freundschaftlich, so dass der kurze Blick auf den Impfnachweis fast beiläufig erfolgt. Am Samstagmittag kurz nach 12 Uhr hat man noch freie Platzwahl in den Kutscherstuben. In diesem Hauptgastraum befinden sich acht Tische unterschiedlicher Größe – vom putzigen Zweiertisch bis hin zur langen Tafel für Großfamilien und Freundeskreise. Dem Innenarchitekten ist eine harmonische Melange aus alten und hochwertigen, modernen Elementen gelungen: über einem rustikalen Holzdielenboden findet man behutsame Eichenoptik, graue Vorhänge, moderne Leuchten und zeitlos klassische Sitzmöbel, die sicherlich vom ortsansässigen Möbelhersteller Rolf Benz stammen.
Sehr schnell erscheint die aufmerksame, fürsorgliche Servicedame mit den Speisekarten am Tisch. Wer das tolldreiste Weinregal am Eingangsbereich bestaunen konnte und nun der Weinkarte ansichtig wird, wird mit größtem Bedauern die Tatsache registrieren, nicht mit der Postkutsche angereist zu sein. Ich entdecke gleich mehrere Favoriten: einen Barbera d´Alba aus dem Piemont (31,50 Euro für die Flasche), einen badischen Spätburgunder von Martin Waßmer (38,50 Euro), einen Carnuntum Zweigelt (24,50 Euro). Aufgrund der eigenen Motorisierung bleibt es heute leider nur bei einer Cola light (3,60 Euro für das 0,33 Liter-Fläschchen).
Zum Essen wähle ich die Kässpätzle mit Beilagensalat für 11,50 Euro. Die Kollegen nehmen große Salate mit gerösteten Maultaschen (11,50 Euro) oder ein beeindruckend üppiges Schwabenpfännle mit Schweinemedaillons, Maultaschen und Spätzle (19,50 Euro). Auf der Karte dominieren gängige schwäbische Spezialitäten vom Rostbraten bis zu Schwarzwaldforellenfilets, alles zu überraschend moderaten Preisen. In der Küche scheint man fix und konzentriert zu agieren, denn die fertigen Speisen landen sehr schnell am Tisch. Und schmecken hervorragend. Mein filigraner Beilagensalat rankt knackig über einem Bett von fast perfektem Kartoffelsalat und feinen Möhrenstiften. Die Kässpätzle ziehen mächtig Fäden und schmecken dank Bergkäse und viel würzig angeschmälzten Zwiebeln sehr rezent. Die Portion ist fast nicht zu wuppen. Auch die deftig angerösteten Maultaschen und das bilderbuchreif großzügige Schwabenpfännle scheinen zu munden. Nach links erhasche ich noch einen raschen Blick auf ein herrliches Dessert, könnte die Eisschokolade mit Baileys und Sahne (5,80 Euro) gewesen sein. Die Dame ist auf jeden Fall mehr als entzückt.
Beim abschließenden Gang auf die Toilette (sehr gepflegt!) entdecke ich noch einen ruhigen, derzeit nicht bespielten Nebenraum mit sehr schönen, künstlerisch gestalteten Milchglasscheiben. Auch der Vorraum mit Bar und kleinem Nebentisch wirkt sehr einladend.
Alles in allem ist der Besuch perfekt: zentrale Lage, gepflegtes Ambiente, zuvorkommender und überaus freundlicher Service, moderate Preise und wohlschmeckende schwäbische Speisen von bester Qualität. Am liebsten würde man danach sein Haupt auf einem (leider nicht verfügbaren) Gästebett ablegen. Das nächste Mal komme ich auf jeden Fall mit der Postkutsche. Oder zumindest mit der Kulturbahn.
Wer durch die Innenstadt von Nagold spaziert, kommt garantiert an diesem viel bestaunten und fotografierten Schmuckstück vorbei. Das imposante, beeindruckend sanierte ‚Fachwerkgebäude der „Alten Post“ liegt direkt am Marktplatz und kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. 1697 als Gasthof errichtet, residierte hier ab 1807 eine Poststation auf der Route Stuttgart-Freudenstadt. Heutzutage kann man sein Auto in einem der innerstädtischen Parkhäuser abstellen, mit der sogenannten Kulturbahn (die zwischen Pforzheim und Horb verkehrt) eine der hiesigen Haltestellen anpeilen oder mit dem Bus... mehr lesen
Alte Post
Alte Post€-€€€Restaurant0745284500Bahnhofstraße 2, 72202 Nagold
5.0 stars -
"Gutbürgerlich, gepflegt und gastronomisch auf der Höhe" MinitarWer durch die Innenstadt von Nagold spaziert, kommt garantiert an diesem viel bestaunten und fotografierten Schmuckstück vorbei. Das imposante, beeindruckend sanierte ‚Fachwerkgebäude der „Alten Post“ liegt direkt am Marktplatz und kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. 1697 als Gasthof errichtet, residierte hier ab 1807 eine Poststation auf der Route Stuttgart-Freudenstadt. Heutzutage kann man sein Auto in einem der innerstädtischen Parkhäuser abstellen, mit der sogenannten Kulturbahn (die zwischen Pforzheim und Horb verkehrt) eine der hiesigen Haltestellen anpeilen oder mit dem Bus
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In seiner wechselvollen Geschichte hat der Gasthof / das Restaurant auch in diesem Jahrhundert mehrere Umbrüche erfahren: Besitzer- und Pächterwechsel, Sanierungen, Renovierungen und Modernisierungen. Trotz mehrerer Anläufe habe ich es in der vergangenen Dekade nie geschafft, hier einzukehren, obwohl der Ort weit oben auf meiner gastronomischen Prioritätenliste stand. Unter der jetzigen Ägide dürfte das Lokal wohl seit 2019 stehen. Und dann setzen ja auch schon bald unheilvolle Zeiten ein.
