Besucht am 18.08.2018Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 96 EUR
Hoch im Norden. Ganz weit hoch im Norden. Danach kommt nur noch Dänemark. Eine Freundin ist nach Flensburg gezogen und nach nahezu 20 Jahren ist das also die Gelegenheit, mal wieder Fördeluft zu schnuppern.
Die gastronomische Landschaft, die etwas gehobene zumal, ist allerdings arg überschaubar. Ein paar Kilometer entfernt in Glücksburg gibt es mit Dirk Luthers „Meierei“ ein großartiges Zweisterne-Restaurant, das wir vor 3 Jahren schon einmal besucht hatten. Gerne hätten wir einen Abend dort verbracht. Die sommerlichen Schließzeiten verhindern dies indes. Also den Online Guide Michelin befragt – er weist exakt 1 (in Worten ein!) Restaurant für Flensburg aus. Ein Burgerrestaurant. Der Michelin ist auch nicht mehr, was er mal war.
Also geben wir unser kulinarisches Schicksal ganz in die Hände unserer Freundin und vertrauen ihrer Empfehlung, die „Jessens's Fischperle“, hübsch gelegen an der Hafenpromenade, als das beste Fischrestaurant der Stadt preist. Zugegeben: sie ist mit dem Inhaber persönlich befreundet, aber tatsächlich scheint die Reservierungssituation diesen Ruf zu bestätigen.
Für den folgenden Tag um 18 Uhr – eine Zeit, die ich für gewöhnlich mit Altersheim-Abendmahlzeiten verbinde – ist nur noch mit Ach und Krach etwas zu bekommen, danach sowieso nicht mehr. Selbst die mittlerweile etwas arg frische Terrasse füllt sich zu dieser Zeit erheblich. Wir bevorzugen den Aufenthalt im Warmen und sind etwas konsterniert, als wir zu dritt an einem Tisch von etwa 60 x 60 cm maximal platziert werden. Gemütlich ist anders.
Der Service ist flott, effizient und leidlich freundlich. Die Karte ist üppig mit mehr als 70 Positionen, dazu noch einige Tagesempfehlungen auf der Tafel. Dass der Fisch frisch ist, will ich in dieser Lage glauben, nicht nur, weil es in der Karte ausdrücklich vermerkt ist. Lediglich Garnelen würde man als TK zukaufen. Soll mir recht sein – hatte ich eh nicht vor zu bestellen.
Ich starte mit der friesischen Bouillabaisse. Die bietet exakt das, was die Karte verspricht. Reichhaltige Fischeinlage, Krabben und eine Gemüsebouillon. Optisch macht das allerdings nicht viel her. Mit Bouillabaisse verbinde ich halt doch immer noch eine eher rot von Krustentieren und Safran gefärbte intensive Fischsuppe. Irgendwie habe ich das wohl mit der Gemüsebouillon überlesen. Der Fisch ist in Ordnung, die Suppe fettig und geschmacksarm. Auch die hausgemachte Aioli kann da nichts retten. Sie ist ebenso schwachbrüstig wie die Suppe und so weit von einer Rouille entfernt wie die Sonne vom Mond.
Meine bessere Hälfte gönnt sich hausgebeizten Lachs mit Orangensenf und Rösti als Vorspeise. Beim Kräuterrührei vermisse ich die Kräuter und ein zusätzliches Salatbouquet macht dies zu einer ausgewachsenen Mahlzeit. Wir ahnen, dass es bei diesen Portionen unter Umständen problematisch werden könnte, mehr als einen Gang zu bestellen. Ansonsten ist an dem Gericht nicht viel auszusetzen.
