Besucht am 01.12.2025Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 63 EUR
Nach Tübingen zum Essen zu fahren, kommt so gut wie gar nicht vor, denn die Stadt macht es den Autofahrern ziemlich schwer, würde sie am liebsten aussen vor halten. Allein die Durchfahrt durch Bebenhausen hat mich schon mehrere Strafzettel gekostet. Daher ist es eine grosse Ausnahme, dass wir uns zu einer Abendveranstaltung auf dem Österberg aufmachen. Erschwerend hinzu kommt, dass sich gegen halb sechs noch Hunger einstellt. Und das an einem Montagabend, an dem traditionell die meiste Gastronomie ihren Ruhetag hat.
So touren wir suchend erst durch befahrbare Regionen der Innenstadt, dann eher durch die Aussenbereiche. Und siehe da: in Lustnau brennen noch Lichter. Die Lustnauer Mühle wirkt von der Strasse her erst wie ein Tagescafé oder ein Bistro, lockt jedoch mit kostenlosen eigenen Parkplätzen! Kaum zu fassen. Der Weg zum Eingang ist etwas holprig, von den über unwegsames Gelände aufgelegten Steinplatten sind schon Ecken abgesprungen und man muss in der Dunkelheit beim Gehen achtgeben. Doch beim Betreten des Gastraums werden wir sofort freundlich begrüsst und fühlen uns spontan wohl. Das Ambiente changiert irgendwo zwischen italienischer Trattoria (schwarze Holzstühle und -bänke, gestärkte weisse Tischwäsche) und Shabby Chic (abgewetzte Holzdielen mit den Gebrauchsspuren von Jahrzehnten).
Das zugewiesene, ungünstig stehende Katzentischchen dürfen wir auf eigenen Wunsch hin noch einmal gegen ein etwas ruhigeres Exemplar mit Sitzbank tauschen, dann ist auch schon der Service mit den Karten zur Stelle und annonciert in ausgesuchter italienischer Hingabe die Tagesgerichte, ein bisschen augenzwinkernd gespielt, so dass man sich fragen muss, ob dies eine Vorstellung der Commedia dell Arte oder tatsächlich der Stil das Hauses ist. Aus der umfangreichen Karte wählen wir 1x Calamaria alla griglia (28,00 Euro) und 1x Insalata con Formaggio di capra e barbabietola rossa (14,50 Euro), obwohl die Gäste rundherum an ihren Pizze säbeln und ein grosser Pizzaofen in der hinteren rechten Ecke des Lokals eines der Hauptthemen des Hauses vorgibt.
Gute Wahl unsererseits! Der herrlich zarte Tintenfisch wird von feinen Rosmarinkartoffeln und buntem Gemüse begleitet – sehr leicht, sehr ansprechend, gerade richtig von Olivenöl bedeckt, aber nicht darin ertränkt. Der Salat wird in einem riesigen tiefen Teller serviert. Unter ausladendem Ackersalat verbergen sich leicht marinierte, erdige Rote-Bete-Scheiben, karamellisierter Ziegenkäse und Streifen von roter Zwiebel. Dazu schmeckt uns beiden das würzige, knusprige Pizzabrot so sehr, dass wir glatt noch eine zweite Portion (6,00 Euro) ordern. Dazu trinken wir alkfreies Hefeweizen (5,00 Euro für den halben Liter) und Rotweinschorle (5,00 Euro für das Glas), das vermutlich von einem überaus herben Landwein stammt, der pur kaum goutiert werden könnte.
In Nullkommanichts füllt sich das Lokal bis zum letzten Quadratmeter, so dass man kaum mehr ein Bein auf die Erde kriegt. Klar: wir haben Montag und in der Adventszeit scheinen manche Gruppen schon zur Weihnachtsfeier (oder zu einem Geburtstag) zusammenzukommen. Trotzdem funktioniert der Service reibungslos, ist stets aufmerksam und ausgesucht freundlich-zugewandt. Nie müssen wir lange warten, weder beim Nachbestellen, noch beim Ordern der Rechnung. Beim Bezahlen mit Karte hat man allerdings an die Theke zu kommen, was sich im vollbesetzten Haus etwas als mühsam erweist. Dafür ist die Möblierung perfekt durchdacht und der Raum gut genutzt. Im Winter reicht die im Windfang untergebrachte Garderobe allerdings für die vielen Mäntel nicht aus. Dafür ist das danebenstehende Regal mit Verstauungsmöglichkeiten für Taschen und Helme gut platziert.
Alles in allem war die Lustnauer Mühle (eine steinerne Inschrift am historischen Gebäude weist auf das Baujahr 1615 hin) eine interessante gastronomische Entdeckung mit kostenlosen Parkplätzen und Montagsöffnung. Die gute Küche, der überaus freundliche Service und die nicht überzogenen Preise überzeugen sowieso. Eine Reservierung ist auf jeden Fall zu empfehlen.
