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GastroGuide-User: marcO74
marcO74 hat Restaurant Sto Castello in 76870 Kandel bewertet.
vor 8 Jahren
"Griechische Plattenkulinarik im Herzen von Kandel"
Verifiziert

Geschrieben am 29.11.2015 | Aktualisiert am 29.11.2015
Besucht am 28.11.2015
Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich beim alteingesessenen Kandeler Griechen „Sto Castello“ zu Gast war. Der Grund für meine längere Abstinenz war nicht das Essen oder das Ambiente – denn beides hebt sich klar vom üblichen griechischen Gastro-Einheitsgyros ab – sondern die nervige Art des Oberkellners, der mich beim letzten Besuch mit völlig unangebrachten, teilweise echt peinlichen Bemerkungen zutextete, so dass wir uns damals am Tisch zu Recht fragten, ob er wohl noch alle Gurken im Tsatsiki hat.
 
Deshalb wurde unsere gestrige Spontanidee nach sportlicher Ertüchtigung von einem etwas unguten Gefühl im Vorfeld begleitet, schreckte uns aber nicht ab, das zentral in Kandel gelegene Traditionslokal mal wieder aufzusuchen. Und gleich vorab: unsere erste Voreingenommenheit wich sehr schnell einer richtigen Erleichterung, als wir feststellten, dass der besagte  Service-Chef nicht zugegen war. Es war ziemlich voll an diesem Samstagabend, aber das ist für dieses Restaurant nicht ungewöhnlich. Einige größere Gesellschaften (vllt. erste Weihnachtsfeiern) tafelten an zusammengeschobenen Tischreihen. Ein Platz im hinteren Bereich des Lokales mussten wir dankend ablehnen, da uns dort einfach zu viel los war. Wir wurden an einen Zweiertisch direkt am Eingang platziert, nicht unbedingt der beste Standort, da mit den entschwindenden Raucher auch ordentlich Kaltluft hereinzog.

Das Innere des Lokals wirkt trotz der Größe gemütlich. Dem vorderen Gastraum mit ca. 5 oder 6 Tischen folgt eine lange Theke, der gegenüber ein paar Tische mit bequemen Wandbänken folgen. Schließlich gibt es noch den bereits erwähnten hinteren Bereich, in dem auch größere Gruppen Platz finden. Die Unterteilung der Räumlichkeiten ist stimmig und sinnvoll. Die Geräuschkulisse ist hier zwar nicht besonders niedrig, wird aber durch diese Einteilung zumindest ganz gut kanalisiert. Man verzichtet weitgehend auf griechische Stilelemente aus Pappmaché und versucht durch eine warme Beleuchtung die Leute bei Laune zu halten. Am besten gelingt das in den nischenartig angelegten „Sitzabteilungen“ gegenüber vom Ausschankbereich. Hierhin hat man uns nach dem Verzehr unseres Standardvorspeisensalates dankenswerter Weise verfrachtet. Der sehr freundlich und aufmerksam agierende Service hatte ein Einsehen mit unserer nicht gerade optimalen Platzwahl.

Die Speisekarte ist – wie man das von griechischen Gasthäusern kennt – sehr reichhaltig angelegt. „Ob Lamm, Schwein oder Rind – alles wird gegrillt!“ So das Motto auch hier. Auffällig viele Spieß-Variationen tummeln sich in der fleischlastigen Karte. Aber auch jede Menge Meeresgetier findet seinen Weg auf die schicken Tellerovale, die mit ihrem leicht erhöhten Rand schön angerichtet aus der Küche getragen werden. Auf der Schiefertafel mit den Tagesempfehlungen stand gegrillter Oktopus oder Dorade im Ganzen. Für Fischliebhaber definitiv eine Alternative. Daneben existiert ein opulentes Vorspeisenangebot (gegrillte Peperoni, panierte Muscheln, Tintenfisch-Salat etc.), das auch Gästen mit kleinem Hunger eine solide Auswahl bietet. Herausragend: der Castello-Spieß mit Schweinelende, Pute und Rinderfilet (inkl. einem Metaxa-, Pfeffer- und Käsesaucen-Dreierlei) für 17,90 Euro. Wie bei den anderen Platten- und Teller-Varianten lassen sich auch die Beilagen nach Wunsch zusammenstellen. Und ein Salat kommt sowieso vorweg. Die Portionsgrößen im Sto Castello lassen sich als „ordentlich pfälzisch“ bezeichnen. Da geht keiner hungrig raus. So auch wir nicht.

Die von uns bestellte Saloniki-Platte (32,80 Euro) für zwei ausgehungerte Badmintonspieler hatte gehörig Grillfleisch auf ihrer metallenen Oberfläche zu bieten. Dieses war zudem mit diversen Saucen (Bratensoße, Hollandaise und andere Kalorieninhaber), etwas Gemüse (Brokkoli und Blumenkohl, der noch bissfest war!) und Zwiebeln sehr geschmackvoll angerichtet. Die mediterran gewürzten Bifteki wurden mit einer Scheibe geschmolzenem Käse serviert, während auf den beiden Koteletts von der Lammkrone aromatische Knoblauchraspel für Geschmacksakzente sorgten und das perfekt gegrillte Lammfleisch adäquat abrundeten. Der Gyros war wie üblich mittig platziert und derart knusprig und lecker gewürzt, dass er sogar den vom Landauer Kultgriechen „Olympia“ in den Schatten stellte. Ich war mehr als positiv überrascht. Die Hähnchenbrustfilets waren tadellos. Die Käse-Sauce (Hollandaise) ging dem Saft der frisch gegrillten, marinierten Fleischstücke eine richtig intensive Geschmacksliaison ein. Da ließen sich die mit Schafskäse bedeckten Bratkartoffelchips hervorragend durchziehen. Die saftigen Schweinespieße waren auf den Punkt gegrillt und harmonierten gut mit dem fruchtigen Tomatenreis. Ich gebe zu, dass ich mit dem Schweinesteak letztendlich meine Mühe hatte, was aber am bereits fortgeschrittenen Sättigungsgrad lag.

Ganz entgegen dem Udo-Jürgens-Klassiker verzichteten wir an diesem Abend auf griechischen Wein. Stattdessen wurden ein paar wirklich gut gemixte Radler (mit badischem Hoepfner-Bier) geleert. Zwei Ouzo zum Verdauen rundeten dieses vorzüglich schmeckende griechische Essen ab. Die zuvorkommende Bedienung ließ frühere Erlebnisse an gleicher Stelle vergessen machen. Der nächste Besuch wird deshalb nicht lange auf sich warten lassen.
DETAILBEWERTUNG
Service
Sauberkeit
Essen
Ambiente
Preis/Leistung


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