Landhaus Stempel
In Ahrweiler hatten wir den Weihnachtsmarkt besucht, und der Plan sah auch vor, dort etwas Gutes zu Essen, gerne deutsche Küche, am liebsten was mit Wild. Leider waren alle Lokalitäten, die mir Würdig erschienen komplett ausgebucht. Nix zu machen. War aber auch zu erwarten. Reservieren wollte ich aber bewusst nicht, da wir uns keinen Termindruck setzen wollten. Also Plan B musste her. Kurz überlegt, was liegt auf dem Heimweg, fiel mir das Landhaus Stempel im beschaulichen Windesheim am unteren Rand des Hunsrücks ein. Unter Weinkennern macht das Dorf an der Nahe seit ein paar Jahren immer wieder mit großartigen Burgundern Furore. Das Landhaus Stempel lag schon länger in meinem Fokus, ergab sich bisher aber nie eine Gelegenheit. Also kurze Rücksprache mit meinem Fräulein, Genehmigt!
Runter von der A61, dann nach gut drei Minuten konnten wir den Autowagen fast vor der Haustür an der Straße parken. Von außen wirkt die Gaststätte sehr rustikal, das Alter macht sich bemerkbar. Gegenüber hat man vor Jahren ein Gästehaus errichtet mit Kegelbahnen im Keller. Wirkt deutlich moderner. Wir also kurz auf die im Aushang befindliche Karte geguckt, Soonwaldhirsch gelesen und über die drei Stufen rein in gute Stube… Die wirkt auch rustikal, helles Holz dominiert an Wänden und Decke, ebenso die Tische, Stühle und Bänke. Der Tresen auch aus demselben Holz geschnitzt. So richtig gefallen tut’s aber nicht. Wirkt es wie eine Kneipe, nur der Stammtisch fehlte…
Wir werden von einer jungen Dame hinter dem Tresen bemerkt und mit einem kurzen Hallo begrüßt. „Ob wir was essen könnten?“ Man erwidert mir positiv, „aber wir müssten hier oben Platz nehmen, unten wäre alles belegt und reserviert.“ Nicht schlimm. Viel schöner war es unten auch nicht, zwar sehr viel heller, weiß dominierte, aber der Raum recht groß und auch recht lieblos eingerichtet. Das Publikum sah nach Stammkundschaft aus und wohl schon zu Zeiten hier als der Vater des heutigen jungen Küchenchefs hier noch kochte.
Wir setzten uns dann an einen Ecktisch, der auch Platz für fünf Personen bot. Auf dem Tisch eine Schiefertafel auf der eine kleine Laterne stand, ein Glas dessen Inhalt ich nicht mehr weiß und zwei Streuer mit Salz und einem anderen grauen Pulver…
Es dauerte dann nicht lange, da wurden uns die Karten gereicht und gleichzeitig das Teelicht entzündet, was aber bald wieder ausging, da eigentlich schon runtergebrannt. Und schon der erste Dämpfer. Da steht nix von Hirsch. Sollte man mal die Karte außen austauschen. Nun denn. Das Menü (4 Gänge für 37€) konnte eigentlich schon gefallen, aber so gut war es mit dem Hunger jetzt auch nicht bestellt. Die Karte ist klein und gut durchdacht. Regionale Produkte und Küche werden hier angeboten. Und immer was die Saison zu bieten hat. Dazu beste Weine vor allem aus Windesheim und ein paar aus umliegenden Ortschaften, ausschließlich von der Nahe. Ich persönlich hätte mir etwas mehr Auswahl gewünscht (gut, Riesling gibt es ausreichend, sogar ein Großes Gewächs vom Weingut Schäfer / Burg Layen, aber die Roten kommen mir zu kurz…), sowohl bei den Weinen im offenen Ausschank aber vor allem bei den Flaschenweinen. Bietet unsere Region so viel gute Weine, gerade in Windesheim was weiße und rote Burgunder angeht…
Vorweg dufte es für mich aber ein alkoholfreies Kirner Weizen sein (0,5/ 3,50€) - Gegen den Durst. Fräulein wählte einen trockenen Spätburgunder (0,2/4,50€) vom Weingut Lindenhof / Windesheim. Dazu ein kleines Wasser (0,2/1,90€) welches am Tisch von der Kellnerin eingegossen wurde. Nachdem wir auch die Speisenbestellung aufgaben, stellte uns eine weitere, etwas ältere (Aushilfs-?) Servicekraft ein Öl und ein paar Scheiben Baguette auf den Tisch. Danach brachte sie uns zwei eiskalte Teller für Brot und Öl. Das Olivenöl, aromatisiert mit Rosmarinzweigen in der Flasche, konnte überzeugen. Auf das durchschnittliche Weißbrot geträufelt und ein paar Körner Salz aus dem Streuer war das ein leckerer Auftakt. Das Besteck, welches uns dann an den Tisch gebracht wurde wird wohl neben den Tellern im Kühlschrank gelagert. Sehr, sehr kalt! Dann kamen die Vorspeisen…
