Klosterhotel Wöltingerode
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Wöltingerode 3, 38690 Goslar
Hotel Partyservice Eventlocation
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GastroGuide-User: stekis
stekis hat Klosterhotel Wöltingerode in 38690 Goslar bewertet.
vor 7 Jahren
"Hoher eigener Anspruch nicht erfüllt"
Verifiziert

Geschrieben am 06.07.2017 | Aktualisiert am 06.07.2017
Besucht am 29.05.2017 2 Personen
Wir hatten uns für zwei Tage in diesem Hotel einquartiert, das Abendessen für beide Tage war in dem Arrangement enthalten. Ich fasse in diesem Bericht unsere Erlebnisse beider Tage zusammen.

Das Abendessen am Ankunftstag (Sonntag) wurde in Buffetform in einem separaten Raum bereitgestellt, die Tische waren im ehemaligen Kreuzgang des Klosters aufgebaut. Leider war es an diesem sehr heißen Tag nicht vorgesehen, die durchaus vorhandenen Tische im Innenhof zu nutzen.

Das Mobiliar bestand aus dunklem Holz, die Tische waren mit weißen Stofftischdecken bedeckt. Die Plätze waren mit Tellern für Hauptgericht und Vorspeisen eingedeckt, dazu gab es entsprechend doppeltes Besteck. Weingläser komplettierten die Plätze, mit kleinen Kärtchen waren die Tische für die einzelnen Gästegruppen reserviert.

Kurz nachdem wir an dem für uns reservierten Tisch Platz genommen hatten, erschien ein junger Kellner und fragte nach unseren Getränkewünschen. Angesichts der verhältnismäßig langen Anreise bei sommerlichen Temperaturen gab es für mich keine Alternative zu einem Hefeweißbier, Madame bestellte „ein Wasser“. Ohne Rückfrage und ohne Gelegenheit zu weiteren Erläuterungen zu geben verschwand der Kellner und brachte nach wenigen Minuten mein Bier und eine kleine Flasche „Gerolsteiner Classic“, die er unverzüglich öffnete und einschenkte. Leider war diese Version des Mineralwassers etwa diametral entgegengesetzt zu der, die eigentlich gewünscht war, nämlich eine große Flasche mit möglichst wenig Kohlensäure.

Anschließend suchten wir mit unseren Vorspeisentellern den Nachbarraum auf, in dem das Buffet aufgebaut war. Stücke von Pfeffermakrele und gerollter Räucherlachs waren sehr gut, die Präsentation von Vitello Tonnato mit den dünnen Fleischscheiben auf einem „Haufen“ und mit der Tunfischsauce in einem separaten Behälter war zumindest etwas ungewöhnlich, der Geschmack jedoch nicht besonders. Sehr gut wiederum der Rindfleisch- und der Rucolasalat, die weiteren Vorspeisen sprachen uns nicht besonders an.

Ich war dann noch einmal zu den Vorspeisen gegangen und kam mit einem frisch gefüllten Teller zurück. In der Zwischenzeit hatte der Kellner den vorigen Teller mitsamt Besteck abgeräumt, obwohl ich dieses kreuzweise auf dem Teller gelassen hatte und nicht etwa in „Zwanzig-nach-Vier-Position“. Auf Anforderung brachte er dann aber neues Vorspeisenbesteck.

Madame hatte sich statt eines zweiten Vorspeisengangs bei der Gemüsecremesuppe bedient, bereute diesen Entschluss aber sehr bald. Es stellte sich nämlich heraus, dass das enthaltene Gemüse nur äußerst unzureichend geputzt worden war, innerhalb kürzester Zeit lagen etwa  zehn holzige Stücke auf dem Unterteller.

In der Zwischenzeit war eine Gruppe ausländischer Gäste (ich hielt sie für Dänen) eingetroffen, sie hatten zunächst alle verschiedene Biere bestellt und sich dann wie ein Heuschreckenschwarm über das Hauptspeisenbuffet hergemacht. Als wir dann wenig später den Hauptgang holen wollten, gab es noch genau eine millimeterdünn geschnittene Scheibe Hackbraten, in der Bain Marie daneben drei Putenrouladen. Dieses „Angebot“ wurde auch, soweit wir beobachten konnten, nicht wieder aufgefüllt. Wir nahmen also von den Putenrouladen, Madame schöpfte dazu von den Gnocchi, ich bediente mich bei den Schupfnudeln.

Zurück am Tisch stellten wir fest, dass das Putenfleisch so fest war, dass man es kaum schneiden konnte. Es ist mir ein Rätsel, wie man mit Geflügelfleisch diesen Effekt erzielen kann. Dafür waren die Gnocchi völlig verwässert und geschmacklos, die Schupfnudeln waren einigermaßen in Ordnung.

Die als Nachtisch angebotenen kleinen Gläser „Waldfruchtmousse mit Vanillesauce“ und „Rote Grütze mit Minze“ erreichten geschmacklich lediglich das Niveau eines durchschnittlichen Fertigprodukts, so etwas geht mit frischen Zutaten deutlich besser.

Die Erfahrungen dieses Essens teilten wir auch der Dame an der Rezeption mit, die das Desaster zum Teil mitbekommen hatte. Sie bat um Verständnis, da der Chefkoch seinen freien Tag habe und sowohl in der Küche als auch im Service an diesem Abend nur Auszubildende im Dienst seien.

