Geschrieben am 05.08.2018 2018-08-05| Aktualisiert am
05.08.2018
Besucht am 14.05.2018Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 94 EUR
Sicher, Wolfram Ritschl ist niemand, den man uneitel nennen würde, eher meinungsstark und seine Sympathie verteilt er sprunghaft. Einerseits. Andererseits hat er die Gastronomie im 120 Jahre alten Fachwerkhaus direkt an der ehemaligen Zonengrenze jetzt schon 34 Jahre erfolgreich durch wahrlich spannende Zeiten geführt. Und war dabei erfolgreich. Wirtschaftlich wohl auch, wie Ritschl stets nonchalant berichtet. Aber vor allem aus Sicht der Gäste. Nicht wegen, aber trotz des steten Stroms prominenter Gäste (besonders Politik und Wissenschaft) ist das Paris-Moskau eine erholsame Oase. Jede und jeder wird höflich Willkommen geheißen und professionell bestens bedient. Dabei ist eine leichte Distanz gewahrt, die jede Verbrüderung zwischen Personal und Gästen ausschließt. Das scheint in Zeiten des übermächtigen Casual etwas altmodisch, aber ungemein entlastend, denn jeder kann sich auf „seins“ konzentrieren. Und das ist im P-M klassische, behutsam modernisierte Küche mit französischen Anklängen. Mit einer zwar teuren, aber intelligenten Weinkarte, die auch immer wieder mal Überraschungen bereit hält. Das Ganze in einem klaren, gehobenen Ambiente
serviert u.a. von Herren, auf die der Begriff Oberkellner noch völlig passend erscheint. Im Sommer gefällt mir die gepflasterte Terrasse
mit dem üblichen Gartenmobiliar (aber eingedeckt) unter großen Sonnenschirmen. Direkt am Zaun des immer noch neuen Innenministeriums gelegen Garten mit Blick auf das Innenministerium
Auch hier hat sich Ritschl am Ende gegen die Sicherheitsbedenken durchgesetzt, wohl auch, weil die Stadt für einen präferierten Umzug in das Wäldchen vis-a-vis der Straße keine Baugenehmigung erteilt hat.
Auch gegen 21.00 Uhr konnte ich noch das beliebte 3-Gang-Menü zur Wahl aus der kleinen Karte für 42€ (mittags mit kleineren Tellern für günstige 27,5€) ordern. Nur das Licht wurde doch schnell zu schlecht für satisfaktionsfähige Bilder, so dass ausnahmsweise mal wieder „Nächster Mittag, gleiche Bestellung“ auf dem Programm stand. Hat mir auch zweimal geschmeckt, zumal es wie gesagt kleine Abweichungen gab.
Ich entschied mich für den Klassiker Zweierlei Tatar von Kalb und Rind, den Butterfisch und eine kleine Käseauswahl.
Weinmäßig stand mir (Wann nicht?) der Sinn nach klassischem Riesling und mein Wunsch nach einer Flasche aus dem kleinen Teilgebiet Ruwer war auch kein Problem. Der 2015er Einsteiger „vom Schiefer“ des Weinguts von Nell-Breuning hatte guten Trinkfluss und begleitete mich aus dem Kühler solide durch den späten Abend. Mit 36€ allerdings auch stramm bepreist. Leitungswasser gab’s ohne besondere Berechnung dazu.
Als Aperó gab es reichlich Bäcker-Weißbrot mit einer Tomaten- und einer Basilikumcrème
die beide ihre Aromaten nicht verleugneten. Dazu Kräutersalz. Am nächsten Tag war das Baguette zwar etwas schlechter, die Paprikacrème aber nicht.
Das von Hand geschnittene Fleisch hat mir sehr gefallen
Ein großer Pluspunkt die nicht zu niedrige Temperatur, so dass sich der Geschmack entfalten konnte. Das zarte Kalb war mit einem süßlichen tomatigen Dressing, aber auch einigen Kapernstücken durchmengt. Dazu ein knuspriger Brotchip. Das kräftige und im Biss festere Rind war deutlich pikanter, u.a. mit Zwiebeln und etwas säuerlicher. Die Harmonik in beiden Fällen ausgezeichnet. Der kleine Wildkräutersalat mit nicht zu saurem Dressing. Die Mittagsversion beschränkte sich auf das Kalb, dazu gab’s aber reichlich Heringskaviar und ein Wachtel-Ei
Beim reichlich bemessenen Butterfisch schwankte die Küchenleistung etwas. War er am Abend trotz eines breiten Nori-Gürtels einen Tick zu trocken geraten, wäre die zweite Portion fast noch als Tataki durchgegangen. Mir gefiel es so besser.