Rinderkraftbrühe (4,50€)
Fräulein hatte Lust auf warme Suppe, dazu gab es in der weißen Suppenterrine Markklößchen und Gemüseeinlagen. Die Klößchen waren akzeptabel, mir hatte die Suppe aber zu wenig Wumms. Mehr eine kräftigere Gemüsebrühe denn Rind. Salz fehlte auch. Aber dem Fräulein war’s Recht. Dann will ich mal nicht so sein. Ich hatte ja auch nur einen Löffel zum Probieren. 3*
Lachstatar (9,50€)
Optisch schön angerichtet. Ein Türmchen geräuchertes Lachstatar, daneben Berglinsensalat und ein Klecks Cremé Fraiche, garniert mit Gartenkresse. Ein bisschen Olivenöl und Balsamicopunkte die weitere Tellerdeko. Hätte man den Balsamico unter die Linsen gegeben, wären die perfekt gewesen. So waren sie etwas langweilig aber sonst gut im Biss und schmackhaft. Der Lachs war lecker, wenn auch nicht selbst geräuchert, reichlich was die Portion anging. Untergemischt waren Radieschen Stücke, was eine gewisse Schärfe ins Spiel brachte. Einzig dieser verunglückte Kartoffelchip der oben im Turm steckte blieb nach einem Bissen auf dem Teller liegen. Der gefiel gar nicht. Zu lange im Fett gebadet… Und die Cremé Fraiche kam leider direkt aus der Packung auf den Teller. Da wäre etwas mehr Raffinesse gut gewesen. Nur etwas Salz und Pfeffer, gut wär es gewesen. So gerade 3,5*
Die Vorspeisen waren okay, mit etwas mehr Liebe und Feingefühl wäre mehr drin gewesen. Zeit um die Toiletten aufzusuchen. Die gehörten mal gründlich überholt. Wenn ich mich nicht irre, könnten die so noch aus den Achtzigern stammen. Funktioniert hat alles, sauber war es auch.
Zurück dann am Tisch bestellte ich mir dann auch noch einen Spätburgunder und tat es somit meinem Fräulein gleich. Ebenfalls folgte auch ein kleines Wasser. Und das war auch so eiskalt. Brrrr……
Naja, warm wird’s ja von alleine… Mittlerweile füllte sich auch der kleine Gastraum in dem wir saßen, mansche mussten sogar wieder weggeschickt werden, da kein Platz mehr war…
Zeitgleich serviert, die Hauptgänge:
Käsespäzle (9,50€)
Vorweg bekam meine Begleiterin einen Beilagensalat, der bestand aus Kopfsalat und rotem Eichblatt. Unten versteckte sich auch weißer Krautsalat. Ein Stückchen Tomate und das Radieschen brachten Farbe auf den Teller. Das Dressing war sein fein, gutes Öl-Essig-Gemisch. Guter Salat!
Die „Allgäuer Käs‘ Spätzle“ waren dem Anschein nach selbst gemacht. Wahrscheinlich sogar geschabt. Hatten genug Salz gesehen und waren sehr fluffig. Der Käse zum Glück nicht zu mächtig, und geschmacklich präsent genug aber nicht dominierend. Ich fand es schon fast ein leichtes Gericht. Und die Röstzwiebeln wurden ihrem Namen gerecht und waren ausgezeichnet. Gutes, rundes Gericht. Sehr gerne wieder! 4,5*
Bretzenheimer Damhirschrücken (23€)
Der Preis erst mal ne Ansage. Und laut Karte mit Spätburgunderjus, Rosenkohl und Rosmarinkartoffeln. Gleich vorweg. Ich fand’s mehr als gut. Um mit dem schlechten zu beginnen – die Jus. Selbst angesetzt, keine Frage, aber hier war mir das Gemüse zu dominant. Wenig von Wild, geschweige denn Spätburgunder. Dafür das Fleisch einfach perfekt. Allein schon die tolle Anrichteweise. Mittig auf dem Soßenspiegel lachten mich zwei Stücke rosa Wild an (eigentlich ist es ja kein „Wild“. Wird es auf Weiden gehalten, zugefüttert. Hier ist es ein Hobby des Seniorchefs, und er hält sich das Vieh selbst im 15 km entfernten Bretzenheim).
