Es war eine sehr schöne Zeit! Dem Gastwirtsehepaar Hannelore und Günter Katzschmann ist der Abschied in die Rente mit über 70 nicht leichtgefallen. Viele Jahrzehnte haben sie für ihre Gaststätte „Zur Wachberghöhe“ in Ottendorf-Okrilla gelebt – und natürlich vor allem für ihre Gäste. Aber irgendwann muss eben auch mal Schluss sein.
Und ihren Rückzug ins Privatleben hatten sie lange angekündigt. Sie haben sogar noch eine Zugabe gegeben. Doch ein arbeitsreiches Leben fordert irgendwann seinen Tribut. Seit einigen Wochen ist die Ausflugsgaststätte nun geschlossen. Drinnen sieht es aber so aus, als ob der nächste Besitzer nur den Bierhahn zu öffnen bräuchte, damit der Betrieb wieder anspringen könnte. Aber der Nachfolger ist eben bisher noch nicht gefunden.
Dass es ein Abschied mit Tränen wurde, hat dabei mit viel Liebe zu tun. Hannelore Katzschmann ist hier oben geboren. Vor einem halben Jahrhundert hat sie ihren Günter hier oben geheiratet. Ihre Kinder sind hier oben aufgewachsen. Sie sind aber in anderen Berufen erfolgreich geworden. Und so suchte das Gastwirts-Ehepaar einen Nachfolger außerhalb der Familie. Lange haben sie gesucht. Aber bisher eben ohne Erfolg. Ein Gasthaus in dieser Größenordnung zu führen, setzt enormen Einsatz voraus. Stühle, Tische, Equipment, alles ist in bestem Zustand. Ein Nachfolger müsste nicht viel investieren. Aber es ist schwer, Leute mit Mut zu finden, sich in der Gastronomie durchsetzen zu wollen. Also bleibt im Moment nur die Erinnerung. Und die Katzschmanns denken gern an ihr arbeitsreiches Leben. Sie haben in der Wachberghöhe die Geschichte ihrer Eltern und Großeltern fortgeschrieben. Die eröffneten den Gasthof hier 1928. Zu Pfingsten legten sie einen erfolgreichen Start als Ausflugslokal für Dresdner Sommerfrischler hin. Im Sommer kamen Wanderer und die ersten Autofahrer. Ottendorfer Chorsänger gaben hier viele ausverkaufte Konzerte. Und um auch im Winter attraktiv zu bleiben, ließen die Vorfahren sogar eine Sprungschanze auf die Wachberghöhe bauen! Tatsächlich wurde sie zum Anlaufpunkt für Freizeit-Skispringer. Radio war damals selten, Fernsehen war unbekannt. Mit den Sportlern kamen viele Zuschauer auf den Wachberg. Siege oder Niederlagen, es gab immer gute Gründe, anschließend im Gasthaus „einzuschweben“.
1941 starb der Betriebsgründer. Er war gerade mal 56 geworden. Die Familie machte weiter und kämpfte sich durch die schweren Zeiten des Zweiten Weltkrieges. Als der endlich vorbei war, wurden die Bretter der Sprungschanze zum Heizen gebraucht. Aber die Gaststätte überlebte. In bittersten Zeiten, wenn das Gasthaus zur Wachberghöhe nicht genug abwarf, um eine Familie zu ernähren, wurden Doppelschichten gefahren. Tagsüber war Hannelore Katzschmanns Vater in der Materialversorgung von Sachsenglas Schwepnitz tätig. Abends bewirtschaftete er dann die Gaststätte. All diese Härten sind vergessen. Geblieben sind wunderbare Erinnerungen. An die vielen Veranstaltungen beispielsweise. In den Nachkriegsjahren war der Hunger nach Kultur gigantisch. Und als der Lebensstandard wieder stieg, wollten die Gäste auch wieder auf der Wachberghöhe feiern: Tanzabende, runde Geburtstage, Hochzeiten.
Hinter den Kulissen wurde derweil um „Freigaben“ für Fleisch und Wurstwaren gekämpft. „Meine Eltern sprachen nie darüber, sie lösten die Probleme so gut es möglich war“, erinnert sich Hannelore Katzschmann. Die Familie hielt zusammen. Das war ihr Trumpf. So blieb die Wachberghöhe ein beliebter Ausflugsort. Was der Betrieb abwarf, wurde investiert. Den „sozialistischen“ Begehrlichkeiten nach Verstaatlichung entzog sich die Familie durch einen Vertrag. Der machte sie zu Kommissionshändlern der HO, der DDR-Handelsorganisation also. Leicht, nein leicht, war es dennoch nicht. Und Freizeit war ein seltenes Gut. Denn auch Hannelore Katzschmann arbeitete tagsüber nicht hier oben, sondern in der Hauptbuchhaltung des Presswerks, „unten“ in Ottendorf-Okrilla.
„In diesem Haus steckt das Herzblut unseres Lebens“, macht sie deutlich. Und die Tür zu schließen, war nicht leicht für das Ehepaar. Noch haben sie die Hoffnung aber nicht aufgegeben, dass eines Tages doch noch mal der Zapfhahn aufgedreht wird. Hier oben, auf der Wachberghöhe.
Es war eine sehr schöne Zeit! Dem Gastwirtsehepaar Hannelore und Günter Katzschmann ist der Abschied in die Rente mit über 70 nicht leichtgefallen. Viele Jahrzehnte haben sie für ihre Gaststätte „Zur Wachberghöhe“ in Ottendorf-Okrilla gelebt – und natürlich vor allem für ihre Gäste. Aber irgendwann muss eben auch mal Schluss sein.