Auch die Beilagen differierten. Machte es sich der Fisch in der einbrechenden Dunkelheit auf einer feinen Kartoffelmousseline bequem, war es bei Sonnenschein ein sehr gelungenes Rote-Bete-Risotto
In der Dinner-Version gab es zusätzlich eine dicke Scheibe knuspriger Brioche, auf der große Tupfer Bärlauch- und Safrancrème thronten
Vielleicht etwas schwer, aber geschmacklich eine feine Ergänzung zum fetten Fisch. Mittags entfiel das köstliche Brot. Dafür wurde es mit Basilikumöl, Cranberry- und Apfelgel fruchtiger.
Zum Abschluss freute ich mich über Tomme de Savoie, kräftigen Munster und einen Ziegenkäse mit Ascherinde (ersetzt durch Heumilchkäse am Tage). Als Begleiter kamen kandierte Walnüsse und ein Zwiebel-(bzw. Apfel-)Chutney.
Und natürlich ein kleiner Begleiter vom Neusiedlersee, von einem der Tschidas aus Illmitz. Jedenfalls ein Auslese von Semillon und Sauvignon Blanc (9€).
Statt Dessert noch schnell etwas Süßes. Mangels P.X. einen Morenita Cream Sherry von Hidalgo für (7,5€).
Alle Weine waren gut, aber keine Rennpferde, dafür waren die Preise deutlich zu hoch. Das Essen dagegen mit einem ordentlichen PLV.
So wollte ich mich als letzter Gast schon aufmachen, aber dem Chef war noch nicht nach Feierabend. Während um uns herum Klarschiff gemacht wurde, gab es noch Geschichten und Süßwein beides reichlich und ohne Berechnung. Wie immer ein entspannter Abend im kleinen Fachwerkhaus unweit der großen Politik.
Sicher, Wolfram Ritschl ist niemand, den man uneitel nennen würde, eher meinungsstark und seine Sympathie verteilt er sprunghaft. Einerseits. Andererseits hat er die Gastronomie im 120 Jahre alten Fachwerkhaus direkt an der ehemaligen Zonengrenze jetzt schon 34 Jahre erfolgreich durch wahrlich spannende Zeiten geführt. Und war dabei erfolgreich. Wirtschaftlich wohl auch, wie Ritschl stets nonchalant berichtet. Aber vor allem aus Sicht der Gäste. Nicht wegen, aber trotz des steten Stroms prominenter Gäste (besonders Politik und Wissenschaft) ist das Paris-Moskau eine... mehr lesen
Paris Moskau · PM
Paris Moskau · PM€-€€€Restaurant0303942081Alt-Moabit 141, 10557 Berlin
4.0 stars -
"Eine Bank im Regierungsviertel" DerBorgfelderSicher, Wolfram Ritschl ist niemand, den man uneitel nennen würde, eher meinungsstark und seine Sympathie verteilt er sprunghaft. Einerseits. Andererseits hat er die Gastronomie im 120 Jahre alten Fachwerkhaus direkt an der ehemaligen Zonengrenze jetzt schon 34 Jahre erfolgreich durch wahrlich spannende Zeiten geführt. Und war dabei erfolgreich. Wirtschaftlich wohl auch, wie Ritschl stets nonchalant berichtet. Aber vor allem aus Sicht der Gäste. Nicht wegen, aber trotz des steten Stroms prominenter Gäste (besonders Politik und Wissenschaft) ist das Paris-Moskau eine
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serviert u.a. von Herren, auf die der Begriff Oberkellner noch völlig passend erscheint. Im Sommer gefällt mir die gepflasterte Terrasse
mit dem üblichen Gartenmobiliar (aber eingedeckt) unter großen Sonnenschirmen. Direkt am Zaun des immer noch neuen Innenministeriums gelegen
Auch hier hat sich Ritschl am Ende gegen die Sicherheitsbedenken durchgesetzt, wohl auch, weil die Stadt für einen präferierten Umzug in das Wäldchen vis-a-vis der Straße keine Baugenehmigung erteilt hat.