Für mich geht es weiter mit Flensburger Pannfisch. Das sind im wesentlichen vier Fischfilets, die recht ordentlich gebraten sind. Identifizieren kann ich sie nicht wirklich, angesagt werden sie auch nicht. Dazu gibt es Wirsing in einer guten Senfsauce, etwas kross gebratenen Speck, erneut Rührei (was haben die hier nur andauernd mit so viel Eiern??) und einer unmotivierten Scheibe Wassermelone als Deko. Separat im Schälchen noch Bratkartoffeln, die mit Speck und Zwiebeln gebraten sind. Das ist wahrlich kein Teller für Cholesterinfanatiker. Mein Kardiologe wäre not amused...
Mein Mann hat Lust auf den Flensburger Heringsschmaus. Neben einem Brathering, Matjesfilet nach Hausfrauen Art und Bismarck-Hering finden sich noch Rote Bete und Bratkartoffeln auf dem reichhaltig bestückten Teller. Ach ja – und eine unmotivierte Scheibe Wassermelone. Auch hier ist die Qualität nicht zu beanstanden, aber nach dem Lachsteller muss sich auch der kräftige Mahlzeiten erprobte beste Ehemann der Welt mächtig anstrengen, nichts zurück gehen zu lassen.
Unsere Freundin, von Haus aus eine eher schmale Esserin, begnügt sich nach dem Verzicht auf die Vorspeise mit der norddeutschen Spezialität einer Gambarettipfanne. Heißt das wirklich so? Auf diversem Grillgemüse mit Parmesan finden sich eine Handvoll Garnelen. Im Schälchen dabei etwas Süßkartoffelgratin, das etwas arg pampig mit Käse überbacken ist. Ach ja – und eine unmotivierte Scheibe Wassermelone. Ich habe das nicht probiert, aber angeprickelt hat es mich alles schon optisch nicht. Unsere Freundin war aber – leidlich – zufrieden.
Nachtisch geht nach diesen Mengen ohnehin nicht mehr. Aber die Karte bietet sowieso nur allerlei Belangloses zwischen diversen Eisgerichten und Roter Grütze. Da ist man mit einem Schnaps, der in diesem Fall auf's Haus geht, deutlich besser bedient.
Getränketechnisch ist man hier mit Bier deutlich besser aufgehoben als mit Wein. Warum ich in Flensburg allerdings Bitburger trinken muss, muss ich wohl nicht verstehen.
Das war also die Fischperle, das vermeintlich beste Fischrestaurant Flensburgs. Dass ich hier keine gourmetmäßige Raffinesse erwarten würde, war mir schon klar. Und gegen rustikale, deftige Küche habe ich auch gar nichts einzuwenden. Trotzdem hat mich das hier ziemlich unbefriedigt zurück gelassen. Den Gerichten hätte etwas Beschränkung schon gut getan. So war es einfach nur viel. Ordentlich ja, aber vor allem viel. Das macht dann irgendwann einfach keinen rechten Spaß. Und was soll die bescheuerte Wassermelone bei nahezu jedem Gericht?
Atmosphärisch war das leider auch nur ein sehr eingeschränktes Vergnügen. Abgesehen vom viel zu kleinen Tisch, den wir erst mal leer räumen mussten, um überhaupt alle drei Hauptgerichte zu platzieren, verströmt das Restaurant eine seltsame Mischung aus Kantine und Kombüse.
Der nächste Besuch in Flensburg kommt also definitiv erst wieder, wenn in Glücksburg kein Urlaub mehr ist. Da findet sich dann auch die richtige Perle.
Hoch im Norden. Ganz weit hoch im Norden. Danach kommt nur noch Dänemark. Eine Freundin ist nach Flensburg gezogen und nach nahezu 20 Jahren ist das also die Gelegenheit, mal wieder Fördeluft zu schnuppern.
