Wir verwenden Cookies
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
In der Vergangenheit wurde das Bahnhofslokal von verschiedenen Betreibern geführt. Hier konnte man auch zu später Stunden noch einen Absacker trinken oder sich bei einer Spirituose etwas aufwärmen, wenn man den Bus verpasst hatte. Essen war eher nicht so angebracht. Seit dem vergangenen Jahr (vielleicht auch schon 2021?) scheint ein neuer Pächter aber frischen Wind reinzubringen. Monatelang war wenig ersichtlich, es gab keine Karte, kein Schild an der Türe, keine deklarierten Öffnungszeiten, kein nach aussen hin kommuniziertes Angebot. Mal sassen Gäste im Lokal, mal welche vor der Türe. Seit neuestem hängt nun ein Banner des Gastronomiebereichs an der Umzäunung des Gastgartens, Speisekarte liegen aus und es scheint sich ein Regelbetrieb anzubahnen. Der Aussenbereich wurde sichtlich aufgepimpt, zum älteren Bestandmobiliar gesellen sich jetzt bunte Sitzmöbel und Grünpflanzen, der gesamte Bereich wirkt gepflegter und wird laufend in Schuss gehalten. Das scheint auch eine grössere Vielfalt an Gästen anzuziehen.
Während ich auf einen abzuholenden und sich verspäteten Verwandten am Bahnhof warte, wage ich also meinen ersten Testbesuch. Obwohl laut Homepage das Lokal an Sonn- und Feiertage geschlossen sein sollte, kommt um Punkt 12 Uhr Leben rein, Tische werden abgewischt und Speisekarten ausgelegt. Das sonnige Wetter verlockt zum Draussensitzen. Der Chef erscheint prompt und nimmt die Bestellung auf. Für den Moment reicht mir ein Capuccino (3,00 Euro), aber ein Blick in die Karte erstaunt dann doch: Neben Würsten und Grillklassikern jeglicher Art, könnte man auch Hausmacher-Maultaschen, Fleischküchle, schwäbischen Wurstsalat, zahlreiche Burger-, Salat- und Frittenvariationen bestellen, ausserdem Backwaren von der Konditorei Frech. Wirkt alles sehr bodenständig. Trotz der grossen Schwaben-Bräu-Affinität erstaunt auch die Getränkekarte: ich entdecke unter anderem einen anständigen Grauburgunder und bei den Rotweinen nicht mal einen Trollinger, sondern einen soliden Lemberger. Wer hier allerdings die Veuve-Cliquot Magnum Flasche für 245,00 Euro bestellen sollte, ist mir ein Rätsel. Die wochentags wechselnden Aktionen (Montag ist Jägertag, Freitag ist Longdrinktag) kommen vermutlich eher an.
Der Service ist offen, freundlich und entspannt. Man wird zuvorkommend am Tisch bedient, kann aber auch direkt an der Theke bestellen. Auch das Interieur wurde sichtlich erneuert und verschönert. Hinter dem Tresen funkelt und glitzert nun ein durchgehendes Getränke- und Gläserregal mit indirekter Beleuchtung. Nur die mit rotem Kunstleder bezogenen Sitzbänke kommen mir aus früheren Zeiten bekannt vor. Alles wirkt blitzeblank, auch die offenbar grundsanierten, sehr properen Toiletten. Vor einem unberechtigten Ansturm warnen allerdings etliche Aushänge am Eingang, die darauf hinweisen, dass sich hier keine öffentlichen Toiletten befinden und Nicht-Gästen für die Benutzung 1 Euro berechnet würde. Verständlich, denn seit vielen Monaten sind die öffentlichen Bahnhofstoiletten um die Ecke nicht benutzbar und gesperrt – ein eigentlich untragbarer Zustand.
Nach diesem positiven Kurzbesuch bin ich durchaus gewillt, meine Vorbehalte zu revidieren. Der jetzige Betreiber scheint mit grossem Engagement an den Start zu gehen und sich zu bemühen, eine neue Klientel zu generieren. Vielleicht probiere ich beim nächsten Mal tatsächlich die Maultaschen aus.