Nach Tübingen zum Essen zu fahren, kommt so gut wie gar nicht vor, denn die Stadt macht es den Autofahrern ziemlich schwer, würde sie am liebsten aussen vor halten. Allein die Durchfahrt durch Bebenhausen hat mich schon mehrere Strafzettel gekostet. Daher ist es eine grosse Ausnahme, dass wir uns zu einer Abendveranstaltung auf dem Österberg aufmachen. Erschwerend hinzu kommt, dass sich gegen halb sechs noch Hunger einstellt. Und das an einem Montagabend, an dem traditionell die meiste Gastronomie ihren Ruhetag... mehr lesen
4.5 stars -
"Es muss nicht immer Pizza sein" MinitarNach Tübingen zum Essen zu fahren, kommt so gut wie gar nicht vor, denn die Stadt macht es den Autofahrern ziemlich schwer, würde sie am liebsten aussen vor halten. Allein die Durchfahrt durch Bebenhausen hat mich schon mehrere Strafzettel gekostet. Daher ist es eine grosse Ausnahme, dass wir uns zu einer Abendveranstaltung auf dem Österberg aufmachen. Erschwerend hinzu kommt, dass sich gegen halb sechs noch Hunger einstellt. Und das an einem Montagabend, an dem traditionell die meiste Gastronomie ihren Ruhetag
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So touren wir suchend erst durch befahrbare Regionen der Innenstadt, dann eher durch die Aussenbereiche. Und siehe da: in Lustnau brennen noch Lichter. Die Lustnauer Mühle wirkt von der Strasse her erst wie ein Tagescafé oder ein Bistro, lockt jedoch mit kostenlosen eigenen Parkplätzen! Kaum zu fassen. Der Weg zum Eingang ist etwas holprig, von den über unwegsames Gelände aufgelegten Steinplatten sind schon Ecken abgesprungen und man muss in der Dunkelheit beim Gehen achtgeben. Doch beim Betreten des Gastraums werden wir sofort freundlich begrüsst und fühlen uns spontan wohl. Das Ambiente changiert irgendwo zwischen italienischer Trattoria (schwarze Holzstühle und -bänke, gestärkte weisse Tischwäsche) und Shabby Chic (abgewetzte Holzdielen mit den Gebrauchsspuren von Jahrzehnten).
Das zugewiesene, ungünstig stehende Katzentischchen dürfen wir auf eigenen Wunsch hin noch einmal gegen ein etwas ruhigeres Exemplar mit Sitzbank tauschen, dann ist auch schon der Service mit den Karten zur Stelle und annonciert in ausgesuchter italienischer Hingabe die Tagesgerichte, ein bisschen augenzwinkernd gespielt, so dass man sich fragen muss, ob dies eine Vorstellung der Commedia dell Arte oder tatsächlich der Stil das Hauses ist. Aus der umfangreichen Karte wählen wir 1x Calamaria alla griglia (28,00 Euro) und 1x Insalata con Formaggio di capra e barbabietola rossa (14,50 Euro), obwohl die Gäste rundherum an ihren Pizze säbeln und ein grosser Pizzaofen in der hinteren rechten Ecke des Lokals eines der Hauptthemen des Hauses vorgibt.
Gute Wahl unsererseits! Der herrlich zarte Tintenfisch wird von feinen Rosmarinkartoffeln und buntem Gemüse begleitet – sehr leicht, sehr ansprechend, gerade richtig von Olivenöl bedeckt, aber nicht darin ertränkt. Der Salat wird in einem riesigen tiefen Teller serviert. Unter ausladendem Ackersalat verbergen sich leicht marinierte, erdige Rote-Bete-Scheiben, karamellisierter Ziegenkäse und Streifen von roter Zwiebel. Dazu schmeckt uns beiden das würzige, knusprige Pizzabrot so sehr, dass wir glatt noch eine zweite Portion (6,00 Euro) ordern. Dazu trinken wir alkfreies Hefeweizen (5,00 Euro für den halben Liter) und Rotweinschorle (5,00 Euro für das Glas), das vermutlich von einem überaus herben Landwein stammt, der pur kaum goutiert werden könnte.
In Nullkommanichts füllt sich das Lokal bis zum letzten Quadratmeter, so dass man kaum mehr ein Bein auf die Erde kriegt. Klar: wir haben Montag und in der Adventszeit scheinen manche Gruppen schon zur Weihnachtsfeier (oder zu einem Geburtstag) zusammenzukommen. Trotzdem funktioniert der Service reibungslos, ist stets aufmerksam und ausgesucht freundlich-zugewandt. Nie müssen wir lange warten, weder beim Nachbestellen, noch beim Ordern der Rechnung. Beim Bezahlen mit Karte hat man allerdings an die Theke zu kommen, was sich im vollbesetzten Haus etwas als mühsam erweist. Dafür ist die Möblierung perfekt durchdacht und der Raum gut genutzt. Im Winter reicht die im Windfang untergebrachte Garderobe allerdings für die vielen Mäntel nicht aus. Dafür ist das danebenstehende Regal mit Verstauungsmöglichkeiten für Taschen und Helme gut platziert.
Alles in allem war die Lustnauer Mühle (eine steinerne Inschrift am historischen Gebäude weist auf das Baujahr 1615 hin) eine interessante gastronomische Entdeckung mit kostenlosen Parkplätzen und Montagsöffnung. Die gute Küche, der überaus freundliche Service und die nicht überzogenen Preise überzeugen sowieso. Eine Reservierung ist auf jeden Fall zu empfehlen.