Die gastronomische Landschaft, die etwas gehobene zumal, ist allerdings arg überschaubar. Ein paar Kilometer entfernt in Glücksburg gibt es mit Dirk Luthers „Meierei“ ein großartiges Zweisterne-Restaurant, das wir vor 3 Jahren schon einmal besucht hatten. Gerne hätten wir einen Abend dort verbracht. Die sommerlichen Schließzeiten verhindern... mehr lesen
3.0 stars -
"Fische für Bauarbeiter" tischnotizenHoch im Norden. Ganz weit hoch im Norden. Danach kommt nur noch Dänemark. Eine Freundin ist nach Flensburg gezogen und nach nahezu 20 Jahren ist das also die Gelegenheit, mal wieder Fördeluft zu schnuppern.
Die gastronomische Landschaft, die etwas gehobene zumal, ist allerdings arg überschaubar. Ein paar Kilometer entfernt in Glücksburg gibt es mit Dirk Luthers „Meierei“ ein großartiges Zweisterne-Restaurant, das wir vor 3 Jahren schon einmal besucht hatten. Gerne hätten wir einen Abend dort verbracht. Die sommerlichen Schließzeiten verhindern
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Die gastronomische Landschaft, die etwas gehobene zumal, ist allerdings arg überschaubar. Ein paar Kilometer entfernt in Glücksburg gibt es mit Dirk Luthers „Meierei“ ein großartiges Zweisterne-Restaurant, das wir vor 3 Jahren schon einmal besucht hatten. Gerne hätten wir einen Abend dort verbracht. Die sommerlichen Schließzeiten verhindern dies indes. Also den Online Guide Michelin befragt – er weist exakt 1 (in Worten ein!) Restaurant für Flensburg aus. Ein Burgerrestaurant. Der Michelin ist auch nicht mehr, was er mal war.
Also geben wir unser kulinarisches Schicksal ganz in die Hände unserer Freundin und vertrauen ihrer Empfehlung, die „Jessens's Fischperle“, hübsch gelegen an der Hafenpromenade, als das beste Fischrestaurant der Stadt preist. Zugegeben: sie ist mit dem Inhaber persönlich befreundet, aber tatsächlich scheint die Reservierungssituation diesen Ruf zu bestätigen.
Für den folgenden Tag um 18 Uhr – eine Zeit, die ich für gewöhnlich mit Altersheim-Abendmahlzeiten verbinde – ist nur noch mit Ach und Krach etwas zu bekommen, danach sowieso nicht mehr. Selbst die mittlerweile etwas arg frische Terrasse füllt sich zu dieser Zeit erheblich. Wir bevorzugen den Aufenthalt im Warmen und sind etwas konsterniert, als wir zu dritt an einem Tisch von etwa 60 x 60 cm maximal platziert werden. Gemütlich ist anders.
Der Service ist flott, effizient und leidlich freundlich. Die Karte ist üppig mit mehr als 70 Positionen, dazu noch einige Tagesempfehlungen auf der Tafel. Dass der Fisch frisch ist, will ich in dieser Lage glauben, nicht nur, weil es in der Karte ausdrücklich vermerkt ist. Lediglich Garnelen würde man als TK zukaufen. Soll mir recht sein – hatte ich eh nicht vor zu bestellen.
Ich starte mit der friesischen Bouillabaisse. Die bietet exakt das, was die Karte verspricht. Reichhaltige Fischeinlage, Krabben und eine Gemüsebouillon. Optisch macht das allerdings nicht viel her. Mit Bouillabaisse verbinde ich halt doch immer noch eine eher rot von Krustentieren und Safran gefärbte intensive Fischsuppe. Irgendwie habe ich das wohl mit der Gemüsebouillon überlesen. Der Fisch ist in Ordnung, die Suppe fettig und geschmacksarm. Auch die hausgemachte Aioli kann da nichts retten. Sie ist ebenso schwachbrüstig wie die Suppe und so weit von einer Rouille entfernt wie die Sonne vom Mond.