Geschmacklich aber ohne Kritik. Da stimmte alles. Der Rosenkohl war blanchiert und dann in Butter geschwenkt, hatte noch einen schönen Biss und angenehme Würze. Ebenso die Rosmarinkartoffeln, die Abwechselnd mit dem Kohl rund um das Fleisch lagen. Schöne Kartoffelsorte, mit Rosmarinsalz gewürzt. Dazu der feine, kraftvolle Spätburgunder (den ich in der Soße vermisste..) Ein feines Gericht. Etwas teuer, aber gut. Wenn jetzt noch die Soße stimmt gibt’s volle Punktzahl. 4,5*
Wir waren beide satt, beim Abräumen wurde noch mal nachgefragt ob alles recht war und ob es noch etwas sein darf. Ich verlangte dann die Rechnung. Die kam auch bald, ein ordentlicher Beleg, bezahlt hatte ich dann bar plus Trinkgeld.
Fazit:
Der junge Koch versteht sein Handwerk, kann kochen. Die Ideen sind da, die Produkte stimmen. Wenn er seine Vorstellungen noch besser umsetzen kann wird das was Großes dort in Windesheim. Die wenigen Punkte, die ich ansprach trüben etwas den Gesamteindruck, das Essen aber immer noch mit 4* als sehr gut zu bezeichnen. Ich bin fest überzeugt, der Junge kann noch mehr!
Was ich vom Service auch behaupten muss! Das war etwas herzlos. Die kalte Begrüßung, die Teller, Bestecke und das Wasser noch kälter. Am Gast zu schnell. Hier wird erst gar nicht versucht irgendeine Beziehung aufzubauen. Servieren, abräumen, rausschmeißen. (vielleicht nicht ganz so arg, aber dem Sinn nach..) Schade eigentlich. 2,5* Das Ambiente lässt auch zu wünschen übrig. Eigentlich mag ich das rustikale, aber hier das hat für mich mehr Kneipencharakter. Nicht schmuddelig oder negativ in irgendeiner Art, aber es kommt einfach kein Wohlgefühl auf… Das bisschen Deko passend zu Jahreszeit rettet da nix. Hier und da ein Geweih, oder Bilder aus dem Soonwald und von der Nahe würden das alles aufpeppen. Und der Raum unten wirkt eher wie eine Turnhalle, in der Tische stehen. 2,5* An der Sauberkeit gibt es eigentlich nichts zu bemängeln, außer am Alter der sanitären Einrichtung. Ansonsten alles in Ordnung. 4* PLV ist mir auch 4* wert, kleiner Dämpfer durch das (im Gegensatz zu den anderen Preisen) etwas teure Damwild.
Trotz allem werde ich bestimmt wieder hier einkehren. Das Essen hat mich überzeugt, da kann ich auf jeden Fall das Ambiente verkraften, und der Service hat vielleicht ja auch nur einen schwachen Tag gehabt.