Wie schön, dass mich jetzt ein Treffen ehemaliger Kollegen in dieses wundervolle Restaurant führt. Wochenends kann man sich auch über eine durchgehende Öffnung freuen, ohne Pause am Nachmittag. Die Kutscherstuben befinden sich ebenerdig im Erdgeschoss, auch wenn ein altes Wirtshausschild noch verkündet: „Restaurant 1. Stock“. Beim Eintreten wird man sofort sehr freundlich begrüßt (vom Patron?), beinahe schon freundschaftlich, so dass der kurze Blick auf den Impfnachweis fast beiläufig erfolgt. Am Samstagmittag kurz nach 12 Uhr hat man noch freie Platzwahl in den Kutscherstuben. In diesem Hauptgastraum befinden sich acht Tische unterschiedlicher Größe – vom putzigen Zweiertisch bis hin zur langen Tafel für Großfamilien und Freundeskreise. Dem Innenarchitekten ist eine harmonische Melange aus alten und hochwertigen, modernen Elementen gelungen: über einem rustikalen Holzdielenboden findet man behutsame Eichenoptik, graue Vorhänge, moderne Leuchten und zeitlos klassische Sitzmöbel, die sicherlich vom ortsansässigen Möbelhersteller Rolf Benz stammen.
Sehr schnell erscheint die aufmerksame, fürsorgliche Servicedame mit den Speisekarten am Tisch. Wer das tolldreiste Weinregal am Eingangsbereich bestaunen konnte und nun der Weinkarte ansichtig wird, wird mit größtem Bedauern die Tatsache registrieren, nicht mit der Postkutsche angereist zu sein. Ich entdecke gleich mehrere Favoriten: einen Barbera d´Alba aus dem Piemont (31,50 Euro für die Flasche), einen badischen Spätburgunder von Martin Waßmer (38,50 Euro), einen Carnuntum Zweigelt (24,50 Euro). Aufgrund der eigenen Motorisierung bleibt es heute leider nur bei einer Cola light (3,60 Euro für das 0,33 Liter-Fläschchen).
Zum Essen wähle ich die Kässpätzle mit Beilagensalat für 11,50 Euro. Die Kollegen nehmen große Salate mit gerösteten Maultaschen (11,50 Euro) oder ein beeindruckend üppiges Schwabenpfännle mit Schweinemedaillons, Maultaschen und Spätzle (19,50 Euro). Auf der Karte dominieren gängige schwäbische Spezialitäten vom Rostbraten bis zu Schwarzwaldforellenfilets, alles zu überraschend moderaten Preisen. In der Küche scheint man fix und konzentriert zu agieren, denn die fertigen Speisen landen sehr schnell am Tisch. Und schmecken hervorragend. Mein filigraner Beilagensalat rankt knackig über einem Bett von fast perfektem Kartoffelsalat und feinen Möhrenstiften. Die Kässpätzle ziehen mächtig Fäden und schmecken dank Bergkäse und viel würzig angeschmälzten Zwiebeln sehr rezent. Die Portion ist fast nicht zu wuppen. Auch die deftig angerösteten Maultaschen und das bilderbuchreif großzügige Schwabenpfännle scheinen zu munden. Nach links erhasche ich noch einen raschen Blick auf ein herrliches Dessert, könnte die Eisschokolade mit Baileys und Sahne (5,80 Euro) gewesen sein. Die Dame ist auf jeden Fall mehr als entzückt.
Beim abschließenden Gang auf die Toilette (sehr gepflegt!) entdecke ich noch einen ruhigen, derzeit nicht bespielten Nebenraum mit sehr schönen, künstlerisch gestalteten Milchglasscheiben. Auch der Vorraum mit Bar und kleinem Nebentisch wirkt sehr einladend.
Alles in allem ist der Besuch perfekt: zentrale Lage, gepflegtes Ambiente, zuvorkommender und überaus freundlicher Service, moderate Preise und wohlschmeckende schwäbische Speisen von bester Qualität. Am liebsten würde man danach sein Haupt auf einem (leider nicht verfügbaren) Gästebett ablegen. Das nächste Mal komme ich auf jeden Fall mit der Postkutsche. Oder zumindest mit der Kulturbahn.