Meine bessere Hälfte gönnt sich hausgebeizten Lachs mit Orangensenf und Rösti als Vorspeise. Beim Kräuterrührei vermisse ich die Kräuter und ein zusätzliches Salatbouquet macht dies zu einer ausgewachsenen Mahlzeit. Wir ahnen, dass es bei diesen Portionen unter Umständen problematisch werden könnte, mehr als einen Gang zu bestellen. Ansonsten ist an dem Gericht nicht viel auszusetzen.
Für mich geht es weiter mit Flensburger Pannfisch. Das sind im wesentlichen vier Fischfilets, die recht ordentlich gebraten sind. Identifizieren kann ich sie nicht wirklich, angesagt werden sie auch nicht. Dazu gibt es Wirsing in einer guten Senfsauce, etwas kross gebratenen Speck, erneut Rührei (was haben die hier nur andauernd mit so viel Eiern??) und einer unmotivierten Scheibe Wassermelone als Deko. Separat im Schälchen noch Bratkartoffeln, die mit Speck und Zwiebeln gebraten sind. Das ist wahrlich kein Teller für Cholesterinfanatiker. Mein Kardiologe wäre not amused...
Mein Mann hat Lust auf den Flensburger Heringsschmaus. Neben einem Brathering, Matjesfilet nach Hausfrauen Art und Bismarck-Hering finden sich noch Rote Bete und Bratkartoffeln auf dem reichhaltig bestückten Teller. Ach ja – und eine unmotivierte Scheibe Wassermelone. Auch hier ist die Qualität nicht zu beanstanden, aber nach dem Lachsteller muss sich auch der kräftige Mahlzeiten erprobte beste Ehemann der Welt mächtig anstrengen, nichts zurück gehen zu lassen.
Unsere Freundin, von Haus aus eine eher schmale Esserin, begnügt sich nach dem Verzicht auf die Vorspeise mit der norddeutschen Spezialität einer Gambarettipfanne. Heißt das wirklich so? Auf diversem Grillgemüse mit Parmesan finden sich eine Handvoll Garnelen. Im Schälchen dabei etwas Süßkartoffelgratin, das etwas arg pampig mit Käse überbacken ist. Ach ja – und eine unmotivierte Scheibe Wassermelone. Ich habe das nicht probiert, aber angeprickelt hat es mich alles schon optisch nicht. Unsere Freundin war aber – leidlich – zufrieden.
Nachtisch geht nach diesen Mengen ohnehin nicht mehr. Aber die Karte bietet sowieso nur allerlei Belangloses zwischen diversen Eisgerichten und Roter Grütze. Da ist man mit einem Schnaps, der in diesem Fall auf's Haus geht, deutlich besser bedient.
Getränketechnisch ist man hier mit Bier deutlich besser aufgehoben als mit Wein. Warum ich in Flensburg allerdings Bitburger trinken muss, muss ich wohl nicht verstehen.
Das war also die Fischperle, das vermeintlich beste Fischrestaurant Flensburgs. Dass ich hier keine gourmetmäßige Raffinesse erwarten würde, war mir schon klar. Und gegen rustikale, deftige Küche habe ich auch gar nichts einzuwenden. Trotzdem hat mich das hier ziemlich unbefriedigt zurück gelassen. Den Gerichten hätte etwas Beschränkung schon gut getan. So war es einfach nur viel. Ordentlich ja, aber vor allem viel. Das macht dann irgendwann einfach keinen rechten Spaß. Und was soll die bescheuerte Wassermelone bei nahezu jedem Gericht?
Atmosphärisch war das leider auch nur ein sehr eingeschränktes Vergnügen. Abgesehen vom viel zu kleinen Tisch, den wir erst mal leer räumen mussten, um überhaupt alle drei Hauptgerichte zu platzieren, verströmt das Restaurant eine seltsame Mischung aus Kantine und Kombüse.
Der nächste Besuch in Flensburg kommt also definitiv erst wieder, wenn in Glücksburg kein Urlaub mehr ist. Da findet sich dann auch die richtige Perle.