3,5 – wenn es sich ergibt, gerne wieder
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder - nach "Küchenreise")
Landhaus Stempel
In Ahrweiler hatten wir den Weihnachtsmarkt besucht, und der Plan sah auch vor, dort etwas Gutes zu Essen, gerne deutsche Küche, am liebsten was mit Wild. Leider waren alle Lokalitäten, die mir Würdig erschienen komplett ausgebucht. Nix zu machen. War aber auch zu erwarten. Reservieren wollte ich aber bewusst nicht, da wir uns keinen Termindruck setzen wollten. Also Plan B musste her. Kurz überlegt, was liegt auf dem Heimweg, fiel mir das Landhaus Stempel im beschaulichen Windesheim am unteren... mehr lesen
3.5 stars -
"Gute Regionale Küche die mit Sicherheit noch mehr kann. Die Einrichtung gehört überdacht..." NoluxLandhaus Stempel
In Ahrweiler hatten wir den Weihnachtsmarkt besucht, und der Plan sah auch vor, dort etwas Gutes zu Essen, gerne deutsche Küche, am liebsten was mit Wild. Leider waren alle Lokalitäten, die mir Würdig erschienen komplett ausgebucht. Nix zu machen. War aber auch zu erwarten. Reservieren wollte ich aber bewusst nicht, da wir uns keinen Termindruck setzen wollten. Also Plan B musste her. Kurz überlegt, was liegt auf dem Heimweg, fiel mir das Landhaus Stempel im beschaulichen Windesheim am unteren
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In Ahrweiler hatten wir den Weihnachtsmarkt besucht, und der Plan sah auch vor, dort etwas Gutes zu Essen, gerne deutsche Küche, am liebsten was mit Wild. Leider waren alle Lokalitäten, die mir Würdig erschienen komplett ausgebucht. Nix zu machen. War aber auch zu erwarten. Reservieren wollte ich aber bewusst nicht, da wir uns keinen Termindruck setzen wollten. Also Plan B musste her. Kurz überlegt, was liegt auf dem Heimweg, fiel mir das Landhaus Stempel im beschaulichen Windesheim am unteren Rand des Hunsrücks ein. Unter Weinkennern macht das Dorf an der Nahe seit ein paar Jahren immer wieder mit großartigen Burgundern Furore. Das Landhaus Stempel lag schon länger in meinem Fokus, ergab sich bisher aber nie eine Gelegenheit. Also kurze Rücksprache mit meinem Fräulein, Genehmigt!
Runter von der A61, dann nach gut drei Minuten konnten wir den Autowagen fast vor der Haustür an der Straße parken. Von außen wirkt die Gaststätte sehr rustikal, das Alter macht sich bemerkbar. Gegenüber hat man vor Jahren ein Gästehaus errichtet mit Kegelbahnen im Keller. Wirkt deutlich moderner. Wir also kurz auf die im Aushang befindliche Karte geguckt, Soonwaldhirsch gelesen und über die drei Stufen rein in gute Stube… Die wirkt auch rustikal, helles Holz dominiert an Wänden und Decke, ebenso die Tische, Stühle und Bänke. Der Tresen auch aus demselben Holz geschnitzt. So richtig gefallen tut’s aber nicht. Wirkt es wie eine Kneipe, nur der Stammtisch fehlte…
Wir werden von einer jungen Dame hinter dem Tresen bemerkt und mit einem kurzen Hallo begrüßt. „Ob wir was essen könnten?“ Man erwidert mir positiv, „aber wir müssten hier oben Platz nehmen, unten wäre alles belegt und reserviert.“ Nicht schlimm. Viel schöner war es unten auch nicht, zwar sehr viel heller, weiß dominierte, aber der Raum recht groß und auch recht lieblos eingerichtet. Das Publikum sah nach Stammkundschaft aus und wohl schon zu Zeiten hier als der Vater des heutigen jungen Küchenchefs hier noch kochte.