Das Frühstück am nächsten Morgen stimmte uns dann wieder positiv: Es gab etwa ein halbes Dutzend verschiedene Brötchen- und mehrere Brotsorten, dazu vier Platten mit Wurst- und Käseaufschnitt. Eine davon bot eine Kollektion regionaler Wurstspezialitäten, außerdem gab es auch hier eine kleine Auswahl an Fisch. Bei den warmen Bestandteilen gab es natürlich Rührei mit Speck, weiterhin kleine Bratwürstchen und kleine Frikadellen. Qualitativ und geschmacklich war die Auswahl einwandfrei, die Wurstsorten heimischer Herkunft waren geschmacklich ausgezeichnet.

Im Laufe des Tages waren die Teilnehmer eines Seminars eingetroffen, für die am Abend im Innenhof gegrillt wurde. Für die übrigen Gäste des Hauses waren wieder die Tische im Kreuzgang eingedeckt, diesmal aber weiter im Hintergrund und getrennt von den Aktivitäten der Seminarteilnehmer. An diesem Abend war ein Menü mit drei Gängen vorgesehen, das Programm lag auf den Tischen aus. Suppe und Nachtisch lagen fest, beim Hauptgang konnte zwischen zwei Gerichten gewählt werden:

„Tafelspitzbraten mit Meerrettichsoße an Romanesco und Dampfkartoffeln“

Oder

„Poularde mit Tomate gefüllt an mediterranem Gemüse und Kräuterreis“

Eine Bedienung begrüßte uns freundlich und fragte nach unseren Getränkewünschen. Vorsichtig geworden durch die Erfahrung des Vorabends orderte Madame eine große Flasche Mineralwasser „medium“, ich blieb beim Weißbier. Die Getränke wurden nach kurzer Zeit gebracht, dann fragte die Bedienung, für welchen Hauptgang wir uns entschieden hätten. Unisono bestellten wir den Tafelspitz, den man ja sonst nicht so häufig bekommt.

Jetzt servierte die Bedienung auch an den anderen Tischen, wo die Gäste zum Teil früher eingetroffen waren als wir, bevor sie uns als amuse gueule ein paar Scheiben Brot in zwei verschiedenen Sorten und dazu einen Quark Dip servierte. Dabei kam sie abwechselnd durch den Haupteingang und durch eine Tür im Hintergrund des Raumes, die von einem automatischen Türschließer jedes Mal mit ziemlichem Krach ins Schloss geworfen wurde. Ein Gast am Nachbartisch,  der sich von diesem Krach gestört fühlte, sprach das an und bat darum, die Tür wegen der erheblichen Geräuschentwicklung nicht weiter zu benutzen.

Die Bedienung versprach, ihre Kollegen entsprechend zu informieren. Das hatte aber im weiteren Verlauf wenig Effekt; nicht nur dass die anderen Servicemitarbeiter weiterhin diese Tür benutzten, sondern es wurden offensichtlich neu eingetroffene Gäste mit ihren Rollkoffern von der Rezeption durch den Speiseraum geschickt, obwohl es in dem direkt hinter der Tür angrenzenden Flügel gar keine Gästezimmer gab.

Die Spargelcremesuppe wurde dann nach kurzer Zeit serviert. Sie erwies sich aber nicht als Spargelcremesuppe, sondern als Spargelsuppe mit Sahne, und sie schmeckte mehr nach Sahne als nach Spargel. Eine klare Enttäuschung, auch im Hinblick auf die Versprechung der Rezeptionistin vom Vorabend, dass das Essen normalerweise sehr gut sei.

Am Nachbartisch hatte die Bedienung gerade das Amuse gebracht, als ein neu hinzugekommener Kollege auch schon die Suppe servierte, bevor die Gäste auch nur ein Stück Brot in die Hand genommen hatten – ein nicht ganz perfektes Timing….

Kurz nach dem Abräumen der geleerten Suppentassen bekamen wir dann die Teller mit dem Hauptgang: Zwei Scheiben Fleisch, überzogen mit weißer Sauce, ein paar Kartoffeln und einige Romanescoröschen, die sich als angenehm bissfest herausstellten. Die Kartoffeln waren in Ordnung, das Fleisch perfekt gegart und sehr zart.

Geschmacklich ziemlich flach kam die Meerrettichsauce daher, bei der der Meerrettich kaum herauszuschmecken war, geschweige denn dass er leicht gebissen hätte.
Die abschließende Mousse  von der weißen Schokolade mi
t Himbeerkompott war dann wieder gut, aber auch nicht herausragend und konnte daher den Gesamteindruck nicht retten.

Am letzten Morgen unseres Aufenthalts gingen wir erst um etwa 8:45 Uhr zum Frühstück, um dem Auftrieb der Seminarteilnehmer auszuweichen. Wie anzunehmen erwies sich das Buffet als schon reichlich geplündert, insbesondere gab es kaum noch frisches Obst und auch nur noch wenig von den heimischen Wurstsorten.

Als dann innerhalb von zwanzig Minuten nichts nachgelegt wurde (die Frühstückzeit geht offiziell bis 10:00 Uhr) fragten wir explizit nach diesen beiden Dingen. Mit dem Ergebnis, dass exakt vier Scheiben Blutwurst und eine aufgeschnittene (und völlig harte) Kiwi nachgeschoben wurden.

Dieses Spiel von Licht und extremen Schatten wird uns jedenfalls von weiteren Besuchen im Klosterhotel Abstand nehmen lassen, zumal es auch im Bereich der Hotellerie und außerhalb der Gastronomie bemerkenswerte Ereignisse gab, die aber natürlich nicht Bestandteil dieser Rezension sein können.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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