Und ihren Rückzug ins Privatleben hatten sie lange angekündigt. Sie haben sogar noch eine Zugabe gegeben. Doch ein arbeitsreiches Leben fordert irgendwann seinen Tribut. Seit einigen Wochen ist die... mehr lesen
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"Das Aus in der "Wachberghöhe"-Das Wirtsehepaar der Ottendorfer Traditionsgaststätte ist in Rente gegangen" JenomeEs war eine sehr schöne Zeit! Dem Gastwirtsehepaar Hannelore und Günter Katzschmann ist der Abschied in die Rente mit über 70 nicht leichtgefallen. Viele Jahrzehnte haben sie für ihre Gaststätte „Zur Wachberghöhe“ in Ottendorf-Okrilla gelebt – und natürlich vor allem für ihre Gäste. Aber irgendwann muss eben auch mal Schluss sein.
Und ihren Rückzug ins Privatleben hatten sie lange angekündigt. Sie haben sogar noch eine Zugabe gegeben. Doch ein arbeitsreiches Leben fordert irgendwann seinen Tribut. Seit einigen Wochen ist die
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Und ihren Rückzug ins Privatleben hatten sie lange angekündigt. Sie haben sogar noch eine Zugabe gegeben. Doch ein arbeitsreiches Leben fordert irgendwann seinen Tribut. Seit einigen Wochen ist die Ausflugsgaststätte nun geschlossen. Drinnen sieht es aber so aus, als ob der nächste Besitzer nur den Bierhahn zu öffnen bräuchte, damit der Betrieb wieder anspringen könnte. Aber der Nachfolger ist eben bisher noch nicht gefunden.
Dass es ein Abschied mit Tränen wurde, hat dabei mit viel Liebe zu tun. Hannelore Katzschmann ist hier oben geboren. Vor einem halben Jahrhundert hat sie ihren Günter hier oben geheiratet. Ihre Kinder sind hier oben aufgewachsen. Sie sind aber in anderen Berufen erfolgreich geworden. Und so suchte das Gastwirts-Ehepaar einen Nachfolger außerhalb der Familie. Lange haben sie gesucht. Aber bisher eben ohne Erfolg. Ein Gasthaus in dieser Größenordnung zu führen, setzt enormen Einsatz voraus. Stühle, Tische, Equipment, alles ist in bestem Zustand. Ein Nachfolger müsste nicht viel investieren. Aber es ist schwer, Leute mit Mut zu finden, sich in der Gastronomie durchsetzen zu wollen. Also bleibt im Moment nur die Erinnerung. Und die Katzschmanns denken gern an ihr arbeitsreiches Leben. Sie haben in der Wachberghöhe die Geschichte ihrer Eltern und Großeltern fortgeschrieben. Die eröffneten den Gasthof hier 1928. Zu Pfingsten legten sie einen erfolgreichen Start als Ausflugslokal für Dresdner Sommerfrischler hin. Im Sommer kamen Wanderer und die ersten Autofahrer. Ottendorfer Chorsänger gaben hier viele ausverkaufte Konzerte. Und um auch im Winter attraktiv zu bleiben, ließen die Vorfahren sogar eine Sprungschanze auf die Wachberghöhe bauen! Tatsächlich wurde sie zum Anlaufpunkt für Freizeit-Skispringer. Radio war damals selten, Fernsehen war unbekannt. Mit den Sportlern kamen viele Zuschauer auf den Wachberg. Siege oder Niederlagen, es gab immer gute Gründe, anschließend im Gasthaus „einzuschweben“.
1941 starb der Betriebsgründer. Er war gerade mal 56 geworden. Die Familie machte weiter und kämpfte sich durch die schweren Zeiten des Zweiten Weltkrieges. Als der endlich vorbei war, wurden die Bretter der Sprungschanze zum Heizen gebraucht. Aber die Gaststätte überlebte. In bittersten Zeiten, wenn das Gasthaus zur Wachberghöhe nicht genug abwarf, um eine Familie zu ernähren, wurden Doppelschichten gefahren. Tagsüber war Hannelore Katzschmanns Vater in der Materialversorgung von Sachsenglas Schwepnitz tätig. Abends bewirtschaftete er dann die Gaststätte. All diese Härten sind vergessen. Geblieben sind wunderbare Erinnerungen. An die vielen Veranstaltungen beispielsweise. In den Nachkriegsjahren war der Hunger nach Kultur gigantisch. Und als der Lebensstandard wieder stieg, wollten die Gäste auch wieder auf der Wachberghöhe feiern: Tanzabende, runde Geburtstage, Hochzeiten.
Hinter den Kulissen wurde derweil um „Freigaben“ für Fleisch und Wurstwaren gekämpft. „Meine Eltern sprachen nie darüber, sie lösten die Probleme so gut es möglich war“, erinnert sich Hannelore Katzschmann. Die Familie hielt zusammen. Das war ihr Trumpf. So blieb die Wachberghöhe ein beliebter Ausflugsort. Was der Betrieb abwarf, wurde investiert. Den „sozialistischen“ Begehrlichkeiten nach Verstaatlichung entzog sich die Familie durch einen Vertrag. Der machte sie zu Kommissionshändlern der HO, der DDR-Handelsorganisation also. Leicht, nein leicht, war es dennoch nicht. Und Freizeit war ein seltenes Gut. Denn auch Hannelore Katzschmann arbeitete tagsüber nicht hier oben, sondern in der Hauptbuchhaltung des Presswerks, „unten“ in Ottendorf-Okrilla.
„In diesem Haus steckt das Herzblut unseres Lebens“, macht sie deutlich. Und die Tür zu schließen, war nicht leicht für das Ehepaar. Noch haben sie die Hoffnung aber nicht aufgegeben, dass eines Tages doch noch mal der Zapfhahn aufgedreht wird. Hier oben, auf der Wachberghöhe.