Wir setzten uns dann an einen Ecktisch, der auch Platz für fünf Personen bot. Auf dem Tisch eine Schiefertafel auf der eine kleine Laterne stand, ein Glas dessen Inhalt ich nicht mehr weiß und zwei Streuer mit Salz und einem anderen grauen Pulver…
Es dauerte dann nicht lange, da wurden uns die Karten gereicht und gleichzeitig das Teelicht entzündet, was aber bald wieder ausging, da eigentlich schon runtergebrannt. Und schon der erste Dämpfer. Da steht nix von Hirsch. Sollte man mal die Karte außen austauschen. Nun denn. Das Menü (4 Gänge für 37€) konnte eigentlich schon gefallen, aber so gut war es mit dem Hunger jetzt auch nicht bestellt. Die Karte ist klein und gut durchdacht. Regionale Produkte und Küche werden hier angeboten. Und immer was die Saison zu bieten hat. Dazu beste Weine vor allem aus Windesheim und ein paar aus umliegenden Ortschaften, ausschließlich von der Nahe. Ich persönlich hätte mir etwas mehr Auswahl gewünscht (gut, Riesling gibt es ausreichend, sogar ein Großes Gewächs vom Weingut Schäfer / Burg Layen, aber die Roten kommen mir zu kurz…), sowohl bei den Weinen im offenen Ausschank aber vor allem bei den Flaschenweinen. Bietet unsere Region so viel gute Weine, gerade in Windesheim was weiße und rote Burgunder angeht…
Vorweg dufte es für mich aber ein alkoholfreies Kirner Weizen sein (0,5/ 3,50€) - Gegen den Durst. Fräulein wählte einen trockenen Spätburgunder (0,2/4,50€) vom Weingut Lindenhof / Windesheim. Dazu ein kleines Wasser (0,2/1,90€) welches am Tisch von der Kellnerin eingegossen wurde. Nachdem wir auch die Speisenbestellung aufgaben, stellte uns eine weitere, etwas ältere (Aushilfs-?) Servicekraft ein Öl und ein paar Scheiben Baguette auf den Tisch. Danach brachte sie uns zwei eiskalte Teller für Brot und Öl. Das Olivenöl, aromatisiert mit Rosmarinzweigen in der Flasche, konnte überzeugen. Auf das durchschnittliche Weißbrot geträufelt und ein paar Körner Salz aus dem Streuer war das ein leckerer Auftakt. Das Besteck, welches uns dann an den Tisch gebracht wurde wird wohl neben den Tellern im Kühlschrank gelagert. Sehr, sehr kalt! Dann kamen die Vorspeisen…
Rinderkraftbrühe (4,50€)
Fräulein hatte Lust auf warme Suppe, dazu gab es in der weißen Suppenterrine Markklößchen und Gemüseeinlagen. Die Klößchen waren akzeptabel, mir hatte die Suppe aber zu wenig Wumms. Mehr eine kräftigere Gemüsebrühe denn Rind. Salz fehlte auch. Aber dem Fräulein war’s Recht. Dann will ich mal nicht so sein. Ich hatte ja auch nur einen Löffel zum Probieren. 3*
Lachstatar (9,50€)
Optisch schön angerichtet. Ein Türmchen geräuchertes Lachstatar, daneben Berglinsensalat und ein Klecks Cremé Fraiche, garniert mit Gartenkresse. Ein bisschen Olivenöl und Balsamicopunkte die weitere Tellerdeko. Hätte man den Balsamico unter die Linsen gegeben, wären die perfekt gewesen. So waren sie etwas langweilig aber sonst gut im Biss und schmackhaft. Der Lachs war lecker, wenn auch nicht selbst geräuchert, reichlich was die Portion anging. Untergemischt waren Radieschen Stücke, was eine gewisse Schärfe ins Spiel brachte. Einzig dieser verunglückte Kartoffelchip der oben im Turm steckte blieb nach einem Bissen auf dem Teller liegen. Der gefiel gar nicht. Zu lange im Fett gebadet… Und die Cremé Fraiche kam leider direkt aus der Packung auf den Teller. Da wäre etwas mehr Raffinesse gut gewesen. Nur etwas Salz und Pfeffer, gut wär es gewesen. So gerade 3,5*
Die Vorspeisen waren okay, mit etwas mehr Liebe und Feingefühl wäre mehr drin gewesen. Zeit um die Toiletten aufzusuchen. Die gehörten mal gründlich überholt. Wenn ich mich nicht irre, könnten die so noch aus den Achtzigern stammen. Funktioniert hat alles, sauber war es auch.
Zurück dann am Tisch bestellte ich mir dann auch noch einen Spätburgunder und tat es somit meinem Fräulein gleich. Ebenfalls folgte auch ein kleines Wasser. Und das war auch so eiskalt. Brrrr……
Naja, warm wird’s ja von alleine… Mittlerweile füllte sich auch der kleine Gastraum in dem wir saßen, mansche mussten sogar wieder weggeschickt werden, da kein Platz mehr war…
Zeitgleich serviert, die Hauptgänge:
Käsespäzle (9,50€)
Vorweg bekam meine Begleiterin einen Beilagensalat, der bestand aus Kopfsalat und rotem Eichblatt. Unten versteckte sich auch weißer Krautsalat. Ein Stückchen Tomate und das Radieschen brachten Farbe auf den Teller. Das Dressing war sein fein, gutes Öl-Essig-Gemisch. Guter Salat!
