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Lange gibt es dieses Restaurant, dass sich der österreichischen Küche verschrieben hat, noch nicht. Und ich weiß gar nicht, ob es Münster noch weitere Küchen dieser Ausrichtung gibt. Blickt man auf die Homepage, dann beschreibt das Team vom Leibeslust sein gastronomisches Konzept folgendermaßen:
Willkommen im Herzen von Münster...
... wo österreichische Kulinarik auf höchstem Niveau zelebriert wird. Unser Restaurant ist eine Hommage an die reiche Tradition der österreichischen Küche, verfeinert durch moderne Akzente und Leidenschaft für exquisite Geschmackserlebnisse.
Von herzhaften Schmankerln bis hin zu delikaten Mehlspeisen - jede Speise erzählt eine Geschichte aus hochwertigen Zutaten und besonderen Aromen. Unsere Küchenchefs nehmen Sie mit auf eine Reise in die Welt der österreichischen Gastronomie.
Ist ja eine selbstbewusste Ansage und wir wollten mal sehen, wie glücklich wir am Ende des Abends das Restaurant wieder verlassen. Organisatorisch fühlt man sich jedenfalls wie auf Sylt, am Abend wird in zwei Wellen reserviert, Frühschicht 17:30 Uhr bis 19:45 und Spätschicht von 20:15 Ihr bis 23:00. Frühschicht mögen wir auch auf Sylt nicht, also buchten wir für 20:15 Uhr. Ziemlich genau zu der Zeit standen wir vor der Tür, mit vielen anderen Gästen aus der vergangenen und anstehenden Schicht. Der Service macht hektisch klar Schiff und die Gäste brauchen ein wenig Geduld, bis alle Platz nehmen können an Ihren Tischen. Ausgebucht war jedenfalls, dass war klar ersichtlich. Für uns ein Tisch an der Fensterfront zur Neubrückenstraße mit Blick auf die offene Küche auf einer Empore.
Zum Fenster hin eine lange Bank mit Kissen, im Sommer sind die Fenster offen. Ein bisschen Kitschfaktor bei Gastraum und Tischdekoration.
Aber insgesamt stellt sich ein gutes Gefühl ein in den Räumlichkeiten, dass passt alles in allen schon gut zusammen. Auch der Tisch sehr ordentlich und ansehnlich eingedeckt.
Eine junge Dame reichte uns die Karten und fragte nach einem ersten Getränkewunsch, wir orderten Wasser und zwei zwei Cremant de Loire weiß und rosé.
Die waren für den Preis von 7 EUR okay, aber nicht mehr. Die Karte lässt sich inklusive des Getränkeangebots auf der HP einsehen. Der dort angebotene Umfang an Weinen ist etwas dünn, um es vorsichtig zu formulieren. Ich fragte die Dame nach einer separaten Weinkarte, bekam aber die Auskunft, dass dies das gesamte Angebot darstelle.
Gut, der erwählte Riesling Federspiel der Domäne Wachau ist mir bekannt und immer ein empfehlenswerter Tropfen, aber bei der Ausrichtung des Restaurants erwartet man dann doch ein breiteres Angebot aus den unzähligen Weinbaugebieten von Österreich. Im Nachgang, als Chef Michael sich uns am Tisch vorstellte, erfuhren wir von einer inoffiziellen Karte im Kopf des Chefs. Nächstes Mal fragen wir vorher bei ihm nach Alternativen. Mit dem Wein hatten wir auch unsere Wahl bei den Speisen getroffen. Komplett gleich bei der Auswahl machten wir dem Küchenteam wenig Arbeit. Dafür grüßten uns die Köche David und Julian mit einem Schmankerl zu Beginn unseres Abendessen.
Kalbspastete, dass kommt einem in deutschen Küchen ja eigentlich nie unter, somit schon mal genau im Thema, würde ich sagen. Gut abgeschmeckt war sie auch, auch meine Frau, kein begeisterter Pasteten-Esser, fand die gut.
Vorweg was aus dem Meer, jetzt nicht so Österreich-Affin.
Aber dieser Vorspeise konnten wir beide nicht widerstehen. Gebratene Jakobsmuscheln auf Erbsencreme mit Morchel-Pesto und gebratenem Speck vom Bentheimer Schwein. Die Muscheln waren gut zubereitet, hätten vielleicht ein wenig mehr Röstaromen vertragen können. Erbsencreme war einer Hauptgründe für Frau und Herr Carsten1972, dieses Gericht zu bestellen. Der Speck brachte Crunch auf den Teller, nur das Morchelpesto hab ich nicht wahrnehmen können, weder optisch noch geschmacklich. Vergaß aber, danach zu fragen im Nachhinein.
Trotz des fehlenden Pestos, ein guter Teller mit dem ordentlichen Salat und ebenso gutem dazu gereichtem Baguette. Wie schon angeklungen, auch beim Hauptgericht gingen wir den gemeinsamen Weg, Fisch, aber einer, den man mit Österreich eher verbindet als Jakobsmuscheln.
Forelle im Kräuterpackerl (ach, Mattsee und Schlosshotel Iglhauser, wat vermiss ick dir) kam an den Tisch. Service hatte vorher abgefragt ob filetiert oder im Ganzen. Natürlich im Ganzen, sonst essen die Köche noch unsere Forellen-Backerl. Im Backpapier war der Fisch gegart, aromatisiert mit Kräutern und reichlich Zitrone. Das war schlicht in der Zubereitung und Präsentation, aber vorne beim Genuss, sehr gut. Dazu zwei Beilagen, ein wieder ordentlicher Salat.
Und ein Püree, aber ein sehr ungewöhnliches und mich sehr beeindruckendes Püree. In der Karte nannte sich das Zitronen-Erdäpfel-Püree, und ich hatte da gar nicht so große Erwartungen daran. Aber was dann kam, war ein Knaller, insbesondere als Begleitung zu Fisch. Kartoffeln mit viel Butter, sehr fein püriert, da drin ein kräftig herb-saures Aroma aus Zitrone (möglicherweise Zesten). Klasse!
Das Ding wurde noch ausführlich mit dem Chef besprochen, wirklich gut! Wird zu Hause nachgemacht als Begleiter zu unseren regelmäßigen Fischgerichten zu Hause. Wir gingen in uns und besprachen noch mögliche Kapazität für eine Mehlspeise. Andere Desserts will der Österreicher ja nicht. Eine Portion für zwei, und nein, kein Kaiserschmarren.
Marillenknödel sollten es sein. Und gut, dass wir nur eine Portion bestellt hatten! Das war ein guter Abschluss, und wir danach wirklich sehr gut gesättigt!
Der Service in Form von Chef, einem jungen Mann und einer jungen Dame hatte wirklich gut zu tun, aber war vom Fach! Eindecken mit weißen Handschuhen, Kontakthalten zum Gast, Nachfragen, Auskünfte, alles ohne Grund zur Kritik und die richtige Portion Humor war auch dabei! Wir haben uns wohl gefühlt.
Komme ich mal zum Fazit. Wenn man sich so weiter entwickelt, dann sollte das klappen mit der österreichischen Küche im Münsterland. Die Gäste sprechen dem Konzept zu und auch wir kommen wieder, der Tafelspitz für Zwei serviert im Creuset Bräter sah am Nachbartisch sehr gut aus!
PS nebenan öffnet sehr bald ein ergänzendes Übertageangebot unter dem Namen Wiener Bistro, ich werde mal schauen, was man dort so bietet.