Auch gegen 21.00 Uhr konnte ich noch das beliebte 3-Gang-Menü zur Wahl aus der kleinen Karte für 42€ (mittags mit kleineren Tellern für günstige 27,5€) ordern. Nur das Licht wurde doch schnell zu schlecht für satisfaktionsfähige Bilder, so dass ausnahmsweise mal wieder „Nächster Mittag, gleiche Bestellung“ auf dem Programm stand. Hat mir auch zweimal geschmeckt, zumal es wie gesagt kleine Abweichungen gab.
Ich entschied mich für den Klassiker Zweierlei Tatar von Kalb und Rind, den Butterfisch und eine kleine Käseauswahl.
Weinmäßig stand mir (Wann nicht?) der Sinn nach klassischem Riesling und mein Wunsch nach einer Flasche aus dem kleinen Teilgebiet Ruwer war auch kein Problem. Der 2015er Einsteiger „vom Schiefer“ des Weinguts von Nell-Breuning hatte guten Trinkfluss und begleitete mich aus dem Kühler solide durch den späten Abend. Mit 36€ allerdings auch stramm bepreist. Leitungswasser gab’s ohne besondere Berechnung dazu.
Als Aperó gab es reichlich Bäcker-Weißbrot mit einer Tomaten- und einer Basilikumcrème
die beide ihre Aromaten nicht verleugneten. Dazu Kräutersalz. Am nächsten Tag war das Baguette zwar etwas schlechter, die Paprikacrème aber nicht.
Das von Hand geschnittene Fleisch hat mir sehr gefallen
Ein großer Pluspunkt die nicht zu niedrige Temperatur, so dass sich der Geschmack entfalten konnte. Das zarte Kalb war mit einem süßlichen tomatigen Dressing, aber auch einigen Kapernstücken durchmengt. Dazu ein knuspriger Brotchip. Das kräftige und im Biss festere Rind war deutlich pikanter, u.a. mit Zwiebeln und etwas säuerlicher. Die Harmonik in beiden Fällen ausgezeichnet. Der kleine Wildkräutersalat mit nicht zu saurem Dressing. Die Mittagsversion beschränkte sich auf das Kalb, dazu gab’s aber reichlich Heringskaviar und ein Wachtel-Ei
Beim reichlich bemessenen Butterfisch schwankte die Küchenleistung etwas. War er am Abend trotz eines breiten Nori-Gürtels einen Tick zu trocken geraten, wäre die zweite Portion fast noch als Tataki durchgegangen. Mir gefiel es so besser.
Auch die Beilagen differierten. Machte es sich der Fisch in der einbrechenden Dunkelheit auf einer feinen Kartoffelmousseline bequem, war es bei Sonnenschein ein sehr gelungenes Rote-Bete-Risotto
In der Dinner-Version gab es zusätzlich eine dicke Scheibe knuspriger Brioche, auf der große Tupfer Bärlauch- und Safrancrème thronten
Vielleicht etwas schwer, aber geschmacklich eine feine Ergänzung zum fetten Fisch. Mittags entfiel das köstliche Brot. Dafür wurde es mit Basilikumöl, Cranberry- und Apfelgel fruchtiger.
Zum Abschluss freute ich mich über Tomme de Savoie, kräftigen Munster und einen Ziegenkäse mit Ascherinde (ersetzt durch Heumilchkäse am Tage). Als Begleiter kamen kandierte Walnüsse und ein Zwiebel-(bzw. Apfel-)Chutney.
Und natürlich ein kleiner Begleiter vom Neusiedlersee, von einem der Tschidas aus Illmitz. Jedenfalls ein Auslese von Semillon und Sauvignon Blanc (9€).
Statt Dessert noch schnell etwas Süßes. Mangels P.X. einen Morenita Cream Sherry von Hidalgo für (7,5€).
Alle Weine waren gut, aber keine Rennpferde, dafür waren die Preise deutlich zu hoch. Das Essen dagegen mit einem ordentlichen PLV.
So wollte ich mich als letzter Gast schon aufmachen, aber dem Chef war noch nicht nach Feierabend. Während um uns herum Klarschiff gemacht wurde, gab es noch Geschichten und Süßwein beides reichlich und ohne Berechnung. Wie immer ein entspannter Abend im kleinen Fachwerkhaus unweit der großen Politik.