Die „Allgäuer Käs‘ Spätzle“ waren dem Anschein nach selbst gemacht. Wahrscheinlich sogar geschabt. Hatten genug Salz gesehen und waren sehr fluffig. Der Käse zum Glück nicht zu mächtig, und geschmacklich präsent genug aber nicht dominierend. Ich fand es schon fast ein leichtes Gericht. Und die Röstzwiebeln wurden ihrem Namen gerecht und waren ausgezeichnet. Gutes, rundes Gericht. Sehr gerne wieder! 4,5*
Bretzenheimer Damhirschrücken (23€)
Der Preis erst mal ne Ansage. Und laut Karte mit Spätburgunderjus, Rosenkohl und Rosmarinkartoffeln. Gleich vorweg. Ich fand’s mehr als gut. Um mit dem schlechten zu beginnen – die Jus. Selbst angesetzt, keine Frage, aber hier war mir das Gemüse zu dominant. Wenig von Wild, geschweige denn Spätburgunder. Dafür das Fleisch einfach perfekt. Allein schon die tolle Anrichteweise. Mittig auf dem Soßenspiegel lachten mich zwei Stücke rosa Wild an (eigentlich ist es ja kein „Wild“. Wird es auf Weiden gehalten, zugefüttert. Hier ist es ein Hobby des Seniorchefs, und er hält sich das Vieh selbst im 15 km entfernten Bretzenheim).
Geschmacklich aber ohne Kritik. Da stimmte alles. Der Rosenkohl war blanchiert und dann in Butter geschwenkt, hatte noch einen schönen Biss und angenehme Würze. Ebenso die Rosmarinkartoffeln, die Abwechselnd mit dem Kohl rund um das Fleisch lagen. Schöne Kartoffelsorte, mit Rosmarinsalz gewürzt. Dazu der feine, kraftvolle Spätburgunder (den ich in der Soße vermisste..) Ein feines Gericht. Etwas teuer, aber gut. Wenn jetzt noch die Soße stimmt gibt’s volle Punktzahl. 4,5*
Wir waren beide satt, beim Abräumen wurde noch mal nachgefragt ob alles recht war und ob es noch etwas sein darf. Ich verlangte dann die Rechnung. Die kam auch bald, ein ordentlicher Beleg, bezahlt hatte ich dann bar plus Trinkgeld.
Fazit:
Der junge Koch versteht sein Handwerk, kann kochen. Die Ideen sind da, die Produkte stimmen. Wenn er seine Vorstellungen noch besser umsetzen kann wird das was Großes dort in Windesheim. Die wenigen Punkte, die ich ansprach trüben etwas den Gesamteindruck, das Essen aber immer noch mit 4* als sehr gut zu bezeichnen. Ich bin fest überzeugt, der Junge kann noch mehr!
Was ich vom Service auch behaupten muss! Das war etwas herzlos. Die kalte Begrüßung, die Teller, Bestecke und das Wasser noch kälter. Am Gast zu schnell. Hier wird erst gar nicht versucht irgendeine Beziehung aufzubauen. Servieren, abräumen, rausschmeißen. (vielleicht nicht ganz so arg, aber dem Sinn nach..) Schade eigentlich. 2,5*
Das Ambiente lässt auch zu wünschen übrig. Eigentlich mag ich das rustikale, aber hier das hat für mich mehr Kneipencharakter. Nicht schmuddelig oder negativ in irgendeiner Art, aber es kommt einfach kein Wohlgefühl auf… Das bisschen Deko passend zu Jahreszeit rettet da nix. Hier und da ein Geweih, oder Bilder aus dem Soonwald und von der Nahe würden das alles aufpeppen. Und der Raum unten wirkt eher wie eine Turnhalle, in der Tische stehen. 2,5*
An der Sauberkeit gibt es eigentlich nichts zu bemängeln, außer am Alter der sanitären Einrichtung. Ansonsten alles in Ordnung. 4*
PLV ist mir auch 4* wert, kleiner Dämpfer durch das (im Gegensatz zu den anderen Preisen) etwas teure Damwild.
Trotz allem werde ich bestimmt wieder hier einkehren. Das Essen hat mich überzeugt, da kann ich auf jeden Fall das Ambiente verkraften, und der Service hat vielleicht ja auch nur einen schwachen Tag gehabt.
3,5 – wenn es sich ergibt, gerne wieder
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder - nach "Küchenreise")